"Das Land denen, die es bearbeiten!"

Der mühevolle Weg der Autonomie der zapatistischen Basis in Chiapas / Mexiko

Mehrere Reisestunden nördlich und östlich von San Cristóbal de Las Casas, der touristisch geprägten Kolonialstadt, in der längst nicht mehr nur noch solidarische Läden Postkarten der berühmten vermummten Comandantes der zapatistischen Befreiungsbewegung EZLN verkaufen, erstreckt sich das Gebiet, in dem die Basen der zapatistischen Bewegung im täglichen Widerstand leben.

Es bedarf einiger Zeit, um als in der "Ersten Welt" sozialisierter Mensch das dortige ländliche Leben ansatzweise verstehen zu können. Hier stehen die Frauen um 4 Uhr auf, um Mais-Tortillas, Bohnen und Kaffee für die Familien zuzubereiten. Oft müssen sie das Wasser von Flüssen zu ihren Hütten tragen. Die Männer machen sich nach dem Frühstück auf den Weg zur Feldarbeit, wobei die Jungen vor und nach der Schule - sofern sie diese besuchen können - dort mithelfen müssen, während die Mädchen ihre Mütter bei der Hausarbeit und der Betreuung der Kleinsten unterstützen. Jeden Tag muss zudem Brennholz herbeigeschafft werden. Ferien gibt es nicht, freie Tage sind äusserst selten und für die Frauen existieren sie überhaupt nicht. Der Ausschluss der mehrheitlich indigenen Bevölkerung von der Bildung ist immens, was sich durch Mangel an politischem Willen und finanziellen Mitteln seitens der Regierungen (Lehrkräfte, Gebäude, Bücher etc.) und an der Notwendigkeit der Mithilfe der Kinder bei der Landwirtschaft erklärt. Noch immer sterben viele Menschen an heilbaren Krankheiten wie Husten, Fieber, Durchfall oder an den Folgen der Unterernährung, weil die gesundheitliche Versorgung nach wie vor über weite Strecken katastrophal ist, einfache Ambulanzen sind z.T. mehrere Tagesreisen entfernt und Operationen können viele Menschen nicht bezahlen.

Traditionen des Widerstandes

Und doch leben viele, die heute die Erwachsenengeneration stellen, etwas besser als ihre Eltern, die in überwältigender Mehrheit unter "ihren" Patrones vegetieren mussten, jenen direkt oder indirekt aus Europa stammenden Grossgrundbesitzern, die die Landbevölkerung jahrhundertelang durch Gewalt und ein ausgeklügeltes System der Schuldknechtschaft beherrschten. Einige Eltern der heutigen Landbevölkerung flohen und gründeten ab den 1950er Jahren Siedlungen, die sie unter grosser Repression schliesslich in wenigen Fällen etablieren konnten, da sich weitere Familien anschlossen.
Die Ungleichverteilung des Landes und die Ausbeutung, für die Chiapas "berühmt-berüchtigt" ist, blieben jedoch weitgehend unangetastet. Während der 1970er und 80er Jahre wuchs zudem die Problematik der Landfrage aus verschieden Gründen rapide an: Vertreibungen durch die Zunahme von Viehwirtschaft und Agrarproduktion seitens der Grossgrundbesitzer, Flüchtlinge aus Krisenregionen ausser- und innerhalb von Chiapas, Dissidenz innerhalb der indigenen Gemeinden, Überschwemmungen grosser Anbau- und Siedlungsflächen durch den Bau gigantischer Talsperren zur Energiegewinnung u.v.m.. Die Folge war weitere Verelendung.
Hunderttausenden Menschen, die auf der unfruchtbaren Gebirgserde überleben mussten, standen wenige Finqueros (Grossgrundbesitzer) gegenüber. Chiapas ist einer der wenigen Bundesstaaten, in denen die in der mexikanischen Revolution von 1910-1917 vom radikalen Flügel unter Emiliano Zapata erkämpfte Landreform überhaupt nicht umgesetzt wurde: Die Gesellschaftsordnung blieb von extremer sozialer Ungleichheit geprägt, auch die Zentralregierung unter der PRI (Institutionelle Revolutionäre Partei, in Mexiko von 1929 bis 2000 an der Macht) hatte daran Interesse, profitierte sie doch von den Deviseneinnahmen z.B. des einträglichen Kaffee-Exports.

