last update: 7.12.2002

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Interview mit Miguel Angel de los Santos, Rechtsanwalt und Mitglied des Netzwerks der Gemeinde-Verteidiger im Bundesstaat Chiapas, Mexiko.

Das Interview führten David Rosales, freier Journalist und Fotograf und Luz María Briones, freie Radio-Journalistin am 14.August 2002 in San Cristóbal de las Casas, Chiapas. Die Namen werden durch Kürzel ersetzt.

DR: Am 9.August hat die Internationale Zivile Kommission der Menschenrechtsbeobachter in Chiapas ihren abschließenden Bericht nach dem dritten Besuch zwischen dem 26.Februar und dem 3.März dieses Jahres bekanntgegeben. In diesem Bericht wird klar dargestellt, daß die Situation der Menschenrechte in Chiapas nicht besser geworden sind. Was ist Deine Meinung?

MADS: Vor allem möchte ich sagen, daß der Bericht, den diese Gruppe von Menschenrechtlern herausgegeben hat, die vollständigste Arbeit ist, seitdem wir eine neue Bundes-wie Landesregierung haben. Die Tatsache, daß die Kommission direkte Aussagen aus den Gemeinden, von NGO´s und von den Opfern einerseits und andererseits die Version von Regierungsfunktionären in einem einzigen Bericht zusammengetragen hat, erlaubt dem Leser Vergleiche zu ziehen, die Wahrheit der Opfer mit der Wahrheit der zivilen Organisationen und dem ofiziellen Diskurs gegenüberzustellen. Der Gedanke, der mir bei der Durchsicht dieses Dokumentes kam, war, daß dieser Bericht mit allen Unterlagen, nötigen Angaben, reichlichen Beweisen uns vor Augen führt, daß es in Chiapas, was die Menschenrechte angeht, keinen bedeutenden Fortschritt gegeben hat.
Erstens schafft die Tatsache, daß das mexikanische Militär sich in den Gemeinden befindet, immer ein Klima von Menschenrechtsverletzungen. Das ist logisch und wird erst aufhören, wenn das Heer sich zurückzieht. Zur Veranschaulichung möchte ich sagen, daß die Anwesenheit des Miltärs in der Nähe der Gemeinden das tägliche Leben stört, religiöse Zeremonien unterbricht, eine Verletzung der kollektiven Menschenrechte ist. Andererseits dokumentiert der Bericht ein anderes Phänomen, die Straflosigkeit, mit der immer noch die paramilitärischen Gruppen in Chiapas operieren. Es ist eine Tatsache, daß die paramilitärischen Gruppen weiterhin straflos ausgehen können und das zeigt uns, daß die Regierung nicht bereit ist, den Opfern, die Familienmitglieder durch die Paramilitärs verloren haben, von staatlicher Seite Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Das betrifft sowohl die Verbrechen, die in früheren Regimen von den Paramilitärs begangen wurden, als auch diejenigen, die während der Amtszeit der jetzigen Regierung passierten. Zusätzlich leiden viele Menschen, die ihre Dörfer wegen der paramilitärischen Agressionen verlassen mußten, immer noch unter den Folgen ihrer Flucht. Es gab Gruppen von Rückkehrern, jedoch gestaltete sich die Rückkehr ohne die notwendigen Sicherheitsgarantien. Außerdem konnten die Vertriebenen nicht an Orte zurückkehren, wo es Bedingungen für ein adäquates Leben für sie gab. Sagen wir mal, daß es sich um fragile, vorübergehende Lösungen handelte. Das andere schwerwiegende Problem in Chiapas war und ist immer noch das der Rechtsprechung. Zur Routine gehört es, von willkürlichen, illegalen Festnahmen zu hören, von denen besonders Menschen indigener Herkunft und Bauern betroffen sind. Bei diesen Festnahmen handelt es sich häufig um Massenfestnahmen, einem Vorgehen, das in einem Rechtsstaat so nicht stattfinden könnte. Es ist einfach nicht zu glauben, daß in einer einzigen Polizeiaktion 60 oder 70 Personen verhaftet werden und man später sagt, daß 50 von ihnen gar nichts mit der Sache zu tun hatten und nur 10 oder weniger weiterhin in Haft bleiben. Das spiegelt eine autoritäre Politik wider, der die Menschenrechte gleichgültig sind. Deshalb bricht dieser Bericht zur Lage der Menschenrechte in Chiapas mit der von Bundes- und Landesregierung propagierten Idee, daß in Chiapas eine neue Ära angebrochen sei. Die Landesregierung sagt immer mal wieder: Der größte Beweis dafür, daß die Menschenrechte jetzt endlich respektiert werden, sei die Tatsache, daß es keine Massaker mehr gibt. Aber gut - mag sein, daß sie mit dieser Behauptung recht hat. Aber versichern kann sie nicht, daß es in Zukunft keine geben wird. In der letzten Zeit wurden Menschen exekutiert, es waren einzelne, nicht viele auf einmal. Der Ernst der Situation drückt sich nicht in der Anzahl der Ermordeten aus!

LMB: In der Pressekonferenz, die die Internationalen Beobachter gaben, zeigte man sich besonders besorgt über die Region Montes Azules. Dort könnte es zu Vertreibungen und anderen schwerwiegenden Problemen kommen. Anscheinend führt die Regierung da etwas seltsame Verhandlungen. Was meinst Du dazu?

MADS: Was in Montes Azueles passiert, ist ein klarer Versuch von Vertreibung indigener Bevölkerung aus diesen Gebieten. Glücklicherweise haben wir das verhindern können. Wir haben eine Petition vorbeugender Maßnahmen der interamerikanischen Menschenrechtskommission vorgelegt. Dieser internationale Organismus, abhängig von der Organisation Amerikanischer Staaten, bat die mexikanische Regierung um Informationen, und berief sich dabei auf unsere Petition, die 6 Gemeinden aus den Montes Azules betrifft. Die mexikanische Regierung mußte antworten. Ihr Kommentar: Wir wollten nicht räumen, wir wollten bloss umsiedeln. Zum Glück konnten wir beweisen, daß die mexikanische Regierung doch vertreiben wollte. Der Beweis ist ein Dokument, das der "runde Tisch für Umweltfragen" (in spanisch: mesa ambiental) erstellt hat, ein Organismus, der die Politik für die Region Montes Azules überprüft. Dieser Organismus erarbeitete ein Dokument, in dem schwarz auf weiß steht, welche Gemeinden vertrieben werden sollten. Wir ließen das die interamerikanische Kommission wissen und auch , daß die mexikanische Regierung den Begriff Vertreibung durch den Begriff Umsiedlung ersetzt. Indem sie den Gemeinden die Gelder streicht, will sie sie zwingen, ihr Land zu verlassen. Es handelt sich also um eine Zwangsumsiedlung, was letztendlich das gleiche ist wie Vertreibung.

LMB: Und wozu die Umsiedlung in der Logik der Regierung?

MADS: Als Vorwand dient die ökologische Erhaltung der Montes Azules. Doch wir haben Beweise darüber, daß ganz andere Interessen sich unter dem Deckmantel des Umweltschutzes verbergen, wenn internationale Umweltschutzorganismen hier in Mexiko agieren. Sie beeinflussen die Regierungspolitik. Konkret beziehe ich mich auf International Conservation, eine Organisation aus den USA, von der wir wissen, daß sie Gelder von großen Unternehmen bekommt, darunter McDonalds. Ich wiederhole:es gibt den konkreten Versuch, wenigstens 6 indigene Gemeinden von ihrem angestammten Land zu vertreiben. Also: hier geht unser Ringen um die Rechte indigener Völker. Wir argumentieren: die indigenen Völker haben Recht auf ihr Land und darauf, da, wo sie leben, ihre Kultur zu erhalten. Man kann nicht Umweltschutz als Vorwand dafür nehmen, diese Menschen zu entwurzeln.

DR: Einerseits sagen Bundes-und Landesregierung, daß ein Klima des Friedens und der Versöhnung in Chiapas herrscht.Andererseits sagt uns die Realität jeden Tag, daß sich die Repression verschärft. Meinst Du, daß die Bundes-und die Landesregierung doppelzüngig sind?

MADS: Ja, ich glaube ja. Beide Regierungen waren nicht ehrlich mit ihrer Politik in Bezug auf die Menschenrechte. Nach außen wird ein Bild von Mexiko projiziert, das der Realität nicht entspricht. Dieses Bild zeigt ein Mexiko, das die Menschenrechte achtet, wo eine neue Zeit der Demokratie angebrochen ist und es wird mit großen finanziellen Mitteln über die Medien transportiert Das gleiche passiert im Fall von Chiapas: die Regierungspolitik wird verteidigt, finanzielle Ressourcen verschwendet; und mehr noch: Wenn wir den Bericht der Internationalen Menschenrechtskommission ansehen, lesen wir, daß die Kommission 5 Stunden mit dem Gouverneur über die Menschenrechte gesprochen hat. Er nahm sich den ganzen Tag lang Zeit, nach diesem Bericht, um Fragen und Sorgen bezüglich der Menschenrechte zu beantworten. Ich glaube, daß es Bestrebungen von Seiten der Regierung gibt, über den ofiziellen Diskurs und über die Medien uns weismachen zu wollen, daß die Menschenrechte in Chiapas respektiert werden. Zweifelsohne haben Tatsachen mehr Aussagekraft als Worte und im konkreten Fall von Chiapas bin ich davon überzeugt, daß der Diskurs der Regierung nicht mit den Ereignissen übereinstimmt: Repression und Menschenrechtsverletzungen zeigen, daß die Menschenrechtspolitik der Landesregierung nur aus Worten besteht. Es sind mehr als Worte nötig, um eine Poltikik zu machen, die die Menschenrechte achtet. In diesem Sinn gibt es eine doppelzüngige Politik. Zum Beispiel: Es gibt eine Empfehlung der Bundeskommission für Menschenrechte für den Fall Marqués de Comillas. Dort kam es zu Folterungen, illegalen und willkürlichen Festnahmen und Massenverhaftungen. Es fehlt, daß die Landeskommission für Menschenrecht entsprechend über die Verhaftungen in Ixtapa, in Carranza und all den anderen Polizeiaktionen berichtet, in denen Massenverhaftungen stattgefunden haben. Ein weiteres Beispiel: die Versöhnungspolitik, die die Landesregierung so eifrig bemüht ist zu betreiben, kommt zur Unzeit. In den Themen, die in San Andrés diskutiert wurden, steht das Thema Versöhnung am Schluss. Es ist doch logisch, daß Versöhnung erst eintreten kann, wenn Demokratie und Gerechtigkeit bereits existieren, wenn die Rechte der indigenen Völker, die Rechte der Frauen, usw. anerkannt worden sind.Aber die Regierung von Chiapas hat von Anfang an ein Versöhnungsbüro eingerichtet und die Stelle für einen Beauftragten für die Versöhnung geschaffen, dessen Tätigkeit im wesentlichen die eines politischen Funktionärs des Innenministeriums ist. Der mischt sich nämlich überall ein, wo es Konflikte gibt und versucht sie zu lösen.

LMB: ...das Feuer zu löschen...

