Subcomandante Insurgente Marcos:
"Die Zapatistas und die Andere Kampagne: die Fußgänger der Geschichte.
Einführung und Erster Teil - die Wege zur Sechsten Erklärung"
http://enlacezapatista.ezln.org.mx/la-otra-campana/456/
Die Zapatistas und die Otra: die Fußgänger der Geschichte
Einführung
Dieser Text ist in erster Linie an und für die Anhänger/innen der
Sexta (der
Sechsten Erklärung) und der Anderen Kampagne gerichtet und gedacht.
Und
natürlich an alle, die mit unserer Bewegung sympathisieren.
Die folgenden Darstellungen sind Teil der Überlegungen und
Schlussfolgerungen, die wir mit einigen Personen, Gruppen,
Kollektive und
Organisationen geteilt haben, die Anhänger der Sechsten Erklärung
aus dem
Lakandonischen Urwald sind. Wie es in der Anderen Kampagne unsere
"Art" ist,
haben wir zuerst dem Wort dieser Compaņer@s zugehört, um danach
unsere
Analyse und unsere Schlussfolgerung vorzubringen.
Die Sechste Kommission der EZLN hat die Meinungen und Vorschläge
eines Teils
der Compaņer@s der Anderen Kampagne, bezüglich der so genannten
"postelektoralen Krise", den Mobilisierungen an verschiedene Orte
des Landes
(insbesondere der APPO in Oaxaca, und von AMLO in D.F.), und der
Anderen
Kampagne aufmerksam mitverfolgt. In Briefen, Protokolle von Treffen
und
Versammlungen, über die Webseite, in einigen Fällen in öffentlichen
Stellungnahmen sowie in persönlichen Zusammenkünften und
Gruppentreffen,
haben sich einige AnhängerInnen zu diesen Punkten geäußert.
In der letzten Juli-Hälfte und im gesamten Monat August, hielt die
Sechste
Kommission der EZLN multilaterale Treffen mit einigen zugehörigen
Compas aus
19 Bundesstaaten der Republik ab: D.F., Bundesstaat México, Morelos,
Michoacán, Querétaro, Tlaxcala, Puebla, Veracruz, Oaxaca, Guerrero,
Jalisco,
Hidalgo, Zacatecas, Nuevo León, San Luis Potosí, Colima, Nayarit,
Guanajuato
und Aguascalientes. Zusätzlich trafen wir uns auch mit politischen
und
sozialen Organisationen mit Präsenz in verschiedenen Teilen des
Landes, und
mit unseren Compaņer@s vom Nationalen Indigenen Kongress.
Gemäß unserer beschränkten Möglichkeiten, fanden diese Treffen in
Lokalen
der Compas der Otras aus Mexiko Stadt und den Bundesstaaten Morelos,
Michoacán, Querétaro, Tlaxcala und Puebla statt.
Es war uns weder möglich noch hielten wir es für wünschenswert, mit
allen
AnhängerInnen direkt zu sprechen. Dies hat in manchen Kreisen Anlass
dazu
gegeben, uns zu beschuldigen einige "ausgegrenzt" zu haben.
Diesbezüglich
möchten wir sagen, dass es in der Anderen Kampagne jeder Gruppe,
jedem
Kollektiv, jeder Organisation oder Einzelperson freisteht zu
entscheiden,
mit wem sie sich in der Otra treffen möchten, wann, wie und mit
welchem
Anliegen. Von diesem Recht Gebrauch machend hörte und sprach die
Sechste
Kommission der EZLN mit denjenigen, die unsere Einladung akzeptiert
haben.
Obwohl es sich um private Versammlungen handelte, waren und sind
unsere
Erwägungen jedoch nicht geheim. Wir baten daher diejenigen, die so
freundlich waren uns zuzuhören, den anderen Compaņer@s in ihren
Bundesstaaten und organisatorischen Arbeitseinheiten, unsere
Gedanken als
Sechste Kommission der EZLN zugänglich zu machen. Einige von Ihnen
stimmten
großherzig zu und kamen dieser Bitte entsprechend nach. Andere haben
die
Gelegenheit genutzt um eigenen Beurteilungen hinzuzufügen, als ob
sie die
Meinungen der EZLN wiedergeben würden, oder sie haben ihre
"Zusammenfassungen" dieser Treffen vorsätzlich überarbeitet um eine
tendenziöse Version unserer Vorschläge zu liefern.
Die Themen dieser Versammlungen waren:
Die nationale Situation oben, speziell mit Bezug auf die Wahlen.
Die nationale Situation unten, mit Bezug auf die Menschen, die nicht
der
Otra angehören.
Die Situation der Anderen Kampagne.
Der Vorschlag der EZLN für die nächsten Schritte der Anderen
Kampagne.
Einige Erwägungen der Compas mit denen wir uns getroffen haben,
haben wir
hier in unsere eigenen Gedanken, Überlegungen und Schlussfolgerungen
mit
einbezogen. Wir möchten jedoch klarstellen, dass was wir hier
kommunizieren
und all unseren Compaņer@s der Sexta und der Otra vorschlagen,
einzig und
alleine der Verantwortung der Sechsten Kommission der EZLN
unterliegt, und
wir dies als zugehörige Organisation der Anderen Kampagne tun.
