22.12.1998 - Zweiter Bericht von E. und N.

Über die Trauerfeier und eine zapatistische Demonstration zum ersten Jahrestag des Massakers von Acteál

Gestern jährte sich zum ersten Mal der Tag, an dem das Massaker in Acteál stattfand. Die BewohnerInnen organisierten zusammen mit der Diözese von San Cristóbal de Las Casas sowie zahlreichen Menschenrechtsorganisationen eine Gedenkfeier. Damit die Zapatistas aus dem benachbarten Polhó an der Gedenkveranstaltung teilnehmen konnten, gingen mehrere Tausend Zapatistas in einer riesengroßen Demo gemeinsam nach Acteál - um so durch die Straßensperren des Militärs zu kommen. Wir haben unseren Bericht während unserer Teilnahme an dieser Veranstaltung auf Band aufgenommen und ihn später abgetippt. Daher liest sich der Text ein wenig seltsam, dennoch: hier ist unser Erfahrungsbericht!
"Allein, um nach Polhó zu kommen, wo die Demonstration der Zapatistas nach Acteál losging, die wir als MenschenrechtsbeobachterInnen begleiten wollten, mußte ein gewisses Risiko in Kauf genommen werden, was uns praktisch eine schlaflose Nacht bescherte. Denn 1998 wurden weit über 100 MenschenrechtsbeobachterInnen aus Mexiko ausgewiesen, und dies war unser erster "Einsatz"!
Als wir morgens um Sechs am verabredeten Treffpunkt in San Cristóbal ankamen, war es noch dunkel und arschkalt. Und wir waren die einzigen, die zum verabredeten Zeitpunkt am verabredeten Ort erschienen! Wir sind dann auch leider nicht in den Bus eingestiegen, der uns vor der Nase wegfuhr, da wir noch auf unsere "Bezugsgruppe" warten wollten. Nach einer Stunde sind dann auch die anderen eingetroffen.
Es geht zu Fuß zum "Indígena-Markt", wo die studentische Gruppe aus Mexiko D.F., die wir begleiten, noch Kaninchen für ihr Projekt in Polhó einkaufen will, und wo die Taxis stehen, die uns hoffentlich nach Polhó bringen (wollen). Mal sehen, was Acteál bringt bzw. wo wir das nächste "Tondokument" machen...
Also, los gehts dann doch noch nicht, weil erst einmal Kaffee am Kaffeestand getrunken werden muß. Der compaņero holt von woanders her noch Tacos. Die zwei Taxis stehen bereit und sind gepackt mit dem ganzen Kram, in dem einen ist vorne ein toter Fuchs drin, den sie eben ueberfahren haben, - "das Fell ist so schön!". Ein bißchen erschrocken habe ich mich schon, als der Kofferraumdeckel aufging und das Blut das Auto herabronn, aber na! Die Taxis sind vollgepackt, wollen wir mal hoffen, daß sie nicht wegfahren ohne uns, und daß wir alle reinpassen...
Ich glaube, daß die Taxis erst vollgepackt und dann erst die Fahrer gefragt wurden, ob sie uns nach Polhó bringen! Aber jetzt wissen alle Bescheid, wie sich zu verhalten ist, und: WIR sprechen kein Spanisch!!! Es ist jetzt sieben Uhr oder ein wenig spaeter...

So, jetzt sind wir im Taxi und die Reise geht los. Wir sind eine Gruppe von Touristen und R. will uns "ihr schönes Chiapas" zeigen. Ich habe mich gerade etwas vermummt und sehe aus wie ein nettes Mütterchen. Zwischen uns sitzt ihr Sohn, - wollen mal sehen, wie das klappt! Wir sitzen übrigens in dem Käfer mit dem toten Fuchs. Buén Viáje!...
Wir haben jetzt gerade einen Militärstützpunkt passiert. Wir hatten ziemliches Glück, denn wir haben uns "schlafend gestellt", haben uns ein bißchen "versteckt"; außerdem hat die internationale Presse dort fotografiert. Wenn die nicht da gewesen wäre, wären wir wohl nicht so leicht durchgekommen. Das war wohl das schwierigste Stück, denn es war der berüchtigte Militärposten am Ortseingang von Chenalhó...