MADS: Genau, aber er fördert nicht die Versöhnung, denn die Versöhnung kommt erst, wenn die strukturellen Probleme, die es in Chiapas gibt, gelöst werden. Als wir die Nachricht hörten, daß die Regierung von Chiapas die Ausbildung von "Versöhnungsagenten" oder wie immer sie genannt werden, fördert, schien mir das ein Projekt ohne Zukunft, ohne praktische Anwendung in der heutigen Realität. Ich hörte z.B. von einer Einladung, die vom Ministerium für Soziale Entwicklung an die Gemeinde Nicolás Ruiz gerichtet war. Die Gemeindemitglieder sollten an einem workshop teilnehmen, um unterschiedliche Formen der Konfliktlösung zu lernen. Aber in Nicolás Ruiz gibt es seit vielen Jahren Probleme um das Land, Probleme innerhalb der Gemeinde und politische Konflikte, die ungelöst sind. Unter diesen Umständen kann man einen Versöhnungsagenten aus Nicolás Ruiz ausbilden, fünf Jahre, wenn´s sein sollte, aber solange die Grundprobleme nicht gelöst sind, wird der Versöhnungsbeauftragte nichts für diese Gemeinde tun können, er wird die Gruppen, die gegeneinander sind, nicht versöhnen können und diese gleiche Situation gibt es überall in Chiapas, wo grundsätzliche Probleme gelöst werden müssen. Im Norden z.B. kann man gar nicht von Versöhnung sprechen, solange die paramilitärischen Gruppen nicht vor Gericht stehen. Wie soll man von Versöhnung sprechen, , wenn die, die im Gefängnis gelandet sind, Mitglieder zapatistischer Basisgruppen sind und die Paramilitärs frei herumlaufen?

DR: Die Landesregierung hat vor ungefähr einem Monat von der Friedrich-Ebert-Stiftung 100.000 Euros erhalten, um ca. 200 "Versöhnungsagenten" für die Menschenrechtsarbeit in den Gemeinden auszubilden. Glaubst Du, daß es sich um einen Scherz handelt, solange die Grundproblematik nicht gelöst ist?

MADS: Ich glaube, daß es sich eher um Image-Pflege handelt als darum, Versöhnungs- Beauftragte auszubilden. Solange die politischen und sozialen Differenzen anhalten, solange hunderte von Agrarkonflikten nicht gelöst sind, die Teilung innerhalb der Gemeinden anhält, Militarisierung, Paramilitarisierung und Rechtsprechung nach politischem Gutdünken stattfinden, d.h. die Grundproblematik nicht gelöst wird, werden die Versöhnungsbeauftragten nichts machen können. Versöhnung steht am Ende des Prozesses und nicht am Anfang. Ich glaube, daß die Regierung von Chiapas ernsthaft wirkliche, ehrliche und entscheidende Maßnahmen beim Thema Menschenrechte ergreifen muß. Strukturen, die Verletzungen der Menschenrechte hervorbringen, müssen geändert werden; wie wir schon gesagt haben: die Probleme mit den Menschenrechten haben zu tun mit der Militarisierung, der Paramilitarisierung, der Ausübung des Rechts nach politischem Gutdünken und den schwerwiegenden Agrarkonflikten. Diese sind Folgen von Beschlüssen der jeweiligen Präsidenten des Landes (in spanisch: resoluciones presidenciales), die häufig das gleiche Stück Land zwei unterschiedlichen Bauerngruppen zuteilten. Außerdem gibt es noch viele Bauerngruppen, die ein Stück Land zum Bearbeiten suchen. Ich wiederhole: man kann nicht von Versöhnung sprechen, solange die Probleme andauern. DR: Meinst Du, daß die Menschenrechtsverletzungen in der letzten Zeit zugenommen haben? Oder ist die Situation gleich geblieben?

MADS: Ich neige eher zu der zweiten Auffassung. Die Menschenrechtsverletzungen konnten nicht überwunden werden, nichts deutet darauf hin, daß sie weniger geworden sind. Etwas ist anders zur Zeit. Zum Beispiel gibt es keine Eingriffe in die autonomen Landkreise, wir hören nichts von schweren Zusammenstößen oder Massakern.. Es gibt aber andere Formen von Menschenrechtsverletzungen, z.B. daß die Folter immer noch die beliebteste Methode der Polizei ist, um Geständnisse zu erzwingen, der Mißbrauch des Hausarrests, die Straflosigkeit gegenüber den Paramilitärs; das spiegelt eine Politik des Nicht-Auseinander-Setzen-Wollens mit diesen Gruppen wieder. Allein die Tatsache, daß 15.000 Menschen in den indigenen Landkreisen von Oxchuc und Huixtan durch eine heilbare Infektionskrankheit, das Trachom, erblindet sind, aber man von Regierungsseite nichts unternimmt, um diesen Menschen zu helfen und stattdessen ein Fußballstadion baut, ist eine Menschenrechtsverletzung. Ich meine, daß auch die jetzigen Regierungen die Verletzung der Menschenrechte nicht überwunden haben.Wir erwarteten, daß die Menschenrechtsverletzungen aufhören würden oder wir wenigstens den Willen sehen würden, ihnen Einhalt zu gebieten. In diesem Sinn bin ich Deiner Meinung: die Situation der Menschenrechtsverletzungen ist gleich geblieben.

DR: Glaubst Du, daß es in nächster Zeit entspannter zugehen oder sich verschärfen wird? Oder wird alles so bleiben?

MADS: Ja, es wird alles so weiter gehen mit "geringfügigen" Ereignissen, mit sogenannten"geringfügigen" Menschenrechtsverletzungen. Ich sage "geringfügig", weil sie nicht massiv sind oder weil es sich nicht um Massaker handelt. Aber es handelt sich um ständige Menschenrechtsverletzungen, begangen an einzelnen Menschen, aber zusammen machen sie eine immer schwerwiegendere Lage der Menschenrechtsverletzungen aus.

DR: Bei diesem Zustand: könnte es zu gravierenderen Menschenrechtsverletzungen kommen, z.B. Massakern und Ermordungen?

MADS: Ich glaube, daß man das nicht ausschließen kann. Es gibt ein Problem und das ist die Mißachtung von Seiten der Regierungsinstanzen. Damit hatten wir nicht gerechnet. Diese Mißachtung erzeugt bei den Betroffenen Frustration, Groll, viel Unmut und deshalb auch Konflikte innerhalb der Gemeinden. Wenn die Verantwortlichen ihren Verpflichtungen nicht nachkommen und nicht die notwendigen Schritte einleiten zur Lösung der Probleme, werden Konflikte produziert. Das hat die Regierung auch zu verantworten.

DR: Glaubst Du, daß die Haltung der Regierung von Chiapas, sich nicht um eine Lösung der Konflikte zu bemühen, eine Politik an sich ist, oder handelt es sich um Geringschätzung gegenüber den Betroffenen?

MADS: Es zeigt sich, zumindest bei den Fällen, die ich kenne, daß sehr uneffektiv gearbeitet wird und viele Mühen unternommen werden, um die Probleme nicht zu lösen, d.h. die Regierung stellt die Bedingungen für die Lösung. Ein Beispiel: Den Massenverhaftungen von Ixtapa im Februar 2001 gingen Anhörungen und Besprechungen mit Funktionären der Regierung voraus. In einer dieser Sitzungen sagte ein Regierungsmitglied zu denen aus Ixtapa: "Wenn ihr Euch nicht davon distanziert, euch als Autonomes Munizip zu erklären, wenn ihr Euch nicht von Euren politischen Haltungen distanziert, werden wir Euch ins Gefängnis werfen." Alles scheint darauf hinzuweisen, daß die aus Ixtapa sich nicht distanzierten. Es folgte ein Polizeieinsatz, wo Dutzende festgenommen wurden und andere ins Gefängnis wanderten. Und das alles, weil die Regierung von Chiapas unfähig war, auf friedliche Weise einen politischen Konflikt zu verhandeln. Und das ist nur ein Fall. In Marqués de Comillas greift die Regierung wieder auf Polizeieinsätze zurück und bei allen anderen Konflikten vergleichbarer Größe. Es scheint sich hierbei um eine politische Strategie zu handeln, um eine vorher festgesetzte Strategie, d.h.: ich verhandele mit dir, aber wenn du nicht meine Bedingungen erfüllst, schicke ich die Polizei und werf dich ins Gefängnis. Das alles spiegelt nur das Scheitern einer Politik wider, die nicht auf Verhandlungen setzt.

DR: Meinst du, daß es in nächster Zeit nicht mehr zu Menschenrechtsverletzungen kommen wird, oder daß sich die Situation verschlimmern wird, oder daß alles gleich bleiben wird? MADS: Ich nehme an, daß alles so weitergehen wird. Für mich ist klar, daß die Regierung von Chiapas ihren linken Flügel verloren hat. Ihre anfängliche Annäherung an die zivilen Organisationen entsprach ihrem Interesse, diese für sich zu gewinnen. Dann fanden die Polizeieinsätze in Ixtapa und Marqués de Comillas statt, es gab Folter, Hausarreste, usw. Die Regierung wurde kritisiert und begann, sich von den Menschenrechtsorganisationen zu distanzieren. Ein tiefgreifender Wandel ist notwendig. Dazu gehört auch, daß Menschen nicht mehr festgenommen werden, bloß weil sie zur Opposition gehören und daß alle Gefangenen befreit werden, die unschuldig sind.

DR: Bis jetzt haben wir nur von Menschenrechtsverletzungen der Regierung von Chiapas geredet. Und die Bundesregierung? Trägt die Bundesregierung auch Verantwortung bei den Menschenrechtsverletzungen, die die Landesregierung praktiziert? Gibt es auch Menschenrechtsverletzungen seitens des Bundesheeres?

MADS: Ich glaube, daß die Bundesregierung zum Teil für die Menschenrechtsverletzungen verantwortlich ist, die in Chiapas passieren. Genaugenommen hat die Bundesregierung in Chiapas einen Organismus geschaffen, die " Spezialeinheit zur Bekämpfung der Paramilitärs". Ein konkretes Ergebnis gibt es aber trotzdem nicht. Zur Veranschaulichung: einmal haben sie 11 Mitglieder von Paz y Justicia (paramilitärische Gruppe, die im Norden von Chiapas operiert; die Übersetzerin) festgenommen, aber am nächsten Tag waren sie wieder frei. Das kann man nicht eine auf Gerechtigkeit zielende Vorgehensweise nennen. Jetzt festnehmen und später freilassen! Das ist Augenwischerei! Die Bundesregierung ist mitverantwortlich für die Straflosigkeit, mit der die Paramilitärs rechnen können. In letzter Zeit wurden die von Soldaten begangenen Menschenrechtsverletzungen weniger ausführlich bekanntgemacht als früher. Das liegt daran, daß sie Teil des täglichen Lebens geworden sind. Z.B.: Du fährst in die Selva, es gibt Militärkontrollen, du mußt anhalten, wirst überprüft, man hindert dich daran, dich frei auf der Straße zu bewegen; aber du hast das schon akzeptiert. Die Präsenz des Bundesheeres erzeugt Situationen, die Menschenrechte verletzen, z.B. unmittelbar kollektive Rechte. Auch das ist Teil der Alltäglichkeit geworden und keine Nachricht mehr. Im Gegensatz zur Nationalen Kommission für Menschenrechte, die die Präsenz des Bundesheeres als solches nicht für eine Menschenrechtsverletzung hält, würde ich sagen, daß seine Anwesenheit doch eine Menschenrechtsverletzung ist. Es reicht nicht aus, daß Mitglieder des Heeres keine auf Menschenrechtsverletzungen gerichteten Handlungen begehen. Ich bin davon überzeugt, daß allein die Präsenz des Heeres in indigenen Territorien, in Gemeinden mit eigener Kultur, Sitten und Gebräuchen Menschenrechte verletzt: ein Fremdkörper, wie es eine reguläre Streikraft in einem Dorf darstellt, verhindert einfach ein normales Alltagsleben, verhindert die Entwicklung dieser Kultur, hält sie in ständiger Unsicherheit und verletzt kollektive Menschenrechte. In diesem Sinn und um die Frage zu beantworten, beharre ich darauf, daß die Bundesregierung dafür direkt verantwortlich ist. Außerdem könnten wir viele andere Situationen aufzählen, wo die PFP (Policía Federal Preventiva), die Policía Judicial Federal, die Migration, etc., verantwortlich für alltägliche Menschenrechtsverletzungen sind, vor allem bei Fällen, die mit Drogenhandel in kleinem Umfang zu tun haben und mit dem Handel von Illegalen. DR: Du bist Mitglied des Netzwerks der Gemeinde-Verteidiger. Könntest Du uns erklären,, worin die Arbeit diese Netzwerks besteht und wie es entstanden ist?