Wir möchten uns bei all jenen, die sich ausgeschlossen oder
marginalisiert
gefühlt haben aufrichtig entschuldigen und um ihr Verständnis bitten.
Wir präsentieren hier nur teilweise eine kurze Zusammenfassung der
Vorgänge
im Inneren der EZLN, die zur Entstehung der Sechsten Erklärung
geführt
haben, unsere Bilanz des ersten Jahres der Sexta und der Anderen
Kampagne
(die keinen Anspruch auf Endgültigkeit erhebt), unsere Analyse und
Stellungnahme zu dem was oben geschieht, und unseren Vorschlag für
die
nächsten Schritte der Anderen Kampagne.
Die hier dargelegten Punkte sind in ihren Grundzügen bereits mit den
KommandantInnen des Geheimen Revolutionären Indigenen Komitees der
EZLN
konsultiert worden, und geben somit nicht nur die Haltung der
Sechsten
Kommission wieder, sondern die der gesamten Leitung der
Zapatistischen Armee
der Nationalen Befreiung.
Sale y vale.
Subcomandante Insurgente Marcos.
Mexiko, September 2006.
Die Zapatistas und die Andere Kampagne: die Fußgänger der Geschichte
September 2006
Erster Teil: Die Wege zur Sechsten Erklärung
Da wir dieses Thema bereits behandelt haben, geben wir hier eine
knappe
Umschreibung der internen Prozesses der EZLN, der zur Sechsten
Erklärung
führte:
1. - Der Verrat der mexikanischen politischen Klasse und ihr Zerfall.
Ende April 2001, nach dem Marsch der Farbe der Erde und trotz der
Unterstützung von Millionen Menschen aus Mexiko und der ganzen Welt
für die
konstitutionelle Anerkennung der indigenen Rechte und Kultur,
bewilligte die
politische Klasse in ihrer Gesamtheit eine Gegenreform. Da wir
darüber
bereits ausführlicher gesprochen haben, geben wir hier lediglich das
Wesentliche wieder: die drei wichtigsten Landesparteien, PRI, PAN
und PRD,
drehten den gerechten Forderungen der Indigenas den Rücken zu und
verrieten
uns.
An diesem Punkt kam es zu einem definitiven Bruch.
Dieses Ereignis (die jene sorgfältig "vergessen", die unsere Kritik
an die
gesamte politische Klasse beanstanden), war grundlegend für die
folgenden
Schritte der EZLN, sowohl in interner als auch in externer Hinsicht.
Von
hier an nahm die EZLN eine Auswertung dessen vor, was ihr Vorschlag
gewesen
war, des nachfolgenden Prozesses, und der möglichen Gründe dieses
Verrats.
Durch öffentliche und private Analysen, charakterisierte die EZLN das
dominierende sozial-wirtschaftliche Modell in Mexiko als NEOLIBERAL.
Wir
kennzeichneten eins seiner Hauptmerkmale als die Zerstörung des
Nationalstaates, die unter anderem auch den Zerfall der politischen
Akteure,
ihrer Herrschaftsbeziehungen und ihrer "Gepflogenheiten" beinhaltet.
Der EZLN hatte bis zu diesem Zeitpunkt geglaubt, dass in einigen
Sektoren
der politischen Klasse eine gewisse Sensibilität existierte,
insbesondere
unter denjenigen, die sich um die Figur von Cuauhtémoc Cárdenas
Solórzano
scharrten (innerhalb und außerhalb der PRD); und dass es möglich
wäre, durch
Mobilisierungen und in Allianz mit diesem Sektor, den Regierenden die
Anerkennung unserer Rechte als indigene Völker zu entringen. Aus
diesem
Grund war ein großer Teil der externen öffentlichen Aktionen der
EZLN auf
den Gespräch mit dieser politischen Klasse, und auf den Dialog und
die
Verhandlungen mit der Bundesregierung ausgerichtet.
Wir dachten, dass die Politiker von oben eine Forderung begreifen und
erfüllen würden, die einen bewaffneten Aufstand und das Blut
mexikanischer
Bürger gefordert hatte; dass dies den Dialog- und
Verhandlungsprozess mit
der Bundesregierung zu einem befriedigenden Abschluss führen könnte;
dass
wir auf diese Weise dazu übergehen könnten zivile und friedliche
Politik zu
betreiben; dass mit der konstitutionellen Anerkennung eine
"juristische
Grundlage" für die Autonomieprozesse gegeben sein würde, die sich in
verschiedenen Teilen des indigenen Mexikos heranbildeten; und dass
dies eine
Stärkung des Pfades von Dialog und Verhandlung als Alternative für
die
Lösung von Konflikte bedeuten würde.
Wir haben uns geirrt.
Die politische Klasse in ihrer Gesamtheit war habgierig,
niederträchtig,
geizig und dumm. Die Entscheidung der drei wichtigsten politischen
Parteien
(PRI, PAN und PRD) zeigte, dass die angeblichen Unterschiede, die
zwischen
ihnen bestehen, nichts weiter sind als Simulationen. Die "Geometrie"
der
Politik von oben war durcheinander geraten. Es gab weder eine Linke,
noch
eine Mitte, noch eine Rechte. Nur eine einzige Räuberbande die
Immunität
genossen... und Zynismus zu den besten Sendezeiten.