Legale Proteste der Bevölkerung brachten kaum Veränderungen der Situation, öffentliche Organisationsversuche wurden mit Unterdrückung und Morden z.B. an Gewerkschaftsaktivisten beantwortet. Doch es gab eine intensive Organisierung im Verborgenen. Vor diesem Hintergrund erscheint die enorme Unterstützung für die bewaffnete Erhebung der EZLN vom 1.1.1994 für "Land und Freiheit!", gegen Unterdrückung und Ausgrenzung logisch. Viele UnterstützerInnen der Bewegung besetzten unter dem indirekten Schutz ihrer Guerrilla in den Jahren 1994 und 1995 Ländereien, wo sie neue Siedlungen gegründeten, die in ihrer Mehrheit bis heute existieren. Angemerkt sei hier allerdings, dass die ehemaligen Besitzer, die Finqueros, von der Regierung, ihren "Klassenbrüdern", nicht gerade kleinlich entschädigt wurden - aus Angst vor einer Ausweitung der Rebellion.
Die Zapatistas, deren Waffen seit Mitte Januar 1994 schweigen, führen nun seit Jahren einen rein politischen Kampf. Es ist allgemein anerkannt, dass die EZLN einen bedeutenden Anteil am Aufbrechen des PRI-Systems hatte. Sie inspirierte ferner die mexikanische und internationale Linke in einer Zeit, als niemand mehr mit relevanten linken Bewegungen rechnete und war eine Hauptprotagonistin des antineoliberalen Widerstands. Sie stiess mit ihrem anti-avantgardistischen Vorschlag, breite, undogmatische, heterogene und dabei horizontale Widerstandsnetzwerke aufzubauen, auf grosse Zustimmung und die internationale "Antiglobalisierungsbewegung" ist sicherlich in diesem Kontext zu verstehen. Die EZLN wird zudem von ca. 90 Prozent der über 50 Indígena-Gruppen Mexikos als legitime Vertreterin der indigenen Bevölkerung betrachtet.
Die unorthodoxen Kommuniqués der EZLN und ihre grossen spektakulären zivilen Aktionen (Intergalaktisches Treffen 1996 im Aufstandsgebiet mit 4.000 Menschen aus über 40 Ländern, Marsch der 1.111 Zapatistas nach Mexiko-Stadt 1997, Mitgründung des Nationalen Indígena-Kongresses CNI, mexikoweite Befragung "Consulta" 1999 oder die "Karawane der Würde" der EZLN-Leitung 2001), die ihr bereits das Attribut "Medienguerrilla" einbrachten, wurden weltbekannt und haben der Bewegung viel Aufmerksamkeit und bereits jetzt einen dauerhaften Platz in Geschichte eingebracht.

Alltägliche Autonomie, alltägliche Auftstandsbekämpfung

Viel weniger bekannt ist jedoch der steinige Weg, um eine der zapatistischen Kernforderungen, die Selbstverwaltung der indigenen und ländlichen Gemeinden, durchzusetzen: der alltägliche Widerstand in den Basen dieser Befreiungsbewegung. 1996 hatten Regierung und EZLN die Abkommen von San Andrés unterschrieben, die den indigenen Gemeinden kollektive Rechte zuschreiben: Selbstverwaltung (innerhalb von Mexiko), die Anerkennung der indigenen Kulturen, die Bestimmung eigener Autoritäten auf eigenen Wegen sowie die Entscheidungsbefugnis über die Territorien, die von ihnen bewohnt werden. Bis heute haben die Regierungen diese Abkommen nicht erfüllt, auch die neue Regierung nicht, die bei vielen Staatsregierungen als "demokratisch" gilt. Im April 2001 wurde eine völlig verwässerte Version der San Andrés-Abkommen verabschiedet, die von allen progressiven Kräften strikt abgelehnt und als Alibiveranstaltung betrachtet wird.

