*** Chiapas al Día, No. 419 ***
Chiapas, Mexiko 7. Juli 2004
FRAGESTELLUNGEN DER MEXIKANISCHEN UND CHIAPANEKISCHEN ZIVILGESELLSCHAFT ZUM
ABKOMMEN ZWISCHEN DER EUROPÄISCHEN UNION UND DER REGIERUNG VON CHIAPAS
Jegliche Entwicklungszusammenarbeit, die von der EU finanziert wird, ist auf
der Grundlage des obligatorischen Konsultierens und der vollständigen
Partizipation der betroffenen Bevölkerung zu definieren, wie im Abkommen 169
der ILO- und DESC-Gruppe [DESC: ökonomische, soziale und kulturelle Rechte,
Anm.d.Ü.] festgeschrieben, damit diese nicht wachsenden externen Bedingungen
ausgeliefert ist, welche die Zusammenarbeit für die Entwicklung einer
kommerziellen Agenda unterstellen, die sich auf Programme zur strukturellen
Angleichung stützt, deren Scheitern historisch belegt ist.
Soziale Erklärung aus Guadalajara zum Gipfel der Europäischen
Union-Lateinamerika und der Karibik
"DIE RECHTE DER VÖLKER AN ERSTER STELLE"
Im Abschlussdokument des Guadalajara-Gipfels, bei dem sich Staats- und
Regierungschefs Lateinamerikas, der Karibik und der Europäischen Union in
der Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Jalisco Ende Mai dieses
Jahres trafen, erklären die Bevollmächtigten der beiden Regionen ihre
uneingeschränkte und verbindliche Respektierung der Menschenrechte.
Zeitgleich zum Gipfel wurden in der Stadt Tausende von Menschen, die gegen
die neoliberale Politik, den Irak-Krieg und den Imperialismus der USA und
der EU in Lateinamerika demonstrierten, von der mexikanischen Polizei
verprügelt und dann eingesperrt, gefoltert und – wenn es sich um Ausländer
handelte – abgeschoben, und das alles ohne jegliche Respektierung der
Menschenrechte.
Menschenrechte sind weiter ein zentraler Punkt auf der Agenda der sozialen
und Bürgerbewegungen, die parallel zum offiziellen Gipfel einen Gegengipfel
organisierten, an dem tausende Vertreter hunderter Organisationen sowohl aus
Lateinamerika als auch aus den Ländern der Europäischen Union teilnahmen;
sie bleiben zentrales Thema trotz der Ineffizienz der Normen des
Internationalen Rechts, wo keine effizienten Mechanismen zur Kontrolle ihrer
Anwendung bestehen; sie sind weiterhin zentrales Thema, da die Regierungen
dazu gezwungen werden müssen, ihre angeblichen Regeln der Demokratie
effektiv in die Wirklichkeit umzusetzen, mit denen nun auch die
Freihandelsverträge ‚koloriert‘ werden, damit die Aasgeier ein
menschlicheres Gesicht bekommen, wie im Fall des Abkommens zwischen der
Europäischen Union und Mexico.
“Der Regierungsgipfel findet in einem Kontext gravierender Rückschritte und
Bedrohungen für die Selbstbestimmung der Völker, die Menschenrechte und den
Frieden sowohl in Europa als auch in Amerika und auf der ganzen Welt statt.
