Mexiko:Auftakt des Festivals der würdigen Wut

Bericht vom ersten Tag des "Festivals der würdigen Wut", zu dem die EZLN eingeladen hat, um die Vernetzung außerparlamentarischer linker Widerstände in Mexiko und darüber hinaus voranzutreiben.


Tag 1 - Lienzo Charro, Iztapalapa, Mexiko-Stadt

Am 26. Dezember 2008 begann in Mexiko-Stadt das "Erste weltweite Festival der würdigen Wut", zu dem die Zapatistische Armee zur nationalen Befreiung (EZLN) im vergangenen September aufgerufen hatte. "In dieser Welt sind wir Illegale, Undokumentierte, Unerwünschte. Wenn die Welt keinen Platz für uns hat, müssen wir eben eine neue schaffen. (...) Zynismus und Inkompetenz der traditionellen politischen Klassen sind in Wut umgeschlagen", so die EZLN in ihrem Aufruf.

Die EZLN beharrt in ihrem aktuellen Vorschlag 25 Jahre nach ihrer Gründung und 15 Jahre nach Beginn des Aufstands in Chiapas weiter darauf, dass nachhaltige soziale Veränderungen nur von der Bevölkerung selbst ausgehen können.

Vom 26. Dezember 2008 bis zum 4. Januar 2009 werden daher unter dem Motto "Eine andere Welt, ein anderer Weg: unten und links" in Mexiko-Stadt sowie im Aufstandsgebiet in Chiapas Vorträge, Ausstellungen, Diskussions- und Kulturveranstaltungen durchgeführt. Das Ziel der aktuellen Zusammenkunft ist ein weiteres Kennenlernen, eine stärkere Vernetzung und eine verbindlichere Organisierung unabhängiger linker Aktivistinnen und Aktivisten auf mexikoweitem und globalem Niveau, die in der so genannten "Anderen Kampagne" vernetzt sind.

Der erste Tag des Festivals begann schwungvoll und gut organisiert und machte neugierig auf die nächsten Tage. Über 200 außerparlamentarische linke Organisationen, Kollektive oder Netzwerke aus Mexiko und rund 20 anderen Ländern aus Nord- und Südamerika sowie Europa, aber auch der Iran ist vertreten, bauten rund 140 Ausstellungsstände auf, um auf verschiedene Weise - u.a. mit Wandzeitungen, Transparenten, Ausstellungstafeln oder Puppentheater - ihre sozialen, politischen und kulturellen Kämpfe zu präsentieren.



Das Themenspektrum reicht dabei von kleinbäuerlichen und indigenen Kämpfen in ländlichen Regionen über gewerkschaftlichen Widerstand, z.B. von Maquiladora-Arbeiterinnen, unabhängige Medienarbeit, Alternativmedizin, Antirepressionsarbeit, alternative Energieerzeugung, Antifaschismus und Feminismus bis hin zu den Kämpfen der sex-workers.

Interessant war an diesem ersten Tag, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich spürbar auf dem Festivalgelände verteilten und sich nicht übermäßig auf einzelne Stände oder Events konzentrierten. Viele Menschen nahmen sich Zeit, um die Ausstellungen in Ruhe zu studieren und häufig kam es zu ersten Gesprächen, die nicht selten mit gegenseitigen Interviews für alternative Medien oder dem Austausch von Kontaktdaten endeten.

Begleitet wird diese globale Ausstellung von unten von einem reichhaltigen politisch-sozialen und kulturellen Rahmenprogramm. So wird eine vielfältig besetzte Veranstaltungsreihe unter dem Motto "Die vier Räder des Kapitalismus" durchgeführt, die sich mit den Themenbereichen Ausbeutung, Enteignung, Repression und Diskriminierung beschäftigt. Gleichzeitig gibt es Diskussionsveranstaltungen über die entsprechenden Widerstände und Alternativen wie "Die Andere Stadt", "Die Anderen Bewegungen", "Die Andere Geschichte" oder "Die Andere Politik".




Im Rahmen des Festivals werden zudem über 100 Bands, die aus verschiedensten musikalischen Richtungen stammen, sowie mehrere Theatergruppen auftreten. Ergänzt wird dieses kulturelle Programm noch durch ein internationales alternatives Filmangebot in einem Kino-Zelt.

Weitere Veranstaltungen folgen ab dem 31.12.2008 im zapatistischen Caracol von Oventik, Chiapas, sowie in den darauffolgenden Tagen in San Cristóbal de las Casas.

zwei Leute vom Ya-Basta-Netz

Weitere Informationen und Live-Übertragungen unter:

http://dignarabia.ezln.org.mx/ und

http://chiapas.indymedia.org/