Pressemitteilung der Karawane der Anderen Kampagne zur Verteidigung der Menschenrechte und kollektiven Rechte der zapatistischen indigenen Gemeinden.
San Cristóbal de Las Casas, Chiapas.
20. November 2007
KARAWANE DER ANDEREN KAMPAGNE ZUR VERTEIDIGUNG DER MENSCHENRECHTE UND KOLLEKTIVEN RECHTE DER ZAPATISTISCHEN INDIGENEN GEMEINDEN
PRESSEMITTEILUNG
Aufgrund der heftigen Angriffe auf die zapatistischen Gemeinden, die von der mexikanischen Bundesregierung und der Regierung des Bundesstaates Chiapas ausgehen, haben wir, verschiedene Organisationen, die der Sechsten Erklärung aus dem Lakandonischen Urwald anhängen, zwei nationale Foren zur Solidarität mit den Zapatistischen Gemeinden durchgeführt. Eine der Vereinbarungen des Zweiten Forums, das am vergangenen 27. Oktober in Jojutla, Morelos, stattfand, bestand darin, vom 17. bis zum 20. November eine Karawane der Solidarität mit den Zapatistischen Gemeinden zu organisieren, die der Beobachtung der Situation dienen sollte. Diese Karawane teilte sich in vier Arbeitsbrigaden in den Zonen Hochland, Norden und Regenwald.
Als Ergebnis dieser Untersuchung und Dokumentation erklären wir, die Mitglieder dieser Karawane:
1. In verschiedenen autonomen Landkreisen des von Indígenas bewohnten Gebiets von Chiapas sehen sich die Gemeinden der Zapatistischen Unterstützungsbasis einer koordinierten Strategie des Landraubs und der Einschüchterung gegenüber, an der verschiedene politische Organisationen der drei Regierungsebenen beteiligt sind, die in manchen Fällen Verbindungen zu paramilitärischen Gruppen unterhalten. In sämtlichen dokumentierten Fällen folgt die Strategie einem Muster, das die Invasion von Ländereien, Morddrohungen, Einschüchterungen und physische sowie psychische Gewalt und die Zerstörung von Eigentum und natürlichen Rohstoffen miteinander kombiniert. Dazu kommt der juristisch abgedeckte Landraub, bei dem die eindringenden Organisationen mit juristischen und landwirtschaftlichen Institutionen auf bundesstaatlicher und zentralstaatlicher Ebene zusammenarbeiten.
2. Sowohl die mexikanische als auch die chiapanekische Regierung führen mithilfe der landwirtschaftlichen Institutionen und in Zusammenarbeit mit der mexikanischen Bundesarmee und Polizeikräften auf ihren drei Regierungsebenen eine Strategie der Aufstandsbekämpfung gegen die Zapatistische Unterstützungsbasis und ihre autonomen AmtsträgerInnen durch, indem Landtitel an verschiedene indigene Organisationen vergeben werden, insbesondere an Organisationen, die den Zapatistas feindlich gesonnen sind, und in manchen Fällen an bewaffnete Organisationen, unter denen sich die Organisation zur Verteidigung der Indigenen- und Campesinorechte (OPDDIC) und die Regionale Indigene Campesino-Union befinden. Oder es werden Organisationen einbezogen, deren Beziehungen zu den autonomen zapatistischen Gemeinden fragil sind, wie die ehemalige Vereinigung ARIC, die Union der Unionen, ORCAO, die Vereinigung der Ejidos des Urwaldes oder OPAZ. Diese Organisationen besetzen Ländereien, die von der EZLN 1994 zurückgewonnen wurden, und konkretisieren diesen juristischen Landraub mithilfe der landwirtschaftlichen Instanzen, indem sie neue Ejidos [Anm.: staatl. anerkannte Gemeindeländereien] gründen.
3. Aufgrund des ständigen Drucks vonseiten der Armee, durch Polizeikräfte und Angehörige paramilitärischer Gruppen spitzt sich die Situation der zapatistischen Gemeinden alarmierend zu. Die autonomen Projekte im Rahmen der freien Selbstbestimmung der indigenen Völker können sich aufgrund der ständigen Aggressionen und Drohungen gegen sie nicht uneingeschränkt entwickeln. Am meisten sind davon die Kinder betroffen sowie Frauen und alte Menschen, denn sie sind ständigen Aggressionen gegen sie selbst, ihr Eigentum, ihr Land und Territorium ausgesetzt.
Einige Gemeinden, wo offenkundige Menschenrechtsverletzungen registriert wurden, sind:
Bolon Ajaw. Autonomer Landkreis Región de la Montaña. Offizieller Landkreis Tumbalá.
