Mexiko: EU eher an Freihandel interessiert als an Menschenrechten
Presseerklärung 2006/43 - Tobias Pflüger (MdEP) - Brüssel, 24. August 2006
Zum Wahlbetrug in Mexiko und zur Zuspitzung des Konfliktes im mexikanischen
Bundesstaat Oaxaca erklärt der Europaabgeordnete der Linksfraktion (GUE/NGL)
Tobias Pflüger, Mitglied des Auswärtigen Ausschuss und Obmann der
Linksfraktion (GUE/NGL) im Unterausschuss Sicherheit und Verteidigung:
Offiziell ist die Einhaltung der Menschenrechte fundamentaler Bestandteil
des EU-Handelsabkommens mit Mexiko. Zum massiven Wahlbetrug in Mexiko und
den brutalen Übergriffen seitens staatlicher Organe im mexikanischen
Bundesstaat Oaxaca aber schweigt die EU-Kommission bisher beharrlich. Wieder
einmal mehr zeigt sich, dass ungehinderter Freihandel mehr interessiert als
die Wahrung von Demokratie und Menschenrechten.
Im südmexikanischen Oaxaca, einem der ärmsten Bundesstaaten Mexikos,
demonstriert seit Ende Mai 2006 ein breites Bündnis aus Lehrergewerkschaft
und sozialen Organisationen gegen die Regierung des erzkonservativen
Gouverneurs Ulises Ruiz Ortiz (PRI). Dieser wird für eine massive Zunahme an
Menschenrechtsverletzungen seit seinem Amtsantritt Ende 2004 verantwortlich
gemacht.
In den letzten Tagen häufen sich Übergriffe von Polizeieinheiten auf
Protestierende, illegale Verhaftungen von führenden Personen der
Gewerkschaften und sozialen Organisationen. Außerdem kam es zu Anschlägen
bewaffneter Schlägertrupps auf eine oppositionelle Zeitung, auf
Radiostationen und Unterstützergruppen der sozialen Bewegung. Dabei wurden
sogar mehrere Personen getötet.
Aufgrund des offensichtlichen Wahlbetrugs des rechtskonservativen Felipe
Calderón (PAN) bei den bundesweiten Präsidentschaftswahlen ist davon
auszugehen, dass auch der scheidende Präsident Fox wenig Interesse an einer
friedlichen Konfliktbeilegung mit Gewerkschaften und sozialen Organisationen
hat.
Am 23. August 2006 hat das mexikanische Verteidigungsministerium Truppen des
36. Infanteriebataillons nach Oaxaca verlegen lassen. Deshalb haben soziale
Bewegungen in Oaxaca angesichts eines möglicherweise drohenden Versuchs der
gewaltsamen Vertreibung der Demonstrierenden an die internationale
Öffentlichkeit appelliert.
In diesem Zusammenhang ist es auch symptomatisch, dass mein
rechtskonservativer spanischer Parlamentskollege José Salafranca, als Leiter
der Wahlbeobachtermission des EU-Parlaments in Mexiko, keinerlei
Unregelmäßigkeiten erkennen konnte und die Gewalteskalation vornehm
verschweigt. Die EU-Politik der doppelten Standards auch bei Wahlen und
Menschenrechten muss beendet werden.
Quelle: http://tobiaspflueger.twoday.net/stories/2573371/
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