CAPISE-Studie:
Die Regierung beabsichtigt die Auflösung der Zapatistischen Autonomen Bezirke
CAPISE, Pressebulletin 25. September 2007
In einer wilden Offensive, die seit mindestens 9 Jahren ohnegleichen
ist - als unter der Regierung von Roberto Albores Guillen und Ernesto
Zedillo Ponce de León, die Auflösung der zapatistischen autonomen
Bezirke angeordnet wurde - erleiden die zapatistischen Dörfer einen
brutalen Angriff der mexikanischen Regierung, der durch deren
landwirtschaftlichen Institutionen, Instanzen der "Öffentlichen
Sicherheit", der mexikanischen Bundesarmee und die Bildung
paramilitärischer Gruppen betrieben wird. Die Eskalation der
Drohungen und Absichten von Räumungen und gewaltsamen Vertreibungen,
hat sich auf alarmierende Weise verschärft.
Die SEDENA
Die Nachforschungen über die ständigen militärischen Positionen, die
CAPISE in Dokumenten und vor Ort durchgeführt hat, zeigt uns die
folgende militärische Vertreibung in jeder einzelnen Militärzone des
Bundesstaates Chiapas.
29 Militärlager in der 39. Militärzone. (Zone Selva und Norden)
23 Militärlager in der 31. Militärzone. (Zone Altos und Norden)
14 Militärlager in der 36. Militärzone. (Küstenzone)
13 Militärlager in der 38. Militärzone. (Zone Norden und Grenzregion)
Insgesamt werden 79 ständige Militärlager im Bundesstaat von Chiapas
vermerkt, 56 davon im indigenen Gebiet von Chiapas.
9 (neun) Infanterie-Bataillone (BI). (das 20º.-101º.-13º.-91º.-31º.-
18º.-21º.-38º.-73º. BI)
3 (drei) Regimenter der motorisierten Kavallerie (RCM). (Das 4. -
18º. - 15º. RCM)
6 (sechs) Kompanien der leichten Infanterie (CINE). (Die 4.-15.-8.-
11.-12.-1.)
1 (ein) Artillerie-Regiment (RA). (Der 3. RA)
1 (ein) Gefechtsingenieur-Bataillon (BIC). (Der 2. BIC)
1 (ein) Zentrum für Militärische Dressur (CAR)
1 (ein) Bataillon für Sonderkommunikation (Der 1. BCE)
4 (vier) Einheiten Sonderstreitkräfte (die 91º.BI GAFE, die 101º.BI,
13º.BI und die 1. BCE) diese vier Einheiten sind in der gesamten
Selva und Los Altos Zone des Bundesstaates von Chiapas mobilisiert.
Jede Militäreinheit ist über mehrere ständige Militärlager im
indigenen Gebiet von Chiapas verteilt.
Obwohl die Regierung von Felipe Calderón auf nationaler Ebene
praktisch alle Institutionen der "Öffentlichen Sicherheit"
militarisiert und die Kontrolle des Landes dem Militär überlassen
hat, ist im Bundesstaat Chiapas die Umstrukturierung der SEDENA auf
indigenem Gebiet besonders alarmierend. Durch den Abzug von
Truppenquantität zugunsten militärischer "Qualität" sind auf
indigenem Gebiet die konventionellen Militäreinheiten praktisch
aufgelöst und durch hochspezialisierte Elitesondereinsatzkräfte
ersetzt worden.
Die Kontrolle des Gebiets und die Verwaltung der dort befindlichen
natürlichen und biologischen Ressourcen, sind ein grundlegender Teil
des Disputs. Das zapatistische Projekt und ihre autonome Regierung in
freier Selbstbestimmung als indigene Völker gelten für den
mexikanischen Staat weiterhin als der interne Feind.
Die Strategie der gegenwärtig ausgeprägtesten Formation der gegen-
zapatistischen Contra wird offen von Bundesinstitutionen unterstützt
und gedeckt, wie durch: die Landwirtschaftliche Staatsanwaltschaft
(PA), die Landwirtschaftliche Reformbehörde (SRA), das Nationale
Verteidigungsministerium (SEDENA) und die Institutionen der
Öffentlichen Sicherheit auf Bundes-, Staats- und Bezirksebene, sowie
den Bundeskongress, die alle eng miteinander verflochten sind.
