07.08.2003 junge Welt

Ausland
Dario Azzellini

Rückkehr ins Licht

Mexiko: Zapatisten melden sich mit Erklärungen und Aktivitäten wieder zu Wort

Die mexikanische Guerilla EZLN und die sie unterstützenden Autonomen Basisgemeinden gehen nach einer Zeit relativer Ruhe wieder an die Öffentlichkeit. Zunächst verkündete Subcomandante Marcos am 20. Juli in einem Schreiben, die mexikanische Regierung könne sich von ihrem großangelegten Infrastrukturentwicklungsplan "Plan Puebla Panama" verabschieden. "Die Gebiete in Rebellion werden diesen Plan nicht erlauben. Die Zapatisten haben ausreichende Mittel und die nötige Organisation, um die Konkretisierung dieses Planes zu verhindern", so die deutlichen Worte. Ebenso deutlich wurden die Zapatisten auch gegenüber den mehr als 14 auf zapatistischem Territorium mit Unterstützung der Armee und Polizei aktiven paramilitärischen Gruppierungen. "Das Generalkommando der EZLN hat den paramilitärischen Banden in Chiapas eine Botschaft geschickt: Das Gesetz der Rache lautet Auge um Auge und Zahn um Zahn, aber wir haben gerade ein Sonderangebot und bieten zwei Augen für ein Auge und ein ganzes Gebiß für ein Zahn." Als dritten herausragenden Punkt wies Marcos in seinem Kommuniqué auf den zapatistischen Radiosender "Radio Insurgente. Stimme der EZLN" hin, der ab dem 9. August seine Sendungen auf Kurzwelle beginnen wird und so in ganz Lateinamerika und mit etwas Glück auch in Europa zu empfangen sein wird. Zudem hieß es in der ersten Botschaft kryptisch, die Zivilgesellschaft möge sich die Tage vom 8. bis 10. August "freihalten".

Seit der Juli-Erklärung bricht der Strom von EZLN-Verlautbarungen nicht mehr ab. Es folgten zwei knapp gehaltene Äußerungen, in denen erneut die Auslieferung einiger Basken aus Mexiko an die spanische Justiz und die Zusammenarbeit der spanischen und mexikanischen Regierung zur Aufstandsbekämpfung in Chiapas kritisiert und auf die Paramilitärs eingegangen wurde. Darüber hinaus wurden einige Änderungen in der Struktur der Autonomen Gemeinden angekündigt. 30 zapatistische Autonome Bezirke wurden organisatorisch enger zusammengefaßt und machten Subcomandante Marcos zu ihrem Sprecher.

Die von Subcomandante Marcos im vergangenen halben Jahr veröffentlichten zwölf Kommuniqués, als "Stelen" bezeichnet, betrafen u. a. den Widerstand in verschiedenen Regionen und Bundesstaaten Mexikos. Die nun veröffentlichte 13. Stele, ein Text in sieben Folgen, betrifft die Zapatisten selbst. Darin werden einige der vorher ergangenen Ankündigungen präzisiert. So beinhaltet die Umstrukturierung auch die Auflösung der "Aguascalientes", die in verschiedenen Gemeinden errichteten "Räume für ein Zusammentreffen und den Dialog mit der nationalen und internationalen Zivilgesellschaft". An ihre Stelle treten die "Caracoles", die Schneckenmuscheln, die ebenfalls die Funktion einer Verbindung zwischen Zapatisten und Zivilgesellschaft übernehmen sollen, jedoch auf andere Weise. Überdrüssig scheint man auch der sinnlosen Unterstützung gewesen zu sein, verärgert berichtet Marcos von abgelaufen Medikamenten, aberwitziger Kleidung und einzelnen Schuhen, die sich in den zapatistischen Gemeinden als "großzügige Spenden" stapeln.


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