last update: 10.3.2003

Nachrichten aus Chiapas, Mexiko, Solidaritätsbewegung...

bis März 2003



DIE RÄUMUNGEN IN MONTES AZULES WERDEN FORTGESETZT

La Jornada 20. Februar 2003

Der Umweltbevollmächtigte weist darauf hin, dass die Verwüstungen des Urwalds andauern.


Der Umweltbevollmächtigte José Campillo García gab bekannt, dass es in den nächsten Wochen weitere "Umsiedlungen" von irregulären Siedlungen im Biosphärenreservat Montes Azules (Chiapas) geben wird, einem der letzten Bollwerke des Urwalds des Landes.

Er sagte, es gibt einige Fälle von Viehzüchtern, die sich dort niedergelassen haben und die Urwaldareale verwüstet haben, weswegen man einen juristischen Prozess einleiten werde.

Er führte aus, dass die Leute, die am vergangenen 19. Dezember friedlich das Naturschutzgebiet verlassen haben, nach Comitán überführt wurden, und dass man geplant hatte, dass sie auf einem Grundstück arbeiten, das Eigentum des Ministeriums für Umwelt und Naturressourcen (Semarnat) ist, aber "unglücklicherweise hat die Gemeinde von Amatenango del Valle sie zurückgewiesen".

Er gab an, dass es immer noch Gemeinden gibt, die "umzusiedeln" sind und dass einige andere dauerhaft in dem Reservat bleiben werden, da sie seit über 20 Jahren dort niedergelassen sind. "Man muss ihnen ihren weiteren Verbleib versichern, damit sie sich nicht bedroht und belästigt fühlen. In anderen Fällen muss man verhandeln, weil diverse [Gemeinden] zu einer Umsiedlung bereit sind, vorausgesetzt, dass man die Übereinkünfte in der Frage der Zurverfügungstellung von Ländereien, Infrastruktur und produktiven Projekten erfüllt, die man auf sich genommen hat", sagte er.

Er fügte hinzu, dass es eine andere Gruppe gibt, "die nichts mit Vertriebenen zu tun hat, weder mit indigenen Gemeinden noch mit der EZLN, sondern dass sie schlicht und einfach gekommen sind, um zu roden. Es sind Viehzüchter aus anderen Regionen, die dem Reservat einen ernsten Schaden zufügen und gegen die man legale Wege zu ihrer Räumung suchen muss und sie außerdem anweisen muss, da sie ein Delikt begehen". Er präzisierte nicht, wann sie die Räumungen fortsetzen werden, aber "es wird einen günstigen Moment dafür geben, weil die Entwaldungsprozesse weiter ansteigen".

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(Übersetzung: Gruppe B.A.S.T.A.)


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Regierung entwickelt Plan gegen EZLN Anhänger

Hermann Bellinghausen La Jornada, 1. Februar 2003

San Cristobal de Las Casas, Chiapas., 31 Januar. Die Bundesregierung hat in den letzten Monaten einen "Aktionsplan" entwickelt, um Mitglieder und Sympathisanten der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung in der Einflusszone der bewaffneten Bewegung festzunageln, einzuschränken, zu leugnen, zu diskreditieren und gerichtlich zu verfolgen.

Der Plan wurde wahrscheinlich vom Zentrum für Ermittlung und Nationale Sicherheit (CISEN) und dem Verteidigungsministerium (SEDENA) für das Regierungsministerium ausgearbeitet. Seit September 2002 wurden vier "Aktionsbereiche" für die Grupo Chiapas umrissen, die Regierungsorganisation, die von den zwei erwähnten Ministerien einberufen wurde und während der Fox Regierung ihre Funktion aufgenommen hat.

"Mit dem Ziel den Aktivismus der EZLN zu limitieren und die Konfiguration eines Szenarios wie in Dezember 1997 zu verhindern, als die Ereignisse von Acteal bekannt wurden, wird ein Aktionsplan vorgeschlagen, der unter einer integralen Vision (aufgeteilt in vier Bereiche: Politik, Soziales, Kommunikation und Recht und Sicherheit) die Wiederherstellung des Rechtsstaates in einer ersten Etappe erlaubt", erklärt das Dokument der institutionellen Aufstandsbekämpfung, das wie durch diverse Fakten bestätigt, die Handlungen der Regierung hinsichtlich des Chiapas Konfliktes und das Fehlen eines Abkommens oder von Verhandlungen mit der EZLN bestimmt hat.

Der politische Bereich des Planes sieht zunächst "die Desartikulation der Strategie der Anfeindung, Provokation und Denuncias der bewaffneten Gruppe und ihrer Organisationen" vor, und beschuldigt die EZLN ohne jegliche Grundlage der "Eskalation von Gemeindekonflikte vor symbolische Jahrestage, wie dem 12. Oktober, dem 22. Dezember und dem 1. Januar".

Zu den vielen "Vorteilen" des Plans gehört die "Schwächung der EZLN Unterstützungsbasen", obwohl die Regierung unter ihren allgemeinen Zielen auch vorschlägt "erneut zum Dialog aufzurufen, mit einer neuen Verhandlungsstrategie angesichts des Urteils des Obersten Gerichtshofes", mit dem die Anfechtungen von 300 chiapanekischen Bezirke gegen das indigene Gesetz abgelehnt wurden. Über dieses Ziel enthält der Plan keine einzige Zeile. Ganz im Gegenteil. Die meisten Seiten sind dem Entwurf einer neuen Strategie gewidmet, mit der die Denuncias und Aktionen der Zapatisten, NGO und "verwandter sozialen Organisationen" eingeschränkt werden sollen.

Sowohl die Bundes- als auch die Staatsregierung von Chiapas sind auf alle Aktionsebenen beteiligt. Während der Sitzungen von Grupo Chiapas in September und Oktober wurden Diagnosen der "Fortschritte und Hindernisse der angewendeten Programme im Bundesstaat Chiapas" vorgestellt, im Rahmen einer gemeinsamen Analyse des SEDENA und CISEN über "die Hauptkonflikte, die durch die Strategie der EZLN verursacht werden".

Beteiligt an dieser inter-institutionellen Kommission, die das politische Vorgehen in dem Konflikt mit den indigenen Rebellen definiert, sind die Ministerien für Soziale Entwicklung, Bildungswesen, Agrarreform, Kommunikation und Transport, Finanzen, Aussenpolitik, Landwirtschaft, Umwelt, Marine, zusätzlich zum PGR, die Büros des Friedensbeauftragten und das Präsidentenbüro, sowie die Regierung von Chiapas.

Bei der Umsetzung dieses "politischen Bereiches" konnte die Regierung auf die Mithilfe einer "Unterstützungskoalition" zählen. An dieser beteiligt ist der Koordinationsrat der Unternehmer, der Arbeitskongress, der permanente Agrarkongress, die Koordinatoren der parlamentarischen Fraktionen der PAN und der PRI im mexikanischen Kongress, und "die wichtigsten TV- und Radiosender und Tageszeitungen, die mit der EZLN nicht sympathisieren".

Der Friedensbeauftragte, Luis H. Alvarez, wurde angewiesen seine "Besuche in der Konfliktzone aufrechtzuerhalten", was er bis heute getan hat, obwohl er von den Rebellen beschuldigt wird für Zwecke der Aufstandsbekämpfung" Geld zu verteilen".

Auf Bundesstaatsebene und "unter Nutzung der Existenz" der Chiapas Koordinationsgruppe (für Sicherheitsfragen) und der Kommission für Landwirtschaft und Umwelt (für Montes Azules), wurde in 2002 , nicht ohne interne Widersprüche, die Lokale Grupo Chiapas gebildet.

Der Plan für die Räumung der Gemeinden in Montes Azules, der im letzten Dezember in der Region Ixcál demonstriert wurde, und zumindest im Dorf Lucio Cabañas Anwendung fand, wurde von der Kommission für Landwirtschaft und Umwelt ausgearbeitet und folgt den allgemeinen Richtlinien der Strategie der Fox Regierung für die Eindämmung der zapatistischen Bewegung.

Der soziale Bereich des Aktionsplanes betrifft die Verteilung von Finanzmittel und soziale Programme "unter Vermeidung von Interferenzen mit der bewaffneten Gruppe". Für die Schaffung "institutioneller Räume für eine Übereinkunft", erwägt die Grupo Chiapas "die Organisierung der profitierenden Bevölkerung als Gegenkraft zum radikalen Aktivisimus der EZLN Unterstützungsbasen".

Bei der Umsetzung dieser Ziele tritt der dritte Bereich des Planes in Aktion: "soziale Kommunikation", dessen Hauptziel es ist "ein günstige öffentliche Meinung für die Konfliktstrategie der Regierung zu fördern, um die Verzerrungen der EZLN verwandten Organisationen zu widerlegen".

Darüberhinaus versucht man zu "erklären, dass es in Chiapas keine paramilitärischen Gruppen gibt" (obwohl das Dokument gleich daraufhin die Existenz von "Schockgruppen für Aufstandsbekämpfung" zugibt). Ein anderes Ziel ist es "die Eskalation der Anschuldigungen der EZLN verwandten Organisationen gegen Regierungsbehörden einzudämmen".

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Rückkehr von Gewalt und Furcht in Chiapas

Hermann Bellinghausen La Jornada, 6.Februar 2003

San Cristobal de las Casas, Chiapas, 5. Februar. Auf einmal sind die Gewalt und ihre Schreckgespenster wieder da. Was sagt es über die Lage aus, wenn der Bischof von San Cristóbal de las Casas, Felipe Arizmendi, und der Generalstaatsanwalt von Chiapas, Mariano Herrán, darin übereinstimmen die mexikanische Armee zu rufen um in gewisse indigene Regionen die Ordnung wiederherzustellen? Und wenn das State Department in Washington Gouverneur Pablo Salazar Mendiguchía auffordert das Militär zu mobilisieren, um in einer bestimmten zapatistischen Gemeinde die Ordnung wiederherzustellen und die angeblich bedrohten Interessen von US Bürger zu beschützen?

Welche Botschaft vermitteln die Verlautbarung von Pedro Chulín (PRIistischer Lokalabgeordneter und Anführer einer paramilitärischen Organisation im Norden der Selva Lacandona), der zufolge die Toten der Chamula Gemeinde Tres Cruces (in der es keine Zapatisten gibt) "auf das Konto der EZLN" gehen würden, und die Anschuldigungen der Kirchlichen Evangelischen Allianz von los Altos, die behaupten die Zapatisten würden ihre Gläubigen, die ebenfalls Chamulas sind, einschüchtern?

Die Welt muss wirklich verrückt geworden sein, wenn die traditionellen Katholiken (und PRIistas) von San Juan Chamula fähig sind in ein Kommunique zu verkünden, dass wenn das Problem von Tres Cruces nicht gelöst wird, "das Dorf gezwungen sein wird das Gesetz der Rache anzuwenden, was zu einem bedauernswerten zweiten Acteal führen könnte". Dessen erste Version übrigens ebenfalls von Angehörige der PRI ausgeführt wurde.

Auf einmal wird für die öffentliche Meinung ein Bild geschaffen, in dem die Trennlinien zwischen Vergeltungsaktionen der Chamula Mafias, Provokationen von US Bürger gegen indigene Zapatisten und dem Druck des Koordinationsrates der Unternehmer "in Montes Azules das Gesetz anzuwenden" und alle dort befindlichen Gemeinden zu räumen verschwimmen.

Die Verlautbarung des US State Departments, das seine Bürger davor warnt nach Chiapas zu reisen, weist sie präzise an "Reisen an Orte zu vermeiden, die für Konflikte bekannt sind, einschließlich der Landgegend im Osten von Ocosingo und der gesamten südöstlichen Selva Region östlich von Comitan". Der benachbarte Bezirk San Juan Chamula wird mit keinem Wort erwähnt, aber der Regierungssekretär von Chiapas, Emilio Zebadúa, versuchte es so zu interpretieren, dass die Morde von Chamula die wirklichen Gründe für das sind, was Gouverneur Salazar Mendiguchía als eine "Diskreditierungskampagne" der US-Behörden gegen den Bundesstaat Chiapas bezeichnet hat.

Während sie auf den Ausbruch ihres Irak Krieges wartet, zeigt sich die US Regierung über die Selva Lacandona besorgt und drängt die mexikanische Regierung repressive und militärische Maßnahmen zu ergreifen.

Und als ob das noch nicht genug wäre um die Luft von Chiapas ausreichend anzufachen, vermehren sich die Aussagen über das Erscheinen bewaffneter Gruppen. Wo? Zwischen dem Osten von Ocosingo und der südöstlichen Selva Region östlich von Comitán. Aber darauf macht Washington seine Bürger nicht aufmerksam. Ganz in Gegenteil.

Gruppen von Männer, bewaffnet mit Gewehre und mit schwarze Uniformen und bedeckte Gesichter sind in den vergangenen Tage von zahlreichen Indigenas zwischen Ocosingo, Altamirano und Comitán gesichtet worden. EZLN Unterstützungsbasen in den autonomen Bezirken Francisco Gómez, Ernesto Che Guevara und Vicente Guerrero werden von diese Gruppen eingeschüchtert.

Im letzten Fall haben die Campesinos das Wiedererscheinen einer Angreiferbande festgestellt, die als Los Puñales (die Dolche) bekannt sind, die als aufgelöst galten, und seit 1997 mit andere paramilitärische Gruppen in Verbindung gebracht wurden. Ihre Mitglieder wurden bewaffnet und uniformiert innerhalb und außerhalb ihres Schlupfwinkels in La Floresta (zwischen Amatenango del Valle und Comitán) gesichtet, und haben im letzten Januar bereits einen Campesino erschossen.

Zwischen Cuxuljá und Ocosingo wurde ein zapatistischer Indigena von bewaffnete Männer entführt, unter Drogen gesetzt , und verhört. Am Eingang zum Tal von Patihuitz haben EZLN Unterstützungsbasen ebenfalls mehrere "Erscheinungen" gemeldet, die alle darauf hinweisen, dass die Gruppe ihre Präsenz bekannt machen will.

Bei dieser Region von Ocosingo-Altamirano handelt es sich zufälligerweise um die gleiche Gegend, die im letzten September von den Geheimdiensten für die Funktionäre der Grupo Chiapas (die halbe Fox Regierung und die gesamte Staatsregierung von Chiapas) fast ausschließlich dokumentiert worden ist, wobei ein Panorama entworfen wurde, das die Autonomen Gemeinden als "Verursacher" aller Konflikte hinstellt.