Die Landwirtschaftliche Staatsanwaltschaft (PA) und die
Landwirtschaftliche Reformbehörde (SRA)
Die derzeitige Rolle der landwirtschaftlichen Institutionen im Rahmen
der Aufstandsbekämpfung ist relevant, strategisch und garantiert die
Konkretisierung der Landenteignungen gegen zapatistische Dörfer. Die
"Legalisierung" der Enteignungen von Tausenden Hektar Land und
Gebiete, hat die Konflikte zwischen den offiziellen indigenen
Organisationen und paramilitärischen Organisationen gegen die
zapatistischen Dörfer und Autoritäten bis zur äußersten Grenze
geführt.
Die Landwirtschaftliche Staatsanwaltschaft (PA) unterstützt
vermeintliche Gemeindeversammlungen, in denen sie die Ejido-
Konvertierung von Land betreibt und zertifiziert, das von der EZLN
seit 1994 befreit worden ist, schreibt diese neuen Ejidos gleich im
Anschluss daran in das PROCEDE ein, und überschreibt sie an
Angehörige der offiziellen indigenen Gruppen und paramilitärischen
Organisationen.
Hunderte Familien und Dutzende zapatistische Dörfer sind akut davon
bedroht, von ihrem Land und ihren Gebieten gewaltsam geräumt und
vertrieben zu werden, darunter:
Dorf: Ejido Mukulum Bachajón Offizieller Bezirk: Chilón Autonomer
Bezirk: Olga Isabel Landfläche, die von Räumung bedroht ist: 1.580
Hektar (konkretisierte Enteignung) Caracol: Morelia
Region: Zweites Treuhandpaket (Ejido Mukulum Bachajón war das Erste
Paket). Offizieller Bezirk: Chilón Autonomer Bezirk: Olga Isabel
Landfläche, die von Räumung und gewaltsame Vertreibung bedroht ist:
1.420 Hektar Caracol: Morelia
Dorf: Ranchería el Nance Offizieller Bezirk: Altamirano Autonomer
Bezirk: Vicente Guerrero Landfläche, die von Räumung bedroht ist:
1.569 Hektar Caracol: Morelia
Dorf: 24 de Diciembre Offizieller Bezirk: Margaritas Autonomer
Bezirk: San Pedro de Michoacán Landfläche, die von Räumung bedroht
ist: 525 Hektar. (konkretisierte Enteignung) Caracol: La Realidad
Dorf: San Juan del Río Offizieller Bezirk: Ocosingo Autonomer Bezirk:
San Manuel Landfläche, die von Räumung und gewaltsamer Vertreibung
bedroht ist: 380 Hektar. Caracol: La Garrucha
Dorf: San Alfredo Offizieller Bezirk: Ocosingo Autonomer Bezirk: San
Manuel Landfläche, die von Räumung und gewaltsamer Vertreibung
bedroht ist: 140 Hektar. Caracol: La Garrucha
Dorf: Casa Blanca Offizieller Bezirk: Ocosingo Autonomer Bezirk: San
Manuel Landfläche, die von Räumung und gewaltsamer Vertreibung
bedroht ist: 160 Hektar. Caracol: La Garrucha
Dorf: Miguel Hidalgo Offizieller Bezirk: Ocosingo Autonomer Bezirk:
San Manuel Landfläche, die von Räumung und gewaltsamer Vertreibung
bedroht ist: 180 Hektar. Caracol: La Garrucha
Dörfer: Crucero Agua Azul, San Miguel Agua Azul, Ignacio Allende,
Primer Progreso, Segundo Progreso, Embarcadero, Parte Majas, Salto
del Tigre und Bolon Ajaw Offizielle Bezirke: Chilón y Tumbalá
Autonomer Bezirk: Olga Isabel Landfläche, die von Räumung bedroht
ist: 2,580 Hektar Caracoles: Morelia y Roberto Barrios
Dorf: 20 de Febrero Offizieller Bezirk: Ocosingo Autonomer Bezirk:
San Manuel Landfläche, die von gewaltsamer Räumung bedroht ist: 230
Hektar (konkretisierte Enteignung) Caracol: La Garrucha
Dorf: Nuevo Rosario Offizieller Bezirk: Ocosingo Autonomer Bezirk:
Francisco Gómez Landfläche, die von Räumung und gewaltsamer
Vertreibung bedroht ist: 180 Hektar. Caracol: La Garrucha
Dorf: Nueva Revolución Offizieller Bezirk: Roberto Barrios Autonomer
Bezirk: Akabalná Landfläche, die von Räumung und gewaltsamer
Vertreibung bedroht ist: 1.200 Hektar. Caracol: Roberto Barrios
Dorf: San Patricio Offizieller Bezirk: Ocosingo Autonomer Bezirk:
Francisco Gómez Landfläche, die von Räumung und gewaltsamer
Vertreibung bedroht ist: 400 Hektar. Caracol: Roberto Barrios
Gesamte Landfläche die für Enteignungen und Räumungen vorgesehen ist:
