Mexiko / global

"Ein 'NEIN!' in allen Farben dieser Welt"

Die Zapatistas rechnen mit der politischen Klasse ab und rufen zur Rebellion gegen Krieg und Neoliberalismus auf

In mehreren Kommuniqués prangerte die zapatistische Bewegung anlässlich des Irak-Krieges das internationale und mexikanische politische Establishment an und rief zum anhaltenden Widerstand gegen Krieg, Ausbeutung und Marginalisierung auf.

"Die mexikanische politische Klasse versucht heute, das Gefühl der Ablehnung, den dieser Krieg hervorgerufen hat zu kapitalisieren, aber sie achten darauf, die Person, die ihn verübt hat, nicht beim Namen zu nennen. [...] Als sie die wachsende Desillusionierung der mexikanischen Bevölkerung über die Korruption und die Verbrechen bemerkten, nahmen die politischen Parteien große Anstrengungen auf sich, um gegen den Krieg zu protestieren" **

"Wenn die Macht des Geldes denkt, sie habe die Menschlichkeit besiegt, dann nur, weil sie nur sich selbst und ihre winzigen Klone betrachtet, die in den Vereinten Nationen und den verschiedenen Regierungen der Welt herumschwärmen, einschließlich der mexikanischen Regierung. Nun, da der Fall Bagdads gefeiert wird, zeigen die Regierungen der Welt, die sich zum Anfang widersetzt hatten, ihr wahres Gesicht, während sie untereinander aushandeln, wie die Beute verteilt werden soll. Denn Krieg ist ein Geschäft und die Nachkriegszeit ist auch ein Geschäft".**

"Die öffentlichen Verlautbarungen nordamerikanischer Akademiker, Intellektueller, Künstler, religiöser Personen, Angestellter der alternativen Medien, Studenten und Bürger gegen den Krieg - im Gegenstrom der kriegerischen Manipulationen der großen Medienkonzerne - haben uns klar vor Augen geführt, dass dies ein Krieg der Bush-Regierung ist, und nicht der Menschen der Vereinigten Staaten".***

"Dieser Krieg richtet sich gegen die Menschlichkeit, gegen alle ehrlichen Männer und Frauen. Dieser Krieg soll uns Furcht einjagen, uns glauben machen, dass der mit dem Geld und der Militärmacht auch Recht hat. Dieser Krieg hofft, dass wir mit den Schultern zucken werden, dass wir den Zynismus zu einer neuen Religion machen, dass wir weiterhin schweigen, dass wir uns anpassen, dass wir resignieren, dass wir aufgeben... dass wir vergessen [...]. Wir Zapatistas sind Menschen, die von unseren Toten träumen. Und heute träumen die Toten ein rebellisches "NEIN!". Für uns gibt es nur ein würdiges Wort und eine gewissenhafte Aktion im Angesichts dieses Krieges. Das Wort "NEIN!" und die rebellische Aktion" *.

Damit knüpft die EZLN (Zapatistische Armee der nationalen Befreiung), die seit politisch 1994 für Indígena-Rechte, radikale Demokratisierung und eine solidarische Gesellschaft kämpft, an ihre frühen Erklärungen aus den Jahren 1995 und 1996 an, als sie zum Aufbau einer "Internationalen der Hoffnung gegen Neoliberalismus und für die Menschheit" aufrief. Wichtig ist in diesem Kontext die Tatsache, dass die Zapatistas sich bis heute als soziale Bewegung verstehen, die nicht nach der Macht strebt, was sich in ihren Vorschlägen zum Aufbau globaler horizontaler Netzwerke aller Marginalisierten manifestiert. Viele emanzipatorische Gruppen in aller Welt ließen sich durch das undogmatisch-linke Politikverständnis der EZLN inspirieren und besonders in Mexiko stellt die zapatistische Bewegung bis heute eine moralische "Autorität" dar, die es immer wieder schaffen konnte, sozialen Widerstand auf anti-avantgardistische Weise zu bündeln und zu forcieren.

"Die oft beschworene Einheit der Linken kann nach den Zapatistas nicht mit einem einzigen Kriterium errichtet werden, mit einer Struktur, die lediglich die gegenseitige Piraterie von Militanten und Aktivisten beherbergt, ein offener Wettbewerb, um zu sehen, wer radikaler spricht, und ein verdeckter Wettbewerb, um zu sehen, wer sich am besten verkaufen kann. Versuche, eine Einheit durch den Drang zur Herrschaft zu errichten, haben nur zu Splitterungen, Spaltungen und sinnlosen Rivalitäten geführt. Einheit ist nur möglich, wenn Pluralität und Verschiedenheit respektiert sind. [...] Unsere Idee ist nicht eine einzige Organisation, sondern eine Bewegung aus vielen Organisationen mit einem Grundsatz, Widerstand, und einer gemeinsamen Flagge, derjenigen der Rebellion". **

"Brüder und Schwestern: Den Jugendlichen, den Frauen, den Kinder, den Alten, allen Farben, die die Menschheit erleuchten, sagen wir, dass wir das Recht haben, uns zu entscheiden. Sich zu entscheiden, das ist die Freiheit, aber wir müssen unsere eigenen Optionen schaffen, denn diejenigen, die sie uns heute präsentieren, haben als Vater die Macht und als Mutter die Gier. Wir können uns für eine bessere Welt entscheiden, eine gerechtere, aber wir müssen darum kämpfen, sie mit Gerechtigkeit und Würde zu errichten, den zwei Füßen, auf denen der Frieden schreiten und den Krieg besiegen kann. Demokratie! Freiheit! Gerechtigkeit!" **

Luz, Gruppe B.A.S.T.A.

veröffentlicht in: graswurzelrevolution Mai 2003

Anmerkungen:

* Diese Zitate wurden dem EZLN-Kommuniqué an die italienische Antikriegsbewegung vom 15.2.2003 entnommen.
** Diese Zitate entstammen einer Antikriegserklärung der EZLN, die während einer Großdemonstration am 12. April 2003 in Mexiko-Stadt verlesen wurde.
*** aus dem Kommuniqué an die InitiatorInnen des Manifestes "Wir Arbeiten für Frieden und Gerechtigkeit" (April 2003), welches die EZLN unterstützt, einsehbar unter www.zmag.org


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