Diese Dokumentation erwähnt nicht, dass die Morde an vier indigene zapatistische Unterstützungsbasen im letzten August (drei davon in Ocosingo und Altamirano) weiterhin unbestraft bleiben, und dass die Mörder in alle Fälle identifiziert sind (obwohl die drei "vermutlichen" Mörder als "Akteure" des Mordes in Altamirano erwähnt werden, wobei klar gemacht wird, dass zwei von ihnen zur PRD gehören, und immer sich immer auf der Flucht befinden würden)

Wo in all dem bleibt Chamula? In diesem Szenario, in dem indigene PRIistas verantwortungslos mit einem "zweiten Acteal" drohen, während diverse Persönlichkeiten frivole oder geladene Forderungen machen, die Mexikanische Armee hierhin oder dorthin zu "stellen", kann man leicht vergessen, dass wenn es in den indigenen Gebieten von Chiapas etwas in Überfluss gibt, dann sind das militärische Truppen, Quartiere und Gefängnisse. Und dass die Regierung weiterhin eine Politik der Aufstandsbekämpfung mit "sozialem" Charakter anwendet, um die Rebellen "einzudämmen" und zu "schwächen" (obwohl sie diese gleichzeitig auch als "legitim" bezeichnet), anstatt Abkommen zu erfüllen und Voraussetzungen für den Frieden zu schaffen

* * * (übs. von Dana)




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Montes Azules

Die Bewohner von 40 Dörfern in Montes Azules sehen sich seit Anfang 2003 insgesamt 20 Strafanzeigen ausgesetzt. Die Lacandonen haben sie wegen Besitzentäußerung und die Föderale Staatsanwaltschaft für Umweltschutz (PROFEPA) haben sie wegen Umweltzerstörung angezeigt. ARIC Independiente und die EZLN haben angekündigt, dass sie die geplanten Vertreibungen nicht zulassen werden. Die ehemaligen Bewohner des im Dezember 2002 geräumten Dorfes Lucio Cabañas befinden sich noch immer in Comitán in einem Übergangsheim. PROFEPA hat bislang seine Versprechungen nicht wahrgemacht, diesen Personen Land zur Verfügung zu stellen. Die Lacandonen haben unmittelbar nach der Räumung sämtliche Besitztümer der Geräumten zerstört. (Jornada, 06.01.2002, Melel, 07.+11.01.+02.02.2003, Zeugenaussagen der ehemaligen Bewohner von Lucio Cabañas, vom Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas aufgenommen)

Im November 2002 machten indigene Gemeinden in der Selva Lacandona das Eindringen von Ausländern in mehreren Jeeps bekannt. Es wurde vermutet, dass es sich hierbei um potentielle Interessenten an Land und Ressourcen handeln könnte. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass es sich um eine für Touristen organisierte Abenteuerreise der japanischen Firma Isuzu Challange unter dem Motto "Der Mensch und die Maschine gemeinsam für die Natur" gehandelt hat. (Melel, 17.12.2002)

Nach Auskunft des chiapanekischen Tourismusministers hat die Unternehmensgruppe Alquimia D, die bereits mehrere Touristenzentren in Mexiko besitzt, Interesse bekundet, ein weiteres Zentrum im Biospährenreservat Montes Azules zu eröffnen. (Melel, 17.12.2002)

Das Unternehmen San Martín Obispo, mit Sitz in DF, baut in der lacandonischen Gemeinde Najá ein Luxushotel, ohne jegliche Baugenehmigung zu besitzen. Wie ein Vertreter der Agrarstaats-anwaltschaft, Nestór Aguirre Espinosa, erklärte, ist nicht bekannt, welche Art von Vertrag das Unternehmen mit den Lacandonen, die im Besitz des Landes sind, unterzeichnet hat. (Melel, 18.12.2002)


Quelle: Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko (vielen Dank!), Bericht: Aktuelle Situation in Mexiko (Stand: 27.11.2002 - 17.02.2003) , versandt über Email-Liste Chiapas98
-> Bestellungen des Info-Abos an: pcl@nexgo.de
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PROCESO 13. Februar 2003

Die COCOPA verlangt, die EZLN in den Dialog über die Landwirtschaft einzubeziehen

Mexiko-Stadt. Aufgrund der Tatsache, dass die Agrarfrage eine der Ursachen für die bewaffnete Erhebung 1994 in Chiapas war, muss die Zapatistische Armee zur Nationalen Befreiung (EZLN) in den Dialog um eine Staatspolitik für die ländlichen Gebiete einbezogen werden, forderte die parlamentarische Kommission für Versöhnung und Befriedung (COCOPA).

Der turnusmäßige Präsident dieser pluralen legislativen Instanz, Rutilio Escandón, bat den Staatschef und die bäuerlichen Organisationen dringend darum, die Teilnahme der bewaffneten Gruppe an den Diskussionen, die zu einer eventuellen Unterzeichnung eines nationalen Abkommens über die mexikanische Agrarwirtschaft führen werden, zu erleichtern.

"Wegen der Wichtigkeit und der Bedeutung dieses Vorschlags informieren wir die EZLN von diesem Vorgang, den wir für einen wichtigen Schritt für die Lösung der Gründe, die den Konflikt verursachten, betrachten", berichtete der Abgeordnete der Partei der demokratischen Revolution (PRD).

Die Entschließung, mit der er das Staatsoberhaupt und die Campesino-Organisationen aufforderte, den Zapatistas Mitspracherecht im Dialog um eine Staatspolitik für das Land zu geben, wurde von allen SenatorInnen und Abgeordneten unterzeichnet, die Angehörige der COCOPA sind.

(übs. Gruppe B.A.S.T.A.)


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Die mexikanische Landwirtschaft in der Krise

Im Januar trat ein weiteres Kapitel des Freihandelsabkommens NAFTA in Kraft, nach dem nun fast alle landwirtschaftlichen Produkte zollfrei nach Mexiko eingeführt werden können. Seit Monaten demonstrieren nun die Bauernvereinigungen "El campo no aguanta más", CAP (Congreso Agrario Permanente) und die Confederación Nacional Campesina (CNC) sowie die Organisation El Barzón und fordern: 1. ein Moratorium und die Neuverhandlung der Landwirt-schafts-Paragraphen des NAFTA-Vertrages; 2. ein Notprogramm und ein langfristiges Programm für die mexikanische Landbevölkerung; 3. eine Reform des landwirtschaftlichen Kreditwesens (mexikanische Bauern bezahlen 2,5-fach höhere Zinsen als US-amerikanische Farmer); 4. eine Landwirtschaftspolitik, welche die Produktion von verbrauchersicheren, qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln fördert und 5. die Anerkennung der indigenen Rechte und Kultur. Präsident Fox hat sich noch nicht deutlich dazu geäußert, ob er für eine Revision von NAFTA eintritt oder nicht. Am 6. Februar wurde zwischen Regierung und Bauern im Innenministerium ein Dialog über die staatliche Landwirtschaftspolitik begonnen. Ziel der Regierung sei es, so Innenminister Creel, ein Nationales Abkommen für die Landwirtschaft zu erarbeiten. (Chiapas 98, 23.12.2002, aus: Mexico Solidarity Network (MSN), Mexico News and Analysis 2.-8.12.2002 und 9.-15.12.2002; Melel, 06., 07., 09., 14.01., 07.02.2003; Poonal Nr. 555, 14.01.2003)
Experten der UNAM betonten, dass rund 70% der kultivierbaren Fläche Mexikos (ca. 22 Mio. Hektar) extrem erodiert sind. Dies und die fehlende Unterstützung für die Landwirtschaft sind die Hauptursachen für die fast vollständige Abwanderung von Bauern. Etwa 80% der ländlichen Bevölkerung verlassen ihre Dörfer oder planen, dies zu tun. (Jornada, 08.01.2003)
Das Mitglied der Sonderkommission für Viehzucht, der PRI-Abgeordnete Jaime Mantecón, gab bekannt, dass die nationale Viehwirtschaft seit Inkrafttreten von NAFTA 64% ihrer Rentabilität verloren hat. Allein seit dem Jahr 2000 sei der Preis für mexikanisches Fleisch um 25% gesunken. (Melel, 12.01.2003)
Die US-amerikanische Organisation National Family Farm Coalition (NFFC), in der Tausende von Kleinbauern aus den USA zusammengeschlossen sind, hat Präsident Fox in einem Brief aufgefordert, die mexikanischen Bauern vor den Auswirkungen von NAFTA zu schützen. NFFC solidarisierte sich mit den mexikanischen Bauern und drückten ihre Kritik an NAFTA aus, seit dessen Einführung auch viele US-Bauern in die Krise geraten seien. (Melel, 17.01.2003)
Nach einem Treffen zwischen mexikanischen und US-amerikanischen Abgeordneten am 5. und 6. Februar, akzeptieren der Präsident der Agrarkommission im US-Repräsentantenhaus, Bob Goolate, und der Präsident der Agrarkommission im US-Senat, Thad Cochran, das Agrarkapitel von NAFTA zu analysieren und evtl. zu modifizieren. Grund für diese Bereitschaft ist die große Sorge der US-Regierung, dass die Krise in der mexikanischen Landwirtschaft zu einem Massenexodus von mexikanischen Bauern in die USA führen könnte. (Jornada, 09.02.2003)


Quelle: Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko, Bericht: Aktuelle Situation in Mexiko (Stand: 27.11.2002 - 17.02.2003)

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Mexikos Präsident Fox in Berlin

von studi - 30.01.2003 16:28

Mexikos Präsident Vincente Fox Quesada besuchte am heutigen Donnerstag die Humboldt-Universität zu Berlin. So ganz wohl fühlte er sich dabei nicht, denn im Foyer wurde er lautstark als Mörder begrüßt und ausgepfiffen.

Ein Polizeispalier im Foyer hielt die AktivistInnen mit den Transparenten gegen die Räumung von Montes Azules und "Todos somos Zapatistas" usw. auf Abstand, und Präsident Fox rannte ziemlich geduckt durch das Foyer, begleitet von Sicherheitskräften mit Regenschirmen und einem Troß mexikanischer JournalistInnen. Einem Aktivisten gelang es, ihm direkt "murderer" vor dem Senatssaal zuzuflüstern, "me?" fragte Fox erstaunt zurück. Er begann seine Rede mit der einleitenden Bemerkung, daß er es als sehr unangenehm empfunden habe, bei seiner Ankunft im Foyer als Mörder bezeichnet zu werden. Anschließend beglückte er die Anwesenden mit dem Lob der Globalisierungsprozesse und den Segnungen des gesamtamerikanischen Freihandelsabkommens ALCA.

Vor der Ankunft des mexikanischen Präsidenten durchsuchte ein Sprengstoffkommando die Räumlichkeiten, und ziemlich viele PolizistInnen in Uniform und zivil wimmelten durch die Universität. Der Präsident der Humboldt-Uni, Jürgen Mlynek, stellte sich auf die Treppe des Foyers und kündigte die Räumung des Foyers an. Das lassen wir uns nicht bieten, sagten sich die Studierenden, und so wurde ein Kompromiß ausgehandelt, daß die Herren und Damen in grün die Protestierenden zwei Meter zurückdrängten und weitere Uniformierte mit Helm sich als Spalier hinstellten. Dafür wurden die Ausgänge des Foyers von den breit grinsenden Zivilpolizisten mit einem Schlagstock verriegelt, niemand konnte mehr das Foyer verlassen oder betreten. Erst als Fox sicher im Senatssaal untergebracht war, konnten sich die Studierenden die Rede als Videoübertragung in einem anderen Saal ansehen.

Quelle: http://de.indymedia.org/2003/01/40127.shtml



Amnesty kritisiert Mexiko

BERLIN Vor dem Deutschland-Besuch des mexikanischen Staatspräsidenten Vicente Fox hat amnesty international gegen anhaltende Menschenrechtsverletzungen in dem Land protestiert. Trotz einiger Fortschritte seien Folter, Misshandlungen und willkürliche Verhaftungen auf Mexikos Polizeistationen weiter an der Tagesordnung, erklärte die Organisation gestren in Berlin. Auch würden Menschenrechtsaktivisten weiter bedroht und ermordet. Die Verantwortlichen für Folter und politischen Mord bleiben laut amnesty zumeist straffrei. Fox habe die versprochene Justizreform nicht umgesetzt, sondern mindestens 14 hohen Militärs wichtige Posten in der Justiz verschafft. Angesichts der "zunehmenden Militarisierung der Justiz" zweifelt amnesty am Willen der Regierung, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen.

taz 28.1.2003

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Dokumentation: Drohungen gegen Menschenrechtler in Chiapas

(San Cristobal de las Casas, 9. Januar 2003, poonal).- Wir, die unterzeichnenden Organisationen wollen unsere Sorge und Wut, aufgrund der Verfolgung und Bedrohungen unseres Genossen Ernesto Ledesma Arronte, Mitglieder des Zentrums für politische Untersuchungen der Sozial- und Wirtschaftsforschung CAPISE (Centro de Análisis Político de Investigaciones Sociales y Económicas), zum Ausdruck bringen. Diese abstoßenden Ereignisse lassen uns um die Sicherheit und Integrität seiner Person, seiner Familie und der anderer Mithelfer der Organisation fürchten.

Der erste Angriff geschah am 18. November 2002 als Ledesma abends nach Hause zurück kam, einen starken Gasgeruch bemerkte und feststellte, dass zwei Gashähne des Gasofens aufgedreht worden waren. Des weiteren fiel ihm auf, dass das Küchenfenster geschlossen war, obwohl er diesen Tag den Gasofen nicht benutzt hatte und extra das Fenster geöffnet hatte, bevor er das Haus verließ.

Am ersten Januar diesen Jahres war Ledesma mit Familienmitgliedern zusammen als morgens um 03.01 Uhr das Telefon klingelte. Das Telefon wurde von einem seiner Gäste abgenommen, der nur die Nachricht einer männlichen Stimme hörte: "Hurensohn, wir werden dich töten". Danach wurde die Verbindung sofort getrennt. Am Bildschirm des Apparates wurde angezeigt, dass der Anruf aus einer öffentlichen Telefonzelle kam.

Zwei Tage später als Ledesma vormittags um 10.30 Uhr in das Büro von CAPISE kam, bemerkte er dass die Tür halboffen war und innen niemand der anderen Mitglieder war, die außer ihm einen Schlüssel der Dienststelle haben. Bis jetzt kann nicht sicher gesagt werden, ob etwas entwendet wurde. Dies legt die Vermutung nahe, dass der Diebstahl nicht der eigentliche Grund des Einbruchs war.

Es ist wichtig klar zu stellen, dass die Arbeit der Genossen von CAPISE die Untersuchung und Enthüllung von Menschenrechtsverletzungen zum Ziel hat, unter anderem die Erklärung der Rolle der Armee und paramilitärischer Gruppen in der Provinz Chiapas.

Der Mangel an Sicherheitsgarantien für die Arbeit der MenschenrechtsverteidigerInnen in der Provinz und im gesamten Land ist keine neue Situation. Trotz des guten Willens der neuen Regierungen erleben wir immer wieder Verbrechen gegen ihre Arbeit, die nicht bestraft werden, wie zum Beispiel der Tod unserer Genossin Digna Ochoa.

Aufgrund dieser Ereignisse wollen wir, die unterzeichnenden Organisationen Folgendes erklären:

* Wir machen die Regierung des Bundes und der Provinz für die Sicherheit und Integrität des Genosse Ernesto Ledesma, seiner Familie und anderer Mitglieder von CAPISE verantwortlich.

* Wir fordern eine Untersuchung der oben genannten Tatbestände durch die Staatsanwaltschaft der Provinz. Sie muss baldmöglichst überzeugende und unwiderlegbare Ergebnisse über die Verantwortlichen dieser abstoßenden Vergehen vorlegen.

* Wir verlangen ein Ende der Angriffe gegen MenschenrechtsverteidigerInnenin der Provinz Chiapas und im ganzen Land.

