La Otra in Guanajuato
Direkte Solidarität mit Chiapas
22. März 2006
Seit dem 11. März ist die Andere Kampagne in Guanajuato und Marcos besucht
unter anderem indigene Völker wie die Otomí, die offiziell gar nicht mehr
existieren. In Guanajuato, wie auch in den Bundesstaaten Aguascalientes,
Querétaro und Tlaxcala gelten die indigenen Völker als ausgestorben.
In San Ildefonso Cieneguilla wehren sich die Otomí gegen eine weitere
Antenne der Firma Telmex, welche auf ihrem heiligen Berg, dem Pinal de
Zamorano, ohne Einwilligung der indigenen Gemeinden installiert werden soll.
In der Begrüssungszeremonie erhielt Marcos einen baston de mando von den
traditionellen Autoritäten. In seiner folgenden Rede erklärte der Delegado 0
, was es mit dem Befehlsstock symbolisch auf sich hat: Der baston de mando
sei von den Mestizen schon immer falsch verstanden worden. Sie wüssten
nicht, was er wirklich bedeutet. "Sie denken er verkörpere die Befehlsgewalt
über eine Gemeinschaft. Das ist nicht so. Er ist die materielle Erinnnerung
daran, dass sein Träger eine Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft hat
und einem Weg folgen muss." In Chiapas würden sie daher das Holz eines
Bayalté, eines sehr geraden Baumes nehmen. Der Träger des cargos (einer
bestimmten Aufgabe oder Funktion für die Gemeinschaft) erhält den Stock mit
der Ermahnung, stark zu sein und sich niemals vor den Reichen und Mächtigen
zu beugen.
In Salamanca, der grössten Industriestadt Guanajuatos, besuchte Marcos die
Bewohner der Aussenbezirke, welche in der verseuchtesten Gegend, in
unmittelbarer Nähe zum Chemiewerk Techem wohnen. Die Krebs- und Leukämierate
ist hier extrem hoch, unter Erwachsenen, wie auch unter Kindern und
Neugeborenen.
In Celaya, eine Stunde von Salamanca entfernt, traf er sich mit
verschiedenen politischen und zivilen Organisationen. Im Anschluss an die
Gespräche liess der Sup verlauten, er habe hier in Guanajuato, der Heimat
von Staatspräsident Fox und seiner Partei der PAN, die deutlichsten
Auswirkungen der PANistischen Politik gesehen. In den Gegenden wo die PAN
regiere, sei in den letzten Jahren die Anzahl der Bordelle rasant (in Celaya
selber um 400%) gestiegen, es gebe hier deutliche Anzeichen für Menschen-
und Kinderhandel zum Zwecke der Prostitution. Das Paradoxe an der Situation
sei die Doppelbödigkeit der PAN, die sich offiziell einen Anstrich
katholischer Moral zu geben versucht und die in der Realität aber die
Kinderpornographie fördere.
In Puentecillas beschuldigte der Delegado 0 den Gouverneur von Guanajuato,
Juan Carlos Romero Hicks und den Vizepräsidenten Méxicos, Ramón Muņoz
(Anführer von El Yunque einer faschistischen bewaffneten
Geheimorganisation), die Ultrarechte in México zu fördern.
Obwohl im Vorfeld die Erlaubnis zum Besuch der beiden politischen Gefangenen
der MIR (Movimiento de Izquierda Revolucionaria) Adolfo und Miguel Andrade
Ibarra eingetroffen war, wurde Marcos das Betreten des Gefängnisses mit
Pasamontaņas untersagt. Offenbar hatte es in letzter Minute einen Befehl von
oben gegeben. Marcos rief daraufhin vor dem Gefängnis zu einem
internationalen Boykott der Regierung Guanajuatos und zu zivilen Aktionen
der Unterstützungskomitees und solidarischen Personen weltweit auf.
In León sagte ein Lehrer auf einer Versammlung: Wenn wir keine Überweisungen
(von Familienmitgliedern in den USA) bekommen würden, wir würden alle
hungern , was im krassen Gegensatz zur Wahlwerbung des Gouverneurs Hicks:
Guanajuato geht es so gut wie noch nie, steht.
Verschiedene Betroffene sagten aus, dass die Polizei gezielt Leute die
anders aussehen (z.B. Punks) verfolge, um sie zu verhaften und zu
misshandeln.
Marcos rekapitulierte seine Reise durch Guanajuato folgendermassen: "Wir
haben die gleiche Verachtung gegenüber den indigenen Gemeinden angetroffen,
die schon die Spanier während der Conquista gezeigt haben. Nur hier in
Guanajuato haben wir Indigene gesehen, die in Reservaten leben müssen wie in
den USA, die Chichimeken von San Luis de la Paz. Was hier in den letzten
Jahren gewachsen ist, ist nicht die Wirtschaft, sondern die Zahl der
Ausgewanderten in die USA."
Quelle: www.chiapas.ch
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