MADS: Gut, ich werde mich bemühen, eine umfassende Erklärung zu geben. Mich begeistert das Thema und ich spreche gerne darüber,weil ich glaube,daß wir ein neues Modell für die Verteidigung der Menschenrechte gefunden haben, das anders ist als das herkömmliche, wo die Opfer oder die betroffenen indigenen Gemeinden in ein Menschenrechtszentrum kommen, ihr Problem erzählen und es den Mitgliedern des Zentrums überlassen, etwas zu tun. Dann kehren sie zurück in ihre Gemeinden und überlassen es der NGO, die nötigen Schritte zu unternehmen...Das Opfer wird in der Regel kaum informiert und es kommt sogar vor, daß es noch nicht mal um Zustimmung gebeten wird, wenn diese oder jene Handlungsweise ihm schadet oder nützt. Das Netzwerk der Gemeinde-Verteidiger arbeitet mit dem Opfer, die Verteidiger sind Teil der Gemeinden, sie üben die Verteidigung der Menschenrechte in Übereinstimmung ihrer Gemeinden aus und in Anbetracht der Bedürfnisse der Opfer. Das Netzwerk ist Teil des umfassenderen Projekts der Autonomiebewegung der indigenen Völker. D.h: jetzt, da die indigenen Völker sich entscheiden, die Zügel ihrer Geschichte selbst in die Hand zu nehmen, sagen sie: " wenn wir Recht auf Selbstbestimmung haben, haben wir auch Recht, unsere eigenen Strukturen der Gesundheitsversorgung und der Bildung zu schaffen." Genauso entwickeln sie Strukturen im Hinblick auf die Achtung der Menschenrechte. Wie sie das machen? Selbstbestimmt, d.h. die Gemeinden oder ihre Gemeinde-Verteidiger nehmen die Lösung der Menschenrechtsprobleme selbst in die Hand. Also wird das direkte Gespräch zwischen den Opfern und der Regierung angestrebt, manchmal über die Gemeinde-Verteidiger. Wir waren daran gewöhnt, daß es die NGO´s waren, die traditionell die Mittlerrolle zwischen Opfer und der für den speziellen Fall zuständigen Institution war. Das Netzwerk dagegen fördert das direkte Gespräch und kümmert sich darum, daß die Gemeinde-Verteidiger Rechenschaft vor ihren Gemeinden ablegen. Die Mehrzahl der zivilen Organismen, auch wenn sie sich Repräsentanten der Zivilgesellschaft nennen, müssen vor niemandem Rechenschaft ablegen, während die Gemeinde-Verteidiger auf monatlichen Versammlungen sich mit ihren Gemeinden treffen, ihre Arbeit erklären, woran und wie sie arbeiten, Empfehlungen entgegennehmen, kritisiert werden, usw. Gut, das alles begann 1998 und war eine Antwort auf die Bedürfnisse der Gemeinden. Heute arbeiten im Netzwerk 26 Gemeinde-Verteidiger aus drei verschiedenen Regionen des Bundesstaates Chiapas vor allem aus den Konfliktgebieten. Dort geschehen die meisten Menschenrechtsverletzungen. Die Gemeinde-Verteidiger verfügen bereits über die notwendige Ausstattung, um Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren: Videokamaras, Aufnahmengeräte, Fotoapparate, Laptops, etc. Zusätzlich wollen sie die Schaffung regionaler Büros fördern in den Gemeinden, aus denen sie kommen. Und: jedes Team von Gemeinde- Verteidigern, das aus zwei Personen besteht, bildet weitere Gemeinde-Verteidiger in jeder Gemeinde aus. Das bedeutet, daß alles, was die Menschenrechte betrifft, einer außerordentlich flächendeckenden Berichterstattung zugänglich sein wird. Die Wirkung ist offensichtlich, denn man weiß, daß da, wo Augen wachen, Menschenrechtsverletzungen weniger werden, ein wenig, weil die Aggressoren Angst vor einer Anklage haben, Furcht vor der Zur-Schau- Stellung, möglicherweise sogar vor Gericht zu stehen, wenn professionell ausgebildete Personen dokumentieren können, daß die Aggressoren Menschenrechtsverletzungen begangen haben. Zusätzlich wird eine andere Schwierigkeit überwunden: Traditionell befinden sich die Menschenrechts-organisationen in der Stadt. Bis ein Opfer von Menschenrechtsverletzung dahin gekommen ist, müssen Wege und Zeitverlust in Kauf genommen werden. Dagegen leben die Gemeinde-Verteidiger in ihren Gemeinden, sprechen die gleiche Sprache, wissen, worum es geht und das ist immer von Vorteil. Während der Ausbildung der Gemeinde-Verteidiger war es notwendig, ihr Selbstbewußtsein zu stärken, denn die meisten sind junge Menschen und alle sind indigener Herkunft. Wir wissen sehr gut, daß die Verteidigung der Menschenrechte assoziiert wird mit NGO´s, Rechtsanwälten, Priestern, anderen dem Klerus nahestehenden Personen, kurz: Menschen nicht indigener Herkunft. Es war nicht vorstellbar, daß ein Gemeinde-Verteidiger indigener Herkunft die Verteidigung der Menschenrechte durchführen könnte. Das Netzwerk der Gemeinde-Verteidiger schlägt dieses neue Modell der Verteidigung der Menschenrechte vor, schließt sich der Stärkung der Autonomiebewegung der indigenen Völker an und möchte anregen, daß die Verteidigung der Menschenrechte direkt von den Betroffenen, d.h. von den Opfern, von den Gemeinden ausgeübt wird. Das ist ein Prozess, der dem herkömmlichen Paternalismus entgegengesetzt ist. Ende des Interviews. Wir danken Miguel Angel de los Santos und den Journalisten, die mit ihm sprachen, für die ausführlichen Informationen. In stark gekürzter Form erschien das Interview in den Lateinamerika-Nachrichten Nr. 341, Ausgabe November 2002. Die mexikanische Tageszeitung La Jornada vom 16.10.2002 publizierte zum gleichen Thema einen Artikel von Hermann Bellinghausen, der sich im Wesentlichen auf Aussagen von Miguel Angel de los Santos stützt. Titel des Artikels: "Defensor de derechos humanos exige al gobierno investigar a regímes anteriores. Autoridades incumplen su obligación de punir los crímenes perpetrados en Chiapas, acusan." Ein weiterer Artikel desselben Journalisten zum Thema erschien in der Jornada vom 15.11.2002 unter dem Titel: "Para las comunidades de Chiapas, la guerra no ha terminado."

Weitere Informationen zu Miguel Angel de los Santos:
http://www.forefrontleaders.org/awards/bios/biographysp.php?RecordID=15

Weitere Informationen unter:
http://mx.geocities.com/cencoalt/index.html
und:
CENCOALT@yahoo.de
Übersetzung: Hella Musick


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Autonomer Bezirk La Paz ,
Chiapas.
6. September, 2002.

An das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas
An die nationale und internationale Presse

Die neun Familien von EZLN Unterstützungsbasen schreiben an die Menschenrechtsverteidiger, um die Handlungen zu melden, die in unsere
Gemeinde Nuevo Poblado Agua Azul, Autonomer Bezirk La Paz, kurz
bevorstehen.

Gerüchten zufolge die überall kursieren, organisiert sich die
paramilitärische Gruppe Paz y Justicia zusammen mit Mitglieder der
Bundesarmee und der Öffentlichen Sicherheit, um zu kommen und uns aus
dieser Gemeinde zu vertreiben. Diese Information ist von Mitglieder
der Paz y Justicia Gruppe selbst verbreitet worden. Wir, als EZLN
Unterstützungsbasen, betrachten diese gewaltsamen Handlungen als eine
klare Provokation der Staats- und Bundesregierungen, in Verletzung der
Verträge von San Andrés Larráinzar Accords, die in 1995 unterzeichnet
worden sind. Wir melden Ihnen dies daher unverzüglich, damit Sie davon
Kenntniss haben und so schnell wie möglich gegen das intervenieren, was
sich in unserer Gemeinde ereignen könnte. Auf diese Weise können blutige
Vorfälle, wie sie kürzlich in anderen Gemeinden in Ricardo Flores Magón
stattgefunden haben, vermieden werden. Wir wollen nicht, dass sich diese
Vorfälle wiederholen, wir wollen in Frieden leben und wollen keine Gewalt.

Aufrichtig,

Autonomer Bezirk La Paz

[Siegel]

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(übs. von Dana)

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28. August 2002

Brüder und Schwestern aus den Gemeinden der Reforma K'an Akil
und allen Gemeinden des offiziellen Bezirkes von Chilón, Chiapas.

Vertreter der Gemeinden der Autonomen Bezirke von Primero de
Enero, Olga Isabel, Che Guevara, 17 de Noviembre, Vicente
Guerrero, Lucio Cabañas und Miguel Hidalgo, sind hier zur
Gemeinde von K'an Akil gekommen, weil hier ein Mord verübt
worden ist. Sie haben einen unserer Compañeros ermordet,
der an den Autonomieprozess beteiligt gewesen ist. Compañero
Antonio Mejía wurde bedroht, verfolgt und ermordet, von einer
Gruppe Paramilitärs, die in dieser Region operieren, und die der
Regierung bekannt sind, und von ihr "Las Aguilares" genannt
werden. Sie haben den Compañero Antonio Mejia, aus der
Gemeinde von K'an Akil ermordet, weil er dem Autonomen Bezirk
angehörte, weil er ein Zapatist war, weil er die Erfüllung der San
Andrés Verträge forderte, und somit, die Anerkennung unserer
Rechte und Kultur.

Compañero Antonio wurde von Paramilitärs ermordet. Dies war nicht
der einzige Vorfall, den am 7. August wurde unser Compañero José
López Santiz ebenfalls ermordet, durch die Hand von Geschäftsleute
und Viehzüchter. Wir wollen auch an die drei Märtyrer aus Morelia
erinnern, die Compañeros Ermelindo, Siberiano und Sebastián, die
von der Bundesarmee erschossen worden sind. Wir erinnern uns
auch an die Compañera Guadalupe, die ebenfalls von der Polizei
und der Öffentlichen Sicherheit ermordet worden ist. Wir erinnern
uns an Compañero Alonso Gómez Ramírez, der von Paramilitärs in
der Gemeinde von Abasolo ermordet wurde.