Wir wissen nicht ob wir uns von Anfang an geirrt haben, ob der
Zerfall der
politischen Klasse bereits 1994 (als die EZLN sich für zivile und
friedliche
Initiativen entschied) im Gange war (und der so genannte
"Neocardenismus"
nur eine Nostalgie für 1988 war); oder ob die Macht den
Zersetzungsprozess
der professionellen Politiker in den letzten sieben Jahren
beschleunigt hat.
Seit 1994 hatten sich uns Menschen und Gruppen der damaligen so
genannten
"Zivilgesellschaft" genähert, um uns zu sagen, dass der
Neocardenismus
ehrlich, konsequent und ein natürlicher Verbündeter aller
Volkskämpfe sei,
nicht nur des neozapatistischen. Wir glauben, dass diese Menschen in
den
meisten Fällen in guter Absicht handelten.
Die Haltung zur indigenen Gegenreform die heute von Vicente Fox,
Cuauhtémoc
Cárdenas Solórzano, und seinem Sohn, den pathetischen Lázaro
Cárdenas Batel
(heute Gouverneur eines vom Drogenhandel kontrollierten Michoacáns)
eingenommen wird, ist bereits bekannt.
Aus der Feder von AMLOs späteren glänzenden Wahlkampfkoordinators,
Jesús
Ortega, stimmten die PRD Senatoren für ein Gesetz, das sogar von
anti-zapatistischen indigenen Organisationen als Farce denunziert
wurde. So
bestätigten sich die Worte eines alten linken Militanten: "General
Cárdenas
ist 1988 gestorben". Die PRD Abgeordneten ihrerseits bewilligten in
der
unteren Kammer eine Reihe sekundärer Gesetze und Regelungen, die den
Verrat
konsolidierten.
Wir erinnern nur daran, dass wir, als wir dieses Verhalten des
Neocardenismus öffentlich denunzierten, von den gleichen Menschen
angegriffen wurden (einschließlich von Karikaturen), die Cárdenas
heute
praktisch als Verräter bezeichnen (nur diesmal, weil er López
Obrador nicht
unterstützte). Natürlich, es ist eine Sache ein Paar Indios zu
verraten, und
etwas völlig anderes den FÜHRER zu verraten. Uns nannte man damals
"Sektierer", "Marginale", und den Zapatisten wurde vorgeworfen mit
dem
"Angriff" auf Cárdenas, der Rechten in die Hand zu spielen. Klingt
das
vertraut? Und heute möchte sich der Ingenieur zum "Linken" mausern
und AMLO
kritisieren... während er für den Untermieter in Los Pinos in der
Kommission
für die Zweihundertjahrfeier der mexikanischen Unabhängigkeit
arbeitet.
Nach diesem Verrat konnten wir nicht so tun, als ob nichts passiert
sei (wir
sind keine PRDistas). Um das indigene Gesetz zu erzielen hatten wir
ein
Dialog- und Verhandlungsprozess mit der Bundesregierung aufgenommen
und
Vereinbarungen getroffen, wir hatten ein Gespräch mit der
politischen Klasse
aufgebaut, und wir hatten die Menschen (in Mexiko und auf der ganzen
Welt)
dazu aufgerufen, sich mit uns für diese Forderung zu mobilisieren.
In unseren Irrtum haben wir viele Menschen hineingezogen.
Nicht mehr. Der nächste Schritt der EZLN würde nicht nur nicht darauf
ausgerichtet sein mit denen von oben zu sprechen und ihnen zuzuhören,
sondern sollte sie auch radikal konfrontieren. Das heißt, der nächste
Schritt der EZLN würde sich gegen alle Politiker richten.
2.- Bewaffneter Kampf oder zivile und friedliche Initiative?
Nachdem der Oberste Nationale Gerichtshof (SCJN) die Proteste und
Einsprüche
der verschiedenen indigenen Gemeinden gegen die Gegenreform
zurückgewiesen
hatte, riefen einige Intellektuelle (von denen einige uns später
vorwerfen
würden, AMLO und die PRD im Kampf um die Präsidentschaft nicht
unterstützt
zu haben) implizit zur Gewalt auf. Mit mehr oder weniger Worte
sagten sie,
den Indigenas bliebe nun keine andere Wahl (lesen Sie die
Erklärungen und
Leitartikel dieser Tage - September und Oktober 2002). Einige von
ihnen, die
heute dem glänzenden "intellektuellen Organ" der post-elektoralen
Bewegung
von López Obrador angehören, feierten die Entscheidung des SCJN und
schrieben, dass der EZLN damit nur noch zwei Wege offen stünden: eine
Neuverhandlung mit der Regierung, oder ein erneuter bewaffneter
Aufstand.
Die Alternativen die von oben vorgeschlagen wurden (und von gewissen
"linken" Intellektuellen aufgegriffen wurden), sind falsch. Es ist
auf
unsere Selbstbetrachtung zurückzuführen, dass wir uns weder für das
eine
noch das andere entschieden haben.
