Kapitel 1. Das Internet

Inhaltsverzeichnis

1.1. Wesentliche Eigenschaften der internet-Technologie
1.2. Entwicklung des Internet
1.3. Organisation des Internet
1.3.1. Standards
1.3.2. Netztopologie
1.4. Probleme und Kritik des Internet
1.4.1. Kapitalismus und/oder Innovation:
1.4.2. Der Staat
1.4.3. Kollektive Vereinzelung:

Das Internet ist das weltweit größte Datenübertragungsnetz, das auf internet-Technologie basiert.

Als Grundlage für die Darstellungen seiner organisatorischen und gesellschaftlichen Dimensionen, folgt zunächst ein kurzer Blick auf die zentralen Merkmale der Technologie des Internet und dessen Entwicklung. Dabei ist Internet mit großem I "das" Internet, während "internet" mit kleinem i ein beliebiges Datenübertragungsnetz meint, das internet-Technologie verwendet, unabhängig davon, ob eine Verbindung zu "dem" Internet besteht oder nicht. Das englischsprachige Wort "internet" kann als Zusammenziehung von "interconnected networks" gelesen werden, meint also miteinander verbundene Netzwerke, ein Netz von Netzen.

1.1. Wesentliche Eigenschaften der internet-Technologie

In einem internet werden digitale - also perfekt kopierbare - Daten übertragen. Zusammengehörige Daten werden in kleine Pakete aufgeteilt und unabhängig voneinander zu ihrem Ziel transportiert (paketorientiert). Die Paketorientierung war eine revolutionäre technologische Neuerung gegenüber der Leitungsorientierung des klassischen Telefonnetzes. Ein internet funktioniert unabhängig vom Übertragungsmedium (Telefonleitung, Funk, ...) und ermöglicht beliebige Verbindungen zwischen allen angeschlossenen Geräten (hosts). Herstellerneutrale, offene Standards sorgen dafür, dass Geräte und Programme unterschiedlicher Hersteller zusammen funktionieren. Diese offene Netzwerkarchitektur und das Fehlen von Verknappungsinstanzen, wie staatliche Lizenzvergabe oder ganz allgemein Monopole ermöglicht das quantitative Wachstum. So erfordert die Einbindung eines neuen internet in "das" Internet lediglich drei Schritte:

  1. Herstellen einer Verbindung.
  2. Vergabe eindeutiger Adressen an den neuen Teil des Internet.
  3. Bekanntmachung der neuen Verbindung und der darüber erreichbaren Adressen.

Der Clou: das neue internet, das dadurch Teil des großen Internet geworden ist, kann nun seinerseits weitere, bisher abgekoppelte in "das" Internet assimilieren.

Das quantitative Wachstum des Internet ist nicht ohne qualitatives Wachstum denkbar. Die Integration immer neuer Techniken, wie aktuell z.B. die Internettelefonie, ist einerseits eine Reaktion auf quantitatives Wachstum (Anzahl der hosts und der TeilnehmerInnen, verfügbare Bandbreite und Rechenleistung), andererseits auch die Voraussetzung für qualitatives Wachstum. Rückgrat des qualitativen Wachstumsprozesses wiederum ist der offene Standardisierungsprozess. Aber nicht nur technologische Qualitätssprünge wechselwirken mit quantitativen, auch organisatorische, wie in der ersten Hälfte der 1990er der Übergang vom überwiegend staatlich finanzierten Forschungsnetz zum marktförmig kommerziellen, das heißt in unserer Epoche: kapitalistischen Internet.