Wir haben gerade den zweiten Militärposten in Las Limas passiert. Die anderen im Taxi vor uns hatten kurz mal Probleme und "mußten ihre Identität klären", aber sie sagten, daß auch in unserem Taxi "ausschließlich Mexikaner" seien, und so sind wir dann durchgekommen: anscheinend haben wir also viel Glück heute, denn, wenn die Militärs uns entdeckt hätten, hätten sie uns bestimmt nach San Cristóbal zurückgeschickt!
Also, ich trage meine alberne blaue Baseballmütze und N. hat bunte Tücher überm Kopf und sieht aus wie eine Mexikanerin. Wir müssen uns halt auf der Rückbank schlafend stellen, und die beiden vorne warnen uns immer vor dem nächsten Posten und lotsen uns dann durch. Das letzte Mal hat uns wohl C. aus dem anderen Taxi "gerettet", indem sie ein bißchen die Soldaten genervt hat, daß wir doch alle Mexikaner seien und warum sie ihren Ausweis zeigen soll und so! Wir sind übrigens unterwegs, um uns Artesanias und die Iglésia in Pantelhó anzuschauen...
Wir fahren jetzt an den ersten Häusern von Polhó vorbei, das sich über mehrere Täler und Höhen zu erstrecken scheint. Ich habe einen Laster im Dorf gesehen mit Soldaten. R. hat uns auch noch einmal bestätigt, daß hier überall Militär ist. In Polhó lebten ursprünglich rund 3.600 Menschen, jedoch siedelten sich hier viele (vom Militär und Paramilitärs) vertriebene Flüchtlinge an, sodaß sich hier jetzt 16.000 Menschen den Platz teilen müssen, umzingelt und bedrängt von Militärcamps: Polhó ist eine "autonome Gemeinde in Rebellion", also komplett selbstverwaltet...
Wir fahren immer noch weiter durch Polhó und haben noch einen LKW mit viel, viel mehr Militärs gesehen. Hier ist ein Schild: "Marijuana rauchen verboten!". Da Polhó eine autonome Gemeinde ist, sind hier Alkohol und Marijuana verboten - ein zapatistischer Grundsatz...
Wir sind jetzt in Polhó ausgestiegen. Überall stehen Leute an den Straßen, einige vermummt. Ein Schild: "Bién Venídos - Herzlich Willkommen!", von hier werden wir bald mit den Leuten nach Acteál laufen.
Zur Zeit sitzen wir an der Straße und kucken von hier auf Polhó. Zwei compaņeros sind hier im Friedenscamp und erzählen, daß es hier einen Transsexuellen im Dorf gibt, der hier etwas ganz besonderes ist und von allen akzeptiert wird. Sie erzählen auch, daß mit der Karawane "Para todos todo" ziemlich viel blöde Leute aus D.F. gekommen sind, und sie sagen, daß es hier z.Zt. alles gibt. Das Rote Kreuz ist hier, was nicht besonders häufig vorkommt. Hier ist ein unheimlicher Auflauf von Menschen, ich bin im Moment etwas ueberwältigt und weiß nicht, was ich zuerst machen soll. Fotografieren ist hier verboten, ich habe aber trotzdem ein paar Bilder gemacht - geht halt nicht anders. Wir sehen auch das, was wir vorher schon wussten: Kleine und Kleinstkinder mit von Parasiten befallenen Mägen, was wir an den aufgeblähten Bäuchen erkennen. Das kommt von dem verseuchten Wasser, daß sie gezwungen sind, zu trinken, da das Militär das eigentlich reichliche Wasser rund um den Ort staut, damit sich die autonome Gemeinde streitet und spaltet: counterinsurgency in Mexico!
Viele Menschen sind hier, viele Eindrücke wahrzunehmen. Es ist alles ein bißchen skurril, die Leute lachen uns an - wir sind hier anscheinend willkommen. Ich kann immer noch nicht glauben, daß wir tatsächlich durchgekommen sind...