Wir hatten also die Option, den bewaffneten Kampf wieder
aufzunehmen. Wir
besaßen dazu nicht nur die nötige militärische Kapazität, sondern
auch die
Legitimität es zu tun. Aber die militärische Aktion ist eine typisch
ausgrenzende Aktion, das beste Beispiel für Sektierertum. Sie steht
nur
jenen offen, die dafür die Ausrüstung, die Kenntnisse und die
körperlichen
und geistigen Voraussetzungen besitzen, und die nicht nur bereit
sind zu
sterben sondern auch zu töten. Wir hatten darauf nur
zurückgegriffen, weil
uns, wie wir es damals schon sagten, kein anderer Weg mehr übrig
gelassen
wurde.
Außerdem waren wir 1994 eine Verpflichtung eingegangen, auf den
zivilen Weg
zu beharren. Nicht mit der Regierung, sondern mit "den Menschen",
mit der
"Zivilgesellschaft", die in diesen sieben Jahren nicht nur unsere
Forderung
unterstützt, sondern auch direkt an unsere Initiativen teilgenommen
hatte.
Diese Initiativen waren Freiräume für die Beteiligung aller, einzig
unter
Ausschluss der Unehrlichkeit und des Verbrechens.
Unserem Ermessen zufolge, waren wir diesen Menschen gegenüber eine
Verpflichtung eingegangen. Deshalb dachten wir, musste unser nächster
Schritt ebenfalls eine zivile und friedliche Initiative sein.
3. - Die Lektion der früheren Initiativen: nach unten blicken.
Während die politische Klasse in 2001 ihren Verrat in ein Gesetz
verwandelte, lieferte in den zapatistischen Gemeinden die
Delegation, die an
den so genannten "Marsch der Farbe der Erde" teilgenommen hatte ihren
Bericht ab. Entgegen allen Erwartungen, bezog sich der Bericht in
erster
Linie nicht auf das, was mit und von Politikern, Direktoren,
Künstler,
Wissenschaftler und Intellektuelle gesprochen und gehört worden war;
sondern
auf das, was wir in dem Mexiko von unten gesehen und gehört hatten.
Und die Auswertung, die wir vorlegten, stimmte mit der überein, die
von den
5.000 Delegierten der Consulta von 1999 und des Marsches der 1.111
von 1997
vorgebracht worden war. Nämlich, dass es einen Sektor der
Bevölkerung gab,
der uns aufrief, der uns sagte "wir unterstützen euch bei diesen
indigenen
Forderungen, aber was ist mit uns?" Und dieser Sektor war und wird
gebildet
von Campesinos, Arbeitern, Frauen, Jugendlichen. Vor allem Frauen und
Jugendliche aller Farben aber mit der gleichen Geschichte der
Demütigung,
Enteignung, Ausbeutung und Unterdrückung.
Nein, wir lasen daraus nicht, dass sie einen bewaffneten Aufstand
forderten.
Auch nicht, dass sie auf einen Anführer, einen Lenker, einen
"Hoffnungsstrahl" warteten. Nein, was wir lasen und verstanden war,
dass sie
hofften, wir würden gemeinsam mit ihnen für ihre jeweiligen
Forderungen
kämpfen, so wie sie gemeinsam mit uns für die unseren kämpften. Wir
lasen
und verstanden, dass diese Menschen eine andere Form wollten sich zu
organisieren, Politik zu betreiben, zu kämpfen.
Der "Einsatz" der 1.111 und der 5.000 hatte dazu geführt, unser
Hören und
unseren Blick weiter zu "öffnen", denn diese Compas hatten DIREKT
UND OHNE
VERMITTLER, jene von unten gesehen und gehört. Nicht nur die
Lebensbedingungen der Personen, Familien, Gruppen, Kollektive und
Organisationen, sondern auch ihre kämpferische Überzeugung, ihre
Geschichte,
ihr "das bin ich", ihr "hier bin ich". Und es waren Menschen, die
nie in der
Lage gewesen sind unsere Gemeinden zu besuchen, die unseren Prozess
nicht
direkt kannten, die über uns nur das wussten, was unser Wort ihnen
erzählt
hatte. Und das waren nicht Menschen, die auf der Bühne der
verschiedenen
Initiativen gestanden hatten, in denen die Neuzapatisten in direktem
Kontakt
mit den Bürgern getreten waren.
Es war bescheidene und einfache Leute, denen niemand zuhörte, und
denen wir
zuhören mussten... um zu lernen, um Compaņer@s zu werden. Unser
nächster
Schritt sollte dazu dienen, in direkten Kontakt mit diesen Menschen
zu
treten. Und während dies früher erfolgt war um selbst zu sprechen
und von
ihnen angehört zu werden, sollte es jetzt dazu dienen ihnen
zuzuhören. Und
nicht um mit ihnen konjunkturbedingt in Beziehung zu treten, sondern
langfristig, als Compaņer@s.
Unsere Analyse ergab auch, dass die zapatistische Delegation bei den
Initiativen bei denen sie "auftraten", zumeist durch eine Gruppe von
Personen "isoliert" wurde: jene, die organisierten, die entschieden
wann, wo
und mit wem. Wir urteilen nicht ob das gut oder schlecht war, wir
weisen nur
darauf hin. Daher sollte die folgende Initiative in der Lage sein
derartige
"Isolationen" von Anfang an "wahrzunehmen", um sie später zu
vermeiden.