Nachdem Lateinamerika schon seit zwei Jahrzehnten unter der neoliberalen
Politik leidet, ist hier, verglichen mit anderen Teilen der Welt, der
Reichtum noch immer am ungerechtesten verteilt. Die extreme Konzentration
von Reichtum und Land wird verstärkt durch die Bürden der Auslandsschulden,
der Mittel, die in den Militarismus fließen, der Korruption und der
Straflosigkeit. Und das ist nicht alles: Lateinamerika und die Karibik
werden von „Freihandels“abkommen geradezu übersäht [...] Die bilateralen
Abkommen fördern sowohl in Europa als auch in Lateinamerika die gleichen
Modelle, welche Arbeitslosigkeit und die unsichere Arbeitsmarktsituation
verschlimmern und z.B. Gesundheit, Bildung, öffentlichen Dienst, Kultur und
soziale Sicherheit in Waren verwandeln sowie das Verschwinden von
Familienunternehmen in der Landwirtschaft durch die Gemeinsame Agrarpolitik
(PAC) verursachen. Die von der EU vorbereitete Verfassung zielt genau darauf
ab. Das geschieht, ohne dass die Bevölkerung der EU dazu befragt wurde. Das
ist das Modell der „sozialen Kohäsion“, welche die EU in Lateinamerika und
der Karibik fördern will.“
Über diese Themen hat sich in Guadalajara eine interessante Debatte
entwickelt, wo es auch um das erst kürzlich von der EU beschlossene Projekt
in Chiapas, die darin fehlende Respektierung der Menschenrechte und die
ebenfalls fehlende Einbeziehung der Zivilbevölkerung und der indigenen
Gemeinden bei das Projekt betreffenden Entscheidungen ging. Viele der
Organisationen, die am Gegengipfel teilnahmen, darunter viele
chiapanekische, erarbeiteten ein an die Europäische Union und die Regierung
des Bundesstaates Chiapas gerichtetes Dokument, in dem sie die Aussetzung
jenes Abkommens fordern, mit der Begründung, dass die „betroffenen“
Gemeinden nicht nach ihrer Meinung zu den so genannten Entwicklungsprojekten
befragt wurden, weder von der Regierung des Bundesstaates noch von den
EU-Funktionären. Das widerspricht den im Abkommen 169 der Internationalen
Arbeitsorganisation ILO festgeschriebenen Richtlinien. Außerdem – so die
unterzeichnenden Organisationen weiter – wird der Kriegszustand, in dem sich
der Bundesstaat Chiapas befindet, nicht im Abkommen erwähnt und damit einer
Annäherung zwischen den Beteiligten (der mexikanischen Regierung und der
Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung) entgegengewirkt sowie die
Fragmentierung und Polarisierung zwischen den verschiedenen indigenen
Gemeinden und sozialen Organisationen im Urwald von Chiapas gefördert.
Einige der sozialen und zivilen Organisationen von Chiapas und Mexico, die
sich dem Prozess für einen Gerechten, Würdigen und Wahrhaftigen Frieden in
dem Konflikt, der 1994 explodierte, verpflichtet haben, positionieren sich
in Bezug auf die Idee der nachhaltigen Entwicklung des Lakandonischen
Urwaldes, die von der EU und der Regierung des Bundesstaates Chiapas geteilt
wird. Miguel Álvarez, ehemaliger Funktionär der Nationalen
Vermittlungskommission (CONAI) und Leiter von SERAPAZ (Dienst und Beratung
für den Frieden), einer Organisation mit Sitz in Mexiko-Stadt, deren
Präsident der ehemalige Bischof von San Cristóbal de Las Casas, Samuel Ruíz,
ist, informiert, dass seine Organisation nicht einmal vom Projektentwurf in
Kenntnis gesetzt wurde. Seiner Beurteilung nach kann das Projekt, so wie es
angedacht ist, in keinster Weise zum Frieden in Chiapas beitragen, „denn
Frieden setzt partizipative Prozesse voraus, die zur Entspannung beitragen
und auf die Ursachen des Konflikts abzielen, und nicht einseitige Maßnahmen,
die nur die Strategien und Interessen der Regierung und der Mächtigen
stärken“.