Die Regierungen haben immer noch nichts getan um diese
Verbrechen zu klären oder die Schuldigen zu bestrafen. Das ist nicht
gerecht, denn wir alle verdienen Respekt, und keiner hat das Recht
das Leben von jemanden zu rauben, der für seine Leute und für
Leben kämpft.

Wir kamen um euch zu bitten, nicht zuzulassen, dass Mörder unter
euch und in euren Gemeinden wohnen. Werdet nicht zu ihren
Komplizen. Wir machen die Bezirks-, Staats- und
Bundesregierungen für diese Morde verantwortlich,
genau wie die Paramilitärs, die Öffentliche Sicherheitspolizei und die
Bundesarmee.

Alle von uns, die hierher gekommen sind, kommen aus den
Autonomen Bezirken, wir haben unsere eigenen Komitees, und wir
werden es nicht zulassen, dass unsere Compañeros weiterhin
sterben, noch dass ihre Tode vergessen bleiben. Wir, die
Autonomen Bezirke, haben die Drohungen und
Feindseligkeiten dieser paramilitärischen Gruppen viele Male
denunziert, aber die Regierung hat nichts gegen sie unternommen.
Deshalb sind wir hier um für Gerechtigkeit zu kämpfen. Dieser Mord
muss geklärt werden, und die Schuldigen bestraft.

Wir kamen um zu sagen, dass Compañero Antonio nicht alleine ist,
dass unsere Compañeros und Compañeras aus der Gemeinde von
K'an Akil nicht alleine sind, dass unsere Compañeros, aus allen
Gemeinden des Autonomen Bezirkes in Rebellion Olga Isabel, nicht
alleine sind.

Genug mit den Drohungen und Feindseligkeiten gegen unsere
Compañeros!

Wir fordern Respekt für unseren Kampf und unsere Form der
Organisierung!

Wir rufen die Zivilgesellschaft auf, alle, die sich für Menschenrechte
engagieren, und alle unsere Brüder und Schwestern auf, uns dabei
zu helfen um Gerechtigkeit zu kämpfen.

Raus mit den Mördern und Paramilitärs aus diesen Gemeinden!
Es leben die gefallenen Compañeros!

Brüderlich,

Die Autonomen Bezirke von Primero de Enero, Che Guevara, Olga
Isabel, 17 de Noviembre, Vicente Guerrero; Lucio Cabañas und
Miguel Hidalgo.

* * *
(übs. von Dana)

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Autonomer Bezirk in Rebellion Ricardo Florés Magon


28. August, 2002.

An das Volk von Mexiko
An die Völker der Welt
An die nationale und internationale Zivilgesellschaft

Brüder und Schwestern:

Heute wie gestern erleiden wir Drohungen, Militarisierung, Morde
und Verfolgung, und deshalb denunzieren wir das Klima der Gewalt,
die von den schlechten Bundes- und Staatsregierungen in unserem
Gebiet provoziert haben.

1. Seit zwei Monaten haben die paramilitärischen Gruppen, die von
der OPDIC organisiert und koordiniert werden eine Offensive gegen
den Autonomen Bezirk gestartet, mit Angriffe bewaffneter
Paramilitärs gegen zapatistische Unterstützungsbasen, Hinterhalte
auf Autonome Autoritäten und Zapatisten, Mordabsichten und eine
Lügenkampagne um Spaltungen und Verwirrung in der ganzen
Region zu verursachen.

2. Zu dieser Reihe von Angriffen gehören die paramilitärischen
Angriffe in dem Ejido La Culebra, die Angriffe auf die Kontrollposten
des Autonomen Bezirkes, und die Hinterhalte in den Ejidos Monte
Libano, Lacandon, San Antonio Escobar, Nueva Esperanza, Yaxala,
Jardín und Santo Domingo. Und zuletzt auch die Angriffe der
Paramilitärs auf der Ranchería Amaytic, bei dem zwei Autoritäten
dieses Autonomen Bezirkes ermordet worden sind.

3. Heute fühlen sich die Paramilitärs, die von der OPDIC, mit der
Unterstützung und der Protektion der Bundesarmee und der
Öffentlichen Sicherheit organisiert und koordiniert werden, stark, und
planen bereits einen großen Angriff gegen den Autonomen Bezirk
und seine Autoritäten. Die Paramilitärs haben in den letzten Wochen
geheime Treffen abgehalten, und Leute aus verschiedenen Ejidos
versammelt, und haben ständige Drohungen gegen die
zapatistischen autonomen Autoritäten gerichtet.

4. Die Öffentliche Sicherheit hat diese paramilitärischen Gruppen bei
ihren verschiedenen Aktionen begleitet und beschützt, wie es der
Angriff auf der Ranchería Amaytic zeigte, wo die Öffentliche
Sicherheit den Rückzug der Paramilitärs deckte. Mit diesem
Vorwand hat die Öffentliche Sicherheit ihre Patrouillen und
Zusetzungen gegen die Unterstützungsbasen verstärkt.

5. Diese paramilitärischen Angriffe, diese militärische und
polizeiliche Bewegungen haben die Vertreibung vieler zapatistischen
Familien verursacht, die heute als Flüchtlinge leben und alles
verloren haben, was sie besaßen. Bis zu diesem Augenblick wissen
wir nicht, wie schlimm die Ausmaße dieser Vertreibung ist.

6. Die Bundes- und Staatsregierungen haben nichts getan um diese
paramilitärischen Angriffe zu stoppen und Gerechtigkeit zu schaffen.
Im Gegenteil, diese Gruppen profitieren weiterhin von der
Straflosigkeit, die ihnen von der Regierung gesichert wird, und von
den Unterstützungen die sie für verschiedene Problemen erhalten.

7. Die Bundesregierung hat die Verwirrung und die Desinformation,
die von den Massenmedien über die paramilitärischen Angriffe
geschaffen worden sind ausgenützt, und hat die Präsenz der
Bundesarmee im gesamten Gebiet von Ricardo Florés Magon
verstärkt, und die Überwachungsflüge von Hubschrauber über die
Gemeinden in Widerstand reaktiviert.

8. Am 26. August drangen 45 Militärfahrzeuge in diesem autonomen
Gebiet vor, mit ungefähr 1.500 Bundessoldaten, Sprengsätze und
militärische Ausrüstung. Die Bundesarmee informierte die
Massenmedien, dass es sich dabei um einen Truppenaustausch
handeln würde, was vollkommen falsch ist, denn es sind nur 500
Soldaten aus diesem Gebiet abgezogen, während 1000
Soldaten mehr die Militärlager von Ocotalito, Monte Libano,
Taniperlas, San Caralampio und Calvario verstärkt haben . 9. Diese
Verstärkung der Bundessoldaten und der Militärbewegungen der
Armee inmitten der paramilitärischen Angriffe, haben große
Verwirrung geschaffen, und die Bevölkerung fürchtet sich vor einem
paramilitärischen Angriff oder einer militärischen Operation gegen
unsere Gemeinden in Widerstand.

Wir denunzieren diese Situation, die in unseren Gebieten Gewalt
und Leiden verursacht, Gemeinden spaltet und Bedingungen schafft,
die eine Konfrontation provozieren könnten. Aus all diesen Gründen,
nennen wir die schlechten Bundes- und Staatsregierungen als
direkte Verantwortlichen, und denunzieren die OPDIC als die
paramilitärische Gruppe, die sie unterstützt, eingesetzt und
protegiert haben, um ihre Ziele der Aufstandsbekämpfung zu
erreichen.

Dies, Brüder und Schwestern, ist die Realität und das Leiden, das
wir heute erleben, die Männer, Kinder, Alte und Frauen, einfach nur,
weil wir für Würde kämpfen, und dafür, wahre Zapatisten sein zu
können, und unseren gerechten Kampf nicht aufgeben.


Libertad, Justicia y Democracia.

Der Autonome Rat

[Unterschriften und Siegel]

* * *

(übs. von Dana)


 

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San Cristóbal de Las Casas, Chiapas,

27. August 2002

DRINGENDER AUFRUF

An die Organisationen
An das Volk von Mexiko
An die nationale und internationale Zivilgesellschaft


Die unterzeichnenden Organisationen entrichten einen dringenden
Mobilisierungsaufruf angesichts der Eskalation der Kriegsbedingungen:
Konfrontationen, Zusetzungen und Morde in den indigenen Gemeinden, die in
diesem August registriert worden sind, in:

San Antonio Escobar, Quexil, Amaytik, Palestina, La Culebra, Arroyo
Granizo, Chamizal Ach'Lum, Monte Líbano, Ejido Taniperlas, Censo, Santa
Elena, Ejido Monte Líbano, Lacandón und Santo Domingo, Reforma K'an Akil,
Yocnabil, Pamalá, Nuevo Guadalupe, Nuevo Centro de Población 6 de Agosto,
Poblado El Salvador. Gemeinden der Autonomen Bezirke Ricardo Flores Magón,
17 de noviembre, Francisco Gómez, San Pedro Polhó, Francisco Villa, 1. de
Enero, Olga Isabel, Che Guevara, Vicente Guerrero, Miguel Hidalgo, Lucio
Cabañas und San Manuel.

In diesen Zonen hat die paramilitärische Präsenz ihre Aktionen auf
gewalttätige Weise reaktiviert, in eindeutiger und völliger Provokation
gegen die Autonomen Bezirke: Gemeinden umzingelt, Zugänge blockiert,
Mitglieder, Autoritäten und EZLN Unterstützungsbasen ermordet, unter dem
wiederholten Schutz der Mexikanischen Armee, in offener Besetzung dieser
indigenen Territorien, die sich, bis auf Polho, alle in der begehrten
Selva Lacandona befinden. Diese Handlungen haben die erzwungene
Vertreibung ganzer Familien verursacht, unter Bedingungen von mangelnder
Ernährung, prekärer gesundheitliche Versorgung, und Entwurzelung der
Gemeinden.

Aufgrund deshalb rufen die unterzeichnenden Organisationen respektvoll und
brüderlich dazu auf:

1. angesichts dieser Vorfälle eine Brief-Kampagne zu beginnen

2. eine dringende Karawane nach Chiapas zu organisieren, zwecks
Beobachtung und Unterstützung der betroffenen Gemeinden

3. Vorräte und Medikamente für die betroffenen Gemeinden zu sammeln.

Als Kontakt für die Koordination für alles was die ersuchte Karawane
anbetrifft, stellen wir die Daten von ENLACE CIVIL zur Verfügung:

enlacecivil@laneta.apc.org, tel. (967) 678-2104

Hochachtungsvoll

Colectivo de Educación para la Paz (CEPAZ),
Kinal Antzetic,
Red de defensores comunitarios,
Enlace Civil,
Centro de Análisis Político e Investigaciones Sociales y Económicas
(CAPISE),
Consejo de Organizaciones de Médicos y Parteras Indígenas Tradicionales de
Chiapas (COMPITCH), Centro de Derechos Humanos Fray Bartolomé de Las
Casas, Centro de Derechos Humanos Miguel Agustín Pro Juárez (PRODH),
Centro de Investigaciones Económicas y Políticas para la Acción
Comunitaria (CIEPAC), CEDIAC, Centro de Derechos Humanos Fray Pedro
Lorenzo de la Nada, Global Exchange, Comisión para la reconciliación
comunitaria (CORECO), Formación y Capacitación A.C. (FOCA), Coordinadora
Regional Altos de la sociedad civil en Resistencia, Espacio Cultural "Luna
Creciente", Promedios de Comunicación Comunitaria A.C., Red de organismos
civiles de derechos humanos "Todos los derechos para todos", Centro de
Derechos Humanos Fray Francisco de Victoria O.P. A.C., Comité de
Solidaridad "Oscar Arnulfo Romero", Desarrollo Social para los Mexicanos
Indígenas (DESMI), Intercambio de Tecnología Apropiada (ITA), Alianza
Cívica Chiapas.