Die Gemeinden als Austragungsorte wirtschaftlicher, sozialer und militärischer Angriffe

Seit Jahren gibt es ca. 40 autonome Landkreise mit Hunderten von Dörfern und Siedlungen in verschiedenen Regionen von Chiapas, deren Widerstand seit 1994 anhält. Die EZLN setzt dadurch praktisch die Abkommen in ihren Gemeinden um. Seitdem sind diese Unterstützungbasen nicht nur die Adressatinnen internationaler und mexikanischer Solidarität, sondern auch Austragungsorte der entgegengesetzten politischen Lager: Auf der einen Seite die auf Autonomie zielende Bewegung der Zapatistas, auf der anderen Seite die RegierungsanhängerInnen bzw. die systemtreu Oppositionellen - häufig Opfer derselben Misere. Und nicht überall, wo es Zapatistas gibt, sind alle DorfbewohnerInnen Unterstützerungsbasis. Es gibt auch gespaltene Gemeinden, in denen z.B. 12 Familien Basis sind, 20 Familien der Regierung und 8 Familien einer regierungs- sowie EZLN-ablehnenden Bauernorganisation nahestehen.
In diesem komplexen Kontext darf es nicht um Schwarz-Weiss-Denken gehen, denn in vielen gespaltenen Gemeinden gibt es ein Minimum an Toleranz untereinander. Aber in der konkreten Lebensführung gibt es ganz klare Trennlinien zwischen jenen Gruppierungen, die Hilfe akzeptieren, und den Zapatistas, die bis heute überhaupt nichts von der Regierung annehmen, während sich das Leben der RegierungsanhängerInnen hier und da schrittweise verbessert.
Denn seit 1994 fühlen sich die Regierungen genötigt, neben militärisch-polizeilichen "Sicherheitskräften" auch Geld in die Aufstandsregion zu pumpen, um den Konflikt zu entschärfen - nach dem Motto "Kommt zu uns, es lohnt sich!". Und sowohl die chiapanekische als auch die zentrale Regierung haben sehr viel geboten, um der zapatistischen Bewegung die Basis abspenstig zu machen, sie zu korrumpieren, zu spalten und so zu schwächen: Baumaterial für neue Häuser, Gesundheitsversorgung, Kredite, Staatsprogramme zur Förderung der Landgemeinden ("Procampo", "Progresa"), Strassenbau, Elektrizität, Wasserleitungen, Sicherheit, Schulen usw.. Mit jeder Massnahme geht die Botschaft einher, dass ein erträgliches Leben nur in Kooperation mit der Regierung möglich sei.
Im Bildungsbereich werden von der Regierung z.B. dort Schulen inklusive Lehrkräfte zur Verfügung gestellt, wo die Kinder früher keinerlei Zugang hatten. Und "auf einmal" wird neben Spanisch auch die jeweilige Indígena-Sprache unterrichtet - undenkbar vor 1994. Klar, dass die Lehrinhalte nicht gerade regierungskritisch ausfallen.
Besonders bitter ist auch die Gesundheitssituation, denn der Staat nutzt die allgemeine Misere auf dem Land aus, um so auch die zapatistische Basis abhängig zu machen, indem er Ambulanzen installiert, die medizinische Leistungen anbieten. Die Gesundheitsstationen bieten zudem für die Regierung immer die Möglichkeit, die Bevölkerungsentwicklung und Siedlungsbewegungen auszuspionieren und bilden in diesem Konflikt dadurch ein attraktives Werkzeug.
Der Widerstandswille der Zapatistas soll durch diese wirtschaftliche und soziale "Aushungerung" gebrochen werden. Diese fordern in dieser Phase ihres Kampfes jedoch vor allem die Umsetzung der Verträge von San Andrés, alles andere, was von der Regierung kommt, wird als beleidigende Almosen betrachtet und radikal abgelehnt.
Aus freiwilliger oder erzwungener "Dankbarkeit" fertigten einige EmpfängerInnen der staatlichen Hilfen in Gebieten, die der Staat nicht kontrollieren kann, Namenslisten mit Zapatistas und "wichtigen" Personen der Bewegung an und setzten diese so erheblicher Gefahr aus, die in einigen Fällen tödlich endete.
Nicht vergessen werden dürfen in diesem Kontext die bis heute andauernden Belästigungen und Einschüchterungen durch das Militär und die Polizei, die immer wieder das Vieh töten, Drogen auf den Feldern der Bevölkerung aussähen, Prostitution organisieren, die Menschen an der Feldarbeit hindern und das Leben der Dörfer generell erheblich stören. Auch der Terror der Paramilitärs, die von lokalen und regionalen Funktionären aufgebaut werden, geht weiter, um die schmutzige, "inoffizielle" Arbeit der Vertreibung und des Mordens zu erledigen. In Chiapas (aber auch in anderen armen Teilen Mexikos) werden Menschenrechte gezielt und systematisch verletzt, um progressive gesellschaftliche Veränderungen zu verhindern.