Außerdem hatten die "Auftritte" der EZLN, ob gewollt oder ungewollt,
dem
Gespräch mit einem Sektor der Bevölkerung den Vorzug gegeben: die
kultivierte Mittelklasse, Intellektuelle, Künstler, Wissenschaftler,
soziale
und politische Führer. Vor der Wahl gestellt, würden wir uns in der
neuen
Initiative zwischen diesem Sektor oder dem der am meisten Enteigneten
entscheiden müssen. Und wenn wir uns entscheiden mussten, dann
würden wir
uns für sie entscheiden, für jene von unten, und einen Raum
errichten um uns
mit ihnen zu treffen.
4. - Die Kosten der Konsequenz.
Jede Schlussfolgerung, die wir in der internen Analyse zogen, führte
uns zu
einer neuen Definition, und diese wiederum zu einer neuen
Schlussfolgerung.
Wie es unsere Art ist, konnten wir die Menschen nicht zu einer
Initiative
aufrufen, ohne ihnen klar zu sagen, was wir dachten, und wohin wir
gehen
wollten. Wenn unsere Auswertung ergeben hatte, dass wir mit der
politischen
Klasse nichts zu tun haben würden, nichts mit denen von oben,
mussten wir
das sagen. Wir mussten eine frontale und radikale Kritik der GESAMTEN
politischen Klasse aufbieten, ohne weiterhin zu unterscheiden (so
wie wir
früher Cárdenas und die PRD unterschieden hatten), und unsere
Argumente und
Gründe dafür liefern. Das heißt, wir mussten die Menschen davon in
Kenntnis
setzen, dass es einen Bruch gegeben hatte.
Wir dachten damals (und, wie er sich hinterher herausstellte, haben
wir uns
nicht geirrt), dass der Sektor, der früher Cuauhtémoc Cárdenas
Solórzano
folgte, später die legislativen Handlungen der PRD-Regierung
"vergessen
würden", die Aufnahme ehemaliger PRIistas, das Kokettieren mit dem
großen
Geld, die Unterdrückungen und Aggressionen der PRD-Regierungen gegen
Volksbewegungen außerhalb ihrer Umlaufbahn, das komplizenhafte
Schweigen von
López Obrador angesichts der PRD-Abstimmung gegen die San Andrés
Verträge im
Senat, und AMLOs Ernennung zum neuen Anführer. Auf López Obrador
werden wir
später zu sprechen kommen, für jetzt genügt es zu sagen, dass die
Kritik ihn
mit einbezog, und dies wie erwartet diesen Sektor, der dem
Neozapatismus
nahe gestanden hatte, verärgerte und entfremdete.
Zu diesem Sektor, der in erster Linie, aber nicht ausschließlich, von
Intellektuellen, Künstler, Wissenschaftler und soziale Führer
gebildet
wurde, gehörte auch die so genannte "Sozialbasis der PRD", und viele
Menschen, die ohne der PRD anzugehören oder mit ihr zu sympathisieren
glaubten, dass es in der mexikanischen politischen Klasse noch etwas
gab,
dass zu retten sei. Und all diese Menschen, gemeinsam mit vielen
weiteren,
die sich der Analysen und Positionen der PRD nicht anschlossen,
hatten eine
Art "Schutzschild" um die indigenen zapatistischen Gemeinden
gebildet. Sie
hatten sich jedes Mal mobilisiert, wenn wir eine Aggression erlitten
hatten
... außer wenn diese Aggression von der PRD ausging.
Die Kritik und die Distanzierung gegenüber AMLO, würde von jenen,
die ihn
für ihre Alternative für oben hielten und es weiterhin tun, als eine
Kritik
gegen sich selbst betrachtet werden. Ergo würden sie nicht nur
aufhören uns
zu unterstützen, sondern sie würden auch dazu übergehen uns
anzugreifen. So
geschah es.
Unter den "Triumphen" derer, die aus dem Bereich der Akademie, der
Wissenschaften, der Künsten, der Kultur und der Information, López
Obrador
bedingungslos und unkritisch unterstützen (und die Intoleranz und
Despotismus an den Tag legen auch ohne die Regierung innezuhaben)
ist auch
einer, der unbeachtet geblieben ist: sie haben das erreicht, was
weder das
Geld, noch Unterdrückungen und Drohungen geschafft haben, das heißt,
die
wenigen öffentlichen Räume zu versperren, die dem Wort der EZLN offen
standen. Zuerst durch Lügen, dann durch Verdrehungen und
Verleumdungen, dann
durch Drängen, und zuletzt durch die Beseitigung unseres Wortes.
Jetzt haben
sie freies Feld um sich zum (vorbearbeiteten) schrillen Echo für
alles zu
machen was AMLO sagt und dem er widerspricht, ohne dabei von
irgendwen oder
irgendjemanden überschattet zu werden.