Laut Blanca Martínez, Direktorin des Menschenrechtszentrums Fray Bartolomé
de Las Casas in San Cristóbal de Las Casas, Chiapas, „ist es sehr gut
möglich, dass eine ‚Befragung‘ durchgeführt wurde, [allerdings nur] mit
einigen Organisationen, vor allem mit den Lakandonen, die bedingungslose
Anhänger der Machthabenden sind [und] denen ihre Vorrechte weiter gewährt
werden. Ich weiß, dass die Stiftung Rigoberta Menchú mit einer Befragung
über ein Ökotourismusprojekt in der Region beauftragt wurde, um dem Abkommen
169 [der Internationalen Arbeitsorganisation] zu entsprechen, und außerdem
unter dem Aspekt des Pseudo-Pluspunktes, dass die Organisation einer
Nobelpreisträgerin diese Arbeit unterstützt. Es ist sehr wahrscheinlich,
dass bestimmte Formalitäten verwischt wurden. Für uns ist problematisch, wer
konsultiert wurde, wie konsultiert wurde, wie klar die Konsultierten ihre
Meinung ausdrücken konnten. Soweit wir wissen, wurden Mitglieder von
Organisationen wie Xinich und die Basis der ARIC (bei deren Anführern bin
ich mir nicht sicher) und von Räumung bedrohte sowie zapatistische Gemeinden
nicht konsultiert. Ich möchte Nachdruck legen auf die Befragung, die Methode
und die Zustimmung aufgrund von Informationen. Was die zivilen
Organisationen betrifft, die wie wir in der Region arbeiten oder dort
Prozesse betreuen, also Frayba, Fray Pedro, die Diözese in Ocosingo, Enlace
und Comunicación, Compich und alle NGOs von San Cristóbal de Las Casas, wir
wurden nicht konsultiert.“
Auf die Frage, ob das Projekt ihrer Meinung nach zur Schaffung des Friedens
in Chiapas beitragen kann, äußert Martínez starke Zweifel: „Ich glaube,
selbst wenn das Projekt auf hervorragende Art und Weise dem Schutz und der
Entwicklung des Lakandonischen Urwaldes dienen würde, und auch wenn eine
wirkliche Einbeziehung der Gemeinden stattfände, bleibt das Problem
bestehen, dass wir inmitten eines ungelösten internen bewaffneten Konfliktes
leben und der Urwald geostrategisch eine wichtige militärische Region ist“,
was auch verschiedene kürzlich in Chiapas veröffentlichte Studien von CAPISE
und Onémiso Hidalgo von CIEPAC zeigen.
Auch Miguel Ángel García de Maderas von Pueblo del Sureste (Volk des
Südostens) beklagt den Ausschluss vieler ziviler Organisationen von der
Diskussion über Ziele und Projekte des Programmes, während andere NGOs (die
sich zweifelsohne als Pro-Regierungsorganisationen verstehen können) ihren
Nutzen aus dem Programm ziehen, da sie als Berater oder Ausbilder in die
verschiedenen Projekte einbezogen werden, die in den nächsten drei Jahren
durchgeführt werden.
„Ein Zeichen [das die Situation unterstreicht, die hier generiert wurde] ist
die klare Auslassung aller NGOs, die wir den Regierungsprogrammen und
insbesondere der Situation in der Konfliktzone und in Montes Azules kritisch
gegenüberstehen und auf verschiedene Art in dieser Region arbeiten, bei den
Konsultationen bezüglich dieses Programmes. Das betrifft u.a. DESMI, CIEPAC,
COMPITCh, CAPISE, Frayba, Maderas del Pueblo, Red de Defensores Comunitarios
und SIPAZ.“
Das geschieht, während „ein Teil der Gelder für die Bezahlung von Beratern
und Ausbildern („NGOs“ und andere Organisationen) reserviert ist, von denen
absehbar ist, dass sie vom Sekretariat für Soziale Entwicklung beliebig
manipuliert werden können, um den gleichen Organisationen zuzuarbeiten, die
seit Jahren aufstandsbekämpferische Arbeit leisten und sich die Taschen
voller Geld schaufeln. Die Rede ist von Mero Lek AC (von Felipe Villagrán
und Pablo Muench), Conservación Internacional, Conserva AC (von Marta Gómez
Orantes), dem Büro von Diana Orive (der Schwester von Adolfo Orive), dem
Büro von Valentina Estrada (ehemaliges Mitglied der Unión de Uniones, treue
Anhängerin von Adolfo); Espacios Naturales y Desarrollo Sustentable (von
Julia Carabinas) und IDESMAC (dessen Funktionär Arturo Areola bereits einen
Posten in der Struktur des Programms bekommen hat, wie es scheint).“
García zitiert den vor kurzem verstorbenen Journalisten und ehemaligen
Gouverneur „in Rebellion“ des Bundesstaates Chiapas, Amado Avendaño: „Dieses
Projekt könnte bestenfalls als das verstanden werden, was Don Amado Avendaño
die ‚gutgläubige Aufstandsbekämpfung‘ nannte (und das nur unter Zugeständnis
