Tausende marschieren gegen die Repression in Atenco
von Laura Poy und Emir Olivares
La Jornada, 13. Mai 2006
Die Verurteilung der Polizeigewalt in San Salvador Atenco war einhellig.
Tausende gingen auf die Straße, um ihre Ablehnung des "Schreckens" in diesem
Dorf zu demonstrieren, und um die "bedingungslose" Freilassung aller
Gefangenen zu fordern, die bei der Konfrontation zwischen den Dorfbewohnern
von Atenco und der Polizei am 4. Mai 2006 verhaftet worden sind.
Studenten, Lehrer, Aktivisten, Indigenas und Mitglieder der Front der Dörfer
in Verteidigung des Landes (FPDT), führten den Protestmarsch zusammen mit
Subcomandante Marcos an, der ständig von einer Menschenkette beschützt
wurde.
Unter Beteiligung von Mitglieder des Generalstreikrats der Autonomen
Universität von Mexiko (UNAM), Studenten der Autonomen Universitäten von
D.F. (UAM), der Autonomen Universität von Chapingo und Mexiko Stadt, sowie
des Nationalen Polytechnischen Instituts, der Nationalen Schule für
Anthropologie und Geschichte (ENAH) und zivilen und gewerkschaftlichen
Organisationen, forderte die Mobilisierung den Rückzug der öffentlichen
Sicherheitskräfte aus dem Bezirk von Atenco, und die Bestrafung der
Aggressionen, die bei der gewaltsamen Räumung die Dorfbewohner verübt worden
sind.
In seiner Rede bekräftige Delegado Zero: "wir sind heute von der Wut und
Empörung zusammengerufen, die durch das Wissen entstehen, dass für die von
Oben, Frauen die Kriegsbeute sind, die den "Ordnungstruppen" im voraus
versprochen werden. Die Aggression, die gegen unsere Compaņeras als Frauen
sind verübt wurde und wird, bedeutet nicht nur, dass sie geschlagen und
gefangen werden, sondern man versucht sie auch moralisch zu erniedrigen und
zu zerstören. Die Botschaft richtet sich nicht nur gegen sie als Frauen, die
für ein besseres Land kämpfen, für ein anderes Mexiko, sondern gegen alle
Frauen in Mexiko."
Für dieses wirtschaftliche und politische System, so Marcos weiter, "sind
sie alle die Beute, mit der jene entlohnt werden, die mit Gewalt
durchsetzen, was nicht durch Recht aufrechterhalten werden kann. Sie sind
der Verachtung, der sexuellen Aggression, der Vergewaltigung unterworfen,
oder werden durch gesetzliche Gewalt dazu gezwungen. Dies ist die
Alternative, die das System für alle einfachen und bescheidenen Frauen von
Unten bereithält, unabhängig des politischen Zeichens, das Oben simuliert
wird".
Zu Beginn des Marsches, kurz nach 16:00 Uhr, strömten bei schwerem Regen die
ersten Gruppen von Campesinos, Indigenas, Akademiker,
Menschenrechtsverteidiger, ehemalige Studentenführer und Aktivisten
zusammen, und begannen sich nahe des Regierungsministeriums zu sammeln, das
von Metallzäune und Truppen der Präventiven Bundespolizei (PFP) schwer
bewacht wurde.
Als die Vorhut das Kolumbusmonument am Paseo de la Reforma erreichte und der
Regen stärker wurde, stieg Delegado Zero aus dem Wagen, der ihn auf seiner
Rundreise durch das ganze Land fährt, um zu Fuß mit den anderen
Demonstranten zur Präsidentenresidenz von Los Pinos weiterzumarschieren, die
ebenfalls von einem starken Sicherheitsgürtel bewacht wurde.
Während die ersten Kontingente - gebildet von den Mitgliedern der FPDT und
der Volksfront Francisco Villa - zur Kreuzung Paseo de la Reforma und
Mariano Escobedo vorrückten, versammelte die Nachhut auf der Anhöhe Angel de
la Independencia, die Kontingente der Nationalen Schule für Anthropologie
und Geschichte und der Hochschule für Wissenschaft und Humanistik (CCH). Mit
der Machete in der Hand bekräftigte ein Einwohner von San Salvador Atenco:
"wir werden für unsere gefangenen Compaņeros bis zum letzten kämpfen, so wie
damals, als sie uns ein Flughafen aufzwingen wollten.