Wir sind hier oben an der Straße und schauen runter ins Dorf. Es ist unheimlich viel Leben hier. Unten verteilt das Rote Kreuz Medikamente und Lebensmittel. R. erzählt, daß hier die Hilfe von der Europäischen Union ankommt, die allerdings terminiert ist, d.h. Polhó ist immer noch auf Hilfe von außen angewiesen, weil die Felder nicht bestellt werden können. Die Militärpräsenz macht die Feldarbeit für die Menschen hier unmöglich. Die Leute haben Angst, auf die Felder zu gehen, da es in der Vergangenheit dabei immer wieder zu Einschüchterungsversuchen und zu handfesten Übergriffen kam: Der Staatsterrorismus verhindert, daß sich die Menschen hier allein ernähren können! Wir sehen übrigens nur das Mexikanische Rote Kreuz, aber R. erzählt, daß die ausländische Hilfe v.a. vom Deutschen und vom Spanischen Roten Kreuz kommt. Heute sei hier aber besonders viel los - wahrscheinlich für die internationale Presse! Sie berichtet, daß die Hilfe für Polhó eigentlich immer weniger und daß die Situation immer fataler wird, denn wenn die ausländische Hilfe auch noch ausbleibt, kann es hier zu tumultartigen Szenen kommen. So ist hier alles ruhig und die Verteilung läuft gerecht ab. Auch die campamentístas, die hier die Menschenrechtssituation beobachten, berichten, daß die Verteilung von Medikamenten und Nahrungsmitteln hier sehr gut klappt, und daß die Leute die Hilfe auch tatsächlich umsonst kriegen, nicht wie woanders, wo mit "humanitärer Hilfe" die Unterstützung der Regierungspartei und die Abkehr von den Zapatisten erkauft wurde...
Wir haben es jetzt Viertel vor Zehn und es ist schon jetzt tierisch heiß hier - über dreißig Grad. Eine Frau von "Fray Ba" (christliche Menschenrechtsorganisation) hat uns erzählt, daß es hier nachts tierisch kalt wird, ein weiteres Problem in Polhó, wo die vertriebenen Flüchtlinge vielfach in Notbehausungen aus Plastiktüten und Holzbalken wohnen müssen...
Plötzlich sind ALLE vermummt (mit Tüchern und Pasamontaņas) und wir stehen in einer großen Demonstration von Zapatistas. Traditionelle Musik erklingt, einige Sprechchöre sind zu hören, ca. viertausend Menschen oder mehr setzen sich langsam in Bewegung, alle sehr traditionell gekleidet. Drum herum insgesamt vielleicht hundert "Nichtvermummte", die meisten "Nichtmexikaner", beginnen wie wild zu fotografieren, zu filmen, Tonaufnahmen zu machen - wir auch. (Ich kriege noch jetzt Gaensehaut, wenn ich an die Geschlossenheit all dieser Menschen denke, an ihre Fröhlichkeit, an ihr Selbstbewußtsein und an den Klang ihrer Kehlen, aus denen die Sprechchöre dröhnten!) In der Demo ist ein fetter LKW, der einen formidablen Lautsprecherwagen abgibt, darauf vier bis fünf Zapatistas, die viele Parolen vorgeben: "Zapata vive - la lucha sigue! Vive el Subcomandante Insurgente Marcos!" usw. Neben dem Mut der indígenen Frauen und dem Klandestinen Indígenarat werden auch Polhó, Chiapas und sogar México hochleben gelassen. Es werden aber noch viel mehr Parolen ohne Lauti-Unterstützung gerufen. Dies alles passiert während der gesamten Dauer der Demo, also gut und gerne zwei Stunden!

Vorne an der Demo gehen Frauen und Kinder mit Blumen und Holzkreuzen im Gedenken an die Opfer der Bluttat von Acteál: Am 22. Dezember 1997, also genau vor einem Jahr, erschossen und verstümmelten ca. vierzig Paramilitärs der Gruppe "Paz y Justicia" die christlich organisierten 45 Indígenas, die meisten von ihnen Frauen und Kinder, nachdem sie ihren Gottesdienst in der Kirche von Acteál gestört hatten. Dies alles passierte in Rufweite einer Polizeistreife. Anschließend schmissen sie ihre Opfer, denen sie die Nähe zu den Zapatistas vorwarfen, ungestört hinter der Kirche einen Abhang herunter. Als das Vergraben der Opfer sich als zu schwierig gestaltete, verschwanden sie einfach und hinterließen so ein grausames Dokument ihrer Bluttat. Die Opfer aus der Gemeinde "Las Abejas" wurden von ihren Angehörigen aufgefunden und dann bald während einer großen Trauerfeier beerdigt, zu der viele Menschen in das kleine Dorf Acteál kamen...