Es unterzeichnen: Zentrum der Menschenrechte Fray Bartolomé de las Casas,A.C. (Centro de Derechos Humanos Fray Bartolomé de Las Casas, A.C.); Zivile Vereinigung (Enlace Civil), Melel Xojobal A.C.; CIDECI, Laneta in Chiapas, CIEPAC, Bürgerverband Chiapas (Alianza Cívica Chipas), Zentrum derIndianerrechte A.C. (Centro de Derechos Indígenas A.C.), Kommunalnetz derVerteidiger der Menschenrechte (Red de Defensores Comunitarios por losDerechos Humanos), EDUPAZ, A.C., Zentrum der Menschenrechte Fray PedroLorenzo de la Nada (Centro de Derechos Humanos Fray Pedro Lorenzo de la Nada, A.C.), SIPAZ, DESMI, A.C.

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Mexikos Bauern laufen Sturm
Von Gerold Schmidt

(Mexiko-Stadt, 19. Januar 2003, npl).- Als wütende Landwirte am 10.Dezember des vergangenen Jahres Absperrungen zum mexikanischen Abgeordnetenhaus niederbrachen und mit Pferden ins Parlament einritten, war die Entrüstung einiger Mandatsträger und der Regierung groß. Möglicherweise müssen sie sich in den kommenden Monaten auf weitaus heftigere Proteste einrichten. Immer mehr mexikanische Bauern laufen Sturm gegen die Agrarpolitik ihrer Regierung. Unter anderem fordern sie eine Neuverhandlung des Agrarkapitels im Nordamerikanischen Freihandelsvertrag NAFTA zwischen Mexiko, Kanada und den USA. Mit den heute (Montag, 20.01.) beginnenden Nationalen Aktionstagen zur Rettung der Landwirtschaft läuft eine neue Mobilisierungswelle der verschiedenen Bauernorganisationen an. Eine Doppelstrategie aus Verhandlungen und verschiedensten Prostestinitiativen soll Präsident Vicente Fox und sein Kabinett zu Zugeständnissen zwingen.

Vor allem die kleinen und mittelständischen Landwirte sind international nicht wettbewerbsfähig. Sie machen mit ihren Familien die überwältigende Mehrheit der mindestens 20 Millionen Menschen zählenden mexikanischen Landbevölkerung aus. Das ist ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Der Zorn der Bauern richtet sich nicht nur gegen die eigene Regierung, sondern genauso gegen die USA. Mit der im vergangenen Jahr verabschiedeten "farm bill" hat Washington die Agrarsubventionen für die eigenen Landwirte noch einmalkräftig erhöht. Dagegen sind die Hilfen für die mexikanischen Bauern in den vergangenen Jahren systematisch abgebaut worden. Durchschnittlich kann ein US-Landwirt pro Jahr mit 22 000 Dollar Subvention rechnen. Dagegen machen sich die 700 bis 800 Dollar staatlicher Unterstützung auf mexikanischer Seite lächerlich aus.

Diese Asymmetrie stört die US-Repräsentanten wenig. Sie weigern sich kategorisch, NAFTA-Bestimmungen neu zu verhandeln. Den seit Anfang Januar offiziell in Kraft getretenen Wegfall von Einfuhrzöllen für fast alle Agrarprodukte auszusetzen, wie es so gut wie geschlossen die mexikanischen Bauernorganisationen fordern, bedeutete für den US-Agrarstaatssekretär J.B.Penn von Anfang an einen "negativen Präzedenzfall". Sein Kollege Grant Aldonas aus dem Handelsministerium warnte angesichts der Proteste vor einer "Politisierung" des Themas.

Im Grunde denken ihre Regierungspendants auf der anderen Seite des Rio Bravo genauso. Der mexikanische Landwirtschaftsminister Javier Usabiaga betont bei jeder Gelegenheit, nur Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit böten den einheimischen Agrarproduzenten eine Überlebenschance. Wer dazu nicht in der Lage sei, solle "sich besser andern Dingen widmen". Die "ländliche Bittstellergesellschaft" müsse zurückgelassen werden. Die riesigen Subventionsunterschiede und die Tatsache, dass die Landwirtschaft für viele seiner Landsleute nicht nur Lebenserwerb, sondern auch Lebensform ist, erwähnt Usabiaga in der Regel nicht. Er selbst ist als Agroindustrieller mit dem Spitznamen "Knoblauchkönig" auf der sicheren Seite.

Mit einem angekündigten Erlass von Steuerschulden, einer neuen Landkreditbank und der erklärten Bereitschaft, einen nationalen Landwirtschaftspakt zu verhandeln, versucht die Regierung andererseits, die aufgebrachten Bauern zu besänftigen. Ob dies gelingt, ist fraglich. Zu groß sind Skepsis und Misstrauen. Ein erster Verhandlungsanlauf scheiterte, in den kommenden Tagen wird voraussichtlich ein zweiter Versuch unternommen. Um die vor wenigen Wochen gegründete Protestbewegung "Die Landwirtschaft hält nicht länger aus" scharen sich immer mehr Bauernorganisationen. Unterschiede zwischen radikalen und gemäßigteren Gruppen werden derzeit zugunsten der Suche nach einem gemeinsamen Vorgehen zurückgestellt. Als gemeinsame Hauptforderung steht immer wieder die Neuverhandlung des NAFTA-Agrarkapitel im Mittelpunkt. Springt die Regierung in diesem Punkt nicht über ihren Schatten, muss sie sich auf viele Nationale Aktionstage einstellen.


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MEXIKO
Bauern gegen das Freihandelsabkommen TLCAN

(Mexiko-Stadt, 6. Januar 2003, adital-poonal).- Seit dem 6. Januar hat
die Bauern-Bewegung "Das Land hält nicht mehr aus" (El campo no
aguanta más) mit Demonstrationen gegen das Freihandelsabkommen
begonnen. Diese werden mit "symbolischen Schließungen" von
Grenzpunkten, Häfen, Flughäfen und mit Hungerstreiks begleitet. Die
Bauern fordern die Revision der Landwirtschafts- und
Fischereiparagraphen des Freihandelabkommens mit den
USA und Kanada, nationale Souveränität über die Produktion von
Nahrungsmitteln und das Ende der Repression gegen die Bauern. Die
Protestaktionen fanden zeitgleich mit dem einem Treffen mit Präsident
Vicente Fox statt. Sie sollten die Gespräche mit der Bundesregierung
begleiten.

"Wir werden nicht mit gekreuzten Armen mit der Bundesregierung die
Gespräche führen, weil der Präsident bis heute seine Versprechen
nicht eingehalten hat," erklärten die Bauern. Ab heute und den ganze
Monat lang werde es Mobilisierungen geben. Gleichzeitig nimmt die
Bewegung bei den vorbereitenden Arbeitsgruppen für das nationale
Landwirtschafts- und Fischereiabkommen teil. Dort werden
Maßnahmen festgelegt, um die Landwirtschaft aus der Krise zu retten.
Dieses Gremium soll ein nationales Abkommen über die
Landwirtschaft beschließen. Die Ergebnisse sollen von der
Bundesregierung, dem Kongress und den Bauernorganisationen
unterschrieben werden.

Zehn der 23 Organisationen eines Bündnisses, das sich aus dem
Ständigen Agrarkongresses CAP (Congreso Agrario Permanente), der
Bauernbewegung "El campo no aguanta más" und der landesweiten
Bauern- und Vertriebsorganisationen El Barzón zusammen setzt,
gaben gestern (5.1.) bekannt, dass sie zu einer Vereinbarung
gekommen seien. Nun hoffen sie, damit auch bei der Regierung auf
positive Resonanz zu stoßen. Bis zum 2. Februar sollen die
Forderungen erfüllt sein. Sollte dies nicht der Fall sein, werden sie
nicht auf der Nationalen Landwirtschafts- und Fischereiversammlung
teilnehmen.

Alberto Gómez vom Nationalen Verband der Autonomen Regionalen
Bauernorganisationen UNORCA (Unión nacional de Organizaciones
Regionales campesinas Autónomas) erklärte auf einer
Pressekonferenz, dass man sich aus den Gesprächen zurückziehen
werde, sollte es vor der Nationalen Landwirtschafts- und
Fischereiversammlung von der Bundesregierung keine
Zeichen geben, "dass sie die Landwirtschaftspolitik verändern werde
und es eine Neubearbeitung der Landwirtschafts- und
Fischereiparagraphen des TLCAN-Abkommens geben wird".

Er las die Punkte vor, die erfüllt werden müssen, damit die zwölf
Organisationen von "El campo no aguanta más" die Gespräche mit
der Regierung fortsetzen werden: "Die Exekutive soll eine
Entscheidung veröffentlichen, die eine nationale Souveränität über die
Produktion von Lebensmitteln mit den Bauern anstrebt. Zudem soll
eine neue Landwirtschaftspolitik der Bundesregierung die
Landwirtschafts-, Forst- und Fischereiparagraphen des
TLCAN und anderer Freihandelsabkommen überarbeiten, damit sie
mit den Entscheidungen der Nationalen Landwirtschafts- und
Fischereiversammlung übereinstimmen." Zudem fordern sie ein Ende
der Repression und Freiheit für die politischen Bauern- und
Indígenagefangenen.

Der Führer der Organisation Barzón, Alfonso Ramírez Cuéllar,
kritisiert, dass sich der Präsident bis zum jetzigen Moment widersetze.
Es sei notwendig, das TLCAN-Abkommen zu überarbeiten. Es müsse
Änderungen in der Landwirtschafts- und Fischereipolitik geben. Ein
Wandel der Position von Fox könne jedoch mit einer großen
Mobilisierung auf dem Land, einer Vereinigung aller Organisationen
und der Teilnahme aller gesellschaftlicher Sektoren erreicht werden.
Ramírez Cuéllar sagte, dass schon mit den Gouverneuren, den
Abgeordneten und Senatoren des Kongresses und den privaten und
öffentlichen Universitäten Vereinbarungen getroffen worden seien, um
die Arbeitsgruppen zu unterstützen.


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Mehr als 20.000 Indigenas feiern den neunten Jahrestag des Zapatistischen Aufstandes

EZLN Kommandantur bricht das Schweigen und nimmt San Cristóbal ein

Hermann Bellinghausen La Jornada / 1. Januar 2003


San Cristóbal de las Casas, Chiapas, 1. Januar. Mit der bisher größter Ansammlung von Unterstützungsbasen der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung (EZLN), wurde die Stadt San Cristóbal heute nacht von mehr als 20.000 Indigenas und Campesinos buchstäblich eingenommen. Aus allen Regionen des Bundesstaates zusammenströmend, schallten etwa 20.000 Macheten in den Händen der Tzotziles, Tzeltales, Choles, Tojolabales und Zoques wie Glockenschläge durch die Avenida Insurgentes, während der mehr als drei Stunden, die ihre scheinbar unendliche Kolumne brauchte um den zentralen Marktplatz der Stadt zu füllen.

Die Demonstration fand ihren Abschluss mit einem Auftritt der Kommandantur der zapatistischen Bewegung. Die Comandantes Esther, David, Tacho, Fidelia, Omar, Míster und Bruce Lee, wandten sich an die Menge mit sieben Ansprachen, wodurch, falls darüber noch Zweifel geherrscht haben sollte, die fast zwei Jahre lange Schweigeperiode der EZLN endgültig gebrochen wurde.

In den Ansprachen brachte das Klandestine Revolutionäre Indigene Komitee der EZLN wiederholt seine Unterstützung für Subcomandante Marcos zum Ausdruck. "Wir sagen ihnen, wenn Subcomandante Marcos sagt er unterstütze den politischen Kampf der Völker, sagen das alle zapatistischen Männer, Frauen und Kinder", erklärte Comandante Míster.

Comandanta Esther richtete "einige Worte" an Señor Vicente Fox: "Ich sage Dir nur, dass das Volk von Deinen Betrügereien enttäuscht ist." Nachdem sie die drohende Räumung von Montes Azules erwähnte, fragte die Comandanta, in den gleichen weißen, geblümten Schal gehüllt, wie auf dem Marsch zum Bundeskongress vor fast zwei Jahren: "Wo ist der Frieden? Es kümmert Dich gar nicht, dass die Bemühungen derer zerstört werden, die Dich zum Präsidenten gemacht haben."

Wenige Tage zuvor sagten die Indigenas: "Sie werden San Cristobál vergrößern müssen, damit wir alle darin Platz finden." Heute nacht zeigte es sich, dass dies keine Aufschneiderei war: die Zapatisten überfluteten die Strassen und der Platz vor der Kathedrale konnte sie nicht alle fassen. Experten zufolge passen hier bis zu 18.000 Leute. Heute reichte das nicht aus. Tausende Indigenas mussten während der Versammlung auf den angrenzenden Strassen bleiben.

Die Manifestation, kriegserfahren wie nur wenige, endete gegen Mitternacht mit dem Anzünden Tausender Fackeln, die die Luft mit ihren Flammen rot erleuchteten. Und sie ließen wieder die Macheten erschallen, die Holzfälleräxte, die Spaten und andere Farmwerkzeuge. Seit dem Morgengrauen versammelten sich vor der Stadt Tausende Indigenas aus dem Hochland, aber der Aufmarsch begann nicht vor 18:00 Uhr, als die letzten Kontingente aus den Aguascalientes von La Realidad eintrafen, die fast 15 Stunden lang unterwegs gewesen waren.

Die Slogans, die den ganzen Tag auf Banner und Schilde hochgetragen worden waren, wurden diese Nacht von den zapatistischen Unterstützungsbasen pausenlos hinausgerufen. "Die drei Staatsgewalten sind rassistisch. Fox ist genau wie Zedillo. Die PAN ist genau wie die PRI". Wieder und wieder riefen sie: "Nein dem Terrorismus von Bush und Bin Laden", und verkündeten ihre Unterstützung für den "politischen Kampf" des baskischen Volkes.

Sie entboten den "Argentinischen Rebellen" ihre Bewunderung und ihre Grüße, und riefen die "Globalisierung der Rebellion und Würde" aus. Sie unterstützten auch "den Kampf von Salvador Atenco (ohne den San), und ersuchten "hört nicht auf zu kämpfen, denn wir Zapatisten wollen Freiheit", genau wie die Italienischen Disobbedienti. In Italien hatten sich diese Nacht Tausende von ihnen versammelt, um sich der zapatistischen Versammlung in San Cristóbal direkt anzuschließen.

Mit Hochrufe auf Subcomandante Marcos, dem CCRI, die Autonomen Bezirke und die EZLN Aufständischen, unterstrichen die Demonstranten die Botschaft, die von den Comandantes David und Omar gegen Mitternacht ausgesprochen wurde: "Wir kommen um ihnen zu sagen, das wir hier sind und weiterhin leben. Wir haben uns nicht ergeben. Wir sind weder gespalten noch zerstritten. Wieso sollten wir untereinander kämpfen, wenn es immer noch jemanden gibt, gegen den wir kämpfen müssen."

Immer wieder die "schlechte Regierung" von Vicente Fox anklagend, äußerten die Zapatisten aus fast 40 autonomen Bezirke harte Kritiken an die politischen Parteien, die sich aus Eigeninteresse geweigert hatten das COCOPA Gesetz zu bewilligen, "weil es ihnen zuwiderläuft Frieden in Chiapas zu haben".