Municipio Olga Isabel. Autonomer Landkreis Olga Isabel. Offizieller Landkreis Chilón.
Ranchería El Nance. Autonomer Landkreis Vicente Guerrero. Offizieller Landkreis Altamirano.
Poblado 24 de Diciembre. Autonomer Landkreis San Pedro de Michoacán.
Offizieller Landkreis Las Margaritas.
San Juan del Río. Autonomer Landkreis San Manuel. Offizieller Landkreis Ocosingo.
Ökoreservat Huitepec. Caracol Oventic. Offizieller Landkreis Zinacantán.
Benito Juárez. Autonomer Landkreis San Manuel. Offizieller Landkreis Ocosingo.
San Andrés. Autonomer Landkreis San Andrés Sak’amchen de los Pobres. Offizieller Landkreis San Andrés Larráinzar.
Seit mehr als zehn Jahren leiden diese Gemeinden unter militärischer Besetzung ihres Gebietes, wo sich derzeit 56 permanente Lager der Bundesarmee allein auf indigenem Gebiet befinden.
Die Karawane konnte die Häufigkeit der Aggressionen, die Intensität des auf die zapatistischen Gemeinden ausgeübten Drucks und die Art, wie sich die Gewalt tagtäglich auf ihr Leben auswirkt, beobachten und bestätigen.
Aus diesem Grund erklärt diese Beobachtungskarawane, die aus Angehörigen der Anderen Kampagne und AnhängerInnen der Sechsten Erklärung aus dem Lakandonischen Urwald besteht, dass sie die Aggressionen und Einschüchterungen, denen unsere Compañeras und Compañeros der Zapatistischen Unterstützungsbasis ausgesetzt sind, ablehnt, und fordert die mexikanische und die internationale Zivilgesellschaft sowie die Medien auf, wachsam zu sein und die Situation, unter der diese Gemeinden leiden, anzuklagen.
Der "legalisierte" Landraub und die neuen Enteignungsdekrete enthüllen eine offenkundige und systematische Strategie der Aufstandsbekämpfung, die sich gegen die zapatistischen Gemeinden richtet. Der gegen diese Gemeinden erklärte Krieg stellt eine harte Auseinandersetzung um die Aneignung und die Kontrolle von Territorium und sämtlichen natürlichen und biologischen Ressourcen dar, die einen Vernichtungskrieg gegen die indigenen zapatistischen und nicht-zapatistischen Gemeinden bedeutet.
Aus diesen Gründen rufen wir die mexikanische und internationale Zivilgesellschaft auf, sich der weltweiten Kampagne zur Verteidigung der Indigenen Ländereien und Territorien von Chiapas, Mexiko und der Welt und der Kampagne der Solidarität mit den Zapatistischen Gemeinschaften anzuschließen.
Für ein Leben in Würde für alle indigenen Völker.
Stoppt die Ausbeutung, den Landraub, die Unterdrückung und die Verachtung, unter denen die zapatistischen Gemeinden in Chiapas leiden.
Unten und links.
Unterschriften
Agencia India
Agencia India- Michoacán
Bloque Popular Revolucionario
Brújula Roja
Centro de Análisis Político e Investigaciones Sociales A.C. (CAPISE)
Centro de Investigaciones Económicas y Políticas de Acción Comunitaria A.C. (CIEPAC)
Centro Indígena de Capacitación Integral Fray Bartolomé de las Casas A.C. (CIDECI)
Círculo de Reflexión Zapatista
Colectivo Juana Machetes
Colectivo La Garrafota
Colectivo La Rueca
Colectivo Los Machetes
Colectivo Salud y Conciencia
Colectivo Zapatista Neza
Desarrollo Económico Social de los Mexicanos Indígenas A.C. (DESMI)
Educación para Niños y Bienestar para Todos A.C. (ENBIT)
Espacio Social y Cultural la Karakola
Frente del Pueblo
Frente Popular Francisco Villa Independiente-UNOPII
Juventud Comunista de México
La Otra Campaña en el Sur de Morelos
La Otra en Surponiente-DF
La Otra Huasteca-SLP
Medios Libres
Melel Xojobal
Mentes Autónomas
Movimiento Unificado de Lucha Triqui- DF
Mujeres y la Sexta DF-Edomex
Partido de los Comunistas
Regeneración Radio
Resistencias Enlazando Dignidad, Movimiento y Corazón Zapatista.
Sector Niñ@s
Sub Región 2 Norte-Estado de México
Unidad Obrero Socialista-UníoS
Quelle: http://chiapas.indymedia.org/display.php3?article_id=152203
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Übersetzung: Katja
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