Worte von Comandanta Esther bei der Eröffnung der Nationalen Vollversammlung
der Anderen Kampagne
La Garrucha, Chiapas
16. September 2005
Guten Abend Compaņeras und Compaņeros.
Im Namen des Geheimen Revolutionären Indigenen Komitees -
Generalkommandantur der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung.
Wir möchten einige Worte an alle Frauen richten, die heute hier sind und
nicht hier sind, die sich der Sechsten Erklärung aus dem Lakandonischen
Urwald angeschlossen haben. Wir müssen weiterhin als Frauen kämpfen um
unsere Rechte zu verteidigen, denn mehr als 500 Jahre lang haben uns die
schlechten Anführer und die Mächtigen, die Rechte und den Platz verweigert,
der uns als Personen zusteht. Und sie haben uns als Objekte behandelt, und
haben dies unseren Väter und Großväter auferlegt. Deshalb sagen uns einige
unserer Väter, Brüder und Ehemänner heute, dass wir nutzlos wären, und nur
dafür gut Kinder großzuziehen und den Haushalt zu führen, und dass wir
schwach wären und nicht wüssten wie man denkt oder Entscheidungen trifft.
Diese schlechten Ideen hielten alle Frauen auf dem Land und in der Stadt
dominiert.
Aber das ist nicht wahr, wir Frauen können uns durchaus selbst organisieren,
Ämter besetzen und Entscheidungen treffen, genau wie die Männer. Deshalb
sage ich Ihnen, dass wir weiterhin gemeinsam kämpfen müssen, um die Rechte
zu verteidigen, die uns als Frauen und menschliche Wesen zustehen.
Wenn wir nichts tun, werden unsere Töchter und Enkelinnen genauso
weiterleben, wie es jetzt in unser Land ist, den die Mehrheit der Frauen
werden nicht berücksichtigt, wir werden nicht respektiert, wir haben keine
würdige Arbeit. Deshalb müssen viele Frauen auswandern, um Arbeit in andere
Länder zu suchen, wie die Vereinigten Staaten. Dort werden sie misshandelt,
gedemütigt, verachtet, ausgebeutet und getötet, und oft werden ihre Rechte
von ihren Arbeitgeber verletzt.
Aber diese Situation in unserem Land kann nicht so weitergehen, wenn wir
wollen, dass Frauen eine sichere Arbeit, eine gerechte Bezahlung, eine
würdige und respektvolle Behandlung erhalten.
Um dies zu erreichen braucht es Zeit, und Opfer, Verantwortung, Geduld und
Widerstand. So wie diese Arbeit und die Organisatierung, die wir gemeinsam
beginnen. Es wird viele Probleme und Hindernisse geben. Aber wir können
deswegen den Kampf nicht aufgeben, denn es geht nicht nur darum, es eine
Weile zu versuchen. Es wird Jahre dauern, um zu erreichen was wir wollen, und
deshalb müssen wir entschlossen und stark sein, und immer nach Lösungen für
die Probleme suchen, auf die wir stoßen werden.
Deshalb ist nun die Stunde gekommen unsere Kräfte zu vereinen, um unser Ziel
zu erreichen. Habt Mut, Compaņeras, Arbeiterinnen, Lehrerinnen, Doktorinnen,
Künstlerinnen, Lesben, Intellektuelle, Jugendliche, Hausfrauen und aus allen
Sektoren der Gesellschaft. Verliert nicht den Mut, denn es bleibt uns kein
anderer Weg als weiterhin gemeinsam zu kämpfen, Männer, Frauen, Jugendliche,
Mädchen und Jungen, Alte, um in unserem Land Mexiko berücksichtigt zu werden.
Aber wir möchten auch ein wenig über den Kampf der indigenen Frauen
sprechen. Wir, als indigene Frauen, kämpfen für die gleichen Ziele, den wir
leiden unter einer dreifachen Ausbeutung, als Frauen, als Indigenas, und
weil wir arm sind. Da wir Frauen sind, werden wir nicht berücksichtigt, wir
werden gedemütigt und verachtet. Da wir Indigenas sind, werden wir
diskriminiert, wegen unserer Kleidung, Hautfarbe, Sprache und Kulturen. Da
wir arm sind, haben wir keine Recht auf Gesundheitsfürsorge, Schulbildung
und sie vergessen uns. Deshalb haben wir beschlossen uns zu organisieren und
gemeinsam zu kämpfen, um aus dieser Situation auszubrechen. Es ist uns
gleich ob wir verfolgt, eingesperrt, entführt oder sogar getötet werden wenn
es nötig ist. Trotz all dem sind wir hier, und wir werden weiterhin kämpfen,
und wir werden uns nicht ergeben oder uns für die wenigen Almosen verkaufen,
die uns die schlechte Regierung gibt, und schon gar keine Regierungsposten
annehmen.
Danke für den Kampf, der uns diesen Raum gab um teilzunehmen, unsere Kräfte
zu verbünden und gemeinsam zu kämpfen, Männer und Frauen, denn ohne die
Männer oder die Frauen, würde der Kampf keine Fortschritte machen. Deshalb
ist die Beteiligung aller wichtig, gleich welcher Rasse oder Hautfarbe.
Zuletzt möchte ich Sie nur noch dazu aufrufen, unsere Kräfte zu vereinen um
gemeinsam Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit für alle zu erreichen.
* * *
(übs. von Dana)
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