Politischer Mord in Mexiko:
Indígena-Anwältin auf offener Strasse erschossen

7. August 2003

Griselda Teresa Tirado, die bekannteste Menschenrechtsaktivistin und Anwältin der indigenen Totonaken und Nahuas in der Sierra Norte von Puebla (nahe Mexiko Stadt) wurde gestern früh auf offener Strasse erschossen.

Laut der indigenen Organización Independiente Totonaca (OIT), welche Griselda Teresa Tirado mitgegründet hatte, ist dies schon der zweite Mord dieses Jahr in einer Gewaltwelle gegen die indigenen Organisationen der marginalisierten Region. Als Täterschaft werden der PRI nahestehende Mestizengruppen vermutet.

Griselda Teresa Tirado, 36jährige Mutter eines zehnjährigen Kindes, verteidigte insbesondere Indigene, welche nicht des Spanisch mächtig sind, vor Gericht in Landfragen, wie La Jornada de Oriente in ihrer heutigen Ausgabe schreibt.

Der politische Mord bleibt auch im sogenannt demokratischen Mexiko unter der Regierung Fox ein Mittel, um missliebige Stimmen zum Schweigen zu bringen. So wurde im Herbst 2001 die Anwältin Digna Ochoa in ihrem Büro mit zwei Schüssen aus nächster Nähe umgebracht. Nach monatelanger Untersuchung legte die Polizei kürzlich den abschließenden Untersuchungsbericht vor und behauptet allen Ernstes, Digna Ochoa habe Selbstmord begangen. Eine Schlussfolgerung, die jeglichem gesunden Menschenverstand widerspricht und ein Hohn gegenüber unter der Repression leidenden Basisorganisationen und Menschenrechtgruppierungen ist. Angesichts des Mordes an Griselda Teresa Tirado ist man versucht, die zynische Schlussfolgerung zu ziehen, dass die Verteidigung von fundamentalen Rechten in Mexiko tatsächlich Selbstmord bedeutet.

Direkte Solidarität mit Chiapas, Zürich

Quelle: La Jornada del Oriente - www.jornada.unam.mx/oriente/puebla/puebla.htm


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