SIGNAL IN GEFAHR


La Jornada vom 26.05.2007 - Gloria Muņoz Ramírez (übers. von Gruppe B.A.S.T.A. )

Warum stellt ein kleines alternatives Radio eine so große Gefahr für die Universitätsautoritäten der Hochschule "Colegio de Ciencias y Humanidades" (CCH) der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM) dar? Wieso gibt es soviel Belästigungen und Ausschlüsse von SchülerInnen bis hin zu einem manipuliertem Referendum, um das Funktionieren [des Radios] zu verhindern? Was senden diese Jugendlichen? Wem fügen sie Schaden zu ... ?

Regeneración Radio ist weder ein neues noch ein improvisiertes Projekt. Es entstand 1999 unter dem Namen Radio Pacheco innerhalb der Installationen der Bildungsanstalt des CCH Vallejo, bevor der Streik an der UNAM ausbrach, der die Erhöhung der Gebühren verhinderte, das heißt, die langsame Privatisierung der mittleren und höheren Bildung. Während des Streiks wandelte es sich in einen Raum der Kommunikation und des Kontakts innerhalb der Universitäts-Community und - im Laufe der Jahre - hat dieses bescheidene Kollektiv seine Mikrofone und Aufnahmegeräte zu diversen sozialen Bewegungen in ganz Mexiko mitgenommen und hat so auf bedeutende Weise die "Andere Kampagne" mitverfolgt, an der sie ebenfalls teilnehmen.

Das Team von Regeneración hat Aggressionen der Porros [universit. regierungsnahe Schlägertruppen, Anm.d.Ü.] der Gruppe "3. März" bekanntgegeben, die, so klagen sie an, "eine Gruppe sind, die Zusammenstößte provozieren soll und von den Autoritäten der Universität finanziert ist". Zusätzlich zu der Tatsache, dass sie ihnen fünfmal das Equipment gestohlen haben, haben sie ihre vorherige Radiokabine zerstört, sie haben sie geschlagen und verfolgt - alles, ohne zu erreichen, dass sie ihre Arbeit einstellen würden. Das Radio reicht über den universitären Rahmen hinaus und obwohl die mangelhafte Ausrüstung nicht dazu ausreicht, Live-Übertragungen zu realisieren, können die Audios und Programme auf ihrer Internetseite (www.regeneracionradio.org) abgefragt werden, wo Kämpfe wie in Oaxaca und Atenco thematisiert werden, darüber hinaus gibt es die Bereiche, die der Autonomie und Selbstverwaltung, der "Anderen Kampagne", der Repression, der Gendergerechtigkeit, den indigenen Bevölkerungsgruppen, den Freien Medien, u.a., gewidmet sind. Dies ist Teil der "gefährlichen" Arbeit, die dieses kleine Radio leistet, und das nach Angaben des internen Rates [des CCH], "einen exzessiven Lärm verursacht".

Die neue Kampagne der Belästigungen, die die Auflösung dieses selbstverwalteten Raums zum Ziel hat, begann am 9. Mai, an dem Tag, als die Direktorin der Bildungsanstalt - nach Angaben des Kollektivs - damit gedroht hat, sie "ins Gefängnis zu schicken". Die Absicht ist, wie sie sagen, dass die Arbeit von Regeneración Radio beendet wird, dass ihnen die Radiozelle entrissen wird und das die Kabine zerstört wird, die autonom auf dem Gelände der Bildungsanstalt gebaut wurde. Die unbegründeten Anklagen sind u.a., dass die Angehörigen des Teams "Drogen verkaufen", und außerdem, dass sie auf dem Gebiet der Bildungsanstalt "Süßigkeiten verkaufen", um ihr Projekt aufrechtzuerhalten (das mit den Süßigkeiten stimmt).

Die Strategie der Universitätsautoritäten basiert nun auf den Ergebnissen des Referendums, das am 23. Mai durchgeführt wurde und das, so versichert Regeneración, manipuliert wurde, weil viele LehrerInnen ihren SchülerInnen Extrapunkte in ihrer Beurteilung angeboten hätten, damit sie sich zugunsten der Zerstörung der autonomen studentischen Räume aussprechen würden.

Diesen Raum zu verteidigen, bedeutet die freie Meinungsäußerung, die Autonomie und die Selbstverwaltung zu verteidigen.

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Anmerkung:

Das Radio ist übrigens nach der bedeutenden Zeitschrift "Regeneración" (dt.: Erneuerung) benannt, die der anarchistische Revolutionär Ricardo Flores Magón gemeinsam mit weiteren AktivistInnen zur Zeit der mexikanischen Revolution herausgegeben hat. Magón - nicht Zapata - prägte ursprünglich die Losung "Land und Freiheit!" Allen, die sich für die spannende Bewegung um diese Person interessieren, empfehlen wir die folgende Publikation: => http://www.unrast-verlag.de/unrast,2,206,6.html (Bitte entschuldigt diese "Schleichwerbung", aber die Publikation liefert viel historischen Hintergrund zur außerparlamentarischen Linken in Mexiko - und somit auch zur aktuellen Situation.)

Adresse für Proteste:

Colegio de Ciencias y Humanidades Plantel Vallejo
Directora: Lic. Lucía Laura Muņoz Corona
Teléfono(s): 57192193
Extensión(es): 50972101
Fax: 53688767
E_mail: laura_munoz_corona@hotmail.com

Quelle:
http://www.jornada.unam.mx/2007/05/26/index.php?section=opinion&article=010o1pol