10.544 Hektar.
Die vorliegende Aufzählung der Dörfer, die von Enteignung und
gewaltsamen Vertreibungen von ihrem Land und Territorium bedroht
sind, erfasst weniger als die Hälfte der bedrohten Dörfer und stellt
lediglich eine Teilliste dar.
Die Drohungen von Enteignungen und Vertreibungen gehen mit täglichen
Aggressionen gegen zapatistische Unterstützungsbasen einher, die den
folgenden Typen angehören: Drohungen, willkürliche Verhaftungen,
Beschädigungen von Eigentum, Verletzungen, Verwundungen durch den
Gebrauch nicht zulässiger Waffen, Plünderungen, Amtsmissbräuche, etc.
Die Bundes- und Staatsautoritäten machen auf beschämende und
selektive Weise von politischen Gefangenen Gebrauch, um sie in
illegalen und illegitimen Verhandlungen zu benutzen, für die
vorgebliche Aushandlung von Freilassungen gegen Räumungen.
Der mexikanische Staat hat heute in klarer und offener Form und durch
tatsächliches Vorgehen einen offenen und frontalen Krieg gegen die
indigenen zapatistischen Dörfer ausgelöst.
Das Zentrum für Politische Analyse und Soziale und Wirtschaftliche
Forschungen fordert:
I. Die sofortige Einstellung jeder Art von Aggressionen gegen die
zapatistischen Dörfer.
II. Den sofortigen Rückzug der ständigen Militärlager im indigenen
Gebiet von Chiapas.
III. Die sofortige Freilassung der politischen Gefangenen.
IV. Die definitive Annullierung aller neuen beabsichtigten
gewaltsamen Räumungen im indigenen Gebiet von Chiapas.
V. Die sofortige Eröffnung einer Untersuchung der Behörden der
Landwirtschaftlichen Staatsanwaltschaft und der Landwirtschaftlichen
Reformbehörde, um die Verantwortlichkeiten hinsichtlich der
Amtsmissbräuche und Korruption von Staatsbeamten zu klären und zu
spezifizieren.
VI. Die sofortige Eröffnung einer Untersuchung über die
Verantwortlichkeiten hinsichtlich des Vorgehens der mexikanischen
Bundesarmee in seinen Verbindungen zu paramilitärischen Gruppen im
indigenen Gebiet von Chiapas zu spezifizieren.
VII. Die sofortige Einstellung des Aufstandsbekämpfungskrieges gegen
die indigenen zapatistischen Dörfer.
An die nationalen und internationalen Kommunikationsmedien. An alle
Journalisten und Journalistinnen
Es findet auch ein anderer Krieg statt, ein Medienkrieg.
Seine Strategie: Schweigen. Wir richten uns respektvoll an Sie und
laden sie ein das Schweigen zu durchbrechen. Im mexikanischen
Südosten werden Repression, Einkerkerung, Straflosigkeit und das
Schweigen der Medien gegen die indigenen zapatistischen Dörfer
betrieben. Wir laden sie ein das Schweigen zu brechen. Nichts weiter.
Nur eine Einladung.
Das Zentrum für Politische Analyse und Soziale und Wirtschaftliche
Forschungen A.C. (CAPISE)
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übs. von Dana
Quelle: http://chiapas.indymedia.org/display.php3?article_id=149788
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