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27. August 2002

An die nationale und internationale Presse,
An die Öffentlichkeit,

Brüder und Schwestern:

Unser Autonome Bezirk in Rebellion Olga Isabel denunziert die
Gewalttaten der Paramilitärs der Reforma K´an Akil des Offiziellen
Bezirkes von Chilón.

Diese paramilitärische Gruppe hat am 25. August einen unseren
Compañeros ermordet, bis zum gegenwärtigen Augenblick konnten
wir die Leiche unseres Compañero nicht bergen, weil die
Paramilitärs gesagt haben, wenn wir kommen, würden sie
zurückkehren um uns zu erschießen.

In der Nacht des 26. August wurden Schüsse gehört, die aus
Hochleistungswaffen abgefeuert wurden.

Als der Compañero Antonio erschossen wurde, sah ihn seine Frau
fallen, sie entkam inmitten der Schüsse. Der Compañero wurde 300
Meter von seinem Dorf K´an Akil erschossen, nahe des Ortes
Reforma K´an Akil, wo die Paramilitärs seit 1994 gewohnt haben.

Unsere Sorge ist groß, weil die Paramilitärs uns nicht erlauben
hereinzukommen um den Körper unseres Compañeros zu bergen,
und erklärt haben, sie wollten die Entwicklung unseres Autonomen
Bezirkes aufhalten, und dafür sagen sie, werden sie anfangen uns
einen nach dem anderen zu töten.

Außerdem haben sie gesagt, dass wenn wir den Autonomen Bezirk
nicht aufgeben, sie uns verschleppen und uns zwingen werden
ihnen viel Geld zu zahlen. Was sie wollen, ist dass wir unseren
Kampf und unsere Organisation aufgeben, aber wir wissen, dass
diese Paramilitärs bezahlt werden, um das alles zu tun, und nun
angefangen haben zu morden.

Wir haben diese paramilitärische Gruppe von Los Aguilares bereits
schon früher denunziert, weil sie uns verfolgt und bedroht haben,
und nun angefangen haben zu schießen, um so zu erreichen, dass
wir darauf antworten, denn sie sagten, dass es das ist was sie
wollen, dass wir tun.

Die Paramilitärs Los Aguilares werden von vielen Menschen
gefürchtet, und werden von Señor Sebastián Aguilar angeführt, der
ein ehemliges Mitglied der Mexikanischen Bundesarmee gewesen
ist, und Verwandte hat die Soldaten sind, und erhält von ihnen
Waffen.

Einige Tage vor der Ermordung unseres Compañeros Antonio Mejía,
haben sie einen anderen Compañero verschleppt, der verhört
wurde, und gezwungen wurde viel Geld zu zahlen, und sie liessen
ihn mit dem Versprechen frei, dass er nicht mehr zu unserem
Autonomen Bezirk gehören würde. Als dieser Compañero verhört
wurde, fragten sie ihn nach dem Compañero Antonio Mejía,
und sagten, dass sie ihn verschwinden lassen würden.

Wir machen diese paramilitärische Gruppe für die Ermordung
unseres Compañeros verantwortlich, aber wir machen auch die
Bundes- und Staatsregierung verantwortlich, da wir schon früher die
Feindseligkeiten dieser Paramilitärs gemeldet haben, und sie von
der Existenz dieser paramilitärischen Gruppe und ihrer Aktionen
wissen.

Unser Autonomer Bezirk hat sich organisiert um einen Weg zu
finden, um die Leiche unseres Compañeros zu bergen. Wir werden
es nicht zulassen, dass diese Gewalttaten weitergehen und in der
Straflosigkeit verbleiben.

Wir bitten die Zivilgesellschaft und die
Menschenrechtsorganisationen uns
in diesem Kampf um Gerechtigkeit zu unterstützen.

Hochachtungsvoll

Der Autonome Bezirk Olga Isabel


* * *
(übs. von Dana)



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Autonomer Bezirk Ricardo Flores Magón


26. August, 2002,
Chiapas, Mexiko.

An das Volk von Mexiko
An die Völker der Welt
An die Menschenrechtszentren
An die nationale und internationale Presse


Brüder und Schwestern.

Erneut erheben wir unsere Stimme um Sie über die Vorfälle zu
informieren, die sich am 25. August 2002, auf der Amaytik Ranch in
diesem Autonomen Bezirk Ricardo Flores Magón zugetragen haben.

1. - Um 10:00 Uhr vormittags, am 25. August 2992, ermordeten
PRIistas und Paramilitärs von der Amaytik Ranch zwei Compañero
Autoritäten - 1) Lorenzo Martínez Espinosa aus dem Ejido Nueva
Esperanza, Sprecher des Autonomen Rates von Ricardo Flores
Magón, und 2) Jacinto Hernández Gutiérrez, von der Amaytik
Ranch, der autonome Agent dieser Ranch. Diese Vorfälle
ereigneten sich in der autonomen Schule, wo die autonomen
Autoritäten sich trafen.

2. - Compañero Lorenzo Martínez Espinosás Leiche verschwand
letzte Nacht, ohne dass bekannt wäre wer sie entfernt hat oder
wohin sie gebracht worden ist um das Verbrechen zu vertuschen,
das von Paramilitärs und PRIistas aus der Gegend von Peña
Limonar verübt wurde, die in diesem Tal operieren, wie
von uns bereits früher gemeldet. Wir fordern deshalb dass sie uns
die Leiche unseres Compañeros sofort aushändigen.

3. . Wir machen die schlechten Bundes- und Staatsregierungen für
diese Vorfälle direkt verantwortlich.

Und aus all diesen Gründen, rufen wir die nationale und
internationale Zivilgesellschaft auf sich zu mobilisieren, und zu
fordern, dass die schlechte Regierung die Morde beendet und
untersucht, und zusieht, dass Gerechtigkeit geschaffen wird, gegen
die wirklichen Mörder unserer Compañero Autoritäten. Heute gehen
die Todesdrohungen der schlechten Regierung und ihrer
Paramilitärs gegen unsere Völker weiter, die sich in
würdigem Widerstand befinden.

Trotz all dieser Drohungen und Morde der schlechten Regierung,
werden unsere Völker weiterhin Widerstand leisten und für
Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen.

Der Autonome Rat

[Unterschriften und Siegel]

* * *
(übs. von Dana)

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Autonomer Bezirk San Manuel
26. August, 2002.

An die Medien,
An die Öffentlichkeit,
An die Menschenrechtsorganisationen
An die nationale und internationale Zivilgesellschaft


Durch diese Denuncia möchten wir folgende Vorfälle bekannt
machen:

1. - Am 22. August trafen sich mehrere Personen der OPDIC
Organisation in Ach'lum Monte Líbano, um eine neue Aktion gegen
den Kontrollposten zu planen, den unsere Compañeros an der
Quexil Kreuzung aufrechterhalten, um die Einfuhr von Alkohol und
Drogen in unsere Gemeinden, und den Raub von Edelhölzer zu
verhindern.

Der Aktionsplan sieht vor bei San Salvador kehrt zu machen, das
zum Autonomen Bezirk Francisco Villa gehört, und den
Kontrollpunkt von Quexil mit hochkalibrige Waffen zu zerstören.

Eine andere Vereinbarung die bei diesem Treffen erzielt wurde war
es am 25. August eine paramilitärische Straßensperre an der Real
Kreuzung aufzustellen, nahe an dem militärischen Kontrollposten "La
Peninsula", um die zapatistischen Unterstützungsbasen aufzuhalten.

Die Gemeinden die diese Aktionen organisieren sind: Ejido
Taniperlas, Censo, Santa Elena, Ejido Monte Líbano, Ejido Ach'lum
Monte Líbano, Lacandón und Santo Domingo.

2. - Manuel Pérez, eine Paramilitär der paramilitärischen Gruppe
OPDIC, patrouilliert die Straße zwischen Quexil und Taniperlas in
einem roten C.M.P.I. Nissan aus Santo Domingo, um jede autonome
Autorität oder Unterstützungsbasis aufzuhalten.

3. - Antonio Flores Ruiz, aus dem Ejido San Antonio las Delicias
(Pamala) überwacht die Fahrzeuge die aus dem Bezirk San Manuel
Municipality in Ocosingo ankommen, um alle Autoritäten dieses
Autonomen Bezirkes anzuzeigen.

4. - Paramilitärs haben in Altamirano und Ocosingo öffentlich
Propaganda verteilt, die zur Organisation gegen die zapatistischen
Unterstützungsbasen aufruft.

5. - Heute erreichten 42 Armeefahrzeuge Ocosingo, unterwegs in
die Richtung von Taniperlas, zusammen mit mehreren Zivilisten.
Man glaubt dies könnten Paramilitärs gewesen sein, die seit dem
Angriff an der Quexil Kreuzung nicht in ihre Gemeinden
zurückgekehrt sind.

Wir machen die Bundes- und Staatsregierungen für jeglichen Angriff
gegen unsere Unterstützungsbasen und Autoritäten verantwortlich,
da sie es sind, die diese Banden von Paramilitärs beschützen.

Trotz allem, einschließlich dieser Aktionen um unseren Widerstand
zu brechen, werden wir hier weitermachen, und ein würdiges und
gerechtes Leben suchen.

[Siegel]

* * *
(übs. von Dana)


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Montag, 19. August, 2002

Autonomer Bezirk San Manuel

An die nationale und internationale Presse,
An die nationale und internationale Öffentlichkeit,
An die Menschenrechtsorganisationen.

Heute, am 19. August 2002, gegen 6:30 Uhr morgens, machten 22
Vehikel (Lastwagen, Kleinbuse und Nissan Kleinlaster), die aus
Taniperla, Monte Líbano, Perla Acapulco und Peña Limonar unterwegs
waren, in dem Dorf von Nuevo Guadalupe an der Quexil Kreuzung halt,
wo zapatistische Basen eine Kontrollstelle gegen den Schmuggel
mit Holz, Alkohol und gestohlene Autos eingerichtet haben.

Einige Tage zuvor hatten die Compañeros an diesem Kontrollpunkt
einen Lastwagen voll mit Edelholz aufgehalten, der nach Ocosingo
unterwegs war.

Die Personen die in den 22 Vehikel angekommen waren, begannen
Steine nach dem Schild an der Quexil Kreuzung zu werfen, der ein
Bild von Zapata und Sub Marcos trägt und besagt, dass dies ein
Autonomer Bezirk in Rebellion ist. Es gibt auch noch ein Schild,
das ankündigt, dass der Handel mit Alkohol, Edelholz und
gestohlenen Autos untersagt ist. Eine der Personen, der Anführer
der paramilitärischen Gruppe, stieg aus einem Fahrzeug aus und
ging auf den Compañero von den zapatistischen Autoritäten, Marcos
Mendez Sanchez zu, wo Marcos Méndez mit der Hilfe mehrerer
Paramilitärs festgenommen wurde. Zwei andere Compañeros von den Unterstützungsbasen, Felipe Gómez Sánchez und Rigoberto Sánchez,
wurden ebenfalls von Paramilitärs festgenommen. Zwei andere
Compañeros von den Unterstützungsbasen konnten entkommen, und
liefen, um von anderen Compañeros Hilfe zu holen. Sie kamen nach
einer Weile zurück und versuchten mit den Paramilitärs zu reden,
um zu sehen ob die Probleme,die sie hergebracht hatten gelöst
werden konnten. Ihre Antwort bestand darin Steine zu werfen,
die sie bereits in den Lastwagen mitgebracht hatten, die an
diesem Morgen an der Kreuzung angekommen waren, und sie fingen
an das Holz, das von dem zapatistischen Kontrollpunkt einige Tage
zuvor beschlagnahmt worden war zu verladen. Zusätzlich zu den
Steinen, fingen die Paramilitärs an mit Macheten anzugreifen und
mit Pistolen und Gewehren zu feuern.

