Brief der weiblichen Gefangenen von Atenco
aus dem Gefängnis von Santiaguito
Santiaguito, Almoloya, 12. Mai, 2006
An die gesamte Bevölkerung:
Wir Frauen, Arbeiterinnen vom Land und aus der Stadt, Hausfrauen,
Studentinnen, etc.; politische Gefangene seit dem 3. und 4. Mai dieses
Jahres, sind empört über die formelle Anklageschrift, die am 10. Mai
gegen uns eingereicht worden ist. Wir wurden nicht nur beleidigt,
erniedrigt, verprügelt, gefoltert, sexuell missbraucht und
vergewaltigt, jetzt sind wir auch noch Häftlinge und Verbrecherinnen.
Wir haben Repression erlitten, nicht nur als soziale Kämpferinnen,
sondern auch speziell als Frauen. Denn wenn es auch stimmt, dass die
Männer am härtesten geschlagen wurden, so wurden wir sexuell
attackiert und vergewaltigt. Wir wurden bei unserer Festnahme jeder
Art von Repression unterzogen. Zunächst mit Beleidigungen, wie "Du
Nutte", "verfluchte, beschissene Nutte!", "wir werden dich
vergewaltigen, wie die Nutte, die du bist!" etc. Und sie gaben sich
nicht nur damit zufrieden uns zu schlagen, einige von uns bis zur
Besinnungslosigkeit, sondern sie drohten uns auch zu töten oder
verschwinden zu lassen, oder uns zu foltern, um Namen und
Informationen über unsere Angehörigen zu erhalten, die sie auch zu
töten drohten.
Nichts kann die sexuellen Misshandlung und die Vergewaltigung heilen,
die wir erlitten haben. Wir wurden begrapscht, gekniffen, getreten,
mit Fäusten, Knüppeln und Schilden auf unsere Brüste, Gesäßbacken und
Genitalien geschlagen. Während sie uns weiterhin bedrohten, wurden
wir an Brüsten, Brustwarzen, Ohren, Lippen, Zungen usw. gebissen.
Wir wurden mit Fingern und Gegenständen penetriert, andere wurden
gezwungen, oralen Sex zu vollziehen, während wir gleichzeitig als
Frauen verspottet wurden.
Zusätzlich zu dieser Misshandlung, die wir erlitten haben, bleiben
wir auch weiterhin das Opfer medizinischer Nachlässigkeit. Einige von
uns hätten seit dem Tag unserer Ankunft verbunden und behandelt werden
müssen. Einige von uns leiden an Vaginalinfektionen, einige an
infizierten Wunden, andere können aufgrund der erhaltenen Schläge kaum
sitzen.
Trotz alldem bleiben wir weiterhin im Hungerstreik, weil wir in
diesem Kampf nicht ein Schritt zurückweichen werden, weil wir
Gerechtigkeit für alle wollen, und wenn wir dafür von diesem
Gefängnis aus kämpfen müssen, dann werden wir dies auch tun. Wir
bleiben weiterhin aufrecht, wie bisher.
Volk, erhebe Deine Stimme! Bis die Taubheit der Justiz geheilt ist.
Erhebe auch Deine Vernunft und Deinen Verstand! Auch wenn unsere
Hände von hier aus nichts ausrichten können, mögen unsere Worte es
tun.
Wir fordern unsere Freiheit!
Wir fordern Gerechtigkeit für die uns angetanen physischen und
sexuellen Misshandlungen und Vergewaltigungen.
Auf das der Schmerz, den wir durchlitten haben, niemanden
gleichgültig lassen möge.
Freiheit für die politischen Gefangenen!
Aufrichtig, die weiblichen Gefangenen, von unten und links, die
weiterhin kämpfen.
( http://chiapas.indymedia.org/display.php3?article_id=122223)
* * *
(übs. von Dana)
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