"Kapitalistischer Eroberungskrieg"

Mexiko: Armee und Paramilitärs attackieren indigene Gemeinden im Widerstand


Im südmexikanischen Bundesstaat Michoacán griff die mexikanische Armee am 19. Juli Bewohner der indigenen Gemeinde Ostula an, die gegen die Festnahme ihres lokalen Anführers Cemei Verdía Zepeda protestierten. Bei dem Übergriff starb der 12jährige Edilberto Reyes durch einen Schuss ins Gesicht, sechs weitere Personen wurden verletzt. In vielen Orten Mexikos demonstrierten linke Gruppen, die dem staatsunabhängigen Nationalen Indigenen Kongress CNI und der zapatistischen Befreiungsarmee EZLN nahestehen, empört gegen die Attacke.

Die Gemeinde hatte sich 2009 ihre illegal geraubten Ländereien wieder angeeignet und sich autonom organisiert, um sich gegen die dortige De-facto-Allianz von Regierungskräften und organisiertem Verbrechen sowie die Plünderung ihrer Ländereien durch transnationale Konzerne zu wehren, die dort weitere Bergbau und Tourismusprojekte etablieren wollen.

Cemei Verdía wurde 2014 zum Kommandanten der regionalen Gemeinde-Polizei gewählt. Im Gegensatz zu staatlichen Sicherheitskräften werden Angehörige der indigenen Gemeinde-Polizeien in Vollversammlungen ernannt und können jederzeit abgesetzt werden, wenn die Basis unzufrieden mit ihrer Arbeit ist. Dies macht sie für die Staats- und Mafia-Eliten so gefährlich. 33 Angehörige der autonomen Gemeinde wurden seit 2009 ermordet, sechs Personen sind verschwunden, doch der Staat ermit telte nie seriös.

Am 21. Juli meldeten sich CNI und EZLN zu Wort und prangerten an, dass es wieder einmal um das Vorantreiben eines "kapitalistischen Eroberungskriegs gegen Ostula und die indigenen und nicht-indigenen Gemeinden dieses Landes" ginge und bezeichneten das organisierte Verbrechen als den "paramilitärischen Arm des mexikanischen Staates".

Im Bundesstaat Chiapas kam es vor vier Wochen ebenfalls zu Übergriffen gegen linke indigene Aktivisten: Das zapatistische Dorf El Rosario wurde von Dutzenden Paramilitärs angegriffen, nach Aussage der EZLN sollten die Menschen vertrieben werden, was jedoch nicht gelang, da sie temporär geflüchtet waren. Die Angreifer zerstörten daraufhin mehrere Häuser und raubten Geld und Waren.

Zudem wurde am 23. Juni Manuel López von sieben Paramilitärs in Pantelhó umgebracht. López war Aktivist der christlich-pazifistischen Organisation Las Abejas (Die Bienen), die den Zielen der zapatistischen Bewegung nahesteht und sich friedlich für eine basisdemokratische und antikapitalistische Gesellschaft engagiert.

CNI und EZLN machen für alle Übergriffe die unterschiedlichen Ebenen des mexikanischen Staates verantwortlich, der Paramilitärs und Kriminelle als Handlanger einsetze. Gleichzeit betonten sie, dass ihr Widerstand weitergeführt werde.

Luz Kerkeling, Gruppe B.A.S.T.A.