Ermittlungen gegen mexikanischen Expräsidenten Echeverria

Mexiko-Stadt (AP) Ein Sonderermittler bereitet in Mexiko eine Anklage gegen Expräsident Luis Echeverria vor, der vor 24 Jahren die willkürliche Erschiessung linksgerichteter Studenten angeordnet haben soll. Nach den der Nachrichtenagentur AP vorliegenden Unterlagen haben die Strafverfolgungsbehörden bislang 691 Seiten an Beweismitteln gegen den 83-Jährigen gesammelt.

Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht das "Fronleichnamsmassaker" am 10. Juni 1971. Einen Tag nach dem katholischen Feiertag wurden damals zahlreiche Teilnehmer einer Demonstration in Mexiko-Stadt erschossen. Die Schätzungen reichen von 11 bis 50. Die genaue Zahl wurde nie bekannt, weil Überlebende, Angehörige und Journalisten von den Behörden eingeschüchtert wurden.

Heute ist die Staatsanwaltschaft überzeugt, dass der von 1970 bis 1976 regierende Echeverria zumindest eine indirekte Verantwortung für die Erschiessungen hatte. So wies er den Ermittlungen zufolge die Elite-Einheit der "Halcones" (Falken) an, gegen die studentische Demokratiebewegung wie gegen marxistische Gruppen vorzugehen.
Die Einheit bestand zeitweise aus mehr als 1.000 Soldaten. Anwälte Echeverrias haben erklärt, dass der Expräsident nichts mit den Erschiessungen zu tun gehabt habe.

Die Ermittlungen gegen Echeverria und einzelne Offiziere der Halcones sind Teil der Bemühungen des amtierenden Präsidenten Vicente Fox, den "schmutzigen Krieg" in den 60er und 70er Jahren aufzuklären. Fox ist der erste Präsident in der Geschichte Mexikos, der nicht der Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) angehört. Höhepunkt des "schmutzigen Kriegs" war das Massaker kurz vor Eröffnung der Olympischen Spiele in Mexiko.
Damals wurden auf dem Platz der Drei Kulturen im Stadtteil Tlatelolco mehrere hundert Studenten erschossen.

Quelle: AP, 12.02.2005


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