Vorne in der zapatistischen Demo gehen also Frauen und Kinder mit Blumen und Holzkreuzen; auf einem Kreuz ist ein Zapata-Bild zu sehen, auf einem anderen eins von Maria. Hier ertönt traditionelle Flöten- und Trommelmusik, und eine mexikanische Nationalflagge ist auch zu sehen. Die ist denen bestimmt am 1. Januar 1994 in die Hände gefallen, als sie mehrere Städte und Dörfer in Chiapas besetzten! Es ist allerdings schon komisch mit diesen nationalen Symbolen...
Es folgt eine "Blaskapelle", danach dann der Lauti-Wagen und dahinter Tausende von Zapatistas: die Männer gehen links, die Frauen und Kinder rechts - es sieht alles sehr gut organisiert aus. Wir treffen viele Leute, die wir vorher in San Cristóbal kennengelernt haben. Langsam bewegt sich die Demo den Berg hinauf, dem Ende von Polhó entgegen, wo sich ein weiteres Militärcamp befindet. Jetzt fährt gerade der Wagen von Don Sámuel Ruiz an uns vorüber: der Bischof von San Cristóbal, der in Regierungskreisen als Freund der Zapatistas "beschimpft" wird, sitzt bequem in einem fetten Auto. Er hat einen Fernseher in seinem Wagen und hat uns "Suérte!" gewünscht! Ein ziemlich feistes Auto hat er mit Klimaanlage und getönten Scheiben. Das hätte beinahe die ganzen Leute umgefahren, die sich zur Demo aufgestellt haben - na ja, das war jetzt ein bißchen übertrieben!
Rechts am Straßenrand Hütten aus Holz, links steht (nicht nur) N. und fotografiert, hinter ihr der Berg, der dicht bewachsen ist, von oben brennt die Sonne. So, wir müssen uns jetzt irgendwie verkleiden als Touris oder so, daß SIE uns nicht erkennen...
Also rechts tauchte plötztlich dieses Militärcamp auf, und auf einem Mal hielt ein Auto neben uns, auch so ein ziemlich dickes! Und da saß ein Schriftsteller drin nebst irgendwelchen anderen Intellektuellen oder Journalisten oder - keine Ahnung! Auf jeden Fall haben die uns in ihren Wagen gebeten und uns "sicher" am Militärcamp vorbeigefahren. Jetzt stehen wir hier so ein bißchen alleine rum. Hier ist überhaupt nichts los, außer Landschaft und uns, wartend, daß die Demo hier vorbeikommt. Jetzt komme ich mir vor wie ein Reporter beim Karneval-Rosenmontagszug oder so! Die Militärs haben übrigens ausgiebig fotografiert und gefilmt - aber uns nicht! Wir haben außerdem noch einen bewaffneten Soldaten und einen Unterstand gesehen auf dem Weg, es ist also ganz gut, daß die uns soweit mitgenommen haben. Wobei ich mich hier ganz alleine fühle. Ich würde sagen, wir suchen uns ein nettes Plätzchen zum Sitzen und Fotografieren, vielleicht da oben auf dem Berg. Dann können wir ein vorher-nachher-Foto machen, wenn die Demo dort um die Ecke kommt...
Da kommen sie um die Ecke, wir haben einen schönen Blickwinkel, unter uns das schöne Tal, sieht ziemlich nett aus! Und aus der kleinen Hütte dahinten hat eben eine Frau "Viva Zapata!" gerufen. Die Hütte ist übrigens durch ein Militärcamp vom Ort abgetrennt. Jetzt kommen auch die anderen Presseleute hier hoch! "Hóla!"
Und wieder ertönen die Parolen, diesmal vom vereinten Volk, das niemals verlieren kann, und von der schlechten Regierung, die sterben soll. Im Auto gerade war es auch ganz nett: dieser Schriftsteller meinte, daß auch die gute Regierung sterben solle, also jede Regierung; er hat sich also geoutet als Radikalo...
"Hóla R., todo bién?" "Hóla E., cláro qùe sí!" Wir sind jetzt also in Acteál angekommen, und nachdem wir am Ortseingang von vielen, vielen Menschen empfangen worden sind und ein Schild der EZLN uns "begrüßt" hat, sind zunächst nur die erste Gruppe der Demo und "die internationalen Beobachter" in das "Estádio Acteál" gekommen, ganz einfach, weil hier nicht mehr Platz ist, (was allerdings schon etwas komisch auf mich wirkt!). Es waren vor der Demo nocheinmal soviele Menschen bereits in Acteál, also mehrere Tausend. UNGLAUBLICH!
