Gloria Muñoz Ramírez
Zapatistischer Jahrestag
La Realidad, Chiapas, 18. November. Mateo und Emiliano, Mitbegründer der EZLN in dieser Gemeinde, beginnen „dieses 24. Jahr des Kampfes mit viel Arbeit, voller Tatendrang, kraftvoll eben“. Beide sind seit 18 Jahren in der zapatistischen Organisation und sind sich darüber einig, dass sich in all diesen Jahren das Land nicht verändert hat, „die Menschen sind immer noch schlimm dran, werden ausgebeutet und marginalisiert. Aber wir Zapatistas haben uns verändert. Wir sind nach außen und nach innen gewachsen. Früher kannten wir keine Menschen von außerhalb, und sie kannten uns nicht. Aber jetzt ist unser Kampf national und international. Sie kennen uns, und sie werden uns noch besser kennen lernen“, sagen sie entschieden.
Nach einem langen Kulturprogramm sitzen sie vor den Transparenten, die dem 23. Jahrestag der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung gewidmet sind, und Mateo erinnert sich zurück, an „1988, als ich noch jünger war als jetzt, da begannen wir uns zu organisieren. Die EZLN gab es schon 5 Jahre in den Bergen, seit 83, aber wir lernten sie erst dann kennen. In jener Zeit hatten wir Zweifel, viele Fragen eben. Man kann das nicht mit anderen Organisationen vergleichen, denn es ist eine andere Art zu kämpfen und zu erklären. Unsere Compañeros erklärten uns, wie die Ausbeutung auf dem Land und in der Stadt funktionierte, die Marginalisierung und vor allem dieses schlechte System.“
Emiliano erinnert sich an jedes einzelne Fest zu den Jahrestagen, die früher geheim, ab 1994 dann öffentlich stattfanden. Stolz spricht er von jener ersten Gruppe, die aus sechs Personen bestand, fünf Männern und einer Frau. Drei Mestizen und drei Indígenas, die 1983 die EZLN begründeten. Er erinnert sich auch an den Subcomandante Pedro, den militärischen Befehlshaber dieser Zone, einen Mann, der dieser Gemeinde sehr nahe stand. „Ich denke, dass diese sechs Compañeros Großes geleistet haben, deswegen leben sie unter uns. Der Same, den sie gesät haben, hat gute Früchte getragen. Und diese Pflanzen wachsen weiter und heißen jetzt Sechste Erklärung und Die Andere Kampagne, und alles, was noch kommt.“
Die Andere Kampagne ist eine neue Aufgabe. „Und dabei sind wir jetzt, bei dieser Arbeit, mit der wir begonnen haben, um mit noch mehr Compañeros von hier, aus Mexiko, und aus anderen Teilen der Welt zu sprechen, damit wir uns zusammenschließen, um das System zu verändern.“
Mateo ist stolz auf diese 23 Jahre, „aber noch nicht zufrieden. Wir müssen uns mehr organisieren, gemeinsam mit noch mehr Menschen. Wir wollen die Regierung, das System ändern. Und dafür gibt es noch viel zu tun. Wir wissen, dass wir das nicht allein tun können. Wir werden es mit mehr Menschen im ganzen Land tun können. Jetzt sind es gerade mal 23 Jahre. Das ist schon was, aber es muss noch mehr getan werden. Diesen Jahrestag feiern wir mit Tanz und Liedern, aber die Arbeit ist das, was zählt. Jetzt befinden wir uns in einer Etappe des Lernens und bereiten uns auf die nächsten Schritte vor“, sagt dieser Mann mit einem nahezu unerklärlichen Vertrauen.
Gestern zog sich das Caracol von La Realidad vorübergehend ein Festkleid an, und es gab ein Programm, das unter anderem die sehr originellen und nie gut verstandenen zapatistischen Rätsel enthielt: „Ich habe fünf Orangen in meinem Beutel … Wie viele Orangen habe ich?“ Die richtige Antwort lautete zwei, warum auch immer.
(La Jornada)
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