"Die Schläge der Polizei schmerzen uns nicht", versicherte er, "was uns
schmerzt ist das, was sie unseren Leuten angetan haben, die Vergewaltigung
unserer Frauen, die Aggression der verräterischen und korrupten Regierung
des Bundesstaates México und von Vicente Fox."
Die Slogans rissen nicht ab. Angehörige und Freunde der Gefangenen
wiederholten immer wider: " Atenco, escucha, no estás solo en la lucha!
(Höre, Atenco, du kämpfst nicht alleine!)", und " No estamos todos, faltan
las presas, no estamos todos, faltan los presos! (Wir sind nicht alle hier,
es fehlen die Gefangene/n!)"
Die Studenten, Aktivisten und Akademiker riefen auch "Setenta aņos del PRI
fueron de la chingada, pero es la misma mierda con Vicente Fox Quesada!
(Siebzig Jahre PRI waren Scheiße, aber Vicente Fox Quesada macht es auf die
gleiche Weise!)", "Nieto, Abascal, que masacran al carnal! (Nieto und
Abascal, massakrieren sexuell)".
Während des gesamten Protestzuges, kreisten Hubschrauber des Ministeriums
für Öffentliche Sicherheit fon D.F. über die Paseo de la Reforma, während
2.600 Polizisten mobilisiert wurden, um die Sicherheit der Gebäude und
Monumente, wie die Unabhängigkeitssäule, der Springbrunnen der Diana, die
Mexikanische Börse und die Botschaft der Vereinigten Staaten zu garantieren.
Kurz vor 19:00 Uhr, an der Ecke Reforma und Chivatito, begann die
Kundgebung, in der die Brutalität der Polizei bei der gewaltsamen Räumung
und der Überführung der Verhafteten in das Gefängnis von Santiaguito
verurteilt wurde.
Nachdem die Gefangennahme dreier Studenten der CCH-Sur im Metro Juárez
denunziert wurde - Iván Contreras, Jesús Manuel und Marcos Santoyo -
forderten die Demonstranten erneut das "Ende der Gewalt und Repression".
Laura Elsa Urbina, die Mutter von Ivàn Torres, ein festgenommener UNAM
Student, dem es freigestellt wurde gegen Kaution freizukommen, erklärte, ihr
Sohn habe dies aus Solidarität mit den anderen Gefangenen abgelehnt. Er
denunzierte jedoch, dass der Gefängnisdirektor von Santiaguito, am Freitag
morgen versucht habe "die Jungs da drin auseinanderzubringen, indem er ihnen
versprach ihre Kaution zu zahlen, damit sie endlich verschwinden".
América del Valle, die Tochter des Anführers der FPDT, versicherte in einer
Bandaufnahme, die Gewalt gegen die Dorfbewohner von Atenco sei nur "ein
weiter Kapitel der Repression einer mörderischen Regierung, die bereits in
der Vergangenheit versucht hat unser Land zu entwenden, aber wir haben
damals Widerstand geleistet, so wie wir heute gegen diesen Angriff
Widerstand leisten.
Sie erklärte weiter, dieser Kampf sei ausgebrochen, "weil wir eine Regierung
haben, die vergewaltigt, einsperrt und betrügt", und rief die zivilen und
gewerkschaftlichen Organisationen auf "organisiert gegen die repressiven
Autoritäten zu kämpfen, die unter dem Vorwand ihrer ungerechten Gesetze, den
Befehl zum Stürmen und Töten gegeben haben".
Mitglieder der FPDT, die an der Kundgebung teilnahmen, erklärten, dass
Atenco "weiterhin das gleiche rebellische Dorf bleibt, auch wenn es sich in
den Händen des Feindes befindet".
Sie fügten hinzu: "wir erkennen die Staatsregierung von Enrique Peņa Nieto
nicht an, der ein Idiot, ein Mörder und ein Vergewaltiger ist. Wir fordern
ein politischer Prozess gegen ihn, sowie die Absetzung der Polizeichefs im
Osten des Bundesstaates México, die an der Räumung und der Festnahme unserer
Compaņeros am 4. Mai beteiligt waren".
Die Agenten und Polizeichefs, so insistierten sie, die "diese Brutalitäten
gegen Frauen, Männer und Alte verübt haben" sollten mit Gefängnis bestraft
werden.
* * *
(übs. von Dana)
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