(aus: junge Welt vom 20.04.2004)
Türsteher vor der Festung USA
Mexiko entwickelt sich zunehmend zum Vorposten im Kampf gegen illegale Einwanderer
 
von Diego Cevallos, Mexiko-Stadt (IPS)
 
Mexiko entwickelt sich im Kampf gegen illegale Immigranten aus 
Zentral- und Südamerika zunehmend zu einem Vorposten der USA. 
Allein im vergangenen Jahr wurden von der mexikanischen Polizei etwa 
160.000 Einwanderer ohne gültige Papiere, überwiegend aus 
Guatemala, Honduras und El Salvador, abgefangen und deportiert. 
Menschenrechtsorganisationen warnen inzwischen vor der rechtlosen 
Lage dieser illegalen Einwanderer. Sie seien auf ihrem Weg nach 
Norden nicht nur der Ausbeutung durch Schlepperbanden und andere 
Verbrecher ausgeliefert, sondern auch den vielfältigen Schikanen der 
mexikanischen Polizei.
 
Die nationale Menschenrechtskommission hat nach Angaben ihres 
Vorsitzenden José Luis Soberanes etliche Fälle dokumentiert, in denen 
Immigranten nicht nur durch Schleuser und Banditen, sondern auch 
durch Beamte der Einwanderungsbehörden bestohlen, mißhandelt und 
sexuell mißbraucht worden sind. Mexiko ist seit jeher der bevorzugte 
Ausgangspunkt für Einwanderer aus Zentral- und Südamerika auf dem 
Weg in die USA. Die insgesamt 1150 Kilometer lange Grenze mit 
Guatemala und Belize ist nur schwer zu überwachen.
 
Seit einigen Jahren versuchen auch Einwanderer aus Europa und 
Asien, auf diesem Wege in die USA zu gelangen. Zwischen 1988 und 
2003 ist die Zahl der Festnahmen von durchschnittlich 108.000 auf 
160.000 pro Jahr gestiegen. Trotzdem geht den mexikanischen 
Gesetzeshütern weiter ein Großteil der illegalen Migranten durchs Netz. 
Angesicht der immer schwieriger werdenden Lage an den Grenzen 
boomt das Geschäft der Schlepper, der sogenannten coyotes. Der Preis 
für einen illegalen Grenzübertritt beträgt für Menschen aus Zentral-
und Südamerika zwischen 1.500 und 4.000 US-Dollar. Europäer oder 
Asiaten müssen bis zu 10.000 Dollar bezahlen.

 

 

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