Bischof Sámuel Ruíz und noch ein paar andere Kirchenleute sitzen unten auf der Bühne, und irgendwelche Delegationen kommen auf die Bühne und tragen (immer zum Bischof gerichtet) etwas vor und leisten so ihre Trauerarbeit. Der Ablauf des Massakers wird von einigen Indígenas noch einmal szenisch nachempfunden, sodaß die Toten nicht in Vergessenheit geraten können. Irgendwie ist das schon alles ein bißchen komisch für mich - und traurig! Was froh stimmt ist die Weltkugel und eine Weltkarte auf der Bühne, auf letzterer sind die Herkunftländer der Grußadressen verzeichnet: ganz Amerika, Ozeanien und Europa, fast gar kein Afrika und Asien (Die sind wohl zu sehr mit sich selbst beschäftigt!). Im nicht so weiten Rund von Acteál, das sich wie ein Stadion an diesen Berghang schmiegt, schillern Tausende bunter Trachten von Menschen, die aus ganz Chiapas angereist sind. Die Grußadressen der beinahe über die ganze Welt verteilten NROs werden nun schon seit einer halben Stunde vorgetragen - zwischen jedem Beitrag spielt die Band übrigens immer so ein irres, keyboardlastiges Jingle, der mit auf den Acteál-Soundtrack kommt! Alles schon ein bißchen anders, als ich das kenne, aber ich bin ja schließlich auch nicht zu Hause, und dies ist eben nicht "meine Kultur". Ich denke, es ist eben "ihre Trauerfeier und ihre Trauer", was nicht heißen soll, daß mich das alles hier nicht berührt...
Jetzt kommen auch die anderen vermummten Demo-TeilnehmerInnen hier in das Dorf, und viele von ihnen halten Plakate hoch, auf denen u.a. Clinton und Zedíllo zu sehen sind: "Assessínos! Basta ya Acteál!" ("Mörder! Nie wieder ein Acteál!") Ich denke, daß die Botschaft klar ist: die counterinsurgency in Mexico u.a. mit solchen Terrorakten von paramilitärischen Gruppen trägt die Handschrift der jahrzehntelangen Praxis der CIA in Lateinamerika...
Um halb Eins fliegt ein Hubschrauber des mexikanischen Militärs dreimal über der Trauermesse im Kreis und zerstört so die friedliche Atmosphäre, ohne daß von dieser Veranstaltung der "Las Abejas" ein Anlaß für diese Provokation ausgegangen wäre; eine symbolträchtige Aktion des Militärs, konnten doch bisher vier der Täter der Bluttat von Acteál als Militärs identifiziert werden!

Nachdem ich mich einmal geweigert hatte, lasse ich mir nun doch von N. die "Kirche" zeigen, wo das passierte, was als "Massaker von Acteál" in die Gazetten der Welt Eingang fand. Zu sehen sind noch die Einschußlöcher, der Abhang verrät allerdings nichts von dieser Tat. Aber in den Augen der Angehörigen und in den Gesichtern der anderen Trauernden ist die ganze Geschichte aufgeschrieben...
Als wir wieder zur Messe zurückkommen, drücken gerade Indígenas aus allen Teilen Amerikas ihre Anteilnahme aus. Die letzte halbe Stunde ist mir tief unter die Haut gegangen...
Um drei Uhr verlassen wir Acteál. Wir bekommen noch mit, wie drei Zapatistas eine Erklärung der EZLN verlesen, und wir bekommen mit, daß die Fernsehkameras während dieses Augenblicks nur Bilder vom Publikum zeigen, da wir neben dem Übertragungswagen stehen und die Monitore sehen können. Was mit dem Ton ist, kriegen wir nicht mit...
Die Rückfahrt wird wesentlich unspektakulärer, da wir hinten in einem Collectivo (Sammeltaxi) sitzen - hinter Gardinen! Die zwei Militärposten lassen uns ungehindert passieren und zum Glück gibts keine Kontrolle von der Migrationsbehörde, sodaß niemand weiß, daß wir am 22. Dezember 1998 in Polhó und in Acteál waren..."

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