In der härtesten aller Ansprachen, bezeichnete Comandante Tacho den PAN Senator Diego Fernández de Cevallos als einen "Fürsprecher von Verbrecher", und klagte ihn an sich gegen den Frieden in Chiapas zu stellen "weil er noch vor 2006 Präsident anstelle von Vicente Fox sein will, und das Land in eine große Hacienda verwandeln möchte". Der PRI-Senator Manuel Bartlett, so Tacho, stellte sich gegen das COCOPA Gesetz und den Frieden, um die US Behörden zufrieden zu stellen, die gegen seine mögliche Beteiligung am Drogenhandel ermittelten.

Über die PRD sagte er, dass diese Partei das sogenannte Bartlett-Cevallos-Ortega Gesetz im Senat einhellig unterstützt habe "im Austausch für Wahlsieg in Michoacán", und erklärte, "wenn nur ein einziger Senator nein zum Gesetzeserlass gesagt hätte", dann hätte das Gesetz von neuem diskutiert werden müssen.

An den Regierungsbeauftragten für den Frieden, Luis H. Alvarez gewandt sagte Esther: "Sie konnten wählen, entweder so zu sein wie Camacho oder wie Rabasa, und Sie haben sich für Rabasa entschieden", und verkündete, dass die EZLN Gemeinden ihm den Zugang durch die kontrollierten Gebiete nicht mehr gestatten würden, da er "in den Gemeinden Geld verteilt" um diese zu spalten, und erzähle, die Zapatisten seien "gespalten" und "andere Lügen".

In ihrem strengen Bericht über "die Lage im Land und auf der Welt", versäumte es die Generalkommandantur der EZLN nicht die Operation von Televisión Azteca gegen CNI, Kanal 40, zu erwähnen. Sie räumten ein, die Kommentatoren von Kanal 40 seien bezüglich den Zapatisten nicht immer objektiv gewesen, dennoch brachte Comandante Tacho die Unterstützung der Zapatisten für die Arbeiter der angegriffenen TV-Station zum Ausdruck. " Wir können nicht zusehen wie die Informationsarbeit behindert wird, und wir zum Schweigen gebracht werden".

Comandanta Fidelia wandte sich mit eine bewegende Rede an die Frauen, die "ausgebeutet, verachtet und missbraucht" werden, und Comandante Míster bekräftige erneut, das Recht der Indigenas die Lage der Welt zu kennen "sich eine Meinung zu bilden und zu entscheiden". Er klagte die Regierung an "rassistisch" zu sein, da sie ihnen vorwerfe, sie würden die Welt nicht kennen, und hätten kein Recht z.B. über den Kampf des baskischen Volkes zu sprechen.

Angesichts der "Globalisierung des Todes", die von den Mächtigen aufgezwungen wird, verkündete Míster das Rechte aller "die Freiheit zu globalisieren".

Den Zapatisten sagte er "wir sollten uns nicht fürchten über den politischen Kampf der Basken zu sprechen", und sprach besonders der Selbstbestimmung Venezuelas und dem "rebellischen Volk von Argentinien" seine Unterstützung aus.
Die Stadt San Cristóbal empfing die zapatistische Besetzung mit Schweigen und verschlossenen Türen und Fenster, und seine Bewohner lauschten dem Klang der Macheten und Tausender Stimmen, die riefen, dass sie sich nicht ergeben. Comandante Bruce Lee erklärte: "Wir müssen nicht die Regierung um Erlaubnis bitten frei zu sein", und er verteidigte das universelle Menschenrecht auf Rebellion. "Wir müssen für gar nichts um Erlaubnis bitten" endete er.

Die zapatistische Demonstration heute Nacht ist auch eine Bestätigung der Zugehörigkeit zur Welt und des starken Bürgerbewusstseins der modernen indigenen Völker Mexikos. Sie wissen, dass sie nicht nur in der Lage sind zu lernen, sondern Mexiko und der Welt auch etwas beizubringen.

Während sich der Marktplatz von San Cristóbal in dieser Nacht füllte, ersuchte eine Stimme am Mikrofon: "Compañeros, sehen wir zu ob wir jene die vorne stehen, noch etwas weiter nach vorne bringen können ". Dies scheint eine gute Metapher für den Abschluss dieses Abends zu sein, der mit Rauch und Flammen auf dem Marktplatz und einem Echo von Stimmen und Farmwerkzeuge endete. Der zivile indigene Zapatismus ist eine reife Frucht. Der Rassismus der Mächtigen wird sie nicht mehr aufhalten können. "Dieser Kampf hat kaum begonnen", sagte David auf Tzotzil und Spanisch, in der letzten Ansprache der zapatistischen Comandantes.

Die Nacht war von Fackeln übersät. "Zünden wir ein großes Licht an, damit die Völker sehen, dass wir die Rebellion weiterführen", sagte David zum Schluss.

* * *
(übs. von Dana


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LA JORNADA 29.12.2002

Indigene Mobilisierung anlässlich des neunten Jubiläums der EZLN

San Cristóbal de las Casas, Chiapas. Hunderte von SympathisantInnen und Angehörige der Unterstützungsbasen der Zapatistischen Befreiungsarmee EZLN der Regionen Selva, Norden und Hochland initiierten heute Mobilisierungen ihrer eigenen Gemeinden zu den wichtigsten zapatistischen Aguascalientes, wo sie das Morgengrauen des 1. Januar feiern werden, den neunten Jahrestag des [öffentlichen] Erscheinens der EZLN.

Die ersten Kolonnen der Zapatistas, die in Richtung der Aguascalientes (politisch-kulturelle Zentren) von Oventic, La Garrucha und Roberto Barrios marschierend auftauchten, versetzten die Militärs in Nervosität und verursachten einen Alarm in der VII. Militärregion, der bewaffnete Hubschrauber in die drei Regionen mobilisierte, in denen man Märsche oder Mobilisierungen der EZLN registrierte.

Quellen der VII. Militärregion, mit Sitz in Tuxtla Gutiérrez, bestätigten, dass seit Samstag die Militärcamps, die in der Selva, im Norden und im Hochland angesiedelt sind, im Alarmzustand sind und dass mindestens ein Dutzend Luftfahrzeuge von der Luftwaffenbasis in Terán, Landkreis Tuxtla Gutiérrez, gestartet sind.

Um die 500 Tzotzil-Indígenas aus den Landkreisen El Bosque, Bochil und Simojovel begannen ihren Marsch zum Aguascalientes von Oventic, im Landkreis von San Andrés, wo sie mit kulturellen Aktivitäten, Reden, Theaterarbeiten und Tanz den neunten Jahrestag der Attacke der EZLN auf diverse chiapanekische Gemeinden, unter ihnen die Kolonialstadt San Cristóbal de las Casas, feiern werden.

Etwa 200 Zapatistas aus Gemeinden der Täler von Taniperlas begaben sich heute zum Aguascalientes von La Garrucha. Eine ähnliche Anzahl von Indígenas aus den Landkreisen Tila, Chilón und Palenque zogen zum Aguascalientes Roberto Barrios.

Circa 3.000 SympathisantInnen der EZLN werden sich am Morgen des 1. Januar in der Stadt San Cristóbal de las Casas versammeln, um eine Demonstration und ein Meeting durchzuführen, das nach neun Jahren an die Ankunft von Subcomandante Marcos und den wichtigsten AnführerInnen des Revolutionären Klandestinen Indígenen Komitees der EZLN in dieser Kolonialstadt von Chiapas erinnern wird.

Das Regierungsministerium versicherte, dass man keine besonderen Maßnahmen wegen des Jubiläums der EZLN aufstellen werde, aber bestätigte, dass es eine permanente Wachsamkeit geben werde. [...]

[...]

JUAN BALBOA

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(Übersetzung: Gruppe B.A.S.T.A.)

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MONTES AZULES - WAS KOMMT ALS NAECHSTES ?

Die Raeumung der ersten Ansiedlung, das von 5 Chol-Familien bewohnte Arroy San Pablo am 19.12.2002 wurde von den Nachrichtendiensten als "friedliches Verlassen der Gegend nach direkten Verhandlungen mit Jose Ignacio Campillo" (einem Vertreter der Bundesumweltpolizei) bezeichnet. Campillo sagte, dass der Exodus der uebrigen illegalen Landbesetzer Gegenstand von Verhandlungen im naechsten Jahr sein werde. Zunaechst stehen 8 weitere indigene Siedlungen auf der Liste. Menschenrechtsgruppen bezeichnen die Folgen einer gewaltsamen Vertreibung als unkalkulierbar.

Waehrend die Regierung und systemnahe Umweltorganisationen die Indigenas der Umweltzerstoerung bezichtigen, kritisieren Organisationen wie Global Exchange, dass die Regierung gezielt "vergisst", wie es zu den Landbesetzungen im Biosphaerenreservat gekommen ist, naemlich durch oekonomischen Druck und durch paramilitaerische Vertreibungen.

Zugleich wird von zivilgesellschaftlichen Organisationen noch eine andere Doppelzuengigkeit der Regierung kritisiert - der umweltzerstoererische Plan von Staudaemmen am Usumacinta- Fluss, durch die Wald im Biosphaerenreservat zerstoert werden wuerde und die Aktivitaeten multinationaler Konzerne (wie Grupo Pulsar) und deren Hilfsorganisationen (wie Conservation International), die die Ausbeutung der natuerlichen Ressourcen des Reservats planen. Der durch den Dammkomplex am Usumacinta- Fluss erzeugte Strom wuerde nach Schaetzungen nur zu 2% zur Deckung des mexikanischen Energiebedarfs beitragen und neben der Umweltzerstoerung wiederum die Vertreibung/Umsiedlung ganzer Doerfer erfordern und jahrtausende alte Aarcheologische Staetten der Mayakultur ueberfluten.

Zeitgleich mit der de-facto Vertreibung des ersten Dorfes besuchten 22 mit "Gringos" beladene Jeeps die landschaftlich schoensten Teile der Selva, offensichtlich auf der Suche nach einer geeigneten Stelle fuer einen neuen Touristenkomplex.

(Quellen: TheNewsMexico.com 04.12.2002 und 20.12.2002, MSN Mexico News and Analysis 9.-15.12.2002)


UPDATE ZU DEN VERTREIBUNGEN IN DEN MONTES AZULES

Laut MSN war die “friedliche Vertreibung” der zapatistischen Siedlung Lucio Cabanas durch den Bundesanwalt fuer Umweltschutz (PROFEPA) damit verbunden, dass jeder Familie 20 Hektar Land, medizinische Versorgung und provisorische Unterbringung angeboten wurde. Die Alternative waere die Ausfuehrung der ebenfalls mitgebrachten Haftbefehle gewesen. Unbeschadet der Tatsache, dass sich erst zeigen muss, ob PROFEPA die gemachten Versprechungen einhaelt, beschloss das Dorf, sich der “friedlichen Vertreibung” zu unterwerfen.

Aus: MEXICO SOLIDARITY NETWORK (MSN) - WEEKLY NEWS AND ANALYSIS, 16.-22.12.2002.

-> Hintergrundartikel zur Region Montes Azules



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Umweltministerium bestätigt Montes Azules Räumungen diese Woche

Angelica Enciso, Matilde Peres und Alonso Urrutia

17. Dezember 2002 La Jornada

Das Umweltministerium (SEMARNAT) bestätigte, dass die Räumung der nicht-genehmigten Siedlungen in der Montes Azules Biosphäre diese Woche stattfinden werden, gaben Quellen der dieser Behörde bekannt. Die Aktion wird von dem Beauftragten für Dialog und Verhandlung in Chiapas, Luis H. Alvarez unterstützt, weil es "zum Schutz dieses Naturschutzgebietes geschieht."

Währenddessen gab die Koalition der Autonomen Organisationen von Ocosingo (COAO) bekannt, eine Mobilisierung aller Gemeinden nach Montes Azules in Gang zu setzen, um die Personen, deren Räumung bevorsteht zu unterstützen. "Wir werden diese Familien beschützen. Die Behörden haben nicht verstanden, dass wir die Natur nicht zerstören. Außerdem bestehen die meisten der Siedlungen seit mehr als zwei Jahren und waren teil des landwirtschaftlichen Umweltkomitees, das während der Regierung von Ernesto Zedillo eingerichtet wurde", sagt Mario Hernández Pérez.

SEMARNAT Quellen zufolge, wurde die Räumung von dem Bundesamt für Umweltschutz (PROFEPA) bereits seit mehreren Wochen geplant, aber die Regierung hat sie gebeten noch eine Weile zu warten, um mit den Betroffenen zu verhandeln und ihre Umsiedlung zu definieren. Da der PROFEPA nur wenig Personal zur Verfügung steht, werden für solche Einsätze normalerweise Elemente der Armee und der Bundespräventivpolizei (PFP) herangezogen

Die PROFEPA versicherte, die Räumung würde ohne Gewalt vonstatten gehen und ser gerechtfertigt: sie soll ein Gut der Nation beschützen. Es handle sich um Siedlungen, die seit weniger als sechs Monaten in dem Reservat bestünden, daher handle es sich mehr um eine Umsiedlung als um eine Räumung, da die Bewohner wichtige Zonen des Reservats gefährden würden.

In einem Interview sagte Umweltminister Víctor Lichtinger, dass Gespräche mit der Staatregierung stattgefunden hätten, da neue Invasionen registriert worden seien, und "es eine Aktion geben muss um derartige Handlungen zu unterbinden".

Luis H. Alvarez, Beauftragter für Frieden und Dialog in Chiapas, kommentierte, dass die Umsiedlung der indigenen Gemeinden erklärbar sei, da es eine Aktion sei, die auf den Schutz dieser Umweltzone abziele.

Er erkenne jedoch die Notwendigkeit, diese Umsiedlung mit "der nötigen Sorgfalt" zu realisieren, um keine neue Konfliktquelle zu entwachen. "Ich glaube, dass jene die Chiapas kennen verstehen müssen, dass es sich hierbei um eine Zone handelt, die beschützt werden muss", erklärte er.

In einem kurzen Interview im Regierungsamt, erklärte Alvarez, dass die Umsiedlung seine Funktionen nicht direkt betreffen würde, betonte jedoch die Bedeutung von Montes Azules als ein Biosphärenreservat, "weil es alles ist, das von der kontinentalen Lunge übrig ist, weil das was im Amazonas und der Lacandona geschieht, viel mit dem Klima und so weiter zu tun hat". Er betonte dass zunehmend Invasionen in Montes Azules registriert worden seien, die diese Zone gefährdeten, und die Umsiedlungen daher notwendig seien.

In November 2001 traf die PROFEPA mit der Regierung von Chiapas eine Übereinkunft für die Überwachung des Waldes, um die Ressourcen des Staates zu schützen. Man erklärte, dass es sich um eine normale Vorgehensweise handeln würde, gegen Invasoren von Naturschutzgebiete, da es "das Erbe der Nation und der Lakandonischen Völker schützt, die die legitimen Besitzer dieser Länder sind" gab sie bekannt.

Sie warnte, weder Gesetzesbrüche noch Straflosigkeit dulden zu wollen. Zum Beispiel: die Gemeinde Arroyo San Pablo, auch bekannt als Siedlung Lucio Cabañas, die früher auch Salvador Allende hieß, habe nur 20 Bewohner, darunter sieben Erwachsene, die eine halbe Million Pesos pro Familie fordern würden um zu gehen.