Die drei Compañeros waren bereits auf einen Lastwagen verladen worden um
weggebracht zu werden. Zwei von ihnen konnten aussteigen und entkommen, aber
Rigoberto Sánchez Gómez konnte nicht herauskommen und wurde an einem
unbekannten Ort gebracht. Marcos Méndez Sánchez, der aus dem Lastwagen
fliehen konnte, erhielt eine Schusswunde in den Magen mit einer Waffe
Kaliber 22, und befindet sich in einem ernsten Zustand. Compañero Felipe
Gómez Sánchez erhielt zwei Schusswunden, eine im Rücken und eine in seiner
Schulterm und befindet sich in einem ernsten Zustand. Juan Méndez Sánchez
wurde in den Rücken geschossen, als er versuchte seinen Compañeros zu
helfen. Francisco Méndez Vázquez wurde in den Fuss angeschossen, und von
mehrere Steine am Kopf getroffen.

Zwei Compañeros Unterstützungsbasen schafften es einem paramilitärischen
Anführer eine Machete wegzunehmen, der mehrere Schläge am Kopf und Knie
erhielt. Dieser Anführer konnte flüchten, als ein anderer Paramilitärs ihm
mit einer Pistole in der Hand zu Hilfe kam. Die Paramilitärs drangen in das
Haus des Compañeros Marcos Méndez Sánchez ein, und raubten mehrere
Besitztümer. Sie schlugen einen alten zapatistischen Compañero, und traten
auch die Tochter von Marcos Méndez, Irma Méndez Gómez, die 11 Jahre alt ist.
Mehrere Lastwagen versuchten Frauen von den zapatistische
Unterstützungsbasen zu überfahren, die ihre Compañeros verteidigten als sie
angegriffen wurden. Augennblicke später, flüchteten alle paramilitärischen
Angreifen in ihre Lastwagen und Fahrzeuge, und zogen Richtung Ocosingo ab,
wo sie gegenwärtig in dem Zentralpark positioniert sind.

Einige Stunden später konnte dieser Autonome Bezirk feststellen, dass
Compañero Rigoberto Sánchez Gómez nach Ocosingo gebracht worden war.
Unterwegs hielten sie auf der Ranchería San Miguel an. Dem Compañero wurden
die Augen verbunden, und er wurde wiederholt geschlagen. Sie drohten ihm an
ihn bei lebendigem Leibe mit Gasolin zu verbrennen. Sie zogen ihm die Schuhe
aus. Danach brachten sie ihn zum Büro des Staatsanwaltes in Ocosingo, wo er
verhört wurde. Dann wurde er in das öffentliche Gefängnis gebracht, und dort
wurden ihm sein Gürtel und 20 Pesos weggenommen, die er in seiner Geldtasche
hatte. Dann wurde er zurück zum Büro des Staatsanwaltes gebracht, wo er
fotografiert wurde.

Wir wissen - durch Compañeros die sich zu der Zeit als unser Compañero
Rigoberto Sánchez Gómez verhört wurde, im Büro des Staatsanwaltes befanden -
dass auch noch folgende Personen dabei anwesend waren: Juan José Gómez,
Isidro Gómez Encino, Luis Carrea Guajardo, Pedro Chulín (OPDIC) und Omar
Burguete, der Bezirkspräsident von Ocosingo. Die letzten zwei fuhren darauf
nach San Cristóbal de las Casas, vermutlich um sich mit dem Staatsgouverneur
Pablo Salazar Mendiguchía zu treffen.

Dieser Autonome Bezirk meldet, dass diese 200 Leute, die an der Quexil
Kreuzung gekommen sind, der OPDIC Organisation angehören. Diese Organisation
führt Angriffe in verschiedene Autonome Bezirke aus. Wir machen die
Staatsregierung dafür verantwortlich, weil die Anführer dieser
paramilitärischen Gruppe sehr gut bekannt sind, und einige von ihnen, wie
Pedro Chulín, öffentliche Ämter innehaben.

Die Bundes- und Staatsregierungen wollen weiterhin Konfrontationen
provozieren und den Widerstand der Autonomen Bezirke schwächen. Sie stellen
diese Angriffe als Landkonflikte oder Konflikte unter den Indigenas dar,
aber es sind die Bundes- und Staatsautoritäten, die diese Paramilitärs
direkt unterstützen.

Wir erklären, dass wir weiterhin gegen die schlechte Regierung rebellieren
werden, und wir rufen die nationale und internationale Zivilgesellschaft
auf, wegen mögliche Angriffe gegen die Autonomen Bezirke wachsam zu bleiben,
um sich in Unterstützung unseres gerechten Kampfes zu mobilisieren.


Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit mit Würde


* * *
(übs.von Dana)

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Montag, 19. August 2002

Autonomer Bezirk Ricardo Flores Magón


An die nationale und internationale Presse
An die nationale und internationale Zivilgesellschaft
An die Menschenrechtszentren


Brüder und Schwestern,

Erneut erheben wir unsere Stimme um die falschen Informationen zu klären,
die einige Medien verbreiten, und die nur dazu beitragen die Lügen und
Rechtfertigungen für die schlechte Regierung zu füttern, um die Bundesarmee
und die Öffentliche Sicherheit und die Gerichtspolizei in unsere Gemeinden
in Widerstand eindringen zu lassen. Das alles ist Teil der Strategie der
schlechten Regierung um die EZLN zu diskreditieren, um unsere Gemeinden aus
dem Montes Azules Reservat vertreiben zu können.

Als Antwort auf die Vorfälle, die sich am 31. Juli ereignet haben - als 40
Paramilitärs aus der Gemeinde von San Antonio Escobar im Ejido La Culebra 7
EZLN Unterstützungsbasen angriffen, die eine autonome Gemeindeschule
bauten - haben einige Medien den Sachverhalt so geschildert, als ob die EZLN
Unterstützungsbasen die Gemeinde von San Antonio Escobar angegriffen hätten.
Deshalb wies der Autonome Bezirk in einem Kommunique am 5. August den
falschen Bericht zurück, genauso wie die Behauptung, dass es sich um ein
Landkonflikt handeln würde, da zwischen den Einwohnern der Gemeinden, die an
dem Ejido La Culebra angrenzen, trotz ihrer Differenzen, Einvernehmen, Ruhe
und Respekt herrschen

Unsere Compañeros wurden von 40 Paramilitärs in ihrem eigenen Zuhause
angegriffen, aber die Reaktion des Autonomen Bezirkes war nicht Rache. Wir
bestreiten erneut, dass die Vertreibung der Familien aus San Antonio Escobar
provoziert wurde, noch hat es irgendwelche Drohungen seitens der EZLN
Unterstützungsbasen oder der Autoritäten dieses Autonomen Bezirkes gegeben.
Die Familien aus den Ejido San Antonio Escobar verließen ihre Häuser aus
Furcht vor dem, was die paramilitärischen Anführer organisiert hatten. Nach
einigen Tagen kehrten alle Familien, außer den vier Familien der
paramilitärischen Anführer der Gemeinde, zu ihre Häuser und Felder zurück,
ohne irgendwelche Probleme mit den Unterstützungsbasen dieses Autonomen
Bezirkes gehabt zu haben, bis diese Schiesserei ausgebrochen ist.

Am 17. August gab es in den Medien wieder ein Bericht darüber, dass eine
Gruppe, "vermutlich von der EZLN", Teresa López Pérez aus San Antonio
Escobar mit einer Schusswaffe verwundet hätten. In Antwort auf diesen
Bericht, schickte der Autonome Rat dieses Bezirkes ein Komitee um die
Vorfälle zu untersuchen. Es waren die Einwohner dieser Gemeinde selbst, die
ihnen sagten, dass dies nicht wahr sei, dass Teresa López Pérez auf ihr Feld
ging und versehentlich auf ein Grenzpfahl trat, und deshalb zum Krankenhaus
in Ocosingo gebracht werden musste

Dieser Bericht, wie viele andere die in der letzten Zeit erschienen sind,
ist ein Versuch um die Öffentlichkeit zu verwirren. Sie schaffen ein Klima,
das eine Intervention der Bundes- und Staatsregierungen in unsere Gemeinden
rechtfertigen soll. Aufgrund dessen bitten wir:

- die nationale und internationale Zivilgesellschaft, die Lügen die
verbreitet werden nicht zu glauben, und weiterhin gegen die Versuche unsere
Gemeinden zu vertreiben zu mobilisieren.

- die Medien, echte Informationen zu suchen und zu verbreiten, und sich
nicht den Lügen anzuschließen, die die Regierung vorbereitet um sie später
gegen unsere Gemeinden verwenden zu können.
- die Menschenrechtsorganisationen, auf das zu achten was in unsere
Gemeinden passiert, und die Verletzungen die gegen unsere Völker verübt
werden anzuprangern.

Währenddessen sind die führenden Paramilitärs aus San Antonio Escobar
weiterhin frei: Julio Gómez López, José Gómez López, Antonio Pérez López,
Sebastián Pérez Gómez, Nicolás Gómez Santís, Manual Guzmán Pérez, José
Hernández Cruz, Lorenzo Pérez Cruz, Sebastián Pérez Cruz, Sebastián Pérez
Cruz und Fidelino Gómez López. Sie sind diejenigen, die den Angriff in dem
Ejido La Culebra und die Vertreibung der Compas aus ihren eigenen Gemeinden
provoziert haben. Sie sind die gleichen Personen, die weiterhin falsche
Anklagen gegen die EZLN Unterstützungsbasen dieses Autonomen Bezirkes
vorbringen.

Trotz dieser neuen Kampagne der schlechten Regierung, kämpfen unsere
Gemeinden weiterhin für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit.

Autonomer Rat
[Unterschriften und Siegel]

***

(übs. von Dana)

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Samstag, 17. August 2002 / La Jornada

Plötzliche militärische Überflüge in der Konfliktzone

Hermann Bellinghausen


Autonomer Bezirk 17 de Noviembre, Chiapas.16. August.

[...] Berichte der Autonomen Bezirke von San Pedro de Michoacán und Tierra
y Libertad, südlich der Selva Lacandona, haben tägliche Überflüge großer
Militärflugzeuge bestätigt. Diese finden zwischen 19:00 und 20:00 Uhr
entlang fester Routen statt. Die Flüge werden gelegentlich gegen 7:00 Uhr
morgens wiederholt, über La Realidad, San José del Rio, Guadalupe Tepeyac,
San José Buena Esperanza und andere Gemeinden.

Berichte der Indigenas aus diesem Gebiet haben festgestellt, dass die
Einwohner sogar zwei Flugzeuge gesehen haben, die gleichzeitig, scheinbar
"in Route" über das gesamte Tal and der Berggegend nahe Guatemala
"vorbeizogen", über die offiziellen Bezirke von Las Margaritas und
Trinitaria, zwischen Marqués de Comillas und Comitán.

