Worte von Comandante David bei der Eröffnung der Nationalen Vollversammlung
der Anderen Kampagne
La Garrucha, Chiapas
16. September 2005
Compaņeros und Compaņeras, indigene Brüder und Schwester aus Mexiko und der
ganzen Welt, und alle Unterstützer der Sechsten Erklärung.
Im Namen des CCRI-CG der EZLN haben wir folgendes zu sagen:
Als Indigenas unseres Landes, Mexiko, und unseres gesamten Kontinents, sind
wir diejenigen, denen alles abgesprochen wurde, sogar unsere Existenz.
Von der Spanischen Eroberung bis in unsere heutige Zeit, haben sie uns
gedemütigt, zum Schweigen gebracht und sie haben versucht uns auszurotten,
aber sie haben uns durch lange Jahre des Schmerzes und des Leidens gelehrt
Widerstand zu leisten. Deshalb konnten sie unseren Kampf nicht auslöschen,
unseren Widerstand, unsere Rebellion und unsere Empörung gegen
Ungerechtigkeit und Unterwerfung.
Die Wut und die Rebellion der indigenen Völker Mexikos und des ganzen
Amerikanischen Kontinents wurden von den Conquistadores selbst und ihre
Nachfahren angefacht, durch ihre Grausamkeit und ihre Unmenschlichkeit gegen
die Indigenas. Unsere Völker vergessen ihre Geschichte nicht, ihr Leid und
ihren Kampf. Sie werden sicher in den Herzen und Gedanken von uns allen
aufbewahrt, die wir die Ersten dieses Landes Mexiko und ganz Amerika gewesen
sind. Denn das Leben und das Blut vieler Millionen gefallener und
massakrierter indigenen Brüder und Schwester fordern weiterhin Gerechtigkeit
und Freiheit. Deshalb, durch mehr als 500 Jahre der leidvollen Geschichte,
gab es Bewegungen, Widerstandskämpfe und Kriege der Indigenas gegen ihre
Unterdrücker und schlechte Anführer.
Im Fall unseres geliebten Landes Mexiko, wurde es seit der Spanischen
Eroberung bis zum heutigen Tag mit dem Blut von Millionen Indigenas befleckt
und kultiviert.
Viele Tausende Indigenas starben während der Spanischen Eroberung, und
Hunderttausende wurden versklavt.
Während des Unabhängigkeitskrieges von 1810, geführt von Pater Hidalgo,
waren es wir, die Indigenas, die das meiste Blut für die Unabhängigkeit und
Freiheit unserer Patria geopfert haben.
Heute, am 16. September 2005, gedenken wir mit Stolz unserer indigenen
Brüder, die gestorben sind, und aller die ihr Leben geopfert haben um uns
Freiheit und Unabhängigkeit zu geben. Aber nach diesem Krieg für
Unabhängigkeit und Freiheit nahmen wir Indigenas weiterhin die gleiche
Stelle von Sklaverei, Armut, Demütigung und Vergessen ein, das Blut unserer
Gefallenen wurde ignoriert, genau wie die Existenz der Überlebenden.
So gab es weder Freiheit noch Unabhängigkeit für die Indigenas, nur ihre
Herren und Gebieter wechselten.
Wir wurden nicht in die Gesetze einbezogen, die damals erlassen wurden.
Dann kam die Revolution von 1910, und es waren wieder wir, die Indigenas und
Campesinos, die das meiste Blut und Leben für Land und Freiheit opferten,
den es waren unsere indigenen und Campesino Brüder, die mit Tapferkeit und
Heldenmut kämpften, ohne Furcht mehr zu verlieren als ihr eigenes Leben.
Aber nach dieser Revolution gab es immer noch weder Land noch Freiheit für
die Indigenas und Campesinos. Jene, die nach der Ermordung unseres Generals
Emiliano Zapata im Namen der Revolution die Macht übernahmen, vergaßen die
Indigenas ebenfalls. Sie erließen Gesetze, wie die Verfassung von 1917, und
auch in dieser Mexikanischen Verfassung waren wir weder einbezogen noch
anerkannt.
Als Indigenas und Campesinos werden wir weiterhin beschissen oder schlimmer,
denn wir haben auf überhaupt nichts Anrecht, weder auf Land, noch auf
Gesundheit, Schulbildung, Nahrung, auf ein würdiges Leben oder respektiert
zu werden.
Und so fanden Kämpfe und Revolutionen statt, und wir Indigenas und
Campesinos blieben immer beim alten. Immer zur Seite gedrängt, immer
marginalisiert und vergessen.
Compaņeros und Compaņeras, Brüder und Schwestern, wir können nicht mehr
zulassen, dass diese traurige Geschichte, die wir Jahrhunderte hindurch
erlitten haben, sich ständig wiederholt. Wir können nicht zulassen,
weiterhin verspottet zu werden.
Alle Indigenas und Campesinos, und alle ehrlichen Männer und Frauen, die
unsere mexikanische Patria bewohnen, unser Kontinent und unsere ganze Welt,
haben das Recht und die Pflicht diese Realität zu verändern und eine neue
Geschichte zu erbauen, die Geschichte der Menschlichkeit, die Geschichte der
Welt.
Deshalb, durch diesen Kampf, den die Zapatistas führen, und in dieser großen
Bewegung, die wir mit allen Indigenas und Campesinos errichten - werden wir
nicht mehr ausgeschlossen bleiben, wir werden ein wichtiger Teil der
Geschichte und Nationen sein.
Deshalb wird geschehen was geschehen wird, und wir werden den Platz
erringen, der uns gehört, und der den Indigenas, den Campesinos und allen
Ausgebeuteten zusteht. Der Kampf gehört uns, die Patria gehört uns, und die
Geschichte gehört uns.
* * *
(übs. von Dana)
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