Die Angaben der PROFEPA wurden von Mario Hernández Pérez, von der COAO enträtselt, da von den neun Dörfer die geräumt werden sollen, nur drei neu sind: San Pablo, Nuevo San Rafael und die Siedlung, die von den Autoritäten des Naturreservats "28 Februar (2002)" nennen, und die von ihnen selbst an diesem Tag errichtet worden ist. Arroyo Cristalina, Sol Paraíso, Nuevo Salvador Allende, Nuevo Pichucalco und La Ruina sind mehr als zwei Jahre alt; Nuevo Pichucalco befindet sich sogar in einem Ejido, es gibt keine Unregelmässigkeiten, stellte er fest.

Er erklärte, dass die Gemeinden, die die Familien, die geräumt werden sollen unterstützen werden, versuchen würden weder die Armee noch die PFP zu konfrontieren, aber "wir können weder den Einsatz von Gewalt akzeptieren, noch die Vorwände, die benutzt werden um diese Region zu militarisieren. Noch werden wir unser Naturerbe Ausländern überlassen."

Im letzten Jahr schrieb die Unabhängige und Demokratische ARIC angesichts der Warnungen der Umweltbehörden, die Familien in Montes Azules räumen zu wollen, ein Brief an Staatsgouverneur Pablo Salazar Mendiguchía, in dem sie hervorhoben, dass "sie dort sind wegen dem Landmangel, und weil sie in 1994 wegen dem militärischen Druck und der paramilitärischen Gewalt aus ihren Gemeinden fliehen mussten".

Seit damals haben sie gemeldet, dass es "die großen multinationale Konzerne sind, die als Umweltgruppen getarnt die Lacandones benutzen, deren Interessen hinter der Räumung stehen, um die Geheimnisse der Selva auszubeuten und den Bau giganischer Staudämme in den großen Flüsse der Zone voranzutreiben. Einige Gruppen wollen mit Ökotourismus reich werden". Seitdem haben sich die Bewohner dieser Siedlungen zum "Hüter des Reservats" eingesetzt.

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(übs. von Dana)

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INFO ZUR ANGEKÜNDIGTEN RÄUMUNG IN MONTES AZULES

[ Zusammenfassung des Artikels vom 15.12.2002: ]

HEUTE ODER MORGEN, RÄUMUNG IN MONTES AZULES

Soldaten, Föderale Präventivpolizei, Bundesstaatspolizei werden begleitet von Agenten der Öffentlichkeitsministeriums eindringen.

An dem "chirurgischen Eindringen" werden Flugzeuge und Helikopter teilnehmen.

Man erwartet, die "Rädelsführer" festzunehmen.

Hermann Bellinghausen, La Jornada 15.12.2002

Comitán, Chiapas, 14.12.2002. Es wird davon ausgegangen, dass die Bundesregierung in den nächsten Stunden endgültig die erste Operation einleiten wird, um Siedlungen und Dörfer in Montes Azules und Umgebung zu räumen. Arroyo San Pablo, von seinen BewohnerInnen Lucio Cabañas genannt, führt die Liste an, weil es für die neueste Ansiedlung gehalten wird.

Man spricht davon, dass Helikopter vom Typ ME 17 vom Marineministerium und Flugzeuge der Generalstaatsanwaltschaft (?) einen "chirurgischen" Eingriff realisieren werden, um die Autoritäten festzunehmen, die für die Anführer gehalten werden. Es liege viele Haftbefehle vor und es scheint, dass Semarnat und Profepa ihre herbeigesehnte "Pilot"-Räumung endlich in Angriff nehmen.

Die weiteren zu räumenden Siedlungen sind Nuevo Puchucalco, Nuevo Limar, Nuevo Salvador Allende, Nueve San Rafael, Las Ruinas (Sol Paraíso), 8 de Febrero und Arroyo Aguilar. Außerdem erwägen die Bundesautoritäten gegen El Buen Samaritano vorzugehen, dessen BewohnerInnen sie neue Rodungen vorwerfen.

Alle Gebiete liegen im Süden von Montes Azules, in Territorien, die vor drei Jahrzehnten durch ein Dekret des Präsidenten an die Ethnie der Lacandones gegeben wurden. Die Bundesregierung erwartet, 250 Indígenas zu räumen.

Die SiedlerInnen von Arroyo San Pablo sind offenbar gewaltsam von Angehörigen des "Unabhängigen Regionalen Bauernbewegung" MOCRI vertriebene Ejidatarios von Río Salinas aus der Region Maqués de Comillas. Indigene Familien, die von Exil zu Exil gehen und heute unter dem Vorwurf des Raubes und anderer Delikte im Gefängnis enden könnten.

(Die ist eine Kurz-Zusammenfassung, nicht eine wörtliche Übersetzung. Gruppe B.A.S.T.A.)


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STILLER ALARM VON SICHERHEITSKRÄFTEN WEGEN MÖGLICHER RÄUMUNGEN IN MONTES AZULES

Zivile BeobachterInnen und Menschenrechtsorganisationen begeben sich in die Region.

Die ersten Ziele der Truppen: Zapatistische Siedlungen und Grenzgebiete

Hermann Bellinghausen (LA JORNADA 16.12.2002)

Ixcan, Chiapas 15.12.2002. Heute wurden bedeutende Truppenbewegungen im Grenzstreifen registriert. Ebenso gab es Militärverschiebungen von Rancho Nuevo (San Cristóbal de las Casas) nach Comitán. La Jornada registrierte das Passieren von 18 LKWs und Fahrzeugen, die etwa 300 Soldaten verlegten. Von Comitán mobilisierten sich ebenfalls Konvois in Richtung der Grenze zu Guatemala. Seit früher Stunde hat man bei den Seen von Montebello einen Kontrollposten der Armee installiert, der von zwei Maschinengewehren flankiert wird [...].

Weder an dieser Stelle (wo sich Installationen von Semarnat [Umweltministerium] befinden), noch in der Basis der gemischten Operationen in der Nähe von Amparo Aguatinta (wo der gewöhnliche Kontrollposten heute seine Untersuchungen verstärkte) beruft man sich auf das Bundesgesetz bezüglich von Feuer- und Explosivwaffen, um die Kontrollpunkte zu rechtfertigen. Die Soldaten gaben auch keine andere Erklärung. Zu den ankündigten Räumungen in der Region Ixcán und Río Lacantún gefragt, sagten sie, dass sie nichts wissen.

Diesen Morgen bemerkte man Überflüge von Aufklärungsflugzeugen in großer Höhe über die Cañadas [Längstal] von Las Margaritas bis zur Grenze in der näheren Umgebung von Ixcán.

In den Operationsbasen der Armee in Maravilla, Tenejepa, Ixcán, Río Domingo (Las Palmas) und Amatitlán konnte der Berichterstatter die in Formation versammelte Truppe beobachten, was für einen Sonntag nicht gewöhnlich ist.

Auch die Kaserne von Toniná in Ocosingo verließ heute ein Konvoi von acht Fahrzeugen mit Truppen und Booten in Richtung der Militärbasis von San Quintín. Dort, am Fluss Jataté (der in dieser Region schiffbar ist), bleiben die Boote stationiert, um sich zum Fluss Lacantún zu begeben, in dessen näherer Umgebung sich die Siedlungen befinden, die geräumt werden könnten.

Am Mittwoch, den 11. Dezember, realisierte ein Konvoi mit Armeetruppen eine ungewöhnliche Bewegung von Vicente Guerrero in die Umgebung des Ejidos Veracruz im autonomen Landkreis San Pedro de Michoacán. Vierzehn Fahrzeuge "deponierten" Truppen an einem Punkt des Weges und kehrten leer in ihre Basis zurück. Die Bundesregierung, die hofft, etwa 250 Indígenas zu räumen, die sich nach Montes Azules verlagert haben, zielt mit ihren ersten Räumungen auf die autonomen Siedlungen der zapatistischen Basen und auf die Randgebiete des Flusses Lacantún [...].

Die Bauern des Tales von Las Margaritas zeigten sich besorgt über diese militärischen Manöver. Es ist das erste Mal in fast zwei Jahren, dass sie Soldaten durch diese Gemeinden passieren sehen und das Eindringen eines Bataillons in die Berge beunruhigt sie noch mehr.

Trotz aller dieser Bewegungen und der Regierungspläne, gegen die "Besetzungen" im Süden von Montes Azules zu "agieren", konnte man heute nicht bestätigen, dass man irgendeine Räumung registriert hat.

Eine Gruppe von zivilen BeobachterInnen und Menschenrechtsorganisationen reiste diesen Nachmittag nach Amititlán, von wo die Motorboote des Marineministeriums im Falle von stattfindenden Räumungen abfahren. Auf alle Fälle wird die Hauptoperation mittels Luftfahrzeugen stattfinden, weil die zu räumenden Siedlungen über den Landweg unerreichbar sind. Nur eine von ihnen, bekannt als "8. Februar", befindet sich an den Ufern des Flusses Lacantún und ist per Motorboot erreichbar.

Ein "opportuner" Besucher

[...] Am vergangenen Donnerstag, den 12., kam der zweite Sekretär der us-amerikanischen Botschaft, Rakesh Surampudi, in der chiapanekischen Hauptstadt an, der auch Direktor von wirtschaftlichem Austausch und Programmen der genannten diplomatischen Mission ist.

Obwohl die lokale Presse dem Besuch eine geringe Aufmerksamkeit schenkte, traf sich der Diplomat am Freitag mit Funktionären des Ministeriums für ökonomische Entwicklung, dem Unterministerium der Forstentwicklung, dem Institut für Natur- und Ökologiegeschichte und besuchte akademische Institutionen in Tuxtla Gutierrez und San Cristóbal de las Casas.

"Ich komme, um unsere Dienste anzubieten", sagte der Abgesandte der us-amerikanischen Botschaft gestern in der Tageszeitung "Sin Linea" aus San Cristobal. Surampudi bot der chiapanekischen Regierung Beratungen "in den Gebieten Ökonomie, Gerechtigkeit und Demokratie" an, so wie im Forstbereich [...].

Während dieser Besuch verstrich meldete die Unterbevollmächtigte von Profepa, Diana Ponce Nava, in Tuxtla Gutierrez, dass man rechtlicht gegen diverse Siedlungen in Montes Azules vorgehen werde. Auch Gouverneur Pabla Salazar Mendiguchía selbst erklärte sofort, dass seine Regierung die Räumungen, wenn sie stattfinden, unterstützen wird, weil es sich dieses Mal um neue "Besetzungen" handelt, mit denen man, wie er sagte, über keinerlei Umsiedlung berät.

Die "Signale", die Profepa und Semarnat [...] an die ausländischen Investoren, die an Montes Azules und der Selva Lacandona interessiert sind, senden wollen, scheinen auf dem Weg zu sein. Beide Regierungskörperschaften initiierten gemeinsam mit der PGR den endgültigen juristischen Prozess, um die Vertreibungen in Angriff zu nehmen. In diesen Tagen haben wir hier einen High-Class-Tourismus (Abenteuer- oder "Risiko"-Tourismus) vorbeiziehen sehen, während der Druck auf die kommunalen Ländereien von seiten der Hotelbesitzer und Immobilien-Makler wächst, der Spaltungen in den Gemeinden verursacht (wie es in Lacanjá Chansayab und Nueva Palestina passierte). Zum Abschluss der "opportune" Besuch eines ad hoc-Funktionärs der us-amerikanischen Botschaft.

Weniger bekannt ist, dass die Armee, die Marine, die PGR und die sektorielle Polizei des Staates sich weiter in einem Alarmzustand befinden, für die Operation, die heute Sonntag, im südlichen Streifen von Montes Azules begonnen haben musste.

(Übersetzung: Gruppe B.A.S.T.A.)

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Politik

Spanien

Marcos zum Streit mit Garzón bereit
Bedingung: Konferenz über "Wege im Baskenland"

Von Ralf Streck, San Sebastian

Nach einem Wechsel offener Briefe hat Mexikos Zapatistenführer Marcos die Herausforderung zu einem Streitgespräch mit dem spanischen Ermittlungsrichter Baltasar Garzón angenommen.
Am 12. Oktober hatte Subcomandante Marcos, Führer der Zapatistischen Befreiungsarmee (EZLN), in einem offenen Brief über die Situation der Basken den Köder ausgelegt. In dem Schreiben, später in der mexikanischen Zeitung "La Jornada" veröffentlicht, verteidigte Marcos deren Selbstbestimmungsrecht und griff den umstrittenen spanischen Ermittlungsrichter Baltasar Garzón scharf an. Marcos nannte Garzón einen "grotesken Clown", der einen Staatsterrorismus betreibe, "dem keine aufrechte Frau und kein aufrechter Mann zusehen kann, ohne sich zu empören". Mit dem Verbot quasi aller Organisationen der linken baskischen Unabhängigkeitsbewegung habe Garzon "den politischen Kampf der Basken verboten".
Der so Angesprochene sah durch die Vorwürfe des populären Marcos das Ansehen bedroht, das er in Lateinamerika wegen der Anklage gegen den chilenischen Diktator Pinochet genießt. Seine Antwort erschien am 6. Dezember in der mexikanischen Zeitung "El Universal". Garzón sprach Marcos darin jede politische Legitimität ab. "Sie brauchen Ihre Maske gar nicht mehr abzunehmen, denn Sie haben sich schon demaskiert: Sie glauben weder an die essenziellen Menschenrechte noch an die Demokratie, geschweige denn an die zivilen Rechte Ihres Volkes." Der Zapatist habe in seinem Schreiben den "Opfern des Terrorismus" keine Zeile gewidmet. In Spanien würde kein Mensch wegen seiner Ideen oder abweichender Meinungen verfolgt. Der Richter argumentierte wie in seinen Verbotsbegründungen: Er setzt die linke Unabhängigkeitsbewegung mit der bewaffneten Separatistenorganisation ETA gleich. Schließlich bot Garzón in seinem Brief an: "Wenn Sie wollen, können wir uns ohne Masken und direkt miteinander über Terrorismus auseinandersetzen."
Marcos nahm an. In einem Schreiben an "La Jornada" schlug er vor, das Streitgespräch zwischen dem 3. und dem 10. April 2003 auf der Insel Lanzarote zu veranstalten. Garzón soll die dafür nötigen Sicherheiten bei den Regierungen Mexikos und Spaniens einholen. Da er herausgefordert worden sei, stelle er auch die "nicht verhandelbaren" Bedingungen. Dazu gehöre, "dass parallel zu dem Treffen, aber nicht gleichzeitig, im Baskenland eine Debatte unter allen politischen, sozialen und kulturellen Gruppen über das baskische Problem stattfinden soll". Garzón solle dazu beitragen, dass Madrid für eine Entspannung der Lage sorgt. Von der ETA fordert Marcos eine Waffenruhe von 177 Tagen, beginnend am 24. Dezember. Er verurteilt ausdrücklich deren bewaffnete Aktionen gegen Zivilpersonen. Zugleich richtet er an die baskische Zivilgesellschaft die Aufforderung, die Konferenz unter dem Motto "Wege im Baskenland" vorzubereiten.
Falls er, Marcos, in dem Streitgespräch unterliege, worüber eine siebenköpfige Jury entscheiden soll, dürfe ihn Garzón demaskieren und "der spanischen Justiz zur Folter übergeben".