Aber die Kosten würden nicht nur politisch sein ... sondern auch
militärisch. Das heißt, der "Schutzschild" würde aufhören zu
existieren, und
die Möglichkeit eines Militärangriffs gegen den EZLN würde für die
Mächtigen
immer attraktiver erscheinen. Die Aggression würden dann olivgrün,
blau und
dreifarbig gekleidet kommen ..., oder wie es der Fall war, in gelb
(die
PRD-Regierung von Zinacantán, Chiapas, griff am 10. April, 2004 eine
friedliche Mobilisierung zapatistischer Unterstützungsbasen mit
Schusswaffen
an, die gelben Paramilitärs bildeten später, von der PRD gefördert,
die
ersten "Bürgernetzwerke für die Unterstützung AMLOs", eine weitere
"Vergesslichkeit" derer, die der EZLN vorwarfen und vorwerfen, den
PRD-Politiker weder unterstützt zu haben noch zu unterstützen).
Also beschlossen wir die politisch-militärische Organisation von der
zivilen
Struktur der Gemeinden zu trennen. Dies war dringend notwendig. Die
Einmischung der politisch-militärischen Struktur in den Gemeinden
hatte
aufgehört ein Antrieb zu sein, und begonnen ein Hindernis zu werden.
Der
Augenblick war gekommen beiseite zu treten und nicht länger zu
stören. Aber
es ging nicht nur darum zu vermeiden, dass der Prozess, den die
zapatistischen Gemeinden (mit eigenem Einsatz, Erfindungsgeist und
Kreativität) errichtet hatten, gemeinsam mit der EZLN vernichtet,
oder von
ihr gestört werden würde. Es sollte auch sicherstellen, dass die
Kosten der
Kritik an die politische Klasse nur von der EZLN, und vorzugsweise
von ihrem
militärischen Anführer und Sprecher "gezahlt" werden würden.
Aber nicht nur das. In dem Fall, dass die zapatistischen Gemeinden
entschieden den Schritt zu unternehmen, den die EZLN als notwendig,
dringend
und konsequent ansah, mussten wir darauf vorbereitet sein einen
Angriff zu
überleben. Aus diesem Grund würde später die Sechste Erklärung aus
dem
Lakandonischen Urwald mit einem Roten Alarm beginnen, und erforderte
eine
jahrelange Vorbereitung.
5. - Antikapitalistisch und links.
Aber die wichtigste Schlussfolgerung zu der wir in unserer Auswertung
gekommen waren, hatte nichts mit diesen Aspekten zu tun, die wir als
taktisch bezeichnen, sondern mit etwas Grundlegendem: der
Verantwortliche
für unseren Schmerz, für die Ungerechtigkeiten, die Verachtung, den
Raub und
die Schläge, mit denen wir leben, ist ein wirtschaftliches,
politisches,
soziales und ideologisches System, das kapitalistische System. Der
nächste
Schritt de Neozapatismus würde es sein diesen Verantwortlichen
eindeutig zu
kennzeichnen, nicht nur für die Verweigerung der indigenen Rechte und
Kultur, sondern für die Verweigerung der Rechte und für die
Ausbeutung der
großen Mehrheit der mexikanischen Bevölkerung. Das heißt, es musste
eine
Initiative gegen das System sein. Obwohl alle Initiativen der EZLN
in der
Regel gegen das System gerichtet waren, waren sie nicht immer
eindeutig als
solche gekennzeichnet worden. Die gesamte Mobilisierung für die
indigenen
Rechte und Kultur war innerhalb des Systems erfolgt, mit der Absicht
ein
Dialog und einen juristischen Raum innerhalb des gesetzlichen
Rahmens zu
errichten.
Und die Definition des Kapitalismus als Verantwortlichen und Feind
brachte
eine weitere Schlussfolgerung mit sich: wir mussten über den
indigenen Kampf
hinausgehen. Nicht nur in unseren Erklärungen und Vorschlägen,
sondern auch
in der Organisation.
Was gebraucht wurde und wird, so dachten und denken wir, ist eine
Bewegung,
die die Kämpfe gegen das System vereint, das uns ausraubt, ausbeutet,
unterdrückt und als Indigenas verachtet. Und nicht nur uns als
Indigenas,
sondern auch Millionen andere, die keine Indigenas sind: Arbeiter,
Campesinos, Angestellte, Kleinhändler, Strassenhändler,
SexarbeiterInnen,
Arbeitslose, Migranten, Unterbeschäftigte, Strassenarbeiter,
Homosexuelle,
Lesben, Transsexuelle, Frauen, Jugendliche, Kinder und Alte.
Im Lauf der Geschichte des öffentlichen Lebens der EZLN hatten wir
andere
Organisationen und indigene Völker kennen gelernt und hatten
Beziehungen zu
ihnen aufgenommen. Der Nationale Indigene Kongress hatte uns nicht
nur
gestattet die Kämpfe und die Autonomieprozesse, die von indigenen
Völkern
vorangebracht wurden in Erfahrung zu bringen und von ihnen zu lernen,
sondern uns auch beigebracht mit ihnen respektvoll in Beziehung zu
treten.
Aber wir hatten auch Organisationen, Kollektive und politische und
kulturellen Gruppen kennen gelernt, die sich eindeutig als
antikapitalistisch und links definierten. Ihnen gegenüber hatten wir
immer
Misstrauen, Distanz und Skepsis bewahrt. Unser Verhältnis zueinander
hatte
vor allem aus einer ununterbrochenen Nichtbegegnung bestanden...
beiderseits.