Diese methodische Mischung der staatlichen Taktik aus gewaltsamer Repression, Terror, Bestechung und gezielten Sozialmassnahmen wird als "Kriegsführung der niederen Intensität" bezeichnet, die in den US-orientierten Schulen der Aufstandsbekämpfung gelehrt wird. Zum Teil fruchtet dieses Konzept und es gilt als sicher, dass die zapatistische Basis sich ein wenig - entgegen der Regierungspropaganda aber nicht erheblich - verringert hat.

"Resistencia!"

Diese Strategie ist jedoch ebenfalls Thema in den zapatistischen Gemeinden. Sie wird von der Bewegung sehr wohl erkannt und reflektiert. Aus diesen Gründen nehmen die Zapatistas bis heute keinerlei Hilfe an, sondern bauen seit Jahren unter erheblichen Mühen ihre autonomen Strukturen auf und aus. So gibt es beispielsweise PromotorInnen für Bildung und Gesundheit, die von eigenen Leuten oder unabhängigen solidarischen Gruppen ausserhalb des Aufstandsgebiets qualifiziert werden. Durch diese Anstrengungen gibt es inzwischen viele kleine Gesundheitsstationen und autonome Schulen.
Mehrere Dutzend Gemeinden haben zudem "Zivile Camps für den Frieden" eingerichtet, in denen internationale BeobachterInnen anwesend sind, um eventuelle Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren und zur allgemeinen Beruhigung der gespannten Situation beizutragen. Sie werden von Organisationen vor Ort betreut und dürfen sich in keiner Weise in die Politik einmischen.
Um Raum zur Reflektion und Solidarität untereinander zu schaffen, fuehren die EZLN-Basen die Kollektivarbeit weiter, die es seit vorkolonialer Zeit gibt. So wird beispielsweise eine Woche das Feld einer Familie bearbeitet, um in der folgenden Woche die "milpa" einer anderen Familie zu betreuen usw.. Es gibt auch kollektive Projekte und Anschaffungen, wie z.B. Gärten oder Bäckereien, die in Gemeinschaftseigentum sind.
Ein wichtiger Aspekt des alltäglichen Kampfes ist auch das Alkoholverbot in den zapatistischen Gemeinden, das die EZLN-Frauen durchsetzen konnten. Sie sind nun seltener Opfer von Männergewalt, zudem vertrinken die Männer, die ausserhalb arbeiten, nicht mehr ihren Lohn wie z.T. zuvor und die Lage ist allgemein ruhiger. Diese Regelung gefällt in einigen Regionen auch den Frauen der "Gegenseite", die stark unter dem Alkoholismus ihrer Männer leiden, die häufig literweise hochprozentigen Alkohol in ihre Gemeinden mitbringen, wenn sie die staatliche Unterstützung in der nächsten Stadt abgeholt haben. Schon seit Generation funktioniert der Alkohol auf diese Weise bestens im Sinne der Herrschenden, um arme Bevoelkerungsteile zu "betäuben" und in Abhängigkeit zu halten.

Die überregionale politische und kulturelle Koordination der Zapatistas findet in den fünf "Aguascalientes" statt, die als Zentren der gesamten Bewegung fungieren und über Kliniken, Werkstätten und weitere wichtige Logistik verfügen.
Wichtig ist auch der Hinweis, dass die verschiedenen Regionen ihre Autonomie durchaus unterschiedlich ausgestalten, was den heterogenen und basisbezogenen Charakter der Bewegung wiederspiegelt.

Materielle und immaterielle Hilfe nehmen die zapatistischen Basen nur von unabhängigen Organisationen an; den Löwenanteil der Arbeiten leisten die Basen jedoch von sich aus und liefern damit den Nachweis, dass eine gesellschaftliche Selbstorganisation sogar unter den hässlichen Bedingungen des "Krieges der niederen Intensität" möglich ist.
Die EZLN-AnhängerInnen sind sich bewusst, dass ihr Weg ein langer und schwieriger Kampf ist, aber sie haben gesehen, wohin die Friedensverträge und Regierungsversprechungen in anderen Staaten wie Guatemala oder El Salvador, in denen es ebenfalls bedeutende linksgerichtete Guerillabewegungen gab, geführt haben: zu einer Situation, die gleich schlecht oder schlechter ist, wobei auch noch das internationale Interesse abnimmt, da die Konflikte angeblich gelöst seien.