(ND 12.12.02)
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ila 260 /November 2002: von Peter Clausing

Fox' Zermürbungstatktik

Die mexikanische Regierung versucht die indigene Bewegung zu spalten und die EZLN zu isolieren

In aller Welt wurde am 02.08.2002 mit Freude und Genugtuung zur Kenntnis genommen, dass die Fox- Regierung ihre Pläne zur Zwangsumsiedlung der Bewohner von San Salvador Atenco und umliegender Dörfer fallen ließ. Durch den dort ursprünglich geplanten Bau des neuen internationalen Flughafens für Mexiko- Stadt war geplant gewesen 5000 ha Land zu enteignen, was die Bewohner von Atenco und 12 weiterer Dörfer ihrer Lebensgrundlage beraubt hätte. Bei aller Freude über diesen Sieg und voller Anerkennung, dass die Campesinos/-as den Kampf für ihr Land mit beispielhafter Entschiedenheit geführt haben, bleibt aber die Frage nachdem warum für das Einlenken der mexikanischen Regierung. Wurde hier nicht ein Präzedenzfall geschaffen, dessen Nachahmung der Regierung Fox nur unlieb sein kann?

Am 06.09.2002 wurden die Beschwerden gegen das Ley Indigena - letztes Jahr im August von der mexikanischen Legislative verabschiedet - vom obersten Gerichtshof Mexikos mit dem Verweis auf seine angebliche Nichtzuständigkeit abgewiesen. Damit wurden die Besorgnisse und Bemühungen von über 300 Gruppen und Organisationen verhöhnt. Die Möglichkeiten, die Verstümmelung des ursprünglichen, auf dem Abkommen von San Andres basierenden Gesetzentwurfes der COCOPA rückgängig zu machen sind damit erschöpft, wenn man von Bemühungen absieht, den Fall bei der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) der vereinten Nationen und beim Interamerikanischen Gerichtshof vorzubringen. Beide Wege sind jedoch langwierig und selbst im positiven Fall werden die Ergebnisse wenig verbindlichen Charakter tragen.

Analysten aus Chiapas schätzen ein, dass beide Entscheidungen, so wie sie getroffen wurden, miteinander im Zusammenhang stehen: Die gewaltsame Räumung von Atenco und eine Ablehnung der Beschwerden zum Ley Indigena zu etwa der gleichen Zeit hätte die Gefahr einer sozialen Explosion in Mexiko in sich geborgen. In der Form, wie die beiden gesellschaftlichen Konfliktpunkte aktuell gehandhabt wurden, ist ein Aufschrei der Indigenas in Mexiko vermieden worden.

Die gute Nachricht zuerst: Atenco erklärte sich wenige Tage nach dem Einlenken der Regierung zur autonomen Gemeinde. Autonome Gemeinden, ursprünglich von den zapatistischen Unterstützungsgemeinden im Konfliktgebiet in Chiapas etabliert, existieren inzwischen auch in weiteren Bundesstaaten. Mit anderen Worten - praktizierte Autonomie macht Schule.

Die schlechte Nachricht: Mit dem Scheitern des Einspruchs gegen die Verstümmelung des indigenen Gesetzes ist eine ernsthafte Gefährdung des zapatistischen Projektes als nationales Vorhaben eingetreten. Hinzu kommt, dass die Aufstandsbekämpfung in Chiapas unter Fox besser zu funktionieren scheint als unter Zedillo.

Im Gefolge der Verstümmelung des Ley Indigena „a la Fox“ bzw. mit der Ablehnung der Beschwerden gegen diese wurde begonnen, “verbesserte” indigener Gesetze auf der Ebene einzelner Bundesstaaten zu schaffen, so z.B. in Michoacan, wo die PRD im Begriff ist, die dort lebenden Indegenas auf diese Weise für ihre parteipolitischen Belange zu kooptieren und für das nationale Projekt des Abkommens von San Andres zu neutralisieren, dessen Implementierung - so sollte man nicht vergessen - ja nicht den Endpunkt der Gespräche zwischen EZLN und Regierung darstellt, sondern entsprechend der Forderung der Zapatistas die Voraussetzung für Verhandlungen zu weiteren, d.h. sozialen und ökonomischen Themen.

Seit geraumer Zeit ist zu beobachten, dass unter dem Druck der Aufstandsbekämpfung und durch die Verlockungen, die von den neuen Regierungen in Chiapas und Mexiko-Stadt ausgehen, ehemalige Verbündete der Zapatistas zu Konfliktpartnern werden. Einige Campesino-Organisationen, wie z.B. ORCAO und ARIC-Independiente, hatten sich im Zuge des zapatistischen Aufstandes an Landbesetzungen beteiligt und waren Sympathisanten der Zapatistas ohne direkt ein Teil von ihnen zu werden. Neuerdings erhalten diese Gruppen von der Regierung Salazar in Chiapaz die Möglichkeit, den Status der von ihnen besetzten Ländereien zu legalisieren und private Landtitel zugesprochen zu bekommen. Damit werden sie zwar nicht automatisch zu Verbündeten der Regierung des ehemaligen PRIisten Salazar, aber das Nettoresultat ist eine konfliktgeladene Abspaltung vom Kreis der Zapatista-Sympathisanten und eine Schwächung des Konzepts vom kommunalen zugunsten des privaten Landeigentums. Hinzu kommt, dass durch derart begünstigte Gruppen die Sprecherfunktion der EZLN in Frage gestellt wird und dass die territorialen Vorstellungen dieser Gruppen (neuerdings) von denen der EZLN abweichen.

Dem Schachzug dieser schrittweisen Isolierung der Zapatistas folgte in den letzten Monaten eine deutlich spürbare Reaktivierung paramilitärischer Gruppen, verbunden mit “nachaltiger” Straflosigkeit und Unterstützung durch die Sicherheitskräfte. Während Salazar in seinem Wahlkampf ausdrücklich auf die notwendige Bekämpfung der Paramilitärs Bezug nahm, ist dieser Begriff seit dem Amtsantritt aus seinem Vokabular verschwunden. Daran ändert auch die kürzliche Verhaftung von 22 Mitgliedern der paramilitärischen Gruppe “Paz y Justitia” nichts, deren Verurteilung eher unwahrscheinlich bleibt, denn im Gegensatz zu Gouverneur Salazar, kennt der Generalstaatsanwalt von Chiapas, Mariano Herran Salvatti, den Begriff des “Paramilitärs” zwar, vertritt aber die Ansicht, dass Paramilitär zu sein an sich noch keine strafbare Handlung darstellt. Völlig ausgebelendet aus dem öffentlichen Diskurs sind Verbindungen zwischen Paramilitärs den mexikanischen Streitkräften sowie deren direkte Übergriffe auf die Zivilbevölkerung. Chiapanekischen Menschenrechtsgruppen zufolge, lehnen es die staatlichen Institutionen selbst dann noch ab, sich mit den Tätern derartiger Übergriffe zu befassen, wenn diese per Video dokumentiert sind. Das Resultat einer solchen Politik ist, dass die Campesinos/- as es in begründetem Misstrauen gegenüber den Behörden unterlassen, paramilitärische Morde überhaupt anzuzeigen. Teils wegen der offensichtlichen Nutzlosigkeit dieses Unterfangens, teils aus Furcht davor, selbst Opfer von Repressalien im Gefolge einer solchen Anzeige zu werden. So kursieren seit Monaten unterschiedliche Angaben über die Zahl ermordeter Opfer in der Munizipalität Chilon, die sich mit dem autonomen Municipio Olga Isabel überlappt, aber selbst Insider waren erstaunt, als sie Ende September in einem vertraulichen Gespräch mit einem katholischen Laienpriester erstmals die Namen von Opfern erfuhren.

Eine Delegation des Mexico Solidarity Networks, die in dieser Zeit die zapatistischen Gemeinden Cruzero San Antonio und K’an Akil im autonomen Municipio Olga Isabel besuchte, wurde Zeuge der Situation vor Ort. Fotos der verstümmelten Leiche des jüngsten - und dieses Mal öffentlich denunzierten - Opfers der paramilitärischen Gruppe Los Aguilares sprachen eine deutliche Sprache: Antonio Mejia Gomez war Diacono Principal (ein Laienpriesteramt) seiner Gemeinde K’an Akil und wurde auf dem Heimweg vom Gottesdienst, etwa 500 Meter von seinem Haus entfernt, mit grosskalibrigen Waffen (R15- und M16-Gewehre, die legal nur von der Armee besessen werden können) erschossen. Die Bergung der Leiche, der beide Ohren und ein Stück der linken Wange abgeschnitten waren, wurde von den Paramilitärs zwei Tage lang verhindert.

Eine ganz besondere Rolle spielen jene paramilitärischen Gruppen, die im Biosphärenreservat Montes Azules und ihm vorgelagerten Gebieten operieren. Anfang Mai diesen Jahres wurde von der mexikanischen Regierung die Zwangsumsiedlung von 49 zapatistischen Ansiedlungen angekündigt (als Ansiedlung ist im vorliegenden Fall alles zwischen einer einzeln siedelnden Familie und einem ganzen Dorf zu verstehen). Der Grund für diese Umsiedlungsabsichten ist ein offenes Geheimnis. Es sind definitiv nicht die vorgeblichen Sorgen der Regierung wegen der vorgeblichen Unvereinbarkeit des Naturschutzgedankens mit der Präsenz der Familien, die dort seit Jahrzehnten wohnen. Denn im Jahr 1998, dem Jahr der großen Dürre riefen die von der Armee im Biospährenreservat gelegten Waldbrände, die ein Teil der Aufstandsbekämpfung waren, bei der Regierung keinerlei Skrupel hervor. Inzwischen ist aber der Appetit der multinationaler Konzerne, die schon seit längerem ein Auge auf die Schätze dieser Region - Erdöl, Mineralien, immense Trinkwasservorräte sowie die dort vorhandene Biodiversität - geworfen hatten, noch erheblich gewachsen. Da wirken die auf Autonomie pochenden Bewohner der zapatistischen Ansiedlungen schon störend. Analysten in San Cristobal vertreten jedoch die Ansicht, dass eine Zwangsumsiedlung wie sie im Mai angekündigt wurden wegen der hohen politischen Kosten (“Atenco”-Effekt) zumindest im Moment eher unwahrscheinlich ist. Stattdessen setzt man besonders hier auf “freiwilliges” Verlassen im Ergebnis des wachsenden paramilitärischen Terrors. Beredtes Zeugnis für diese Bemühungen ist das Auftauchen einer neuen paramilitärischen Gruppe, die unter dem Kürzel OPDIC firmiert. Der Chef der Gruppe, Pedro Chulin, wohnt in Taniperla, das am 12. April 1998 wegen der Vertreibung der dort wohnenden Bevölkerung durch ca. eintausend Sicherheitskräfte und, damit in Verbindung stehend, der Ausweisung von 12 Ausländern, traurige Berühmtheit erlangte. Neben seiner Funktion als OPDIC-Chef ist Pedro Chulin Abgeordneter der PRI im chiapanekischen Parlament und erfreut sich dadurch juristischer Immunität.

Bezüglich der Paramilitärs befindet sich die EZLN in einem Dilemma: Bewaffnete Banden (weiße Garden), die im Auftrag der Latifundistas aufmüpfige Campesinos/-as terrorisieren haben in Chiapas eine lange Tradition. Eine Wurzel für die Entstehung der EZLN waren Selbstverteidigungsgruppen, die versuchten, die Bewohner der Dörfer vor den Drangsalierungen der weißen Garden zu schützen.1) Das, was die EZLN aber bekanntermaßen von allen anderen Guerilla-Armeen der Welt unterscheidet, war der unmittelbare Schwenk von militärischen Aktionen zum politischen Projekt kurze Zeit nach ihrem bewaffneten Auftritt im Januar 1994. Innerhalb dieses Projekts ist sie beim Widerstand gegen Paramilitärs im wesentlichen auf öffentliche Denunzierung und zivile Aktionen angewiesen. Erleichternd wirkt hierbei ein, wenngleich eher punktueller Schutz für indigene Gemeinden durch die Anwesenheit von Menschenrechtsbeobachtern.

Angesichts der beschriebenen Situation ist solidarische Unterstützung unter Berücksichtigung der sich ändernden Konstellation so nötig wie eh und je.

1) siehe Neil Harvey: The Chiapas Rebellion. The Struggle for Land and Democracy, Duke University Press, Durham and London, 1998.

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"Wir stehen nicht am Ende, sondern erst am Anfang des Krieges"

- Infos zu Chiapas/Mexiko 3.11.2002

von: Gruppe "Direkte Solidarität mit Chiapas", Zürich


Die mexikanischen Basisbewegungen können Erfolge im Kampf gegen den Plan Puebla-Panama feiern. Gleichzeitig verschärfen sich in Chiapas die Auseinandersetzungen um die indigene Autonomie. Doch die Regierung Fox betrachtet den Konflikt in Chiapas als beendet. Und die EZLN? Die Zapatistas scheinen sich in einem Abnützungskrieg zu befinden, in dem das Erkennen einer nationalen politischen Perspektive immer schwieriger wird.


San Salvador Atenco - Der Kampf der Zapatistas macht Schule

Ende Juli überraschte der nicht sehr glücklich regierende Vicente Fox für einmal mit einer positiven Nachricht: Die Enteignungsdekrete gegenüber den Bauern von San Salvador Atenco wurden rückgängig gemacht. Damit wurde ein Konflikt um den Bau eines neuen Grossflughafens ausserhalb von Mexiko Stadt beendet, der international für grosses Aufsehen gesorgt hatte (siehe ausführlicher im letzten Correos). Der erfolgreiche Kampf der bloss mit Macheten bewaffneten Bauernfamilien wurde somit zum Fanal für einen entschlossenen Widerstand gegen den Plan Puebla-Panama. Eine Delegation der widerständigen Gemeinde reiste ein Jahr zuvor nach Chiapas und hat sich mit den Zapatisten beraten; sie kehrten zurück in ihre Gemeinde mit dem Mut, sich der Regierungsarroganz mit aller Kraft entgegenzustellen.

Die Rücknahme der Land-Enteignungen und somit die Beerdigung eines der Vorzeigeprojekte der Regierung Fox ist ein wichtiger Erfolg für die erstarkende Bewegung gegen den Plan Puebla-Panama - wenn auch nur ein Etappensieg. Und mehreren Führern der jungen Bauernbewegung drohen langjährige Haftstrafen, bisher jedoch konnte ihnen nicht der Prozess gemacht werden, denn die Bevölkerung von San Salvador Atenco deklarierte sich Mitte September nach längeren Beratungen in einer Gemeindeversammlung als "municipio autónomo", als autonomer Bezirk. Dem Beispiel der Zapatistas folgend aberkennen sie die Legitimität der lokalen PRI-Regierung, zahlen keine Steuern mehr und verweigern staatlichen Funktionären den Zutritt. Das im Kampf gegen den Flughafen gewonnene Selbstbewusstsein ermöglicht es ihnen, in die eigenen Kräfte zu vertrauen und sich unabhängig von Parteien und staatlicher Einmischung selber zu regieren.