Mit der Anerkennung des kapitalistischen Systems als Quelle des
indigenen
Schmerz, musste die EZLN auch anerkennen, dass es diesen Schmerz
nicht nur
uns verursachte. Da gab und gibt es auch diese Anderen, denen wir im
Verlauf
dieser 12 Jahre begegnet sind. Ihre Existenz anzuerkennen bedeutete
ihre
Geschichte anzuerkennen. Das heißt, keine dieser Organisationen,
Gruppen und
Kollektiven war mit der EZLN geboren worden, weder durch ihr
Beispiel, noch
in ihrem Schatten, noch unter ihren Fittichen. Sie waren und sind
Gruppierungen mit einer eigenen Geschichte des Kampfes und der
Würde. Eine
kapitalistische Initiative gegen das System musste sie nicht nur
berücksichtigen, sondern auch eine ehrliche Beziehung zu ihnen
vorschlagen,
das heißt eine Beziehung des Respekts.
Die Compaņer@s vom Nationalen Indigenen Kongresses hatten uns
beigebracht,
dass die Anerkennung von Geschichte, Vorgehensweisen und Zielen, die
Basis
des Respekts bildet. Also dachten wir, wir könnten den anderen
antikapitalistischen Organisationen, Gruppen und Kollektiven diesen
Vorschlag machen. Die neue Initiative sollte den Aufbau der
Gemeinsamkeiten
und Bündnisse mit diesen Anderen vorschlagen, ohne eine völlige
Vereinheitlichung oder Hegemonie von ihnen oder der EZLN zu bedeuten.
6. - Nach oben blicken ... was nicht gesagt wird.
Während oben der Kampf um die Präsidentschaft im Gange war, wurde
uns klar,
dass es das Fundamentale niemals berühren würde: das wirtschaftliche
Modell.
Das heißt, das System, dem wir als indigene Völker und als
MexikanerInnen
unterworfen sind, wurde in keinem Vorschlag derer angesprochen, die
sich
dort oben stritten, weder von der PRI, noch von der PAN, noch von
der PRD.
Wie bereits hingewiesen wurde, und nicht nur von uns, war und ist der
angebliche "linke" Vorschlag (der PRD im allgemeinen und von AMLO
insbesondere) nichts dergleichen. Es war und ist ein Projekt der
Krisenadministration, um Gewinne für die großen Eigentümer zu
sichern und
den soziale Unmut durch wirtschaftliche Hilfen, durch die
Kooptierung von
Anführern und Bewegungen, und durch Drohungen und Repression zu
kontrollieren. Seit dem Eintritt von Cárdenas Solórzano in die
Hauptstadtregierung, später mit Rosario Robles, und danach mit López
Obrador
und Alejandro Encinas, wurde und wird Mexiko Stadt wie unter der PRI
regiert, aber jetzt unter der Fahne des PRD. Die Partei hat sich
geändert,
aber die Politik bleibt die gleiche.
Aber AMLO besaß und besitzt was keiner seiner Vorgänger hatte:
Charisma und
Geschick. So wie Cárdenas vor ihm die Stadtregierung als Sprungbrett
für die
Präsidentschaft benutzte; tat López Obrador das auch, aber
geschickter und
erfolgreicher als der Ingenieur. Die Regierung von Vicente Fox, mit
ihren
Ungeschicklichkeiten, wurde zum wichtigsten Förderer und Publizisten
der
Kandidatur des PRD-Politikers. Unseren Schätzungen zufolge würde
AMLO die
Wahl zum Präsidenten der Republik gewinnen.
Und wir haben uns nicht geirrt. López Obrador erhielt die meisten
Stimmen
unter denen, die sich um die Präsidentschaft stritten. Obwohl nicht
so groß
wie vorausgesagt, war sein Vorsprung klar und eindeutig.
Worin wir uns geirrt hatten was zu denken, dass das Mittel des
Wahlbetrugs
bereits der Vergangenheit angehörte. Aber darauf werden wir später zu
sprechen kommen.
Unserer Analyse zufolge, würde der Antritt von AMLO und seines
Regierungsteams (zusammengesetzt aus offenen oder verschämten
Salinisten,
und einem Haufen niederträchtiger und verabscheuungswürdigen
Personen) an
der Präsidentschaft der Republik, den Antritt einer Regierung
bedeuten, die
vorgab links zu sein, aber eine rechte Politik betrieb (so wie es die
Regierung von D.F. getan hat und tut). Und darüber hinaus würde sie
die
Macht mit Legitimität, Sympathie und Popularität antreten. Aber sie
würde
das Essentielle des wirtschaftlichen Systems nicht anrühren. Um mit
den
Worten von AMLO und seines Teams zu sprechen: "die
makrowirtschaftliche
Politik wird weiterhin fortgesetzt werden."
Wie es fast niemand sagt, bedeutet diese "makrowirtschaftliche
Politik" eine
steigende Ausbeutung, die Zerstörung der sozialen Sicherheit, die
Gefährdung
der Arbeit, die Enteignung von Ejido- und Gemeindeländereien, eine
zunehmende Migration in die Vereinigten Staaten, die Vernichtung von
Geschichte und Kultur, die Unterdrückung der Unzufriedenheit in der
Bevölkerung . . . und die Privatisierung des Erdöls, der
Stromindustrie und
aller natürlichen Ressourcen (was im lopezobradorischen Diskurs als
"Co-Investition" getarnt wird)
Die "soziale" Politik (die "Analysten" um AMLO "vergessen" wieder
einmal die
großen Ähnlichkeiten mit der "Solidarität" von Carlos Salinas de
Gortari" -
dem "Unnennbaren", der im Team von López Obrador wiederbenannt
wurde) des
PRD-Vorhabens, so wurde uns gesagt, würde es gestatten die Ausgaben
des
Regierungsapparates zu verringern, und die Korruption zu eliminieren
(ha!).
