Trierischer
Volksfreund, 13.04.2004 "Ich
war voller Wut" TRIER. Von
ihren Plänen, als internationale Beobachter nach Mexiko zu reisen,
berichteten im Sommer vier junge Trierer (TV vom 13. August 2003).
Johannes Plotzki erzählt nun nach seiner Rückkehr, wie es war.
Kaum hat er seinen Uni-Abschluss in der Tasche, nistet
sich Johannes Plotzki (28) auf einem Frachtschiff ein. Sein Kurs: Mexiko.
Doch der Geografie-Absolvent ist nicht auf dem Weg in den Abenteuerurlaub. Er
ist als Menschenrechtsbeobachter unterwegs und wird "konstruktive
Konfliktarbeit" leisten. Sein Einsatzort ist
Chiapas, der südlichste Bundesstaat Mexikos. Nach 500 Jahren Unterdrückung
versucht dort die indigene Bevölkerung, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
1994 kam es zum Aufstand der Zapatistas und in der Folge zum Aufbau von
autonomen Strukturen in Verwaltung, Gesundheit, Bildung und Versorgung. Die
mexikanische Regierung antwortete darauf mit militärischer Repression und
führt seither einen "Krieg niederer Intensität" gegen die
Kleinbauern in Chiapas. Um sich vor den
Menschenrechtsverletzungen der Militärs zu schützen, richteten einige Dörfer
"zivile Friedenscamps" ein und laden regelmäßig internationale
Beobachter ein. Mit einem Zertifikat der Organisation Carea e.V. kann sich
auch Johannes Plotzki vor Ort als in Seminaren geschulter
Menschenrechtsbeobachter ausweisen. Seine erste Station ist eine
räumungsbedrohte Gemeinde. Um dahin zu gelangen, muss sich der junge Deutsche
den Weg durch den Regenwald bahnen. Es gibt keine Straße, die in die Gemeinde
an der Grenze zu Guatemala führt. Dass Plotzki zwei Wochen ohne Strom und
Telefonverbindung erwartet, ist ihm bewusst. Die Unterkunft ist eine Hütte,
die ohne Eisenteile gebaut ist; das Bett ein einfaches Holzbrett. Gemeinde
niedergebrannt Seine Aufgabe: Sobald
sich ein Motorboot nähert, muss er zum Fluss rennen, Fotos machen und sich
als Menschenrechtsbeobachter zu erkennen geben. Plotzki baut auch persönliche
Kontakte zu den Dorfbewohnern auf. Umso bitterer ist es
für ihn, im Nachhinein zu erfahren, dass die Gemeinde unmittelbar nach seinem
Weggang geräumt und niedergebrannt wurde. "Ich war voller Wut und
Besorgnis um die Menschen", erzählt Plotzki. Er gibt seine
Erlebnisse und die Fotos von Mexiko aus an seinen
"Unterstützerkreis" aus Freunden im Westen weiter. Für die nächsten
zwei Wochen ist Plotzki Menschenrechtsbeobachter in einem Hochland-Dorf, in
dem das Trauma eines Massakers noch stets präsent ist. Den heftigsten
Angriff auf seine Person erlebt Plotzki, als er bei einer von ihm begleiteten
Demonstration in Chiapas von Dorfbewohnern mit Steinen beworfen wird. Einen
anderen Teil des zapatistischen Aufstandes und die harte Arbeit, die hinter
einem Pfund Kaffee steckt, lernt der Kaffee-Fan kennen, als er die
Kaffee-Kooperative "Mut Vitz" besucht. Dass es möglich ist,
selbstverwaltete Strukturen über ein großes Gebiet aufzubauen, hat den
Trierer "sehr mitgerissen". Obwohl er weiß, dass
die zapatistische Bewegung nicht auf Deutschland übertragbar ist, ist die
Selbstorganisation der Zapatistas für Plotzki "ein Ansporn, in
Deutschland weiter zu machen. Mit der Bestrebung, das Machtvakuum, das durch
den Rückzug des Staates aus den Grundbedürfnissen wie Gesundheit, Transport
und Bildung entsteht, mit selbstverwalteten Strukturen zu füllen". Mit seiner Rückkehr
aus Mexiko ist seine Aufgabe als Menschenrechtsbeobachter noch nicht
abgeschlossen. In einem zweiten Schritt versucht er nun, seine Erfahrungen
und den Konflikt in Chiapas in Deutschland bekannt zu machen. In den nächsten
Wochen wird Johannes Plotzki mit einem Dia-Vortrag unter anderem in Trier,
Norddeutschland, Kassel und Tübingen Station machen. Chiapas lässt den
Trierer nicht los. Im Dezember will er wieder als Menschenrechtsbeobachter nach
Mexiko gehen. Diesmal allerdings für ein ganzes Jahr und gegen Bezahlung. Kontakt: Johannes
Plotzki, E-mail: johannes[at]plotzki.de,
Informationen: Carea e.V. Mexiko, Telefon/Fax 030/42805666, Email carea[at]gmx.net, Internet: www.buko.info/carea
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