Bewaffnete Auseinandersetzungen in Chiapas

Kaum war der Kampf um Atenco entschieden, begannen sich in Chiapas gewaltsame Auseinandersetzungen zu häufen. Von Ende Juli bis Ende August 2002 wurden in vier autonomen Bezirken insgesamt vier zapatistische Indígenas getötet und rund 20 weitere verletzt, zahlreiche Familien beider Lager sind aus Angst vor weiteren Gewaltakten geflohen. Je nach lokalen Kräfteverhältnissen haben Milizionäre der EZLN oder paramilitärische Gruppierungen die Kontrolle über diese Gemeinden oder Teile davon übernommen. An mehreren Orten errichteten die Zapatistas Strassensperren, wo sich Dutzende von nur mit Macheten bewaffnete Bauern aus verschiedenen autonomen Bezirken im Wacheschieben ablösen und so mit massiver Präsenz weitere Angriffe zu verhindern suchen. Diese Wachen werden meist auch von internationalen BeobachterInnen unterstützt.

Dabei sind vordergründig Familienkonflikte und Landstreitigkeiten die Ursachen (siehe dazu den Artikel im letzten Correos), doch bei genauerer Analyse ist die Strategie der Aufstandsbekämpfung erkennbar: So greifen zum Beispiel Teile von ehemals verbündeten Organisationen (wie die ORCAO) die zapatistischen NachbarInnen an, welche sich nicht dem Regierungsprogramm PROCEDE zur Vergabe persönlicher Landtitel anschliessen wollen. Bekommt man diesen Landtitel, dann werden einem auch sofort Unterstützungsprogramme mit euphemistischen Namen wie Procampo oder Oportunidades angeboten und die damit verbundenen günstigen Kredite für Viehzucht sind eine grosse Verlockung; doch das Vieh braucht mehr Land, als bei der gemeinsamen Landbesetzung 1994 zugeteilt, und da wäre doch noch die Milpa, das Maisfeld des zapatistischen Nachbarn, der dieses ja "illegal" besetzt hält ...

In anderen Fällen wurden zapatistische Strassensperren angegriffen, die den Alkohol- und Drogenhandel sowie die illegale Ausfuhr von Edelhölzern aus dem lakandonischen Urwald verhinderten. Einträgliche Geschäfte, welche die regierungstreuen Indígenas in stark militarisierten Gebieten betreiben, und die sie auch mit Waffengewalt durchzusetzen gewillt sind.

Doch die für die zapatistische Bewegung gefährlichsten Angriffe waren diejenigen, die klar gegen Verantwortliche der autonomen Verwaltung gerichtet waren; in Amaytick, am Eingang der strategisch wichtigen Naturschutzzone "Montes Azules", wurden zwei Vertreter der autonomen Behörden bei dem Versuch, eine Familienangelegenheit zu schlichten, von bewaffneten Kontrahenten überrascht - einer verbalen Auseinandersetzung folgte ein Schusswechsel, beide Zapatistas wurden ermordet. Einer der Angreifer erlitt eine Schussverletzung. Und in der Zona Norte ermordete die Verbrecherbande "Los Aguilares" den zapatistischen Verantwortlichen der Gemeinde Kana'kil (zu den Aguilares siehe die Artikelübersetzung auf www.chiapas.ch).

Gibt es überhaupt Paramilitärs in Chiapas?

Dabei sind alle diese in komplexen lokalen Machtstrukturen wurzelnden Gewaltausbrüche kaum blosse Einzelereignisse, denn die insgesamt sechs "Zwischenfälle", wie sie in der Presse genannt werden, geschahen innerhalb von vier Wochen, und seit sich die kritische Öffentlichkeit zu Wort meldete, Protestbriefe und Beobachter- Karawanen organisiert wurden, gab es plötzlich keinen einzigen weiteren Überfall auf zapatistische Strukturen. Doch verhaftet wurde auch niemand, die Morde vom August werden so langsam zu weiteren Fällen "in der Geschichte", wie Hermann Bellinghausen in der Tageszeitung La Jornada schreibt. So wie die über hundert weiteren Toten, welche die Paramilitärs in Chiapas auf dem Gewissen haben. Man erinnere sich nur an das Massaker von Acteal, wo vor bald fünf Jahren 45 Menschen ihr Leben verloren: die Polizeieinheit zur "Bekämpfung von bewaffneten zivilen Gruppen", welche eigens in der Folge von Acteal geschaffen wurde, konnte bisher keine der 17 von BeobachterInnen identifizierten bewaffneten Gruppen dingfest machen. So befinden sich die Waffen, mit denen das Massaker von Acteal begangen wurden, nach wie vor in den Händen von Paramilitärs. Ab und zu werden ein paar kleine Fische verhaftet, beispielsweise 27 Mitglieder von "Paz, Desarrollo y Justicia" Mitte September in der Zona Norte. Sie werden aber diverser weniger schwer wiegender Delikte angeklagt und meist, wie Samuel Sanchez Sanchez, der historische Führer dieser Gruppe, nach kurzer Haft wieder freigelassen; aber die eigentlichen Hintermänner haben nichts zu befürchten. Nur selten, wie im Falle von Acteal und der Zona Norte, lassen sich die Verbindungen zum Staatsapparat direkt nachweisen. Im und um das Naturschutzgebiet "Montes Azules" sind zudem im Rahmen des Plan Puebla-Panama starke Interessen der multinationalen Firmen wie Novartis und ABB zu verzeichnen; die paramilitärischen Gruppen könnten hier versuchen, die Widerstandsbewegung durch Vertreibungen zu schwächen.

Der Begriff "Paramilitärs" wird von den Zapatistas auf alle Gruppen angewendet, welche sie in den letzten Monaten gewaltsam attackiert haben. Dies führte zu Unbehagen bei einigen MenschenrechtlerInnen hier wie in Europa, welche nicht in jedem einfachen Bauern, der sein Stück Land legalisieren will, gleich einen entschlossenen Paramilitär sehen mögen, man müsse da differenzieren. Noch einen Schritt weiter geht die chiapanekische Regierung Salazar, die vor zwei Jahren mit dem Versprechen angetreten ist, die Straflosigkeit zu beenden. Pablo Salazar und sein "linker" Innenminister Emilio Zebadua leugnen rundweg die Existenz paramilitärischer Gruppierungen und reduzieren die Konflikte auf innerkomunitäre Auseinandersetzungen, in einem Fall bezeichneten sie die Ermordung eines Zapatisten gar als "Jagdunfall" - die Zeugenaussage des zehnjährigen Sohnes, der die Ermordung seines Vaters mitansehen musste, steht dazu klar im Widerspruch.

Die Frage nach der Definition des Begriffs "Paramilitär" lässt sich etwa folgendermassen beantworten: Werden bewaffnete Gruppen gegen eine Aufstandsbewegung aktiv und können diese Gruppen mit Straflosigkeit rechnen, dann sind sie offensichtlich Teil der Aufstandsbekämpfung, haben also das Plazet der Regierung. Dass die aktive Unterstützung dieser Gruppen durch Militär und Polizei in Ausbildung und Bewaffnung oft nicht nachgewiesen werden kann, und dass sie sich aus armen indigenen Bauern rekrutieren, sollte eigentlich kein Grund dafür sein, ihre Funktion als Paramilitärs - oder Parapolizei - in den Aufstandsgebieten anzuzweifeln. Wenn sie dann von Staates Seite nicht mehr gebraucht werden, dann wenden sie sich anderen einträglichen Geschäften zu, werden (wieder) zu "normalen" Verbrecherbanden.

Ein wenig anders sieht es aus mit den Bauern-Organisationen, die auf eine soziale Basis zählen können und sich mit den Zapatistas um Land streiten. Hier scheint der Abbruch des breiten Dialogs zwischen der Bauern- und Indigenenorganisationen und der EZLN einerseits und der Regierung andererseits Früchte zu tragen: Die fallenden Preise für Agrarprodukte im Zuge des NAFTA-Vertrages vertiefen die Landkrise und führen zur Spaltung zwischen den "echten" Zapatistas, die in ihrer "resistencia" bleiben und, um der Gefahr der Kooptation zu begegnen, keinen Peso von der Regierung annehmen und dem Rest, also allen anderen Bauernorganisationen, die auch mal mit der EZLN Seite an Seite kämpften. Diese Auseinandersetzungen können gewalttätige Formen annehmen, und paramilitärische Strukturen können leicht auch daraus entstehen, wenn auch eine erste Konfliktstufe eher spontanen Charakter hat. Mit den Paramilitärs gemeinsam hat diese Form von Auseinandersetzungen ihren Aufstandsbekämpfungs-Hintergrund und die völlige Straflosigkeit.
Dabei ist die Spaltungspolitik der Regierung offensichtlich sehr erfolgreich und führt zunehmend zur Isolation der verbliebenen "Autonomen" und zu bewaffneten Auseinandersetzungen, welche das Funktionieren der zapatistischen autonomen Bezirken von innen heraus erschweren. Deren de-facto-Autonomie scheint zwar immer klarere Formen anzunehmen, es werden viele neue autonome Mikrokliniken, Schulen und Kooperativen aufgebaut, doch der politische "impase", die Ausweglosigkeit, auf nationaler Ebene die Anerkennung dieser Autonomie zu erkämpfen, macht die Bewegung nicht gerade attraktiver. In dieser schwierigen Konjunktur ist es dann auch ein Leichtes, die Legitimität der autonomen Autoritäten im Konfliktfall anzuzweifeln und ihnen Willkür vorzuwerfen.


Die mexikanische Justiz entscheidet sich gegen die indigene Autonomie

Die politische Grosswetterlage bezüglich der indigenen Autonomie hat sich wenige Tage nach den Angriffen auf die zapatistischen Strukturen erneut verdüstert. Das mexikanische Bundesgericht entschied Anfang September in einer Nacht- und Nebelaktion, den Einsprachen von über 300 indigenen Gemeinden gegen das "ley indígena light" nicht stattzugeben. Damit wurde auch die juristische Schiene zur Anerkennung der Abkommen von San Andrés verbaut. Der Aufschrei der mexikanischen Zivilgesellschaft war zwar durchaus zu hören, aber entwickelte nicht die Kraft, um das Parlament und die Regierung Fox zur erneuten Diskussion der indigenen Rechte zu zwingen. Einzig am "Día de la Raza" der an die sogenannte Entdeckung Amerikas am 12. Oktober erinnert, zeigte sich, dass indigene Bewegung und vor allem unzählige soziale Organisationen durchaus noch ein Mobilisierungspotenzial besitzen: Die Südgrenze zu Guatemala wurde durch Blockaden geschlossen, auch sonst waren alle wichtige Strassen in Chiapas und viele in anderen südlichen Bundesstaaten blockiert, im länderübergreifenden Protest gegen den Plan Puebla-Panama und für eine Anerkennung der indigenen Rechte.

Die EZLN hielt sich am 12. Oktober wider Erwarten zurück, die zapatistische Basis nahm offensichtlich nicht an den Blockaden und Demonstrationen teil. Seit der Riesenmobilisierung rund um den Marsch in die Hauptstadt im Frühjahr 01 und dem anschliessenden Verrat der Abkommen von San Andrés im mexikanischen Kongress verharrt die EZLN im Schweigen. Nicht zum ersten Mal stellt die zapatistische Führung die Öffentlichkeit - und die eigene Basis - auf eine Geduldsprobe. Im Moment scheint auch wirklich alles gesagt, was es zu sagen gibt. Sollte das "ley indígena light" nun tatsächlich umgesetzt werden, dann werden in allen 32 Bundesstaaten unterschiedliche Gesetzestexte erarbeitet, welche auch den nationalen Protagonismus der EZLN in der Indigenafrage beenden.

Die autonomen Gemeinden bauen weiterhin ihre unspektakuläre, alltägliche de-facto-Autonomie auf, die Leute rechnen hier nicht in Wahlperioden, sondern in Generationen. Dennoch wird die nächste politische Mobilisierung der Zapatistas irgendwann kommen. Ob sie so friedlich sein wird wie in den letzten Jahren, wagt in Chiapas niemand vorherzusagen. Eine Woche nach dem negativen Entscheid des Bundesgerichts, anlässlich der zapatistischen Feierlichkeiten des mexikanischen Unabhängigkeitstages, stellte ein Verantwortlicher in einem autonomen Bezirk fest: "Wir stehen nicht am Ende, sondern erst am Anfang des Krieges".

von: Gruppe "Direkte Solidarität mit Chiapas", Zürich

www.chiapas.ch * soldircc@chiapas.ch


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DEKLARATION

I. CHIAPANEKISCHES TREFFEN GEGEN NEOLIBERALISMUS

"WIDERSTÄNDE VERSTÄRKEN, ALTERNATIVEN SUCHEN"

San Cristóbal de las Casas, Chiapas, Mexiko, 9. bis 12. Oktober 2002

Wir, RepräsentantInnen von 80 chiapanekischen Organisationen, BewohnerInnen dieser Ländereien, sind an diesem Ort zusammengekommen, um ihn wieder zu einem Ort der Geburt zu machen. Während vier Tagen haben wir über die vier Gefahren gesprochen, die unsere Mutter Erde bedrohen. Diejenigen, die sie vergiften, wissen, dass sie uns zusammen mit ihr umbringen werden. Wir, die wir Sämereien der Bevölkerung wie der Mais sind, keimen und wachsen in ihr, jedoch nur, wenn wir sie am Leben erhalten. Daher weisen wir die Wissenschaft des Todes zurück und kämpfen, um eine Zukunft zu konstruieren, in der unsere Früchte existieren, wo wir uns eine Regierung geben, die uns respektiert, die die Mutter respektiert, die uns allen das Leben gibt.

Hier hat unser erster Schritt den chiapanekischen Raum wiedererlangt, der uns erlaubt, zu kommunizieren und zu informieren, der der Weg ist, um uns mit allen Kämpfen zu vereinen, die das Leben auf dem gesamten Planeten verteidigen. Der zweite Schritt war, unmittelbare Aktionen zu beschließen, die uns in diesen Kämpfen vereinen.

Wegen alledem:

- Fordern wir Respekt für unsere Naturressourcen, unsere Kultur, unsere Traditionen und unsere Menschenrechte, weil sie die Hoffnung des Lebens für die gesamte Schöpfung sind.

- Weisen wir das ALCA, den PPP, den mesoamerikanischen biologischen Korridor, das NAFTA, den Bau von Staudämmen, die Privatisierung des Wassers und des elektrischen Stroms zurück, weil sie Zerstörung, Raub und Tod für unsere Völker bringen.

- Fordern wir Respekt für die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter der Agroindustrie und der Maquiladora-Fabriken. Wir protestieren gegen die Modifikationen der Arbeitsgesetze zugunsten der Handelsverträge.

- Wir halten unser Wort. JA zu den Abkommen von San Andrés.

- Entwaffnung der Paramilitärs! Raus mit der Armee aus unseren Gemeinden! Unsere Mobilisierung dient dazu, zu vermeiden, dass weitere Flüsse des Blutes der Bevölkerung fließen, die Gerechtigkeit fordert.

- Als Kinder dieser Ländereien sagen wir Nein zum "PROCEDE". Wir sagen, dass ein Bauer ohne Land ein Sklave für die Maquiladoras ist. Wir erlangen unser Territorium zurück.

- Wir weisen die Kaffee-Preis-Spekulation an der Börse von New York und die Unterstützung der Regierung für die transnationalen Firmen zurück. Wir fördern den nationalen Konsum mittels des fairen Handels. Wir kontrollieren, was wir produzieren und produzieren, was wir benötigen.

