"Dr. Zedillo" unter Anklage
Mexikanisches Menschenrechtszentrum erhebt Vorwürfe gegen Ex-Präsidenten. Yale-Universität unter Druck
Die Eliteuniversität Yale im US-Bundesstaat Connecticut ist wegen der Kooperation mit dem ehemaligen mexikanischen Präsidenten Ernesto Zedillo in die Kritik von Menschenrechtsaktivisten geraten. Bereits im vergangenen Jahr hatte das mexikanische Zentrum Fray Bartolomé de Las Casas Zedillo vor dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" angeklagt. Nach Presseberichten ist es nun zu einer offenen Debatte um die Vergangenheit des Politikers gekommen. Zedillo sei während seiner sechsjährigen Amtszeit maßgeblich für den Aufbau paramilitärischer Todesschwadrone verantwortlich gewesen, heißt es in einem Bericht des Zentrums. Der einstige Staatschef hatte den Lehrstuhl am "Institut für Globalisierungsstudien" in Yale vor zwei Jahren von dem ehemaligen US-Vizeaußenminister Strobe Talbott übernommen.
Nach Angaben von Blanca Martínez, der Direktorin des Menschenrechtszentrums, wurden während Zedillos Präsidentschaft (1994-2000) im Rahmen des Krieges gegen die zapatistische Guerilla 123 Menschen im Süden des Landes ermordet und 37 Landbewohner entführt. Die Aktivisten beschuldigen Zedillo, diese Verbrechen zumindest billigend in Kauf genommen zu haben.
Das Präsidium der Universität wies die Anschuldigungen der mexikanischen Menschenrechtsaktivisten zurück. Zedillo sei "ein Mann mit großer Integrität, und er leistet eine hervorragende Arbeit für Yale", sagte der Präsident der Universität, Richard Levin, gegenüber der lokalen Presse. Der Beschuldigte bezeichnete die Vorwürfe als "verleumderisch" und "leicht zu widerlegen". Inhaltlich äußerte er sich jedoch nicht.
Quelle: Junge Welt, 16.02.2005
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