Linker Aktivist in Mexiko-Stadt ermordet

Eltern, Universität und FreundInnen sprechen von politischem Mord.

Weitere AktivistInnen bedroht

 

Am 24. April wurden die Eltern des Studenten Noél Pável González González über

den Tod ihres Sohnes informiert. Er war seit dem 19. April verschwunden und

wurde, einige Kilometer von der UNAM (Nationale autonome Universität von

Mexiko) entfernt, aufgehängt aufgefunden. Offensichtlich sollte ein Selbstmord

vorgetäuscht werden. Die Autopsie ergab jedoch Folter, Vergewaltigung und

einen Schädelbasisbruch. Diese Misshandlungen wurden ihm vom ersten Tag an

zugefügt, am 23. April erlag er seinen Verletzungen. González war im UNAM-

Streik von 1999/2000 gegen die Privatisierung der Bildung aktiv gewesen, nahm

immer wieder an Mobilisierungen gegen die neoliberale Globalisierung teil und war

ehrenamtlich in der zapatistischen Kooperative Smaliyel aktiv, die unter anderem in

Mexiko-Stadt Kaffee aus aufständischen Gemeinden in Chiapas vertreibt.

 

Seine Eltern, seine politischen Weggefährten, die Hochschulen UNAM und ENAH

und verschiedene soziale Organisationen stuften das Verbrechen als einen

politischen Mord ein. Sie sind überzeugt, das González aufgrund seines

politischen Engagements sterben musste. Am 29. April fand eine große

Demonstration vor dem Regierungsministerium statt, auf der die vollständige

Aufklärung des Mordes und die Bestrafung der Täter gefordert wurde. Der

Protestzug wurde von den Eltern von González und Rosario Ibarra de Piedra

angeführt, die seit den 70er Jahren für die Interessen der Hinterbliebenen von

Verschwundenen kämpft. Sie rief dazu auf, friedlich gegen die amtierende

Regierung zu kämpfen, da ihre "Menschenrechtskommissionen nichts wert"

seien.

 

Seit Jahrzehnten gilt der "schmutzige Krieg", die politische Gewalt gegen

emanzipatorische Bewegungen, als ein enormes gesellschaftliches Problem in

Mexiko. Weit über 1.000 Menschen sind seit dem Massaker vom 2. Oktober 1968

an mindestens 400 protestierenden Studentinnen und Studenten aus politischen

Gründen ermordet worden. In der Regel sind die Opfer linken und indigenen

Gruppen, Basisorganisationen sowie Menschenrechtsgruppen zuzuordnen. Die

Täter werden meist nicht ermittelt. Die Soziologin und Journalistin Marta Durán

erläutert im Gespräch vom 2. Mai: "Präsident Vicente Fox und seine Regierung

möchten nach außen das Bild eines demokratischen und zivilisierten Landes

vermitteln. Fox spricht immer wieder von einer 'Regierung des Wechsels', doch

es gibt eine unglaubliche Kontinuität zur jahrzehntelangen Herrschaft der PRI

(Institutionelle Revolutionäre Partei). Unter seiner Regierung dauern die

Straflosigkeit und die permanente Belästigung von sozialen Aktivisten an. Die

Autoritäten haben überhaupt nichts zum aktuellen Fall gesagt ".Auch die

Mehrheit der mexikanischen Medien berichtete spärlich oder überhaupt nicht über

den aktuellen Mord.

 

Nachdem die Kooperative Smaliyel, die zapatistische Front FZLN und das

zapatistische Netzwerk zur nationalen Befreiung am 28. April einen Protestbrief in

der linken Tageszeitung "La Jornada" veröffentlicht hatten, wurden mehrere

Aktivistinnen und Aktivisten namentlich massiv bedroht: "Gegen diese

beschissenen Zapatisten. Entweder sie hauen ab, oder die Apokalypse kommt.

Die mit dem Kaffee, die mit den lächerlichen Karawanen. Folgt den beschissenen

Zapatisten und wir werden sehen."

 

Die FZLN berichtet weiter, dass die Drohung einen Hinweis auf "el Yunque" (der

Amboss) enthielt, eine klandestine ultrarechte Gruppierung, die in letzter Zeit ihre

Pro-Nazi-Aktivitäten in mehreren Schulen der UNAM verstärkt habe.

Interessanterweise wird von verschiedenen mexikanischen Journalisten

behauptet, dass diese Rechtsextremisten Teile der aktuellen mexikanischen

Regierung unterwandert hätten. So berichtete die Wochenschrift "Proceso" Ende

April, dass Ramón Muñoz Gutiérrez, der Chef des Innovationsbüros der Regierung

ist und dem Präsidenten äußerst nahe steht, Teil dieser Gruppierung sei. Auch der

Vorsitzende der Partei der Nationalen Aktion (PAN), Luis Felipe Bravo Mena, sei

dort aktiv. Die seit Dezember 2000 amtierende Regierung wird hauptsächlich von

der PAN gestellt, gilt als äußerst neoliberal, rechtskonservativ und frauenfeindlich,

wird jedoch von der westlichen Welt als "demokratisch" betrachtet.

 

 

3.5.2004

 

Luz, Gruppe B.A.S.T.A.

 

 

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