- Wir weisen die "Wissenschaft des Todes" der agrochemischen und gentechnischen Konzerne zurück. Wir bauen Mais an, Mais unsere Erinnerung, Mais unser Wort. Wir sind die Sämereien der Bevölkerung in Verteidigung der Souveränität der Ernährung, Basis unserer Autonomie. Unsere Gesundheit, Land und Arbeit steht nicht zum Verkauf, dafür arbeiten wir, wir fördern die Produktion und den Konsum organischer Produkte, die Erhaltung der Böden, Flüsse, Ländereien; die kommunitäre Entwicklung, die kulturelle Identität und einen gerechten, solidarischen und alternativen Handel.

- Wir werden die Plünderung des Erbes unserer Völker nicht zulassen. Wir sind diejenigen, die sich um die Verteidigung und Entwicklung des Lebens der Mutter Erde gekümmert haben und sich darum kümmern werden wie um unser eigenes Leben.

Für das I. Chiapanekische Treffen gegen Neoliberalismus:

Abogados y Asesores Pro Derechos Humanos, Alianza Civica Chiapas, Área Diocesana de Derechos Humanos, BACOSAN, CAPISE, Catequistas de Huitiupán, CCESSC/ INCMNSZ, CEDIAC, AC, Centro de Derechos Humanos Fray Bartolomé de Las Casas; CEPAZ; CIAM; CICE; CIDECI; CIEPAC; Circulo Sancristobalense de Abogados, A:C:, CIRSA, COCIDEP; CODIMUJ; COLEM; Comisión Local de Reconciliación y DDHH de Los Altos; Comité Civil Electricista, Comité de Desarrollo Comunitario del Sur, COMPITCH; Comunidad Agua de Tigre; Comunidad Nueva Cruz, Comunidad Nuevo Monte Cristo, Comunidad Santa Rosalia, Comunidades afectadas por Represas, comunidades Eclesiales de Base, Convergencia de Organizaciones Campesinas de Chiapas, CORECO, Chiltak, A.C., Defensoras Derechos Humanos de las Mujeres, DESMI, A.C., EDUPAZ, A.C., Enlace, Comunicación y Capacitación, Facultad de Ciencias Sociales UNACH, Feminario, foro para el Desarrollo sustenable, A.C., Fundación León XIII; FZLN San Cristóbal de Las Casas, Global Exchange, Grupo de Mujeres de Amátan, Grupo de Mujeres Tzome Ixuk, Iglesia Católica de Región Sureste, Iglesia de la Parroquia de Santo Domingo., Jolom Mayaetik, La Voz de Cerro Hueco, Las Abejas, Maderas del Pueblo del Suereste, Melel Xojobal, Misión Altamirano, Misión de Guadelupe, Mpio de Independencia, Chis, MUK`TA NA (Casa Grande), Municipio San Andrés Larráinzar, Nemi Zapata, Nuevo Amenecer Indígena 94 (NAI94), Nuevo Yibeljoj, Obra Kolping, OCOMITCH, OMIECH, OMITAC (Organización de Médicos Indígenas Tradicionales) Organización de Pueblos Indígenas de la Zona Patihuitz, Parroquia de Altamirano, Parroquia de San Andrés Apóstol, Parroquia de Santo Domingo de Guzmán, Plural Chiapas, Programa “Desarrollo Humano en Chiapas” UAM, Promedios, Pueblos Creyente, Red de Defensores Comunitarios por los Derechos Humanos, RICAA, Roberto Barrios, SADEC, Seminario de Género (UNACH), Sociedad Cooperativa Unión Lucha y Progreso, Unión Tzotzil de Diversificación SSS de Simojovel.

San Cristóbal de Las Casas, Chiapas, 11. Oktober 2002.

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Quelle: http://chiapas.indymedia.org 21.10.2002
Übersetzung: Gruppe B.A.S.T.A.


ALCA: gesamtamerikanisches Freihandelsabkommen
PPP: Plan Puebla Panama

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10. Obtober 2002

Mexiko

Gegen Straffreiheit für Paras

Protestresolution von 50 deutschen Verbänden

Von Tobias Klaus

In Mexiko verstärkt sich die Mordaktivität rechter Paramilitärs. Menschenrechtsaktivisten fordern das Ende des staatlichen geförderten Terrors gegen die Indios. In den letzten Wochen erhöhte sich die paramilitärische Gewalt gegen die indigenen Autonomiebestrebungen in Mexiko. Ergebnis: Erneute Vertreibung, und Tote auf Seiten der Indios, Straffreiheit und staatliche Unterstützung für die Mörder.
Über 50 Organisationen aus der Menschenrechts- und Eine-Welt-Bewegung in Deutschland wandten sich unlängst in einer Resolution an die mexikanische Regierung. Darin fordern diese auf, die Autonomie der indigenen Völker zu respektieren und die Straffreiheit für Paramilitärs zu beenden.
Seit Anfang 1994 der Aufstand der Zapatisten im mexikanischen Bundesstaat Chiapas ausbrach, werden diese von rechten Paramilitärs durch Vertreibung, gezielte Morde und Massaker an der Zivilbevölkerung bekämpft. Die massiven Menschenrechtsverletzungen werden von der mexikanischen Regierung nicht nur geduldet, die Paramilitärs arbeiten oftmals Hand in Hand mit mexikanischer Armee und Justiz.
In der Resolution wird besonders auf die Zunahme militärischer Präsenz in Chiapas seit September dieses Jahres hingewiesen. Diese würde jedoch nicht der Entwaffnung der rechten Paramilitärs dienen, sondern der »Einschüchterung und den (paramilitärischen) Übergriffen auf die zapatistische Basis«. Es komme zu neuen Vertreibungen, die Zahl der Toten und Verletzten nehme zu.
Nachdem es bereits im September in Berlin und Münster Solidaritätsmeetings für die Zapatistas gab, ist für November in Berlin eine bundesweite Solidaritätskundgebung für die bedrängten Aufständischen geplant.

© ND GmbH 2001 10.10.2002

www.nd-online.de

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Oktober 2002

Dramatische Verschlechterung der Situation in Mexiko

Zapatistas ermordet und vertrieben

Die Gewalt gegen die zivilen Unterstützenbasen der Zapatistischen Nationalen Befreiungsarmee EZLN hat im Juli und August 2002 einen neuen Höhepunkt erreicht.

In und um die Region "Montes Azules" (Bundesstaat Chiapas), die für Regierung und Konzerne wegen ihrer Bodenschätze und Biodiversität äußerst attraktiv ist, ermordeten rechte Paramilitärs mindestens vier EZLN- Unterstützer, verletzten Dutzende und vertrieben Hunderte. Diese Vorfälle stellen endgültig klar, dass vom neuen Präsidenten Fox und vom Gouverneur von Chiapas, Pablo Salazar, kein Schlusstrich unter die Gewalt gezogen wird und die Straflosigkeit weiter anhält. Während Fox weltweit umherreist, um Investoren für sein Modernisierungsvorhaben "Plan Puebla Panama" anzuwerben, leisten Polizei, Militär und bewaffnete Banden die Terror- und Vertreibungsarbeit gegenüber den Hunderttausenden Zapatistas, die sich vehement gegen jenen kapitalistischen Plan aussprechen und auf ihren Ländereien weiterleben wollen. 1994 hatte sich die EZLN erhoben, um für eine Landreform, Basisdemokratie, indigene Rechte und eine Abkehr von der neoliberalen Wirtschaftspolitik zu kämpfen. Über 50 Organisationen und zahlreiche Einzelpersonen aus der BRD, Österreich und der Schweiz protestierten mit einer Resolution an die mexikanische Regierung gegen die Gewalt im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas. Die Unterzeichner der Resolution solidarisieren sich mit den Zielen der Zapatistas. Auch in vielen anderen Ländern wurde demonstriert.

Oberster Gerichtshof legitimiert skandalöses "Indígena- Gesetz"

Einen herben Rückschlag für die Zapatistas, die Indígena-Bewegung und die linke Opposition bedeutete die am 13. September 2002 geäußerte Weigerung des Obersten Gerichtshofes von Mexiko, die 300 Klagen gegen das umstrittene "Indígena-Gesetz" zu berücksichtigen. Rückblick: 1996 hatten Regierung und EZLN ein erstes Teilabkommen über indigene Rechte und Kultur unterzeichnet (Abkommen von San Andrés), das indigene Selbstverwaltung und Bestimmung über die Ländereien garantierte. Die Regierung setzte es nicht um. Auch unter dem neuen Präsident Fox wurde es nicht umgesetzt, sondern nur extrem "verwässert" verabschiedet, so dass Gemeinden jetzt nur noch "von öffentlichem Interesse" sind und ihre Rechte nicht kollektiv einklagen können (vgl. GWR 260 - Sommer 2001). Die 300 Klagen waren die letzte Hoffnung, auf friedlichem Wege diese Konflikte zu lösen.
Sämtliche progressiven Kräfte Mexikos kritisierten die Entscheidung des Obersten Gerichts scharf und bezeichneten sie als "Tragödie" oder "Katastrophe". In Chiapas und Mexiko gab es bereits erste - teils heftige - Proteste, so dass die Situation äußerst gespannt ist.

Gruppe B.A.S.T.A.

aus: graswurzelrevolution 272 - Oktober 2002 -> www.graswurzel.net

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10. September 2002

FORTGESETZTE BEDROHUNG VON SOZIALEN ORGANISATIONEN UND FRAUENORGANISATIONEN

An die Nationale und Internationale Zivilgesellschaft
An die Menschenrechtsorganisationen
An die Öffentlichkeit


Am vergangenen Dienstag, den 10.September, fanden in San Cristobal de las Casas eine Demonstration und eine Kundgebung statt, zu denen die “Coordinadoras de la Sociedad Civil en Resistencia” (Koordinationen der Zivilgesellschaft im Widerstand) und viele weitere Organisationen aufgerufen hatten. Der Protest richtetet sich sowohl gegen das Urteil des Obersten Nationalen Gerichtshofs, der die Kontroversen über die Verfassungsreformen zu “Rechten und Kultur” zurückgewiesen hatte als auch gegen die Gewalt gegen die Autonomen Landkreise.

Ungefähr gegen 13.30 Uhr wurde eine Mitarbeiterin der Nichtregierungsorganisation K´inal Antzetik in der Strasse 5.de Febrero durch zwei Männer in Zivil gekeidet aufgehalten nachdem sie einige Minuten auf dem Kundgebungslatz vor der Kathedrale gestanden hatte. Die zwei Männer hielten sie grob am Arm fest und stellten ihr Fragen wie : Du arbeitest mit in der Koordination der Region Altos? Sind das diejenigen, die hier die Leute koordinieren? Außerdem stellten sie zu einer Person aus der Organisationsstruktur konkretere Fragen. Die Compañera drohte damit laut anzufangen zu schreien und es gelang ihr mit einiger Anstrengung sich aus dem Griff zu befreien und den Agressoren zu entkommen.

Am gleichen Tag tauchten zwei Männer auf der Arbeitsstelle eines Compañero einer Mitarbeiterin der Kooperative Jolom Mayaetik auf und stellten Fragen über seine täglichen Beschäftigungen, seine Arbeit und ob er bei der Demonstration mitgelaufen sei. Am 12.september wurde das Haus einer anderen Compañera von K'inal Antzetik durch zwei unbekannte Personen beobachtet.

Diese Bedrohungen und Einschüchterungsversuche gegen soziale Oganisationen, in diesem Falle gegen Organisationen die für die Rechte von Frauen kämpfen steht in der Kontinuität einer ganzen Reihe von Aggressionen, die K'inal Antzetik, Jolom Mayaetik und andere zivile Organisationen seit 1994 ereilt hat wie z.B. Einbrüche von Wohnhäusern und Büros, Mord- und Vergewaltigungsdohungen, körperliche Übergriffe, anonyme Anrufe auch sexuelle Belästigungen.

Diese Art der Gewalt und politischer Verfolgung steht nicht isoliert da. In den letzten Monaten hat die Gewalt gegen unterschiedliche Ebenen und Sektoren der Bevölkerung zugenommen; insbesondere gegen die autonomen Munizipien und gegen soziale Organisationen. Wir weisen diesen Mangel an Respekt gegenüber unseren Rechten auf Meinungsäußerung, der Bewegungsfreiheit und auf Demonstrationen als Einzelpersonen, als soziale und zivile Organisationen und als indigene Völker zurück.

Es ist alarmierend, daß die Bedrohung von AktivistInnen und von VerteidigerInnen der Menschenrechte weiterhin anhält und als Einschüchterungsstrategie fungiert. Wir rufen hiermit die Zivilgesellschaft auf, daß sie nicht erlauben soll, daß wir weiterhin unter dieser Art von Gewalt zu leiden haben, diese anzuklagen und damit unsere Rechte zu wahren und damit nicht zu erlauben, daß die Regierungen auf staatlicher und bundesstaatlicher Ebene gegen die Interessen der Bevölkerung handeln indem sie versuchen die legitimen Ausdrucksformen sozialer Organisationen zu kriminalisieren.

Wir machen die staatliche und die bundesstaatliche Regierungen verantwortlich

-> für jegliche Form von Agression verantwortlich, die MitarbeiterInnen der regionalen Koordinationen der Zivilgeselslchaft im Widerstand, von K'inal Antzetik, von Jolom Mayaetik, vonder Luna Creciente oder auch andere Personen aus sozialen und zivilen Organisationen zu erleiden haben könnten.

-> dafür, nicht zu erlauben, daß diese Form Agression und Einschüchterung weiter anhält und dafüer, daß sie durch die Nichtanerkennung der Rechte der indigenen Völker ein politisches Klima schafft, in dem Gewalt gedeihen kann.

K'inal Antzetik, Jolom Mayaetik, Centro Cultural La Luna Creciente, Coordinadora Regional de los Altos de la Sociedad Civil en Resistencia, Feminario, Grupo de Mujeres de San Cristóbal, CIDECI, DESMI, Alianza Cívica Chiapas, Chiltak, Parejo S'cotol, Majomut, Colectivo Las Filmadoras, Centro de Derechos Humanos Fray Bartolomé de las Casas, Centro de Derechos Humanos Pro DH, COCIDEP, JUNAX, Red de Defensores Comunitarios, CORECO, Enlace Civil, Colonia 5 de Marzo, Autoridades y Comunidad de San Felipe Ecatepec, Autoridades y Comunidad de Nicolás Ruíz, Vashakmen de los Altos, Lucy Briones, Yolanda Castro, Emma Cosío, Marisa Kramsky, Begoña Lecumberri, Gloria Manzur, Ofelia Medina, Mercedes Osuna y Concepción Villafuerte

10.9.2002

Quelle: indymedia Chiapas -> http://chiapas.indymedia.org
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Pressemitteilung zu den Menschenrechtsverletzungen in Chiapas im August und September.

Über 50 Organisationen und zahlreiche Einzelpersonen aus dem Menschenrechts- und Eine-Welt-Spektrum aus Deutschland, Österreich und der Schweiz protestierten mit einer Resolution an die mexikanische Regierung gegen die Gewalt im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas. Im Sommer 2002 waren dort 4 Unterstützer der Zapatistischen Befreiungsarmee EZLN ermordet und Dutzende verletzt worden.
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