Ähnliche Überflüge wurden von den Bezirken Emiliano Zapata und Libertad de
los Pueblos Mayas gemeldet, in den Cañadas von Ocosingo und dem zentralen
Teil von Montes Azules.

All dies fällt mit den letzten Meldungen über Patrouillen und
Bodenbewegungen der Armeetruppen aus Palenque und Ocosingo ins Innere der
Selva Lacandona zusammen.


* * *

(übs. von Dana)

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Freitag, 16. August, 2002 / La Jornada

Einwohner und NGO melden ungewöhnliche Truppenbewegungen in der Selva und
dem Hochland von Chiapas


Juan Balboa, Angeles Mariscal und Elio Henríquez

Palenque, Chiapas, 15. August.

In den letzten zwei Wochen hat die mexikanische Armee in den Gebieten der
Selva und des Hochlandes von Chiapas Truppen in Gang gesetzt, Nahrungsmittel
für Militärbasen transportiert und Artillerieeinheiten mobilisiert,
hauptsächlich in den Bezirken in Palenque, Benemérito de las Americas,
Marqués de Comillas und Ocosingo.

Der erste Konvoi mit ein Dutzend Einheiten - einer der vier größten in den
letzten 15 Tagen - wurde von Einwohnern, NGO-Mitglieder und internationale
Beobachter am Anfang des Monats beobachtet, als es in das Hochland von
Chiapas eintraf

Der letzte Konvoi reiste von Villahermosa, Tabasco in die Selva Lacandona am
Dienstag und Mittwoch dieser Woche.

Die 7. Militärregion des Nationalen Verteidigungsministeriums (SEDENA)
bezeichnet sie als "Routine Mobilisierungen," ohne einen besonderen Zweck,
aber Menschenrechtsorganisationen, darunter das Netzwerk der
Gemeindeverteidiger und das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las
Casas, halten diese Bewegungen für "abnormal."

Die Strassen, die Palenque mit den Gemeinden in dem Bezirk Marqués de
Comillas und Ocosingo verbinden, sind von den Militäreinheiten am meisten
befahren worden. Die Soldaten die am letzten Dienstag in Gemeinden der
sogenannten Konfliktzone versetzt wurden, gehören zu den
Infanteriebataillone der 30. und 38 Militärregionen, mit Hauptquartier in
Villahermosa und Tenosique in Tabasco.

Ein Konvoi brachte den Basen entlang der ganzen Grenzstrasse Verstärkung,
zwischen den Bezirken von Palenque, Benemérito de las Americas und Marques
de Comillas. Die 7. Militärregion mit Hauptquartier in Tuxtla Gutiérrez,
beschloss ebenfalls etwa 500 Soldaten der 31. Militärregion in Rancho Nuevo,
im Bezirk von San Cristóbal de las Casas zu mobilisieren, wie Militärquellen
bestätigten.


Zusetzung gegen die Autonome Bezirke

Mitglieder der genannten NGO erinnern sich, dass die Mexikanische Armee
bereits während Juni und Juli ihre Mobilisierungen in den Gemeinden der
Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) reaktiviert hat, und
Suchoperationen durchführte sowie ständige Zusetzungen gegen die Autonomen
Bezirke in der Konfliktzone aufrechterhielt.

Das Netzwerk der Gemeindeverteidiger warnt seit drei Monaten über die
Zunahme der SEDENA-Aktivitäten gegen die EZLN Gemeinden, und machen darauf
Aufmerksam, dass der militärische Druck in den indigenen Gemeinden sich
verstärkt hat.

Die Autonomen Bezirke von Ricardo Flores Magón, Che Guevara, Del Trabajo,
Primero de Enero, Miguel Hidalgo, Lucio Cabañas, Vicente Guerrero, 17 de
Noviembre und Olga Isabel, unter anderen, haben neue Mobilisierungen und
eine Verstärkung der Anzahl von Soldaten in ihren jeweiligen Gebieten
gemeldet.

Das indigene Netzwerk der Gemeindeverteidiger für Menschenrechte stellte
fest, dass die Militärbewegung bis zu 100 Einheiten beinhaltete.

"Dies ist alles Teil des Druckes, den die Bundesregierung gegen die
indigenen Völker im Widerstand aufrechterhält. In unsere Dörfer herrscht
Sorge und Furcht über einen möglichen Angriff. Man glaubt, dass die
Bundesregierung jeden Augenblick Haftbefehle ausstellen könnte, um zu
versuchen die EZLN Militanten in der Konfliktzone zu verhaften," bemerkte
das Netzwerk.

Es erwähnte als eine weitere außergewöhnliche Situation auch die Verstärkung
der Aktivitäten der Gemischten Operationsbasen, die aus Angehörigen der
Armee, des Bundesgerichtsministeriums und der Polizei in den Bezirken von
Sabanilla, Tila und Tumbalá zusammengesetzt sind, in der sogenannten Chol
Region von Chiapas

In Tuxtla Gutierrez ersuchte La Jornada die 7. Militärregion, unter General
Pedro Juárez Navarrete, um Informationen über die Truppenbewegungen unter
seinem Kommando, erhielt aber keinerlei Antwort.

Nichtsdestotrotz wiesen Militärquellen darauf hin, dass die Bewegungen
"möglicherweise" etwas mit dem "Truppenaustausch, der alle sechs Monate in
dem Gebiet stattfindet zu tun haben könnte. Da ein gesamtes Regiment oder
Bataillon mobilisiert wird, ist es offensichtlicher."

Ein andere Erklärung könnte sein, dass die Soldaten der 30. Militärregion
mit Hauptquartier in Tabasco, zum regionalen Trainingszentrum in den
Einrichtungen der 31. Militärregion von Rancho Nuevo unterwegs waren, wo
eine Trainingoperation ausgeführt wird.

Einwohner der Regionen, in denen die Soldaten gezogen sind erklären jedoch,
dass die Mobilisierung ungewöhnlich sei, etwas das seit der Offensive von
1995 nicht mehr beobachtet wurde. Sie heben hervor dass all dies 15 Tage
vor Präsident Fox' Präsentation seines Regierungsberichtes stattfindet,
weshalb sie fürchten, dass dies auf einen kommenden Politikwechsel gegen sie
hinweist.

Einwohner dieses Gebietes haben berichtet, dass die Truppenbewegungen
außergewöhnlich sind, da sogar der Straßenverkehr 15-20 Minuten lang
gestoppt wurde, damit die Truppen durchziehen konnten.

Sie schätzen die Anzahl der eingezogenen Soldaten auf etwa 3000, ohne in der
Lage gewesen zu sein zu identifizieren, welcher Sektion oder welchem
Regiment sie angehören.

Die letzte offizielle Information über die Anzahl der Militärtruppen, die in
dem Staat stationiert sind, fluktuiert zwischen 13,000 bis 18,000
Soldaten...


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15. August, 2002.

An die nationale und internationale Presse
An die Zivilgesellschaft

Brüder und Schwestern die sich für Menschenrechte und Gerechtigkeit
einsetzen:

Ein Woche nach der Ermordung unseres Compañero, José López Santís, haben die
Bezirks-, Staats-, und Bundesregierungen nichts getan um die Mörder zu
fassen. Ganz im Gegenteil, wurden diese von der Staatsanwaltschaft und den
Regierungen beschützt. Die Lüge geht in ihrem Herzen weiter. Sie verteidigen
sich mit der Lüge, und sie greifen uns an, und so geht die Ungerechtigkeit
für unsere Leute weiter.

Ein weiteres mal melden wir wer die Mörder sind: Baltazar Alfonso Utrilla,
Benjamín Montoya Oceguera und Humberto Castellanos Gómez. Ihre Komplizen
sind Constantino Kanter, der Präsident von Altamirano, die
Staatsanwaltschaft und die Öffentliche Sicherheitspolizei. Deshalb wird
Gerechtigkeit niemals von ihnen kommen.

Am Mittwoch dem 14. August, beschloss unser Autonomer Bezirk 17 de
Noviembre, in den neuen Dorfzentrum von 6 de Agosto ein Sitzstreik zu
beginnen, ein Sitzstreik für Gerechtigkeit.

Wir rufen die Menschenrechtsorganisationen und die Zivilgesellschaft auf
sich uns in diesem Kampf um Gerechtigkeit anzuschließen.

Wir möchten ebenfalls die Patrouillen und den Spott der Öffentlichen
Sicherheitspolizei unseren Sitzstreik zu beenden melden. Um 11:00 Uhr am
15. August, wurden mehrere Schüsse gehört als sie sich unserer Position
näherten. Genau zu diesem Augenblick fuhr ein Fahrzeug vorbei. Da sich der
Fahrer bereits unter der Ermittlung unseres Komitee für Ehre und
Gerechtigkeit befand, befinden sich das Fahrzeug und der Fahrer immer noch
unter der Bewachung unserer Autoritäten. Wenn festgestellt wird, dass er
bei den Vorfällen keine Verantwortung trug, wird er freigelassen werden.

Wir werden unseren Sitzstreik weiterhin fortsetzen und Gerechtigkeit
fordern.

Wir fordern die Auslieferung der Mörder. Sie und ihre Verwandte sind
untergetaucht, und wir wissen nicht wo sie sich aufhalten.

Als Autonomer Bezirk 17 de Noviembre, werden wir nicht zulassen, dass unsere
Würde missachtet wird, oder die Mörder unbestraft bleiben. Wir werden
kämpfen und wir werden dafür sorgen, dass Gerechtigkeit geschieht.


Brüderlich,

Autonomer Bezirk in Rebellion 17 de Noviembre

(übs. von Dana)

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Sonntag, 11. August 2002


An die nationale und internationale Presse
An die nationale und internationale Zivilgesellschaft


Brüder und Schwestern in Menschenrechte, die für Gerechtigkeit
kämpfen


Wir möchten die Ermordung unseres Compañero José López Santiz
melden, die am 7. August 2002, in der Gemeinde 6 de Agosto, im Autonomen
Bezirk 17 de Noviembre stattgefunden hat.

Das neue Dorfzentrum "6 de Agosto" wurde von unseren
Compañeros auf zurückgewonnenes Land errichtet, dass vorher von der Ranch von
Jorge Constantino Kanter besetzt gewesen war. Die Compañeros leben
dort und bearbeiten das Land in Milpas.

In der Nacht zum Mittwoch, dem 7. August 2002, gegen 19:00 bat
Compañero José López Santiz seine Frau, Julia Gómez Encino, "etwas zu essen
vorzubereiten und etwas Reis Atol zu machen. Ich gehe um mir die
Milpa anzusehen, um zu sehen ob die Jabalí [Wildschweine] eingedrungen
sind. Es wird nicht spät werden, Ich gehe schnell und werde spätestens
gegen 20 oder 21:00 Uhr zurücksein." Er nahm seine Machete, und ging
zusammen mit seinen zwei Kindern zur Milpa.

Compañera Julia tat worum ihr Mann sie gebeten hatte, aber da sie
krank und müde war, legte sie sich hin und schlief ein. Sie wurde von den
Schreien eines ihrer Kinder aufgeweckt. Als ihre Kinder näher
kamen, konnte sie die Hilfeschreie ihrer zwei Kinder besser heraushören, die
sagten, dass sie sie jagen würden um sie zu töten, und sie bereits
ihren Papa getötet hätten.