Die zentrale Botschaft eines Landkreissprechers während unseres Aufenthaltes in einem Friedenscamp lautete: "Erzählt den Leuten in Euren Ländern, dass die neue Regierung von Vicente Fox nicht besser ist. Viele Menschen in anderen Ländern glauben, das sei eine demokratische Regierung, aber das stimmt nicht. Sie ist sogar noch schlechter als die PRIistas. Sie setzt die Abkommen nicht um, sie zieht die Armee nicht aus Chiapas ab, sie erzählt, sie würde die Forderungen der Zapatistas erfüllen, aber das sind pure Lügen.
Doch erzählt auch, dass wir nicht nachgeben werden. Wir werden weitermachen mit dem Widerstand. Wir haben nicht vergessen, wofür wir unsere Erhebung gemacht haben. Und wir suchen nach Wegen, auch die Brüder, die jetzt die Regierung unterstützen, zu überzeugen, dass es besser für sie ist, für die Autonomie zu kämpfen."

Perspektiven

Vor dem Hintergrund des von Unterernährung, Angst, Krankheit, Ausgrenzung, Entbehrung und Eintönigkeit geprägten Alltags erscheint die Hartnäckigkeit der Gemeinden unglaublich konsequent und bewundernswert. "Zapata lebt, der Kampf geht weiter!" ist eine populäre Parole hier - und tatsächlich wird in den nächsten Monaten ein neuer autonomer Landkreis "Lucio Cabaņas" (benannt nach dem ermordeten Leiter der Guerilla "Partei der Armen" aus Guerrero um 1972) ausgerufen werden. Und die Vertriebenen des ersten Aguascalientes "Guadalupe Tepeyac", die 7 Jahre lang im Exil im Wald lebten, sind im Februar zurückgekehrt und bauen ihre von der Armee zerstoerte Siedlung wieder auf.
Die Gemeinden kämpfen demnach nicht für die schnelle, private und kleine Verbesserung ihres Lebens, sie halten bis heute durch; für längerfristige Veränderungen, die bis an die Wurzel der gesellschaftlichen Ordnung reichen: die Autonomie.
Das Konzept der Autonomie bleibt dabei nicht bei der Frage der Indígenas stehen. Der Anspruch der EZLN ist, in einem Prozess gemeinsam mit der kritischen Bevölkerung eine Gesellschaft zu formen, in der sämtliche Personen, die Funktionen innehaben, "gehorchend" agieren - ein radikal basisdemokratisches Konzept also, welches im wirtschaftlichen und sozialen Sinne die Dominanz einer kleinen Minderheit über eine Mehrheit ausschliesst. Dies bedeutet - zu Ende gedacht - die Ablehnung von Kapitalismus, Patriarchat und Rassismus.

Es ist lohnenswert und wichtig, den legitimen Kampf der EZLN - selbstverständlich mit kritischer Solidarität - zu unterstützen. Es ist weiterhin dringend von Nöten, dass diese emanzipatorische Bewegung nicht in Vergessenheit gerät, denn die Herrschenden setzen auf Zeit und hoffen, dass diejenigen, die solange vergessen waren, wieder "verschwinden".

Luz, Gruppe B.A.S.T.A.

c/o Infoladen Bankrott, Dahlweg 64, 48153 Münster, gruppeBASTA@gmx.de


Anmerkungen:

Alle Informationen wurden in Gesprächen mit Menschenrechtsorganisationen und zapatistischen Gemeinden zwischen Dezember 2001 und März 2002 aufgezeichnet.
Für Diavorträge und Informationsveranstaltungen stehen wir gerne zur Verfügung.

Menschenrechtsbeobachtung:

Wer die Wahrung der Menschenrechte in der Aufstandsregion unterstützen will, kann dies als Friedensbeobachter/in vor Ort in Chiapas leisten. Dafür sind allerdings eine intensive Vorbereitung, Spanischkenntnisse und mind. 4 Wochen Zeit Voraussetzung. Informationen sind erhältlich unter: CAREA e.V., Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin, www.buko.info/carea

aus: graswurzelrevolution April 2002

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