Primer Campamento de los jóvenes por la autonomia

- Erstes Jugendcamp fuer Autonomie -


Vom 5.-8.Mai 2005 versammelten sich ueber 500 junge und junggebliebene Menschen aus 15 Staaten Mexikos und ueber zehn Laendern der Erde in der Gemeinde La Soledad im Bundesstaat Oaxaca, México, zum ersten Jugendcamp fuer die Autonomie.
Organisiert wurde das Camp vom CIPO-RFM (Consejo Indìgena Popular de Oaxaca - Ricardo Flores Magon - Volkstuemlicher Indìgenarat-RFM), in dem sich ueber 28 Gemeinden (Zapoteken, Triqui, Mixe, Negros etc.) sowie StudentInnen, TaxifahrerInnen, geringfuegig Beschaeftigte usw. gemeinsam organisieren, um individuelle und kollektive Menschenrechte zu verteidigen.

Die Gemeinde und ihre Gaeste

Auch die Gemeinde La Soledad ist Teil des CIPO-RFM und ist heute autonom organisiert. Ueber viele Jahre hinweg wurden die Gemeindemitglieder wie Sklaven behandelt und mussten den Ertrag der Laendereien, die sie bearbeiteten, an einen Grossgrundbesitzer abgeben. Die Kaziken (lokale Machthaber) verstanden es, die Menschen zu bedrohen und einzuschuechtern. Der Kampf um ein selbstbestimmtes Leben und ihre Laendereien hat viel Kraft und einige Tote gekostet. Nun gilt es, diese Autonomie zu verteidigen, was sich aber als sehr schwierig erweist, denn nun ueben Regierungsfunktionaere die Rolle der Kaziken aus und versuchen die Gemeinde zu isolieren. Das bedeutet, wirtschaftliche und infrastrukturelle Massnahmen zu unterbinden.
Genau wie in vielen anderen autonomen Gemeinden Mexikos fehlt es an ausreichenden Bildungsmoeglichkeiten, einem guten Gesundheitssystem und einer fairen wirtschaftlichen Einbindung.

Um dem Camp und deren BesucherInnen einen Raum zu geben, stellte die Gemeinde ein Feld zum Kampieren bereit, organisierte eine Gemeinschaftskueche, in der unter Anleitung der GemeindeeinwohnerInnen fuer die Bande gekocht wurde und wandelte einige Wohnhaeuser in talleres (Werkstatt) um.
Schon bald wurde das aeusserst fruchtbare Tal zu einem bunten Chaos aus Zelten, Matsch, Klamotten, Transparenten und Buechertischen; belebt durch eine Horde von Menschen, die nach Autonomie streben oder noch nach ihr suchen, die sich austauschen und kennenlernen moechten, die Ideen diskutieren, feiern und lernen wollen.

Morgens-Mittags-Abends

Morgens trieb die Hitze die Bande schon frueh aus ihren Zelten. Nach einem salzigen Fruehstueck und einem Bad im Bach zum Wachwerden begannen die talleres, die individuell oder kollektiv angeboten wurden. Einige Gruppen, wie z.B. JAR (Juventudes Antiautoritarias Revolucionarias - Antiautoritaere Revolutionaere Jugend) aus Mexiko-Stadt boten workshops zu den Themen Autonome Bewegungen, Situationismus, Recycling und Permakultur an. VertreterInnen autonomer Radiostationen sendeten den ganzen Tag Live-Programm und boten ausserdem talleres in Graffiti, freie Medien und Radio an. Auch Themen wie indigene Bildung, Alphabetisierung und Zapatismus waren vertreten. Die Gemaelde ueber den Freihandel (Plan Colombia, Plan Puebla Panama etc.), die in Zusammenarbeit verschiedener Kollektive entstanden sind, wurden gemeinsam interpretiert und die Logik von Yo Mango inklusive praktischer Tipps zur Entwendung von Gebrauchsgegenstaenden in den bekannten Multinationalen, wie Wal Mart etc., wurden erlaeutert.
Fehlten eigentlich nur frauenspezifische Themen und die Frage nach Geschlechtergerechtigkeit bzw. -gleichstellung. Denn auch in autonomen bzw. alternativen Strukturen kommt es immer wieder zu sexistischen Bemerkungen, zu sexueller Belaestigung und Missbrauch.

Im Anschluss an die workshops fand im espacio global ein internationaler Austausch statt. Wie sieht Autonomie in anderen Laendern aus? Was fuer Erfahrungen haben die compaņer@s aus Argentinien, der Nation Mapuche, Griechenland oder Italien gesammelt? Es war interessant zu erfahren, aus welchen Beweggruenden Autonomie entsteht und wieviele unterschiedliche Formen es gibt, Autonomie zu leben: Die Zapatisten z.B. haben sich autonom erklaert, weil sie erkannten, dass die mexikanische Regierung an ihren schlechten Lebensverhaeltnissen mit schuldig ist und sie ihre Existenz bedroht sahen. Der Hausbesetzer aus London, der von Recycling und "Muell" (als was gut zu gebrauchende oder geniessende Gegenstaende schnell bezeichnet werden) lebt, versteht sein Leben auch als autonom. Zwei voellig verschiedene Realitaeten, die wahrscheinlich nur das Eine gemeinsam haben: nicht mehr laenger fremdbestimmt zu werden und abhaengig zu sein.

Nachmittags kamen die TeilnehmerInnen an mesas (Tischen, Gespraechsrunden) zusammen, um allgemeine Fragen zu diskutieren: Was versteht mensch eigentlich unter Autonomie, welche Erfahrungen haben wir mit Autonomie gemacht, wann haben wir sie praktisch gelebt?
Am Abend gab es ein kulturelles Programm: Ausdruckstanz, Transvestitenshow, Jonglage, Filmvorfuehrungen und Musik. Die einen oder anderen fanden sich zusammen um den Tag nocheinmal passieren zu lassen und es herrschte eine geloeste Atmosphaere ohne jegliche bewusstseinsveraendernde Drogen.

Am letzten Abend kam die ganze Bande noch einmal zu einem Riesenplenum zusammen um darueber zu entscheiden, was mit dem letzten Tag anzufangen sei. Man einigte sich, am naechsten Morgen nach Oaxaca-Stadt zu fahren, eine Presseerklaerung abzugeben und eine Demonstration durch die Stadt zu organisieren, um die Freilassung der politischen Gefangenen in Oaxaca zu fordern.

Fazit

Das Ziel der organisierenden Gruppen wurde erfuellt: Es wurde ein Raum des Zusammentreffens, des Dialogs, des Austausches, der strategischen Diskussion und der Vernetzung geschaffen.
Das Camp hat viele Fragen aufgeworfen, es wurden einige Antworten gefunden, Diskussionen entfacht und neue Ideen geboren.
Vor allen Dingen praktische Ansaetze zu wirtschaftlicher Autonomie und konkretem Naturschutz motivieren dazu, die Theorie der Autonomie aus den Koepfen in Haende und Fuesse wandern zu lassen.
Widerstand braucht BEWEGUNG, auch in Deutschland!!!