Die eingesparten Gelder würden dazu dienen, den "schwächsten"
Sektoren zu
helfen (Senioren und ledige Mütter), und um die Wissenschaften,
Künste und
Kultur zu unterstützen.
Also dachten wir: AMLO gewinnt die Präsidentschaft mit Legitimität
und mit
der Unterstützung der großen Unternehmer, und dazu noch mit der
bedingungslosen Unterstützung der progressiven Intellektuellen; der
Vernichtungsprozess unserer Heimat wird fortgesetzt (aber unter dem
Alibi
eine Zerstörung "der Linken" zu sein); und jede Art von Opposition
oder
Widerstand würde als "von der Rechten gefördert, nützlich für die
Rechte,
sektiererisch, ultra-radikal, infantil, im Bunde mit Martha Sahagún
(damals
schien Martita die Wunschkandidatin der PAN zu sein - später lautete
ihr
Etiquette "Verbündete von Calderón") - und bla, bla, bla"
kategorisiert,
unterdrückt (wie die Studentenbewegung in 1999-2000; die Bevölkerung
von San
Salvador Atenco - erinnern wir uns, dass alles mit dem
PRD-Bezirkspräsidenten von Texcoco begann, die PRD Abgeordneten des
Bundesstaates von México, die heute die Freiheit der Gefangenen
fordern,
haben zu der Zeit die polizeiliche Repression begrüßt und
unterstützt; und
die Jugendlichen, die von der PRD Regierung dieses "Verteidigers der
Ausdrucksfreiheit", Alejandro Encinas unterdrückt wurden,
paradoxerweise,
weil sie eine Strasse blockierten um Freiheit und Gerechtigkeit für
Atenco
zu fordern); angegriffen (wie die zapatistischen Unterstützungsbasen
in
Zinacantán); oder verleumdet, verfolgt und verteufelt (wie die Andere
Kampagne und die EZLN).
Aber die Illusion würde verfliegen, sobald ersichtlich wurde, dass
sich für
die von unten nichts geändert hat. Und dann würde eine Phase der
Entmutigung, Verzweiflung und Enttäuschung einsetzen, das heißt, der
Nährboden für den Faschismus.
Für diesen Augenblick würde eine organisatorische linke Alternative
vonnöten
sein. Unserer Rechnung zufolge, würde sich die wahre Natur des so
genannten
"Alternativen Landesprojekts" in den ersten drei Regierungsjahren
definieren.
Unsere Initiative musste dies berücksichtigen und darauf vorbereitet
sein,
mehrere Jahre lang alles gegen sich zu haben (einschließlich von
Karikaturen), bevor sie zu einer wirklichen linken und
antikapitalistischen
Option werden würde.
7.- Was danach folgte? Die Sexta.
Ende 2002 war das Projekt, das später als die Sechste Erklärung aus
dem
Lakandonischen Urwald bekannt werden würde, bereits grob umrissen:
eine neue
politische Initiative, zivil und friedlich; antikapitalistisch, die
das
Gespräch mit den Politikern nicht nur nicht suchte, sondern diese
auch offen
und vorbehaltlos kritisierte; die den direkten Kontakt zwischen der
EZLN und
den Anderen von unten ermöglichte; die ihnen zuhörte, die es vorzog,
mit den
einfachen und bescheidenen Menschen in Beziehung zu treten, die es
gestattete sich mit Organisationen, Gruppen und Kollektive mit der
gleichen
Auffassung zu verbünden, die ausdauernd war, die darauf vorbereitet
sein
musste, mit allem gegen sich zu laufen (einschließlich des Sektors
der
progressiven Künstler, Wissenschaftler und Intellektuellen), und die
bereit
war eine Regierung zu konfrontieren, die als legitim galt. Kurzum:
zu sehen,
hören, sprechen, laufen, kämpfen, unten ... und links.
In Januar 2003, "besetzten" Zehntausende Zapatisten die Stadt von San
Cristóbal de las Casas, Chiapas. Macheten (zu Ehren der RebellInnen
von
Atenco) und brennende Ocote-Zweige erstrahlten und erleuchteten den
zentralen Marktplatz des altehrwürdigen Jovel. Die zapatistische
Führung
hielt eine Rede. Unter ihnen warnte Comandante Tacho jene, die auf
das
Vergessen, den Zynismus und die Bequemlichkeit setzten: "Sie irren
sich, es
gibt da noch etwas anderes".
In diesem Augenblick, noch halb im Schatten der Dämmerung, fing die
Sechste
Erklärung an zu laufen...
(Fortsetzung folgt...)
Für das Geheime Revolutionäre Indigene Komitee - Generalkommandantur
der
EZLN und für die Sechste Kommission.
Subcomandante Insurgente Marcos.
Mexiko, August-September 2006.
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