des Zweifels). Es ist klar, dass eine so beträchtliche und
ressourcenintensive Investition in die Konfliktregion, mittels
Regierungsinstanzen und offizieller Rathäuser, zu inter- und
intrakommunitären Spaltungen und Spannungen führen wird. Umsomehr, wenn man
die Oper der chiapanekischen Regierung (von innen) kennt (insbesondere des
Sekretariats für Soziale Entwicklung und derzeit sogar des SEPI –
Sekretariat der Indiovölker – selbst, deren für das Programm entscheidende
Positionen von Personen wie Martín Longoria und Rodolfo Díaz Sarvide besetzt
sind, oder gar von Juan Vázquez, der bereits mehrmals eine offene Rolle in
der Aufstandsbekämpfung gespielt hat), und wenn man weiß, wie das sogenannte
Integrale Programm zur Entwicklung der Urwaldregion, welches das
Cañadas-Programm von Zedillo ablöste und rein gar nichts ‚integrales‘ hatte,
betrieben wurde [...]. Dieses Programm, zu dem die europäischen Gelder
dazukommen, hat die absurde, paternalistische und nutznießerische Umlage von
Geldern für kleine und unwichtige Projekte fortgesetzt, mit dem einzigen
Unterschied zum Cañadas-Programm, dass es weniger diskriminierend bezüglich
Parteizugehörigkeiten ist. Tatsächlich kämpfte Porfirio [Encino], als er in
die Regierung kam, für die Einstellung des Cañadas-Programms und schlug
später die Schaffung eines alternativen Programms vor und arbeitete daran,
jedoch wurde seine Zielstellung von beiden Sekretariaten für Soziale
Entwicklung (dem staatlichen und dem bundesstaatlichen) pervertiert.
Der aufstandsbekämpferische Charakter des Projektes scheint offensichtlich,
und – schließt García – das einzige und endgültige Ziel der Regierung unter
Salazar, die diese Projekte vorantreibt, „ist, den Widerstand zu
untergraben, indem den Gemeinden im Konfliktgebiet konstant immer mehr
Regierungsgelder für kleine Projekte angeboten werden, mit denen
Desertationen und Kooptation bezweckt werden, um die EZLN zu schwächen. Das
ist gravierend im aktuellen Kontext der Räte der Guten Regierung und der
Autonomen Landkreise.“
Jorge Santiago, Vorsitzender von DESMI (Wirtschaftliche und Soziale
Entwicklung für die Indigenen Mexikaner) und jahrelanger Mitarbeiter von
Samuel Ruíz, bietet uns eine genaue Analyse des Projektentwurfs, die es
erlaubt, viele seiner Widersprüche aufzudecken, sodass deutlich wird, dass
das Projekt, wenngleich „gut ausgearbeitet, nicht im Kontext der Entwicklung
von Alternativen zum Modell der Unterwerfung, Kontrolle und der neoliberalen
Interessen angesiedelt ist“.
1. Tatsächlicher Nutznießer der Finanzierung ist das Sekretariat zur
Sozialen Entwicklung der Regierung von Chiapas und nicht die indigene und
ländliche Bevölkerung, an die sie angeblich gerichtet ist. Der Fakt, dass
das Projekt von Regierungsorganismen eingeführt werden soll, birgt große
Probleme in einer gespaltenen Region, in der Krieg herrscht, in sich. Es
wird davon ausgegangen, dass der Großteil der Mittel an die regierungstreuen
Teile der Bevölkerung gerichtet ist, wobei „nicht abzuschätzen ist, wohin
der Großteil der Mittel gelangen wird. Man weiß nicht, wie viel von diesem
Geld für die Bevölkerung bestimmt ist. In Betracht gezogen werden die Kosten
für Infrastruktur, Gehälter, den Kauf von Fahrzeugen, Computern, etc.“
2. Es gibt offensichtliche Fehler und Lücken bei der „Identifizierung“ des
Projekts. „Von der begünstigten Bevölkerung wird nur der Name genannt; ihre
Sprache, ihre Geschichte, die Geschichte des Lakandonischen Urwaldes, der
Situation der Land- und der Forstwirtschaft wird nicht erwähnt, ebenso wenig
wie die politische Situation der Gemeinden und ihrer Organisationen; es wird
nicht anerkannt, dass die Bevölkerung politisch gespalten ist und dass
außerdem verschiedene Organisationen der Gemeinden und diverser Kirchen
existieren. Der ungelöste Konflikt mit der EZLN wird nicht einmal erwähnt,
und auch nicht die Autonomen Landkreise, diese Realität wird geleugnet, als
wäre die Bevölkerung uniform.“ Damit das Projekt tatsächlich von Nutzen für
die indigenen Gemeinden, die in den 16 Mikroregionen des Lakandonischen
Urwaldes angesiedelt sind, sein könnte, müssten die Regierung von Chiapas
und die Europäische Union die ethnischen, sozialen, kulturellen und
politischen Charakteristika der betroffenen Region anerkennen.
