Freitag, 9. September
* Rat der Guten Regierung berichtet von neuem Angriff auf autonome Bezirke
Verschwörung der PRI, PRD und PAN zum Angriff auf zapatistische Unterstützungsbasis
* Überfall bei dem Versuch, das Abschalten des Stroms zu verhindern
HERMANN BELLINGHAUSEN, KORRESPONDENT
San Cristóbal de las Casas, Chiapas, 8. September.
Angehörige der Unterstützungsbasis der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung in Belisario Domínguez, einem Dorf im autonomen Bezirk El Trabajo, fielen einem organisierten Angriff von Mitgliedern der Parteien PRI (Partei der Institutionalisierten Revolution), PAN (Partei der Nationalen Aktion) und PRD (Partei der Demokratischen Organisation) des gleichen Dorfes zum Opfer. Dabei wurden acht Zapatistas verletzt; der autonome Bildungsbeauftragte Nicolás Sánchez Meneces "wurde bewusstlos geschlagen", und Anita Montejo Arcos "bekam einen Schlag mit einem Stein auf das rechte Auge."
Die Junta der Guten Regierung (JBG) 'Nueva Semilla que va a producir' bezeichnete die Geschehnisse in einem Kommuniqué aus dem Caracol 'Que habla para todos' in Roberto Barrios als "die Akte der Provokation und Unterdrückung" gegen die autonomen zapatistischen Rebellenbezirke.
Die Aggression in Belisario Domínguez (offizieller Bezirk Salto de Agua) geschah am vergangenen 6. September, als die zapatistischen Familien versuchten, die den verschiedenen politischen Parteien zugehörigen Dorfbewohner daran zu hindern, ihre Stromversorgung zu unterbrechen.
Im Bericht der Zapatistas aus Belisario Domínguez, der von der JBG unterzeichnet ist, heißt es: "Um 10 Uhr morgens trafen aus Palenque drei Kommissionen der CFE (der nationalen Kommission für Elektrizität) und eine Beamtin ein, wobei ihre Namen nicht bekannt sind". Sie wurden "unterstützt" von Gemeindebeauftragten Daniel Sánchez Montejo, dem Bezirksvertreter Alberto Díaz Arcos, dem Richter Juan Meneces López und dem Patronat für elektrischen Strom, vertreten durch Francisco Sánchez Méndez und Alberto López Vázquez.
Bei diesen Personen handelt es sich um "die Funktionäre, welche die Aggressionen der Bewohner des Dorfes, der Männer und Frauen, Jugendlichen und Jungen und Mädchen bis hin zu 10-, 12-jährigen" gegen die in Belisario Domínguez wohnhaften Angehörigen der Unterstützungsbasis der EZLN anführten.
"Es ging bei den Zwischenfällen darum, dass den Zapatisten der Strom abgestellt werden sollte. Die Compaņeros der EZLN organisierten sich, um der CFE den Zutritt zum Dorf zu verweigern, aber die Mehrheit der PRI-, PRD- und PAN-Anhänger empfing die CFE-Vertreter außerhalb des Dorfes und ermöglichte ihnen den Eintritt in die Gemeinde, um gegen die Zapatistas vorgehen zu können, welche einen Strick gespannt hatten, um die Kommissionen der CFE am Eintritt in das Dorf zu hindern." Aber dann "kamen vier Frauen mit vier Messern in der Hand, um das Seil durchzuschneiden, und da begannen die Aggressionen gegen die Unterstützungsbasen der EZLN".
Die Anhänger der "PRI, PRD und PAN bewarfen die Windschutzscheibe des Fahrzeuges der CFE mit Steinen, um dann die zapatistische Basis dafür verantwortlich zu machen", heißt es weiter bei der JBG der nördlichen Region und dem autonomen Bezirk "El Trabajo".
"Die zapatistischen Frauen werden vergewaltigt werden"
Weiter heißt es: "Die CFE-Vertreter flohen in ihrem Auto, und die Provokationen und Aggressionen gingen zwischen den Campesinos des Dorfes weiter; viele PRI-, PRD- und PAN-Anhänger bekamen Schläge ab, jedoch waren sie es, die zuvor die Steine geworfen hatten, um danach die Unterstützungsbasen der EZLN dafür zu beschuldigen. Sie warfen etwa eine halbe Stunde lang mit Steinen und wiederholten immer wieder, dass 'die zapatistischen Frauen vergewaltigt werden würden, wo und wann man ihrer habhaft werden würde'".
Die Dorfverantwortlichen von Belisario Domínguez haben Strafbefehle ausgestellt gegen 17 indigene Zapatistas: Bernabé Montejo Arcos, Augusto Meneces Montejo, Saúl Meneces Montejo, Francisco Meneces Sánchez, Diego Meneces Méndez, Gregorio Meneces Méndez, Cristóbal Sánchez Méndez, Gaspar Meneces Montejo, Nicolás Sánchez Meneces, Rosa Sánchez Meneces, David Meneces Montejo, José Meneces Montejo, Cristóbal Sánchez Alvaro, Bernabé Montejo Díaz, Sebastián Montejo Díaz, Juan Montejo Arcos und Félix Meneces Montejo.
Sie alle "wurden von den offiziellen Behörden angeklagt, um sie unter Druck zu setzen und ihnen zu schaden, nur weil sie im zapatistischen Widerstand organisiert sind".
Die JBG der nördlichen Region erklärt: "Wir stehen zu den Zapatistas, die Opfer dieser Provokationen und Aggressionen vonseiten der nicht-zapatistischen Dörfer sind".
Und weiter: "Wir werden nicht mit den Händen in den Taschen zusehen, wie unsere individuellen Rechte verletzt werden; wir werden weiter unsere eigene Autonomie aufbauen und nicht in die Falle der Gewalt gegen unsere nicht-zapatistischen Brüder tappen, auch wenn sie uns gegenüber gewalttätig werden. Die Angehörigen der zapatistischen Basis wollen keine Gewalt und keine Konfrontationen. Alles, was wir wollen, ist Gerechtigkeit, Demokratie und Freiheit, wo wir alle einen Platz für unsere Zukunft haben".
Die JBG klagt die "Provokateure und Unterdrücker, die unsere Basis angreifen", öffentlich an und macht den Gemeindebeauftragten von Belisario Domínguez, den Bezirksvertreter, das Patronat und den Sekretär für Elektrizität sowie die CFE der Stadt Palenque verantwortlich. "Sie sind es, die einfache Leute zur Gewalt unter Indígenas anstiften", schließt die zapatistische Junta.
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Übersetzung: Katja
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