Als ihre zwei Kinder das Haus erreichten, berichteten sie ihrer
Mutter, dass der Mörder ihres Vaters Baltazar Alfonso Utrilla war, und dass
sie zwei andere Personen mit ihm gesehen hätten, sie aber nicht
erkannt hatten. Compañera Julia schrie nach ihrem Compadre, und sagte
ihm, dass José tot war. Zu dieser Zeit sahen sie einen Toyota Kleinlaster etwa
10 Meter von dem Haus entfernt parken, der wie später bestätigt wurde
Baltazar Alfonso Utrilla gehörte. Sie hatte den Kleinlaster nicht
anfahren gehört, da sie sich ausgeruht hatte, und es sehr laut geregnet hatte.
Das erste das ihr einfiel war es die Reifen des Kleinlasters zu
durchstechen, und während sie das taten sahen sie zwei Lichter von
Taschenlampen in etwa 100 Meter Entfernung, die sich näherten. Sie dachte es wäre
besser
nach Altamirano zu gehen, da ein Bruder von José dort lebte, um zu
sehen was sie gemeinsam tun könnten. Josés Bruder riet zur Bezirkspolizei und
der Öffentlichen Sicherheit zu gehen, da er der PRI angehörte.

Die Polizei ging, zusammen mit den Familienangehörigen zum
Schauplatz der Ereignisse um die Leiche abzuholen und zu ermitteln was
geschehen war. Sie handelten in Einklang mit dem was die Staatsanwaltschaft ihnen
per
Funk sagte. Ohne bei der Leiche Wache (* oder Andacht) zu halten,
brachten die Polizisten den Körper des Compañero José López Santiz zum
Friedhof. Die Familienangehörigen, überkommen von Trauer und Verzweiflung,
taten lediglich was die Polizei ihnen sagte. Als die Familienangehörigen
ihnen sagten, dass Baltazar der Mörder war, unternahm die Polizei
überhaupt nichts, und ließen ihn entkommen.

Die Polizei und die Gerichtspolizei und der Bezirkspräsident waren in
großer Eile die Leiche zu begraben. Sie brachten sie schnell zum
Friedhof. Es war bereits geplant worden, dass der Bezirkspräsident den
Zement bereitstellen würde, und zwei Kleinlaster der Bezirkspolizei brachten
den Sarg. All dies geschah auf dem Friedhof, als die Männer und Frauen
aller Dörfer unseres Autonomen Bezirkes 17 de Noviembre kamen um
die Vorfälle zu untersuchen, und bei der Leiche unseres ermordeten Compañero
Andacht zu halten und ihm ein christliches Begräbnis zu geben. Groß ist unsere
Trauer, groß ist unser Durst nach Gerechtigkeit.

Nach Aussage der Kinder, die ihren Vater in dieser Nacht zur Milpa
begleitet hatten, sahen sie gegen 21:30 zwei Lichter von
Taschenlampen, die sich ihnen näherten. Sie identifizierten einen der Männer als
Baltazar Alfonso Utrilla, der ein Bekannter ihres Papas war. Als die Schüsse
vielen, war ihr Vater etwa 20 Meter von seine Kinder entfernt. Als die
Kinder die Schüsse und ihren Vater schreien hörten, rannten sie zu
ihm und fanden ihn auf den Boden, mit zwei Schusswunden am Körper. Der
Sterbende konnte seinen Kindern noch Lebwohl sagen. Die Kinder begannen
zu schreien, und Baltazar schrie sie an, und drohte an, wenn sie sagen würden
was sie gesehen hätten, würde er sie ebenso töten. Die Leiche des
Verstorbenen blieb auf der Seite liegen, mit nur zwei Schusswunden.

Gegen 3:00 Uhr morgens gingen die Familienangehörigen mit der
Bezirkspolizei zu dem Schauplatz um die Leiche zu sehen. Sie lag
nicht länger an der Stelle, sondern war 6 Meter weiter gezerrt worden. Sie
lag nun auf dem Rücken und hatte acht statt zwei Schusswunden, in der
Brust, im Gesicht und im Bauch.

Das Komitee für Ehre und Gerechtigkeit unseres Bezirkes 17 de
Noviembre begab sich zum Haus von Baltazar Alfonso Utrilla, und ersuchten
seine Ehefrau ihren Mann zu übergeben. Die Señora widersetzte sich in
keiner Weise, sie sagte ihr Ehemann sei nicht da. Sie öffnete die Tür des
Hauses um uns zu zeigen, dass er nicht da war. Sie gab zu, dass der Toyota
Kleinlaster ihrem Mann gehörte und gab uns die Schlüssel. Sie
sagte, dass das Geschehene unglaublich war, weil ihr Ehemann mit dem
Verstorbenen gut ausgekommen war. Sie erzählte, dass ihr Ehemann das Haus
gegen
15:00 Uhr Nachmittags zusammen mit Benjamin Montoya verlassen hatte, um
auf die Jagd zu gehen, aber das Baltazar keine Waffe getragen hätte, weil
er keine besass. Hilda, Benjamíns Schwester sagte, ihr Bruder hätte das
Haus mit einer Waffe verlassen, ein Gewehr Kaliber 16.

Wir beschuldigen Baltazar Alfonso Utrilla, Benjamín Montoya
Oceguera und Humberto Castellano Gómez für den Tod unseres Compañero José
López Santiz verantwortlich gewesen zu sein, da sie drei nach dem Verbrechen
die Flucht ergriffen haben.

Benjamín Montoya Oceguera gehört der PRD Partei an, und er ist
ein Offizieller der Yach'il At'el Organisation. Er und Humberto
Castellanos gehören der PRD an, und sind ebenfalls als gute Freunde von Jorge
Constantino Kanter bekannt.

Als Antwort auf die Situation, rufen wir die
Menschenrechtsorganisationen und die Zivilgesellschaft auf, sich zusammen mit der
Bevölkerung
und unser Komitee für Ehre und Gerechtigkeit dafür einzusetzen Gerechtigkeit
zu fordern. Darauf vertrauen wir.

Die Bundes- und Staatsregierungen, die Bezirkspräsidentschaft und
die bewaffneten Streitkräfte, sowie die Paramilitärs und die Ranchers,
tragen für diesen Zwischenfall die Verantwortung. Wir fordern die
Auslieferung der Mörder und aller die mit dem Verbrechen zu tun hatten. Die
offizielle Medien berichten die Unwahrheit, wenn sie versuchen uns glauben
zu machen, es sei ein Unfall gewesen, und er sei von nur einer einzigen Kugel
getroffen worden. Der Körper von José López Santiz wurde mit acht
Schusswunden aufgefunden.

Wir haben Drohungen und Zusetzungen erlitten, und nun haben die
Morde begonnen.

YA BASTA! WIR FORDERN GERECHTIGKEIT!

Compañero José López Santiz erhielt zuerst Drohungen und dann
den Tod

Die Ermordung dreier Compañeros aus Morelia in Februar 1994 und
der Tod dieses Compañeros, sind offene Angelegenheiten, die die
Regierung unseren Leuten gegenüber immer noch nicht geklärt hat. Die Situation
macht
uns Sorgen, und wir sind bereit weiterhin für Gerechtigkeit zu kämpfen.
Wir wollen kein Geld oder luxuriöse Särge. Wir wollen Gerechtigkeit.


Brüderlich,

Der Autonome Bezirk 17 de Noviembre


* * *

(übs. von Dana)

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Autonomer Bezirk in Rebellion Ricardo Flores Magón


11. August, 2002,
Chiapas, Mexiko.

An die Menschen von Mexiko
An die Völker der Welt
An die Menschenrechtsorganisationen


Brüder und Schwestern:

Wir setzen Sie über die Aktionen der paramilitärischen Gruppe aus der Gemeinde von San Antonio Escobar in Kenntniss, die ihre Handlungen der Ungerechtigkeit und Provokationen gegen die zapatistischen Unterstützungsbasen dieses autonomen Gebietes weiterhin fortsetzen. Sie erhalten nun Protektion und Koordination
von paramilitärischen Gruppen aus Palestina und der Unterstützung der offiziellen Autoritäten. Gestern wurde ein zapatistischer Compañero auf Anordnung der Paramilitärs aus San Antonio Escobar unrechtmäßig festgenommen, und nun sind er und seine Familie Opfer von Drohungen und Verfolgung. Die Fakten sind wie folgt:

1. Gestern, am 10. August gegen 16:00 Uhr, wurde der Compañero Jerónimo Gómez Moreno, aus Chamizal, in Palestina festgenommen, wo er seine Gemeindearbeit verrichtete.

2. Der Compañero wurde von den Aushilfsagenten von Palestina unrechtmäßig festgenommen, ohne irgendeine vorherige Warnung oder Erklärung für seine Festnahme. Sobald er im Gefängnis war, fragte unser Compañero nach dem Grund für seine Festnahme.

3. Die Antwort des Agenten und des Polizeikommandanten war, dass er keine Informationen erhalten würde, bis die Versammlung entschieden hätte, was sie mit ihm tun würden. Sie sagten ihn, er sei festgenommen worden, weil er ein zapatistischer Unterstützer sei, und auf den Antrag von Julio Gómez López, dem Ejido-Kommissaren von San Antonio Escobar. Gómez López ist ebenfalls der Anführer der paramilitärischen Gruppe die in diesem Dorf operiert, und die in den letzten Tagen Gewalt und Angriffe verursacht haben, wie wir bereits gemeldet haben.

4. Nach seiner unrechtmäßigen Festnahme konnte unser Compañero fliehen. Seit gestern und den ganzen heutigen Tag, hat seine Familie in Chamizal Poblado jedoch Drohungen von den paramilitärischen Anführer aus San Antonio Escobar erhalten. Nach dem Angriff auf unsere Compañeros in La Culebra, haben sie sich
nach Chamizal geflüchtet, wo sie offizielle Hilfe und Unterstützung von der Polizei aus Palestina erhalten.

5. Unser unrechtmäßig festgenommener Compañero wird nun von der Polizei der schlechten Regierung und von den Paramilitärs verfolgt, die versuchen ihn zu beschuldigen und falsche Anklagen gegen ihn zu erfinden, weil ein zapatistischer Unterstützer in der Gemeinde von Chamizal ist, wohin sich die Paramilitärs aus San Antonio Escobar zurückgezogen haben und wo sie Unterstützung erhalten.

Wir denunzieren diese Vorfälle als eine weitere Provokation der paramilitärischen Gruppen gegen Zapatisten und den Unterstützungsbasen des Autonomen Bezirkes. Wir waren weiterhin darauf, dass die schlechte Regierung etwas gegen die paramilitärischen Gruppen unternimmt, aber alles was wir sehen, ist dass sie von der schlechten Regierung Straflosigkeit und Unterstützung erhalten. Ganz im Gegenteil, werden wir jetzt unrechtmäßig festgehalten und bedroht, einfach weil wir für unsere Rechte kämpfen, um sie Wirklichkeit werden zu lassen, und um Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie für alle Männer und Frauen zu fordern.

Wir machen daher die Staats- und Bundesregierungen für die Vorfälle der Ungerechtigkeit und Gewalt verantwortlich, die von den Paramilitärs auf unserem Gebiet verübt werden, und sie werden die alleinigen Verantwortlichen sein, für alles was passieren könnte, wenn die paramilitärischen Gruppen weiterhin gegen uns vorgehen.


Der Autonome Rat

[Siegel]

* * *

(übs. von Dana)