3. In keinem Paragrafen des Textes „ist die Rede von der Militarisierung in
der Region und deren politischer Bedeutung sowie ihrer Folgen bezüglich
ebenjener Entwicklung. Die gesamte Problematik, die mit der Militärpräsenz
einhergeht“, wird nicht erwähnt. Wenn „von Neuordnung gesprochen wird, kann
damit eine Umverteilung mit dem Versprechen von Mitteln gemeint sein“.
Weitergehende Mängel fallen ins Auge, wenn man die Entwicklungsidee genauer
untersucht, die vom Programm gefördert wird, wo „nie von der
Selbstversorgung mit Lebensmitteln die Rede ist, [aber] von einem
Entwicklungsprojekt gesprochen wird, das sein Augenmerk auf Produkte
richtet, die im Interesse der multinationalen Konzerne liegen“.
Santiago schließt mit den Worten, dass „ein Projekt, dass den Konflikt und
die Akteure vor Ort sowie die soziopolitischen Implikationen bezüglich der
Suche nach Frieden in der Region ausklammert, als Projekt der
Aufstandsbekämpfung betrachtet werden kann“.
Was tun?
Blanca Martinez lädt die Funktionäre der Europäischen Union dazu ein, „zu
überprüfen, ob sich ihre Investitionen tatsächlich in einem Kontext des
ungelösten internen bewaffneten Konfliktes lohnen, oder ob nicht vielmehr
mit dem Projekt die Situationen verschlimmert werden soll, damit es zu einer
Polarisierung kommt, in der die militärische Logik als dominante zu
rechtfertigen wäre“. Denn „in diesem Sinne [der EU] ist es nur logisch, wenn
ein Projekt so unterstützt und vorangetrieben wird, das weniger auf
Möglichkeiten zur Entwicklung als vielmehr auf Aufstandsbekämpfung abzielt“.
Miguel Álvarez dazu: „Unter der Voraussetzung, dass [das Projekt bereits]
beschlossene Sache ist, aber mit seiner Durchführung noch nicht begonnen
wurde, müssen zunächst die verschiedenen Akteure, die von der Problematik
betroffen sind, direkt konsultiert werden. Eine repräsentative Vertretung
lokaler und nationaler Akteure muss geschaffen werden, die das Projekt auf
eine Art neu erarbeitet, welche dem Frieden dient und Organe und Maßnahmen
schafft, die dem zivilen Beitrag zum Schutz und der Transparenz bei der
Umsetzung dienen.“
Die wirkliche Partizipation der indigenen Völker ist notwendig, die das
Recht einfordern, bei ihrer eigenen Entwicklung mitzubestimmen und sie
selbst mittels ihrer Autonomie in die Praxis umzusetzen, ebenso wie die
Partizipation der Zivilbevölkerung, die seit Jahren mit den indigenen
Gemeinden des Urwaldes beim Entwurf der Entwicklungsprojekte
zusammenarbeitet. Weder die mexikanische Regierung noch die europäische
haben das Recht, Pläne zu entwerfen, die das Leben der indigenen Völker
betreffen, ohne vorher breite Konsultationen, die auf offenen Informationen
beruhen, durchzuführen, und zwar nicht nur mit den regierungstreuen Gruppen.
Das wird garantieren, dass die Projekte dem Frieden und nicht der
Aufstandsbekämpfung dienen.
Luca Martinelli
CIEPAC, A.C.
http://www.ciepac.org/bulletins/301-%20500/bolec419.htm
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Übersetzung: Katja
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